Donnerstag, 31. März 2016

30. März 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Ingolstadt bei Jeannine



Aperitif: Sgroppino
Vorspeise: Im Serrano-Schinken gebratener Ziegenkäse an warmem Römersalat mit Feigensenf
Hauptspeise: Kalbsfilet in zarter Mandelkruste auf geschmorten Thymiankartoffeln und Chorizo-Bohnen
Nachspeise: Warmes Clafoutis mit Pflaumen und Vanilleeis


Geschwindigkeit ist keine Hexerei

... aber völlig unnötig für Jeannine. Mit der totalen inneren und äußeren Entschleunigung oder auch der absoluten Abwesenheit eines winzigen Hauches von Temperament macht sie sich ans Werk, manchen Zuschauern vor dem Bildschirm ein Gähnen ins Gesicht zu zaubern.

Schon am Dienstag konnte man erkennen, dass die Haare ihrer Kundin bereits furztrocken waren, während sie immer noch daran herum-schnibbelte. Nun gut, war für die Kameras gedacht ... geht aber durchaus als Synonym für permanente Schläfrigkeit durch.

"Fast unangenehm fröhlich" findet Marc die ihm zugewiesene Gesellschaft der Mit-Streiter. Es ist nicht verboten, sich etwas schön zu reden.

Völlig regungslos und schon gar nicht unangenehm fröhlich wirkt Jeannine mit Freundin, Geschäftspartnerin und Nachbarin Anna in der Küche, und die Frage sei gestattet

wie sie je ein Bewerbungs-Schreiben fürs perfekte Dinner auf den Weg gebracht hat.

In ihrer Menü-Auswahl geht sie auf Nummer-Sicher - soviel können die Daniels aus ihr heraus kitzeln.

Ob sie wohl die Ausstrahlung der eigenen Sendung mitbekommen hat? Nach ihrer Arbeit im Friseur-Salon fällt sie für gewöhnlich auf ihre gemütliche Couch, und kaum einen Moment danach fallen ihr die Augen schon zu ...

Zum Glück wirkt Marc als entschiedener Gegenpol: Nicht hyper-lustig, aber immer hellwach. Mit Jürgen darf er in den Pausen zwischen den Gängen die im Haus befindliche Bier-Kneipe aufsuchen. Kein Alkohol wäre nämlich keine Option bei so viel dröger Gastgeberin-Qualität.

Erst auf drängendes Nachfragen der Gäste erzählt Jeannine, dass sie ihren Freund bei einem Starkbier-Fest kennen gelernt hat. Kein Ausschmücken und kein Hinreißen lassen zu emotionalen Ausbrüchen folgt der schlichten Tatsache.

Freundin Anna hat zuvor noch verraten, dass der noch recht neue Freund von Jeannine der beste Mann sei, den diese je hatte ...

Schließlich ist alles relativ.

Ich fühle mich relativ genervt von so wenig Schisslaweng.

Da hat sie sich einmal aufgeschwungen, um ihren Salon fernsehtauglich zu vermarkten, und dann überfällt einen potenziellen Kunden oder gar einer Dauer-Wellen-Kundin die Befürchtung, dass die ganze Friseur-Prozedur sich zu einer unendlichen Geschichte ausweiten könnte.

Jeannine bekommt achtundzwanzig von dreißig möglichen Punkten.

Manchmal ist weniger durchaus mehr. Aber hier wäre mehr am Ende mehr gewesen:

Mehr Esprit. Mehr Schwung. Mehr Elan. Mehr Energie. - Nur so viel, dass man nicht bereits um 20.00 Uhr, am Ende der Sendung, das Gefühl hat, jetzt dringend ins Bett zu müssen ...

Guten Morgen, Gruß Biene


Mittwoch, 30. März 2016

29. März 2016 - Vox - Goodbye Deutschland - Jens B. schon wieder ...



Full House

bei Jens B. Vor fünf Jahren auf die Insel ausgewandert, hat er für enormen Zuwachs unter der mallorquinischen Sonne gesorgt. Und obwohl sein Haus bereits jetzt schon überfüllt ist, erwartet seine Freundin Zwillinge -

denn man muss es nehmen wie es kommt. Und das ist manchmal knüppeldick.

Jennifer, die Ex-Ex-Ex, würde sich sogar erschießen, wenn sie mit Zwillingen schwanger wäre. Ob das nur in dem Falle wäre, wenn Jens der Vater der Brut wäre - oder überhaupt - wird nicht weiter erläutert.

Sie ist frisch verliebt. Zu Beginn der Sendung.

Und ganz neu entliebt in der Vorschau auf den nächsten Akt, dem gefühlt achthundertdreiundzwanzigsten in diesem Theater.

Vom Entliebt-Sein kann bei Jens keine Rede sein. Daniela hat ihn voll im Griff. Nicht nur zur Not zickt sie rum wie eine Diva für arme.

Bei der Besichtigung eines Hauses passt ihr weder die Nase der Maklerin noch die mögliche Anziehung, die diese auf den geliebten Sachsen ausüben könnte - und auf die Höhe des Mietpreises kommt es ihr mal so gar nicht an, weil der einfach keine Rolle spielt.

Hat sie ein paar Ersparnisse in der Hinterhand - oder sind die Kinder ihre einzige Währung?

Und mit der ewig gleichen Leier fährt der Sender fort, die beiden vorzuführen: Jens möchte ein kleines Hotel mieten. Daniela sind siebzehn Zimmer zu viel.

Ist auch einfacher, auf die Sangeskünste des sexy Mannes zu setzen - dann muss sie nicht selber Hand anlegen an Betten, Staubwedel und Geschirrspüler.

Die Gefahr, ihn auf die Sänger-Piste zu schicken, erkennt sie noch nicht: Da gibt es viele Frauen und Mädels, die sein niedliches Schnütchen unwiderstehlich finden könnten. Die Verehrerinnen sind schier unendlich in ihrer Anzahl.

Währenddessen wird sie mit Säuglingen zu Hause sitzen und Milch geben.

Wen wundert es, dass dieses Super-Pärchen nicht nur Freunde hat - und so ist in der Vorschau zu sehen und zu hören, dass besonders Daniela die Sozialen Netzwerke kritisiert, denn alle, alle

stürzen sich auf sie.

Hat sie sich das nicht redlich verdient?

Zur Not könnte sie irgendwann Frau Wollny ablösen als alleinerziehende Mutter von ... wer weiß dann schon wie vielen ... Kindern.

Während Jens von einer neuen, jüngeren wie ein Dummdödel schwärmt, wie verliebt er in sie ist ... so verliebt war er noch nie.

Man muss keine Karten legen können, um zu wissen, wie alles endet.

Guten Morgen, Gruß Biene

29. März 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Ingolstadt bei Jürgen


Foto: I. N.

Aperitif: Sangiovese Fragole
Vorspeise: Vitello tonnato mit Baguette
Hauptspeise: Pulled Pork im Grill geräuchert mit selbstgemachten Burger-Semmeln, Krautsalat und Barbecuesauce
Nachspeise: Erdbeeren in Balsamico-Senfdressing






Die Pantoffel-Helden

Sein Dinner bereitet der Versicherungs-Makler Jürgen ganz allein zu, und gern schleckt er sich alle zehn Finger danach. Frei nach der Erkenntnis, dass die Mitstreiter dies erst bei der Austrahlung sehen werden.

Dass er ansonsten angeblich Tee- und Eßlöffel rein begriffmäßig nicht auseinander halten kann, ist vermutlich ein echt bayrischer Scherz. Oder gehört hier etwas in den Bereich von Phobien, die man bekanntlicher Weise gegen alles entwickeln kann?

Die Gäste bittet er, die bereitgestellten Pantoffeln anzuziehen. Läuft nun auch das gesamte Vox-Team auf leisen Sohlen durch seine holzreich ausgestattete Wohnung? Nicht, dass einem der Mitarbeiter noch eine Kamera auf die Füße fällt ... Es wäre zu schade um solch ein teures Ding.

Die Runde startet lustig und vorurteilsfrei, um das erste Dinner einer 4-Tage-Woche zu genießen, aber so wirklich rund läuft dies nicht:

Ein Hamburger ist der Versuch, andere nicht gut aussehen zu lassen beim Essen. Und gänzlich ungeeignet für das Bemühen, ein perfektes Dinner hinzulegen.

Die Nachspeise ist nicht nur dürftig, sondern dazu geeignet, mich zu verärgern:

Wenn schon Erdbeeren mit Balsamico und Senf, dann höchstens als Zugabe zu einem richtigen Nachtisch - sozusagen als Probehäppchen. Doch einsam und in seltsam unpassende Flüssigkeiten getränkt, kommen die malträtierten Erdbeeren auf den Tisch.

Stets offen für etwas Neues - aber so abgefahren muss es auch nicht sein.

Überdies ist es eine simple Sache,  Erdbeeren klein zu schnibbeln und anschließend geschmacklich zu verderben. Keine Kunst. Und ganz sicher keine Gaumenfreude.

Und dann noch die Kontaminierung mit seiner Spucke an den Früchten!

Jürgen bekommt neutrale sieben Punkte von jedem, somit streicht er einundzwanzig von dreißig möglichen ein.

Ich wäre nicht gern zu Gast gewesen. Und das liegt nicht allein an den Pantoffeln - wer weiß, wie viele Füße da bereits drin gesteckt haben!

Guten Morgen, Gruß Biene

Dienstag, 29. März 2016

28. März 2016 - ARD - Tatort Freiburg: "Fünf Minuten Himmel"




Fünf Minuten Himmel

hätten auch dem Zuschauer gut getan. Statt dessen werden 90 Minuten Langeweile serviert. Und der Eindruck entsteht, dass nicht nur ein paar Jugendliche den Kick durch kurzfristigen Sauerstoffmangel suchen,

sondern die Kommissarin über den gesamten Ermittlungszeitraum darunter leidet.

Eigentlich sehe ich Heike Makatsch ganz gern - aber diese Rolle steht ihr nicht. Es ist einfach nicht ihre Klamotte, in die sie sich bemüht, zu schlüpfen.

Nach fünfzehn Jahren kehrt die schwangere Ober-Ober-Kommissarin Ellen Berlinger aus London zurück. Einst hat sie hier ihre Tochter bei ihrer Mutter zurück gelassen -

und ruckzuck steht sie auch schon vor der Mutter in deren Haus, die sie zunächst nicht einmal erkennt.  Die Türen in Freiburg scheinen allesamt nicht verschlossen zu sein.

Und so fügt es sich auch noch ruckzuck, dass ein Mord geschieht, in einem Job-Center. Und die Geflechte der vielen Verdächtigen untereinander sind so dicht,

dass sie bis ins Privatleben der Ermittlerin greifen.

Warum diese sich bei den Kollegen schon mal unbeliebt macht, ist nicht wirklich ersichtlich - und soll wohl vor allem ober-cool wirken.

Eher wirkt sie hier und da unfreiwillig lächerlich.

Dafür handelt es sich um einen ab sofort so genannten "Bio-Krimi": Das Team hat anstatt Batterien Akkus benutzt - und das Catering besteht aus viel Bio-Gemüse der Region. Mehr konnte ich über den Begriff Bio, verwendet für diesen Krimi,  nicht in Erfahrung bringen.

Ein Krimi wie eine Schlaftablette, eine Ermittlerin mit nur wenigen Momenten der Erhellung und vielen des Weg-Schauen-Wollens. Es darf hier gern bei dem einmaligen Versuch bleiben, Heike Makatsch ermitteln zu lassen.

Und wenn sie dennoch ermittlungstechnisch fortfährt und weiterhin diesen seltsamen Umgang mit einigen Kollegen pflegt, wird sie sowieso schnell erfahren wie es ist, wenn die Retourkutsche kommt ...

Guten Morgen, Gruß Biene




Sonntag, 27. März 2016

DVD-Kritik - Das Haus am Meer


Darsteller:

Kevin Kline
Kristen Scott Thomas
Hayden Christensen
Jena Malone
Entstehungsjahr: 2001

Das Haus am Meer

George Monroe steht vor dem Ergebnis seines menschlich wenig erfolgreichen Lebens.  Von seiner Firma gekündigt, schlägt er dort alles kurz und klein.

Zuvor hat er in seiner mittlerweile von ihm geschiedenen Familie alles zerstört. Seine Frau Robin hat ihn schon vor langer Zeit verlassen und eine neue Familie gegründet. Sohn Sam, ein wahres Früchtchen und keine Freude für Vater oder Mutter oder Stiefvater - ist seit langem auf der Strecke geblieben.

Dann erhält Sam die tödliche Diagnose einer Krebs-Erkrankung.

Und er entsinnt sich seiner väterlichen Pflichten.

Er zwingt den Junior zum gemeinsamen Hausbau.

Georges letztes Projekt ist das, was er schon immer tun wollte: Ein Haus bauen.

In Wahrheit will er endlich die Liebe seines Sohnes gewinnen.

Und gewinnt am Ende gar die Liebe seiner Ex-Ehefrau zurück.

Mehr wird hier nicht über den von hier mit vier von fünf möglichen Sternen bewerteten Film verraten.

Man könnte zu der Einsicht kommen, dass mit Liebe und absoluter Konsequenz alles wieder gut wird, was ohne die Bedrohung einer tödlichen Krankheit noch unmöglich war. Am Ende zeigen sich all die Fehler, die jemand in seinem Leben begangen hat - und wie er versucht, diese auszugleichen.

Das alles ist keine neue Erkenntnis: Eine schlimme Krankheit zeigt den Menschen gerne an, an welcher Position sie wirklich stehen - und warum die vorherigen Aspekte nicht die richtigen waren.

Wo Liebe oder Zuneigung nerven , sind sie noch nicht - vom Schicksal bestimmt -  in Trauer übergegangen.

Nicht selten kommt es vor, dass man genau das oder denjenigen oder diese am meisten hasst, die man eigentlich über alles liebt.

Guten Tag, Gruß Biene

27. März 2016 - Frohe Ostern




Von Herzen wünsche ich allen ein schönes Osterfest mit schönen Begegnungen, gutem Essen, erfreulichen Gesprächen und vielem mehr - und dass die meisten von euch gerade besseres Wetter haben als wir hier. Gruß Silvia

Samstag, 26. März 2016

26. März 2016 - ARD - Beste Freunde - Die Geburts-Stunde des Ballspielvereins Borussia Dortmund




Franz Jacobi - Am Borsigplatz geboren

Wennze am Borsichplatz geboorn biss, hasse erss mal nich so gute Kaaten.
Gleich hinterm Baahnhoff fänkt das Vieetel an.

Gesprochen hört sich das authentisch und vielleicht auch lustig an, aber es gibt immer weniger Menschen, die diesen Slang verinnerlicht haben. Zeiten ändern sich, Menschen auch ...

Die Triebfedern des BVB's  lagen bei Hoesch und den vielen Brauereien, die es in Dortmund gab. Denn neben dem Fußball wurde die Stadt als zweitgrößte Bierstadt der Welt bekannt.

Insgesamt gab es achtzehn Gründungsmitglieder des Ballspielvereins Borussia Dortmund. Auf einem Friedhof haben sie eine gemeinsame Grabstelle mit achtzehn Steinen - für die  Urgesteine eines inzwischen weltbekannten Vereins. Ich muss mal hin - denn ich war noch nie dort.

Und ehrlich gesagt - ich wusste bis gerade eben überhaupt nichts von diesem gemeinsamen Monument der Menschen, die diese schöne Stadt auf Vordermann gebracht haben.

Im Ersten Weltkrieg starben 8.100 Dortmunder Männer - und auch die Fußballer des Vereins wurden eingezogen. Aus dem Feld stammt ein Lied, das einer von ihnen getextet hat, von dem jedoch nur noch die eine Zeile im deutschsprachigen Raum bekannt ist:

"Aber eins, aber eins, das bleibt besteh'n, Borussia Dortmund wird nie untergeh'n". - Durchhalte-Parole in einer schlimmen Zeit.

Als Trost für die Kämpfe im Feld schickten Fans den Fußballern, die nun an der Waffe Dienst tun mussten, Briefe. Viele Briefe.

Das war die Geburt der BVB-Familie.

1923/24 bauten etwa 10.000 Helfer ein Borussia-Stadion, und dennoch waren die 5.000 Reichsmark, die der Verein aufbringen musste, eine harte Aufgabe. 15.000 Zuschauer fasste dieses Stadion.

Heute gibt es den Signal-Iduna-Park - das offensichtlich schönste Stadion der Welt.

Und eine Signal-Wirkung hat auch der heutige Fan der Borussen noch immer  im Sinn - er fühlt sich  wie das Mitglied einer  großen Familie - gut so.

Wenn auch heute der Profit im Vordergrund steht und Fußballer ungleich mehr Ansehen und Reichtum erwerben können - ein bisschen von dem Charme der Anfangszeiten hat sich der Verein bewahrt. Das schweißt zusammen.

Die Zeiten haben sich geändert, die Liebe ist die gleiche geblieben.

Und auch ohne Fußball-Fan zu sein, bin ich froh, in dieser Stadt geboren worden zu sein.

Guten Abend, Gruß Biene

März 2016 - Aus dem Bienen-Kästchen - Zeitumstellung



Der Osterzeit-Klau - Die vergessene Zeitumstellung

Ausgerechnet am Oster-Sonntag wird uns allen, ob wir wollen oder nicht, eine ganze Stunde fehlen.

Die Sommerzeit schlägt mitten in der Nacht erst unbemerkt, dann jedoch spürbar zu und spätestens um zehn Uhr bemerkt man, dass es bereits elf Uhr ist.

Ob man inzwischen von den sich halbjährig ändernden Uhrzeiten genervt ist, juckt keinen. Protest möchte man rufen und anmelden. Den Quatsch einfach ignorieren und überhaupt könnte gleich jeder nach seiner eigenen Uhrzeit selig werden.

Leider geht das nicht, denn wenn alle mitmachen, muss man sich fügen: Da ist man nur ein Schaf in einer Herde und wird vom Hund mit all den anderen zusammen getrieben.

Die Tagesschau hat sich immerhin auf 20 Uhr festgetackert und in ihrem noch relativ neuen, viele Millionen teuren Studio gibt es mit Sicherheit eine Funkuhr, damit sich keine noch so kleine Ungenauigkeit im öffentlichen Leben einschleichen kann.

Politiker, die das endlich wieder auf Normal-Null zurückstellen könnten, leben ohnedies im ständigen Jet-Lag (und ansonsten fernab der Uhr- und Sowieso-Zeit) - da darf das Volk ruhig mal eine kleine Ahnung bekommen, wie es  ist, auf stetiger, wenn auch meist vergeblicher, Mission in Zeitzonen unterwegs zu sein.

So abgedriftet von der Realität und einst eingeführt, warum auch immer, finden sie keine Stunde Zeit, um all dem Quatsch endlich ein Ende zu bereiten.

Inzwischen ist hinlänglich bekannt, dass es keinen Nutzen hat, die Uhren zweimal jährlich vor- oder zurückzudrehen - aber wie es so ist mit einmal getroffenen Entscheidungen:

Sie bleiben! Sonst müssten die Ideen-Geber zugeben, falsch entschieden zu haben, vielleicht sogar im Rausch verbotener Substanzen.

Natürlich ist das Ding mit der Uhrzeit eine Lapalie im Verhältnis zu anderen Fehl-Entscheidungen.

Immerhin schaffen wir alle es, die Uhren umzustellen. Darin sind wir inzwischen so was wie Weltmeister.

Weltmeister im Unsinn sozusagen.

Ein Gutes könnte dieser Nonsens in diesem Jahr bringen: Tante Paula kommt zu früh zum österlichen Brunch und darf in der Küche mithelfen, das Menü zu versauen. Dafür ist die Zusammenkunft früher vorbei und sie fährt zum Glück schnell wieder nach Hause, denn sie möchte die Lindenstraße nicht verpassen.

Jetzt bin ich ganz und völlig verwirrt, drehe an der Uhr und spiele mit ihr Roulette:

Soll sie doch dort stehen bleiben, wo sie selber es gerne möchte. Das wäre mal so richtig demokratisch.

Mit dem Nachbarn tausche ich mich danach aus, welche Zeit er  bevorzugt - und die Deutsche Bahn kennt ohnehin keine vorgegebenen Zeiten. Die macht, was sie will.

Wie die dumme Politik. Hauptsache, sie schafft es, uns alle zu verärgern. Das ist sowieso der tiefere Sinn von Politik.

Guten Abend, Gruß Biene


Freitag, 25. März 2016

25. März 2016 - Geschichten - Karfreitag im Hospiz



Eine fiktive Geschichte


Karfreitag im Hospiz

Es ist ein sonniger Karfreitag und im Garten haben sich in einer windgeschützten Ecke die Eltern, Geschwister und ein paar andere Verwandte um Torben versammelt. Torben begeht heute seinen 16. Geburtstag, und jeder weiß, dass es sein letzter sein wird. Mit den obligaten Sauerstoff-Schläuchen ausgestattet, sieht er trotzdem zufrieden in die Runde der Menschen, die ihm am liebsten und nächsten sind. Drei Jahre hat er gegen die Leukämie gekämpft, und er weiß, dass nun, wo sein Kampf in ein sich devotes Hingeben übergegangen ist, niemand ihn je vergessen wird.

Sie trinken Kaffee und seine Oma nippt an einem Eierlikör, während man ihn ein bisschen Saft durch einen Strohhalm schlürfen lässt.

Mit der Weisheit seiner gefühlt zehnfach gelebten letzten drei Jahre wünscht er sich, dass sie ihn immer so in Erinnerung behalten, wie er gerade eben zwischen ihnen sitzt ...

In Zimmer 12 liegt Maria, die 88 Jahre alte Frau, im Sterben. Sie blickt auf ein erfülltes Leben zurück und kann auch heute nicht bedauern, dass sie nie Kinder bekommen hat, die nun an ihrem Sterbebett sitzen könnten. Sie hatte es sich so ausgesucht.

Als junge Frau hatte sie als Schneiderin für einen weltberühmten französischen Modeschöpfer gearbeitet - und die Pariser Männerwelt lag ihr zu Füßen. Bis sie Pierre traf, einen Lebenskünstler. Den Künstler, der fortan ihr Leben bestimmte, und das im positiven Einvernehmen. Gemeinsam gingen sie in ihre Heimatstadt Berlin und liebten und lebten jeden Moment. Pierre starb bereits vor dreißig Jahren, und obwohl sie

nicht gläubig ist - freut sie sich auf ein erhofftes, erwünschtes Wiedersehen mit dem Geliebten. Dem Ehemann und dem lange und bis zum Ausbruch der eigenen tödlichen Krankheit Betrauerten. Sie hatte sich nach seinem frühen Tod nie mehr nach einem anderen Mann umgesehen. Denn sie war der festen Überzeugung, dass es Glück gab, das man nicht wiederholen konnte.

Ein paar Räume weiter liegt Bert in Zimmer Nr. 22. Er ist 56 Jahre alt und widrige Umstände hatten ihn in die Obdachlosigkeit und den Alkoholismus getrieben. Nun ist seine Leber zirrhotisch, und bald wird sie völlig versagen, wie auch all seine anderen Organe.

Er ist in den seltenen klaren Momenten unglücklich und voller Selbstanklagen. Doch diese klaren Momente werden immer undeutlicher und entgehen bald völlig seiner Wahrnehmung.

Auch in den anderen Zimmern liegen sterbende Menschen. Der eine hadert mit seinem Schicksal, der andere findet sich mit dem ewigen Kreislauf letztendlich ab. So ist es, so ist es gedacht.

Moritz im hinteren Eckzimmer mit der Nr. 28 trägt eine schwere Schuld seit einer halben Ewigkeit mit sich herum. Damit ist er nie klar gekommen, und man ist ihm auch nie auf die Spur gekommen - was in den Tagen seines Sterbens umso schwerer wiegt. Er überlegt, ob er sein Gewissen endlich erleichtern soll - doch die Zeit drängt, und er kann sich nicht zu dem Schritt entschließen ...

In Zimmer 8 liegt Marita, und heute hat sich ihre ganze Familie um sie versammelt. Auch die ungeliebte Tochter ist gekommen, die so ungeliebt nicht zurück bleiben wird, wie Marita sie zu allen Zeiten glauben ließ, zu sein.

Der junge Torben muss schnellstens in sein Zimmer zurück gebracht werden. Er erbricht Blut und bekommt kaum noch Luft ... Sein Arzt befindet sich bereits auf dem Weg zu ihm.

Und er ist es, der an diesem Karfreitag die Welt verlassen muss.

Guten Tag, Gruß Silvia

24. März 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Leverkusen bei Marlin

Foto: S. B.


Aperitif: Champagner und Pampelmuse
Vorspeise: Dreierlei vom Thunfisch (Blacked Tuna - auf einer Seite "gebrannt"  mit einer Wasabi-Majo auf Avocado und roh mariniert in Passionsfrucht-Mango-Mark, Ceviche in Zitronensaft mariniert, mit Mango, Tomate, Avocado, Zwiebel, Chili)
Hauptspeise: Bei Niedrigtemperatur gegartes Ibérico-Schweinefilet mit Walnuss-Gorgonzola-Kruste, dazu Calvadossauce und Apfel-Kartoffeltürmchen
Nachspeise: Apfelröllchen mit Mousse von weißer Schokolade mit Ziegenmilch und Kräutereis


Und noch dreierlei Alarm von der Girlie-Fraktion

mit der als Anführerin ausgebildeten Henriette. Schrill, laut, den Kölschen Slang wie ein Ausrufezeichen gebrauchend, wenn Gefahr droht, dass man ihr nicht mehr zuhören möchte - eben eine Natur-Dampfwalze.

Ganz vorne dabei ist sie auch, als die Dreier-Gang in Marlins Kaninchen-Raum eindringt, um die armen Tiere zu belästigen. Menschen nach derselben Situation wie diese Tiere müssten jetzt dringend eine Trauma-Therapie machen.

Unterdessen trägt Lina wieder etwas tierisch Felliges, denn selbst der Dinner-Autor legt Daniel Werner Worte in den Mund, die darauf hindeuten ... Ich konnte das pelzige Jackchen nicht so genau erkennen.

Özge guckt und hört sich ab, wie man den ganzen Tag palavern kann, ohne etwas zu sagen - was gerade richtig für ihren You-Tube-Kanal ist. Als meist stille Zuhörerin auf die hinteren Plätze verwiesen, trägt sie nicht viel zur Unterhaltung bei. Ob sie erkennt, dass sie ihren Small-Talk-Meisterinnen  und Nonsens-Verbreiterinnen begegnet ist? Noch ein paar Jährchen und sie plaudert die alle in Grund und Boden.

Dagegen wirkt Marlin wie ein erfrischender ruhiger Pol und bereitet mit seinem Mann Marc das wohl perfekte Dinner vor. Ich sehe nach links, sehe nach rechts - und weiß zeitweise gar nicht mehr, wer von beiden nun der letzte Kandidat der Woche und wer der Küchenhelfer ist:

Verwechslungs-Gefahr ist gegeben.

Auch Marc hat 2008 beim Dinner mitgemacht - Vox kramt in seinem Archiv die Bilder der damaligen Punktevergabe heraus. Und siehe da, früher war auch nicht alles besser: Ein Mitstreiter gibt ihm zehn Punkte, während eine andere ihm dünne vier Zähler gönnt.

Und man bibbert, dass Marlin heute etwas Ähnliches widerfahren könnte, denn Özge ist unberechenbar. Aber: Wenn sie dann die Selbsterkenntnis gewinnt, dass sie glaubte, gut kochen zu können (Gott bewahre mich weiterhin vor solch falschen Wahrnehmungen meiner eigenen Person) und gestehen muss, dass sie von Marlin übertroffen wird ...

wird fast alles gut. Wie die beiden anderen gibt auch sie zehn Punkte für das opulente Dinner. Somit steigt Marlin in den Club der Höchst-Bepunkteten auf, in dem so viele in zehn Jahren auch nicht Mitglied geworden sind.

Während des Kochens ist dann meistens nicht zu sehen, was Vox gerne in einem Zusammenschnitt nachliefert:

Er schleckt sich hier die Finger ab, er schleckt sich da die Finger ab und fasst dann die zarten Menü-Gebilde mit den kontaminierten Greifern an.

Das ist der Zacken, der ihm meiner Meinung nach doch noch aus der Krone fällt. Nicht weiter erwähnen möchte ich den Thunfisch und das Alternativ-Kälbchen für Özge. Schon zu oft geschrieben, und Wiederholungen bringen mich nicht weiter.

Für eine großzügige Umgebung mit großzügigem Kochen gibt es eine großzügige Bewertung.

Und ich sehe und höre besonders Henriette, die vor dem Bildschirm schon wieder ausflippt und ihr nächstes Buch über ihre perfekte-Dinner-Woche bereits im Kopf hat. Ich brauche auch dieses Buch nicht, denn sie schreibt wie sie spricht:

Jeder Satz ein Joke - auf Teufel komm raus. Und dazwischen kritische Selbstreflexionen, die eigentlich dazu gedacht sind, sie erst so richtig als wunderbar gelten zu lassen. - Wunderbar ist nun die Karfreitags-Stille nach den schrillen Dinner-Tagen.

Guten Morgen, Gruß Biene


Donnerstag, 24. März 2016

23. März 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Köln bei Lina


Aperitif: Wermut-Tonic
Vorspeise: Avocado-Tatar mit Riesengarnelen
Hauptspeise: Bäckchen vom Kalb an Kartoffel-Sellerie-Püree und Möhrchen
Nachspeise: Mandelparfait auf Zabaglione-Spiegel


Freunde fürs Leben

nennt Henriette in übermütigen Worten die von Vox zusammengestellte Truppe und macht somit aus dem Wort Freundschaft eine beliebige Angelegenheit, die einen überfällt wie die Liebe auf den ersten Blick oder wie die überraschende Erkenntnis, dass man soeben vom Bus überfahren worden ist.

Unterdessen wiegt sie ihren Bully "Klitschko" hin und her, während der wie ein nasser Sack in den Seilen hängt: Kopf meist nach unten und quer über Frauchen auf dem Rücken liegend!

Ist das antrainiert? Sonst würde ich sagen, der Kleine hat eine Macke. Wenn es antrainiert ist, gebührt natürlich dem Menschen diese Macke.

Lina führt durch ihre schöne Wohnung, die einst ein Pferdestall war - und geht gleich darauf mit wehendem dicken, fetten Echtpelz-Kragen auf der Jacken-Kapuze zum Einkaufen.

Ich erspare mir weitere Worte über diese Fellkragen, die man jetzt überall sieht ... Wer mich kennt, kennt meine Meinung darüber.

Wenigstens erlaubt Lina die Anwesenheit von "Klitschko".

Und macht sich zuvor engagiert und munter ans Werk, ein perfektes Dinner zuzubereiten.

Obwohl sie von Özges Abneigung gegen alles, was aus dem Wasser kommt, weiß, hat sie zu den Riesengarnelen keine Alternative bereit.

Ich bekomme erst heute mit, dass die liebliche Özge nun doch so einiges nicht mag ... Vermutlich alles, was sich nicht Hackfleisch nennt.

Freunde fürs Leben eben. Jeder für sein eigenes.

Linas Dinner mutet nahezu perfekt an und alles sieht auf den Tellern schön aus. Die Begeisterungs-Ausrufe gipfeln in sopranmäßigen Höhen und selbst Özge stimmt in den allgemeinen Lob-Gesang ein.

Zehn Punkte von jedem - so sieht meine Bilanz laut der abgelieferten Worte nach dem Dessert aus.

Pustekuchen!

Nur Henriette zückt die Zehn.

Marlin entschließt sich, eine Neun zu geben. Das entspricht seiner Standard-Bewertung - und galt schon dem Vortags-Gehacktes mit Fertiggedöns bei Özge. Ist aber nicht so völlig unverständlich - ein bisschen Luft nach oben für sein eigenes Dinner möchte er schließlich lassen. Die hätte er sich bei Özis Menü locker und gleich dreimal gerechtfertigt schaffen können.

Sweet Özge gibt acht Punkte - und zieht voller Freude satte zwei Zähler ab für die Garnelen, die sie nicht mochte.

Und es wird klar, auch für jede mögliche Alternative hätte sie diesen oder einen ähnlichen Abzugs-Grund gewählt.

Insgesamt bekommt Lina siebenundzwanzig Punkte und ist - oh Schreck - gleichauf mit Özge auf dem bislang ersten Platz.

Ja, wenn die You-Tuberin aus dem Kinderkanal eine Vertretung zu Marlins Dinner schicken würde - könnte das etwas werden mit seinem Gewinn. So ist es recht unwahrscheinlich, dass er das Endergebnis noch maßgeblich beeinflussen kann ...

Henriette trägt die Unterhaltungs-Last der Runde, und ich glaube ihr noch lange nicht jedes Wort, das sie von sich gibt. Was ich glaube, ist, dass sie ihre Bücher verkaufen will - und nicht unbedingt das Dinner gewinnen muss. Und für die Bewerbung dieser überaus lustigen Bücher darf man nicht den Stinkstiefel der Woche geben.

Ich habe mal kurz in zwei Bücher reingelesen. Nur ganz kurz, denn ich bevorzuge völlig andere Bücher.

Guten Morgen, Gruß Biene


Mittwoch, 23. März 2016

22. März 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Köln bei Özge


Aperitif: Paradise
Vorspeise: Sigara Böregi und Gavurdagi Salatasi (warme gefüllte Teigstangen serviert mit einem Tomaten-Salat mit Granatapfelsoße und Sumach)
Hauptspeise: Frikadellen ummantelt mit Aubergine dazu Reis
Nachspeise: Tarte mit ausgewählten Früchten serviert mit türkischem Tee


Kinder-Kanal

Mit einem österreichischen Abitur in der Tasche, erworben in Istanbul, schleudert Özge ihren Followern auf ihrem Kika-You-Tube-Kanal entgegen:

"Bewirbt euch" - fürs perfekte Dinner!

Doch auch ihre "Fans" spielen teilweise in der selben Liga: Eine ist gar so keck und verrät Özge, wieviele Punkte sie bekommen hat - und wie wenig die Vor-Kocherin. Eine andere möchte wissen, welcher der im Hintergrund zu sehenden Crew-Mitglieder denn nun der Daniel ist, der das Dinner kommentiert.

Live, liebe Kinder, spielen sich meist nur die Nachrichten ab. Nur mal so zum Knabbern an der Realität der Ereignisse.

Im übrigen dürfte das Publikum des perfekten Dinners nicht unbedingt identisch sein mit einem schrillen Girlie-Kanal. Aber eines steht fest: Jetzt ist mir klar, warum mein Lack auf den Nägeln der linken Hand besser aussieht als auf der rechten. Danke dafür.

Das sind erstaunliche Erkenntnisse der jungen "Restaurant-Leiterin", die sie in die Welt hinaus pustet. Sie hätte noch erwähnen dürfen, dass es bei Linkshändern andersrum ist (uui, ich habe es bemerkt) - aber die Welt kreist nur um Özge, und die ist Rechtshänderin.

Die Gäste bekommen ihre Speisekarten ganz im Sinne einer Kinder-Veranstaltung als Puzzle geliefert und setzen alles brav zusammen.

Das hätte ich mir jetzt erspart und aus der Ahnung der Vergangenheit hinaus auf Gehacktes und Auberginen und Reis getippt.

So kommt es dann auch.

Sie preist die türkische Küche als eine sehr umfangreiche, doch für mehr als das Übliche fehlt es an Phantasie und vermutlich auch Lust.

Die Vorspeise wird von den drei Mit-Streitern schon mal in den Himmel gehoben. Soll und muss ich das jetzt ernst nehmen? Gewöhnliche Böregi plus einem matschigen Allerlei-Salat - dem Himmel so nahe wie selten etwas?

Der Hauptgang geht gar als die neue Kölner Attraktion ins Rennen.

Und auch der Nachtisch wird als lecker wahrgenommen, ohne jedoch die vorherigen Begeisterungs-Stürme zu toppen.

Nicht einmal einen Tüten-Pudding aus Bielefeld hat Özge dafür zubereitet, sondern gleich einen aus einem Plastikbehälter genommen ...

Sie erntet siebenundzwanzig von dreißig möglichen Punkten - und die Frage bleibt:

Welcher der Daniels ist Fan ihres You-Tube-Kanals und hat sie für das Dinner rekrutiert?

Guten Morgen, Gruß Biene


Dienstag, 22. März 2016

21. März 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Köln bei Henriette



Superfood-Power-Energy-Menü:

Aperitif: Green Smoothie - Vodka-Shot
Vorspeise: Mega-Wassermelonen-Salat mit Blumenkohl-Mandel-Falafel
Hauptspeise: Hähnchen-Cacciatore mit Kürbis & Süsskartoffel an Chicorée-Rucola-Parmesan-Granatapfel-Salat
Nachspeise: Raw Chia-Energy-Balls - Beeren-Millefeuille


Paper-Doll

Henriette liebt es, ihr Superfood undsoweiter (Özge kann es nicht aussprechen, da halte ich mit) mit den Bio-Zutaten sogleich wieder abzuwerten, in dem sie

es in diversen Verpackungen auf den Tisch bringt, die am Ende die Mülltonne schmücken.

Besonders mit einem Salat aus einer Pappschachtel hätte ich persönlich arge Probleme, die nicht allein umweltbedingt wären, aber letztendlich auch.

Mutter Erde schreit, während Henriette gern und sicher auch oft Kindergeburtstag feiert. Hatte sie als Kind keinen, der gefeiert wurde?

Ach ja, das soll hipp sein.

Wenn Müllberge aus Coffee-to-Go-Bechern und andere Was-kostet-die-Welt-Abfälle hipp sind, bleibe ich weiterhin lieber bodenständig.

Für besonders hipp hält sich auch Özge, die mich rein sprechtechnisch dringend an ein Teppich-Luder erinnert, das vor kuzem in einer Goodbye-Deutschland-Sendung einen neuerlichen großen Auftritt hatte.

An der Seite von Richter "Gnadenlos".

Gnadenlos ist Özge heute auch: Nach jeder Menge Lob kommt ihre sich davon differenzierende Punkte-Vergabe: Sechs Zähler!

Da die beiden anderen in dieser auf vier Dinner-Tage reduzierte Osterwoche je neun Punkte geben, ist der Abstand zu sechs Pünktchen krass.

Ich frage mich, ob Henriettes Bully "Klitschko" an diesem Tag jemals vor die Tür kommt - oder ob er seine Geschäfte (nach einem hunde-ungeeigneten Aufgang über eine Wendeltreppe) auf der schönen Dachterrasse erledigen muss.

Insgesamt bekommt Henriette vierundzwanzig von dreißig möglichen Punkten und ich

freue mich überhaupt nicht auf ein perfektes Dinner bei Özge, zu dem es Hackfleisch mit Auberginen gibt. Wieso kommt mir das jetzt so bekannt vor ...?

Während drei oft einer zuviel sind - meine ich, dass vier einer zu wenig ist. Erst fünf Teilnehmer runden die Geschichte ab.

Guten Morgen, Gruß Biene



Samstag, 19. März 2016

19. März 2016 - Aus dem Bienen-Kästchen - Erinnerung an Knut

Nicht Knut, ein anderer Eisbär - aus unserem Zoo


Geboren am 5. Dezember 2006 - Gestorben am 19. März 2011


Erinnerung an den Eisbär Knut

Begeistert hat uns alle der von der Mutter verstoßene Eisbär Knut, so klein, so hilflos eroberte er gemeinsam mit seinem Pfleger und der von ihm empfundenen Ersatz-Mutter die ganze Welt.

Heute vor fünf Jahren ist Knut an einer immunaggressiven Erkrankung gestorben. Unvergessen ist die weltweite Anteilnahme an jedem Schritt des erst noch kleinen Eisbären.

Unvergessen auch die wie selbstverständlich übernommene Mutter-Eisbär-Aufgabe seines Pflegers Thomas Dörflein.

Auch er lebt nicht mehr.

Thomas Dörflein, geboren am 13. Oktober 1963 starb am 22. September 2008 - und somit noch vor Knut.

Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Tod des Pflegers und seines Pfleglinges gibt, ist nicht gewiss,

aber durchaus möglich.

Ein verstoßenes Tierkind, das sich an einen Menschen anbindet, ist wohl mehr gefährdet als ein Tierkind, das nach einer gewissen Zeit von der Mutter nicht mehr als ihr Baby, sondern lediglich als ein anderes Tier angesehen wird.

Der Mensch neigt dazu, Bindungen fürs Leben einzugehen und dies auch genau so zu vermitteln.

In der Tierwelt geht es pragmatischer zu: Da trennen sich irgendwann die Wege. Eine Erfahrung, die Tiere über Jahrtausende gemacht haben.

Die Aufmerksamkeit der ganzen Welt war Knut sicher, doch das interessiert einen Eisbären überhaupt nicht.

Die Aufmerksamkeit wurde jedoch auch in opulenter Weise auf seinen Pfleger gelenkt. So habe ich gerade erst erfahren, wie und vor allem wo dieser gestorben ist. Die bunte Bilderzeitung hat da nicht locker gelassen - und

Sachen recherchiert, die so überflüssig waren - damals wie heute. Ich vergesse das ganz schnell wieder, weil es belanglos ist und nur diesen Menschen etwas angeht.

Knut, unvergessen und stellvertretend für viele andere von den Müttern nicht angenommenen Tieren.

In der freien Wildbahn wäre Knut bereits viel früher gestorben.

Trotzdem hört man auch über Zoos Dinge, die nicht immer nur schön sind.

War es die Leistung eines Einzelnen, die Knuts Heranwachsen ermöglichte? Oder hat man auf die Aufmerksamkeit spekuliert?

Wie auch immer - wir werden Knut nie vergessen.

Ruhe in Frieden, Eisbär und Ruhe in Frieden, Thomas Dörflein.

Guten Tag, Gruß Biene


Darsteller:

Sarah Michelle Gellar
Jonathan Tucker
David Thewlis
Erika Christensen

Regie: Emily Young

Nach dem Bestseller von Paulo Coelho

Drehbuch: DerAutor des Romans

Entstehungsjahr: 2009


Veronika beschließt zu sterben (Veronika Decides To Die)

Veronika hat eine unheimliche Wut im Bauch und hasst die ganze Welt, insbesondere ihre tägliche Umgebung:

Die Kollegen, die sich für den Nabel der Welt halten. Die Eltern, die nie an sich und nur an ihre Tochter denken. Die Leute, die mit ihr in der New Yorker Metro fahren - und all ihre Träume längst vergessen haben. Später sogar die Krawatten ihres Psychiaters.

In solch einem Zustand befindet sie sich, als sie beschließt, sich das Leben zu nehmen ...

Sie wird gerettet und landet in einer Nobel-Psychiatrie.

Dr. Blake hat seine eigene Methode, mit ihr als verhinderter Selbstmörderin umzugehen: Er erläutert ihr (mit einer Lüge), dass sie durch die Einnahme der vielen Tabletten ihr Herz geschädigt habe und sich ein inoperables Aneurysma gebildet hat, an dem sie bald sterben wird.

Veronika ist noch immer entschlossen, vorzeitig zu sterben - und versucht, sich im Medikamenten-Schrank Pillen zu besorgen. Der zweite Versuch misslingt ebenfalls.

In der Klinik lernt sie Edward kennen, der dort schon jahrelang sitzt. Er spricht nicht, ansonsten ist seine Diagnose für den Aufenthalt in der Psychiatrie unklar.

Irgendwann beschließt Veronika, dass sie leben will ... zumindest so lange, wie es ihre tödliche Gefahr am Herzen zulässt.

Ein Film über den Wert des Lebens, aber gleichzeitig eine schwere Kost. Ist es so, dass Menschen erst ihr Leben zu schätzen wissen, wenn sie dem Tode nahe sind - wie es Paulo Coelho schreibt?

Viele an ihrem Selbstmord aus dem einen oder anderen Grund gehinderte Menschen versuchen es irgendwann wieder. Es ist natürlich im realen Leben völlig illegal von einem Arzt, einem Menschen durch eine anscheinend tödliche Bedrohung neuen Lebensmut geben zu wollen. Darum geht es bei all den Gedanken auch nicht, die sich dem einen oder anderen stellen werden.

Das Leben plätschert dahin, aber wer weiß, wie viele Träume die Leute in der New Yorker Metro noch insgeheim hegen - von denen Viktoria keine Ahnung hat, weil sie von sich auf andere schließt?

Auch eine überwundene fürs Weiterleben gefährliche Krankheit kann einen unbändigen neuen und bislang unbekannten Lebenswillen hervorbringen.

Wie lange hält das an? Was macht ein "Von-der-Schippe-springen" mit den Menschen? Und warum gehen die meisten irgendwann trotzdem zur Tagesordnung über und lassen sich weiterhin durch die routinierte Tretmühle treiben?

In dem Film fängt Edward Veronikas wegen wieder an zu sprechen. Und die beiden flüchten gemeinsam aus der Psychiatrie.

Natürlich ist der Film (und sicher auch das Buch) ein Statement dafür, jeden Tag zu genießen, weil er der letzte sein könnte.

In die Wirklichkeit ist das schwierig zu transportieren, weil der Mensch nicht ständig daran denkt, welch ein Glück er hat, noch am Leben zu sein und viele sich eher an den negativen Erlebnissen festkrallen als an den positiven.

Insofern hat der Autor einen kleinen Denkanstoß hinterlassen, den sich jeder auch selber schon mal gegeben hat:

Von einem Seelischen "Ganz Unten" kann es nur noch bergauf gehen!

Das Ende kommt früh genug, oft zu früh - auch ohne Eigeninitiative, dem Ganzen ein Ende setzen zu wollen.

Der Film bekommt von mir trotzdem leider nur drei von fünf möglichen Sternen.

Das Leben an und für sich bekommt jedoch von dieser Stelle immer und zu jeder Zeit fünf Sterne. Denn alles ist gesünder und schöner als der Tod - solange wir nicht eines Besseren belehrt werden. Und das dürfte bei aller Forschung über alles und jedes schwierig werden.

Guten Tag, Gruß Biene

Freitag, 18. März 2016

18. März 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Das Wunsch-Menü - Freitag in Petershagen bei Berlin bei Sven


Vorspeise: Feines Würzfleisch vom Hähnchen mit Käse überbacken, dazu Zitrone, Worcester-Soße und Toast
Hauptspeise: Selbstgemachte Kartoffelpuffer mit Iberico-Schweine-Filet, dazu knuspriger Bacon und Preiselbeeren
Nachspeise: Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster


Sven muss Inas Wunsch-Menü kochen


Zweihundertzehn Zentimeter Frohsinn

Sven war lange Jahre Basketball-Profi und hat in der deutschen Nationalmannschaft gespielt. Eine verführerische Anfrage des NBA hat er abgelehnt, 100.000 Dollar hin oder her. Pro Monat? Pro Saison? Keine Ahnung.

Mit Manfred, dem langjährigen Freund, bereitet er sein Dinner vor. Kennen gelernt haben sich die beiden, als der Zwei-Meter-Zehn-Mann mutig einen Dieb verfolgte. Mutig für den Dieb, Denn wehe, Sven wäre nicht vor der Ergreifung desselben durch eine  Autoscheibe aufgehalten worden ... und Manfred war zur Stelle, um die Wunden zu versorgen.

Des weiteren lasse ich ausnahmsweise Svens Labrador Fred zu Worte kommen:

Herrchen bekommt Besuch

Uups, diese Leute kenne ich überhaupt nicht, die gehen sonst nicht bei uns ein und aus. Die Frau mit den heute in stundenlanger Prozedur glatt gefönten Haaren behauptet, sie hat auch Hunde. Ja, die habe ich im Fernsehen gesehen. Hunde sind sie - aber nicht mehr lange, wenn sie die Kollegen weiter so behandelt, in Kleidchen wickelt und von Arm zu Arm reicht ...

Der lustige Joel ist irrational skeptisch und kritisch. Ob ich ihn mag? Das weiß ich nicht, denn auf seine Mode fahre ich als Natur-Bursche selbstverständlich nicht ab. Da muss schon ein guter Kerl hinter dem Beruf her, um mich zu überzeugen.

Und diese Ina! Süß sieht sie aus, zu süß für meinen Geschmack. Wenn ich einmal an der Leine ziehe, fliegt sie durch die Luft. Aber heute fliegt Herrchen durch ihre Luft: Sie hat so viel von meinem Herzblatt erwartet! Und angeblich sooo wenig bekommen.

Herrje! Ich sage es mal mit der Weisheit meiner elf Hundejahre: Sie hat sich ihr Wunsch-Menü nach dem selben Muster ausgesucht wie Joel seines:

Mit dem dringenden Versuch, durch ein paar Menü-Zeilen einen Gegner auszuschalten.

Ich sage immer, wenn Helene F. singt, schmerzen meine Ohren. Das halten nur ihre Fans aus, und dazu gehört Ina.

Leon ist nicht minder kritisch. Natürlich "kann" er Kaiserschmarrn, weil jeder das kann. Bei ihm heißt es aber Leon-Schmarrn.

Mir hingegen geht es runter wie Öl, als meinem Sven beinahe die Tränen kommen, nachdem er erzählt hat, wie alt ich schon bin. Klar, für einen großen Hund wie mich sind elf Jahre ein stolzes Alter und das Ende absehbar.

Ich werde aber nie aus seinem Herzen verschwinden.

Und ich denke, er hat sich in die Herzen der Zuschauer gekämpft, wie er einst als Basketball-Profi in das Herz der Spiele gezielt und getroffen hat, mitten ins Netz.

Nur sechsundzwanzig Punkte bekommt er.

Es gewinnt Hair-Top-Intelligenz-Model Leonie. Ich gönne es ihr.

Sie benötigt dringend eine neue Wohnung - und die 3.000 Euro Sieg-Prämie wären eine Kaution.

Gruß, euer kluger Fred

Fazit

Es war eine Woche wie viele. Mit drei Hunden und fünf Menschen. Zwei der drei Hunde haben keine Stimme, sondern werden dominiert und verniedlicht. Der dritte, Fred, hat sicher ein schönes Leben und ist seinem Alter gemäß gelassen.

Menschen wie Leonie haben genervt in dieser Woche, aber auch Ina hat mich leicht irritiert:

Da stimmen viele Dinge nicht zusammen.

Sven ist der Sieger meines Herzens, wenn auch ein guter Teil davon dem tollen und gelassenen Fred gehören. Ab jetzt und für lange Zeit.

Guten Abend, Gruß Biene


18. März 2016 - Der Bienen-Stich - Alter Adel und neueste Marotten

Mein Robin

Alter Adel und neueste Marotten

Diane Prinzessin zu Fürstenberg, Modeschöpferin und vordergründig eine Hundeliebhaberin, hat einen Schritt getan, der ihr Schlagzeilen, aber den geklonten Geschöpfen rein gar nichts bringt.

Sie hat ihre verstorbene Jack-Russel-Terrier-Hündin Shannon von einer koreanischen Firma klonen lassen.

Der Begriff "Firma" im Zusammenhang mit dem Entstehen von Lebewesen führt die Natur schon mal per se  ad absurdum. Der Vorgang eines entstehenden Lebens mit dem völligen Fehlen jeden nötigen Respekts und Gefühls, mal eben absolviert in einer Fabrik - von den hohen Kosten möchte ich gar nicht reden.

Dieser Betrag wäre sinnvoller im Tierschutz gelandet, was Hündin Shannon, hätte sie denn an so etwas wie Profit und menschlichen Ehrgeiz zu Lebzeiten denken können - sicher besser gefallen hätte.

Für die Embryonen wurde eine Leihmutter-Hündin - man muss schon sagen - verwendet. Ist diese Hündin Eigentum der Firma? Unter welchen Umständen lebt sie? Wie viele Spleens muss sie noch auf die Welt bringen?

"Der Mensch ist fortgeschritten, die Menschheit ist dahin", sagte Tucholsky -

und hier bewahrheitet sich das wieder einmal in allerschlimmster blasierter Dekadenz.

Ein Hund ist immer unersetzlich, wenn er gehen muss und trauernde Familienmitglieder zurück lässt. Wenn es gut läuft für den Hund, liebt der Mensch ihn zu dessen Lebzeiten und auch über seinen Tod hinaus.

Nun hat die neunundsechzigjährige Frau von Fürstenberg zwei Klone von ihrer Hündin.

Wie ist das, wenn man seinen toten Hund in einem anderen Hund wieder entdeckt? Ist das nicht auch eine tief-traurige Angelegenheit? Ist das eigentlich

so nicht gedacht?

Mal abgesehen davon, dass geklonte Tiere schneller erkranken und auch früher sterben als normal gezeugte und geborene, ist es eine Dekadenz ohnegleichen, sich solch einen Wunsch zu erfüllen.

Der fällt vermutlich unter die Rubrik: Was kann ich mir noch gönnen, wenn ich bereits alles besitze?!

Die Tierheime sind voller Hunde, die sich nach einem Zuhause sehnen und vielleicht erstmals auch nach Streicheleinheiten.

Das Klonen ist die Steigerung von der Massenproduktion, und während das eine für Leute mit wenig Geld in Frage kommt (leider!), kommt das andere denen gerade recht, die nicht mehr wissen, was sie noch für einen Unsinn mit ihrem Geld anstellen sollen.

Jeder Hund ist einzigartig. Und wenn auch ein anderer Hund nicht so ist wie der schmerzlich vermisste, wird er dennoch einen Menschen, der gut und genau und liebevoll hinsieht, von sich überzeugen. Unter Hunden gibt es keine Charakterschweine. (Sorry, Schweine sind auch nicht charakterlos)

Meine Frage nach der Leih-Hunde-Mutter bleibt unbeantwortet ...

Meine Frage nach einem Menschen, der solche Werte bevorzugt, ist beantwortet.

Zu alledem ist es eine moralisch-ethische Angelegenheit.

Und nicht zuletzt auch eine religiöse. Ich bin Agnostikerin, mir wird man keine weiteren intimen religiösen Motive unterstellen können. Aber ich frage mich trotzdem und gerade als Agnostikerin:

Was ist, wenn es doch ein Leben nach dem Tod gibt und wir uns alle wieder sehen?

Sind dann auch die Klone dabei? Oder schlüpfen sie dorthin zurück, woher sie einst kamen - in die Zelle eines anderen Tieres?

Der Mensch ist dabei, Gott zu spielen und dessen Plan (wenn es Gott gibt) nachhaltig zu manipulieren. Und auch, wenn es Gott nicht gibt, ist das eine verdammt desaströse Angelegenheit.

Derart sich selber verherrlichend geht der Mensch vor die Hunde - und der Hund bleibt ein bedauernswertes Opfer. In diesem und in vielen anderen Fällen.

Guten Tag, Gruß Biene

17. März 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Das Wunsch-Menü - Donnerstag in Berlin bei Joel


Vorspeise: Tapas Mixtas
Hauptspeise: Landestypische Paella
Nachspeise: Crema Catalana


Joel muss Svens-Wunsch-Menü kochen


Spieglein, Spieglein an der Wand ...

und alle Spiegel und vor allem Joel selber sind sich einig, dass Joel der Schönste, der Beste und überhaupt ein toller Typ ist. Wäre da nicht Schneewittchen hinter der langen Mähne, die noch einen Ticken schöner ist, aber mittlerweile nicht mehr die gewünschte Präsenz bekommt, denn es ist der Tag

von Joel und seinem Menü-Geber Sven.

In seiner großen und großzügigen Wohnung lässt es sich gut aushalten, und nur eines ist stiefmütterlich behandelt worden, von einem bereits vermutlich auch nicht kochbegeisterten Architekten:

Die Küche!

Doch Joel gibt vor, dass ihn Kochen glücklich macht und hat dennoch nicht dafür gesorgt, dass dem Glücklichsein mehr Raum gegeben wird. So what! (Tribut to Leonie)

Vermutlich hat er in Zürich oder Cannes, wo er noch größere Domizile besitzt, mehr Platz.

Andererseits dürfte ihm zwecks Finanzierung der Wohnsitze und des eigenen Lebens neben der Arbeit nicht allzu viel Raum bleiben, um sich in der Küche auch noch kreativ auszutoben.

Leider kenne ich den Designer Joel da Silva nicht.

Ist es wohl möglich, dass mein Spieglein mir verrät, dass er sich in Fernseh-Formate begibt, um endlich bekannt zu werden (klar, da ist er ja nicht der erste und nicht der letzte)? Ist der Tummel-Platz der Designer nicht schon heillos überfüllt? Nun wird das Gedränge noch größer, Joel greift ins Mode-Geschehen ein.

Svens Wunsch-Menü ist im Folgenden für ihn keine Herausforderung, denn er zieht ohnehin sein eigenes Ding durch:

Verkürzte Nachspeise auf Milchmädchen-Rechnung-Basis und eine Paella, wie man sie in Spanien noch nicht gesehen und gegessen hat. Und die Vorspeise besteht zum größten Teil aus gekauften Tapas, die man, sprich Joel, nicht besser zubereiten als fertig kaufen kann.

Der Lohn der Ignoranz sind fünfundzwanzig Pünktchen. Sich selber hätte er insgesamt zweiunddreißig gegeben, aber ihm fehlt es ja auch an einer kleinen Portion Demut ...

Inzwischen sind die Haare von Leonie noch länger geworden und ich befürchte hier und da, dass sie darüber stolpert und sich die Haxen bricht.

Ina nervt mit ihren stets guten Worten und einem permanenten Lächeln, als gelte es, darunter die eigene Person zu verbergen. Da ist sie wie ihr Idol Helene F.: Nicht Fisch, nicht Fleisch!

Daniel ist kritisch, und das mit Recht. Sven bemüht sich um den Sieg der Herzen und befindet sich auf einem guten Weg dort hin.

Ich muss nicht alles glauben, was Joel von sich gibt. Es kann sein, dass alles der Wahrheit entspricht - muss aber nicht. Fehlte ihm zum Beispiel die Motivation, seine anderen Wohnsitze auch nur per Foto in die Köpfe von Mitstreitern und Zuschauern zu platzieren?

Spieglein, Spieglein an der Wand ... wo liegt die Wahrheit in diesem Theater?

Guten Morgen, Gruß Biene


Donnerstag, 17. März 2016

16. März 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Das Wunsch-Menü - Mittwoch in Berlin bei Ina

Das T-Shirt, das Ina tagsüber getragen hat - neulich bei Karstadt fotografiert
Vorspeise: Linsensuppe mit Speckwürfeln und gerösteten Zwiebeln
Hauptspeise: Kohlroulade mit brauner Soße, Salzkartoffeln und Butter
Nachspeise: Rhabarberkuchen mit selbstgeschlagener Sahne


Ina muss Joels Wunsch-Menü kochen


Ina im Neu-Land

feiert heute eine Dreifach-Premiere, denn noch nie hat sie eines der Menü-Bestandteile gekocht oder gebacken. Eine bessere Ausgangsposition für sein Wunsch-Menü hätte Joel sich gar nicht denken können.

Als er 1991 nach Deutschland kam, hat er eben diese drei Dinge ziemlich als erste von den typisch deutschen gegessen - und sie nun tief aus seiner Gedächtnis-Kiste gekramt.

Inzwischen sind fünfundzwanzig Jahre vergangen, das Dinner feierte letzte Woche sein zehnjähriges Bestehen - und Joel ist etabliert genug, um zu wissen, dass allein die Zusammenstellung kein perfektes Dinner, und ein Sieg somit von vorne herein beinahe unmöglich ist.

Ina hingegen freut sich über das von ihr per Losverfahren gezogene Dinner, denn sie hat etwas ganz anderes erwartet. Und zeigt den Zuschauern voller Stolz ihren "Gewürz-Schrank", in dem mir ausschließlich die

Fertig-Brühen auffallen.

Keine Zeit mehr gehabt, diese zu verstecken?

Als das in etwa genaue Gegenteil zur lauten Leonie kommt Ina völlig sanftmütig mit unschudigen Blicken über den Schirm - und einzig ihr ständig gebrauchtes Wort "drinne" kratzt an den Nerven und weckt mich stets und immer wieder kurz vorm Einschlafen. Ein Wort wie eine Folter!

In der Küche hilft ihr Mann Mario, den sie einst am Strand von Rostock-Warnemünde kennen gelernt hat. Und damit das sehr stille Paar zwischendurch lärmende Momente erlebt,

haben sie gemeinsam ihre Liebe zu der Gruppe "Rammstein" entdeckt. Solche Aussetzer erfährt man sicher selten über Leute, die eigentlich Helene-Fans sind.

Ob es ihr Traum wäre, Rammstein und die Fischer gemeinsam auf einer Bühne zu erleben? Die Schöne und die Biester? Oder würde die Schöne bei solch einem Auftritt bewusstlos umfallen oder endlich gehörlos werden? Wäre ein Segen für die Anti-Fischer-Fraktion, die immer mehr anwächst.

Wie von Joel geplant, bekommt Ina nur wenige Punkte - insgesamt siebenundzwanzig - und clever hat er gezeigt, wie eine Gegnerin auch mit einfach zuzubereitenden Gängen baden gehen kann.

Die Unschuldige und ihr tiefer Blick in die Linsensuppe: Die hätte sie besser verkaufen müssen, um sie der Konkurrenz schmackhaft zu machen. Oder den Schwarzen Peter unverzüglich weiter geben sollen.

Noch nie hat jemand - abseits vom Wunsch-Menü - solche eine Reihenfolge auf den Tisch gebracht. Hier hätte man allein die Zubereitung bewerten dürfen - und da würde ich mal schätzen, wäre Ina mit acht Punkten belohnt worden.

Und ganz ehrlich: Für solch ein unter dem Namen perfektes Dinner laufendes Menü - wäre die Rache an Joel meine. In der Hinterhand hätte ich schon mal fünf Punkte für ihn.

Guten Morgen, Gruß Biene


Mittwoch, 16. März 2016

15. März 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Das Wunsch-Menü - Dienstag in Berlin bei Leonie

Bali


Vorspeise: Gado-Gado (warmer indonesischer Salat mit Erdnusssoße)
Hauptspeise: Rendang Sapi (indonesisches Schmorgericht aus Rind mit Kokos und Chili)
Nachspeise: Dadar Gulung (Balinesischer, grüner Pfannkuchen mit Kokos)


Leonie muss Daniels Wunsch-Menü kochen


Puppet On A String

Die hochbegabte junge Frau hat in ihrem Leben bereits viel geschafft, und nun macht sie sich daran, das Publikum des perfekten Dinners zu schaffen.

Sie singt, sie schauspielert, sie schreibt und nebenbei hat sie auch noch ihre Dissertation verfasst, über "Pick-up-Artists".

Trotz dieses umtriebigen Lebens betritt der Zuschauer jedoch nur eine kleine Behausung, in der sie mit ihrem Mann Daniel lebt. Ist er auch hochbegabt? Und beide leben von Intelligenz und Flausen im Kopf und Flusen überall?

Die Küche ist zugleich auch Badezimmer - und zwei Meter vom Herd entfernt, stehen auf einem Waschbecken Bürste, Kamm und was man sonst noch verbergen müsste, wenn denn die räumlichen Zustände sind wie sie sind. Es gibt zum Beispiel Kulturtaschen.

Milliardenschwer - was ihre Haare betrifft, greift sie beherzt und überdimensional aktiv ins Dinner-Geschehen ein. Intelligent wie sie ist, weiß sie sogleich eine Lösung für das indonesische Wunsch-Menü, das sie kochen soll ...

Micy muss her - ein Friseur und indonesisch-amerikanischer Freund. Nun ja, vielleicht auch nur ein Friseur.

Vermutlich hätte sie für den Fall, dass sie italienisch, französisch oder sonstwie hätte kochen sollen - andere Küchenkünstler parat gehabt. Sicher spielt sie auch Schach (falls sie dazu die Ruhe hat) und kann die Züge im voraus berechnen.

Aber manchmal spielt sie noch mit Puppen. Leider. Denn diese sind zwei lebendige Mini-Hündchen mit süßen Kleidchen. Das ist so daneben, Hunden in der Wohnung Kleidung anzuziehen, dass ich blank entsetzt bin. Und sie reicht die "Püppchen" auch noch von Arm zu Arm ... obwohl die vor Angst zittern.

Lieber als die armen Hündchen anzuziehen, hätte sie ihre Küche putzen sollen. In dieser Tätigkeit könnte sie jede Menge überschüssige Energie unterbringen - aber Intelligenz ist dabei weniger gefordert und somit ohne Anreiz.

Das Essen sieht dann zum Teil eigentlich ganz lecker aus. Wenn es auch keinen Schönheitswettbewerb gewinnen würde. Und gekocht hat es eher Micy.

Die dreiunddreißig Punkte sind ziemlich neben der Spur, wenn man bedenkt, dass das Ambiente mit zur Bewertung zählen soll.

Am Ende bleibt mir die Frage, was die anderen Kollegen Hochbegabten dazu sagen, dass eine aus ihren Reihen sich ausgerechnet in solch einer Sendung austoben muss, um nicht unterbeschäftigt zu sein?

Und die allerletzte Frage: Warum hat sie es nötig, diese Hochbegabung derart in den Mittelpunkt zu stellen, ohne nicht zuvor durch eine wenigstens durchschnittliche (und saubere) Umgebung für entsprechende Glaubwürdigkeit zu sorgen, dass diese Art der Intelligenz auch Erträge einfährt?

Guten Morgen, Gruß Biene


Dienstag, 15. März 2016

14. März 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Das Wunsch-Menü - Montag in Berlin bei Daniel


Vorspeise: Lachs-Soufflé und Kale-Salad (mit Avocado, Pinienkernen und Mango)
Hauptspeise: Fish Tacos (mit frittiertem Heilbutt und gegrilltem Hummer), dazu selbstgemachte Süßkartoffel-Pommes mit Guacamole und Ranch-Dressing
Nachspeise: Dutch-Apple-Caramel-Streusel-Cheesecake


Daniel muss Leonies Wunschmenü kochen


Locker vom Hocker

und zur Sunset-Celebration des Dinner-Publikums managt Daniel Kale-Salad und mixt passende Drinks, die hoffentlich keinen Hangover verursachen, aber wenn ich weiterhin noch Denglish for Better Knower schreibe - werde ich bekloppt.

Nicht so die Menü-Geberin: Sie musste sicher lange üben, um amerikanische und deutsche Wörter in einen Zusammenhang zu bringen, der mal so richtig dazu neigt, die Zuschauer zu nerven.

Aber damit ist die Show nicht auf ihrem Höhepunkt angelangt: Sie erwartet von Daniel, dass er einen lebenden Hummer kauft und ihn nach eigenhändigem Töten verarbeitet.

Das würde Daniel auch tun ... doch angeblich hat er in Berlin, unser aller Hauptstadt, keinen finden können, der sich von ihm killen lässt (herrje, schon wieder ein Auswärts-Wort).

In der Tat erinnere ich einen Skandal vor einigen Jahren: Ich habe die Sendung nicht gesehen, aber am nächsten Tag (oder war das sogar schon vor der Ausstrahlung?) prangte in meinem Urlaubsort eine riesige Schlagzeile auf  dem Titelblatt einer mit RTL weitläufig verwandten Zeitung:

Ein Promi-Dinner-Kandidat hatte einen Hummer lebend verarbeitet - und da war ich mit dieser Zeitung einig, dass das zu weit geführt hat.

Noch mal davon gekommen ...

Leonie hat dieses Menü einst in Los Angeles gegessen, nachdem sie in der Stadt der Oscar-Verleihungen einen Film gedreht hatte. Selber zubereitet hat sie noch nie etwas von alle dem.

Vor ein paar Jahren sah man mich selten ohne Video-Kamera, auch in den USA. Also kann ich sagen, dass auch ich bereits Filme gedreht habe?

Daniel gibt sich jede Menge Mühe und wuppt das Menü beinahe mit Links. So sieht es zumindest aus. Dass das Souffle in sich zusammen fällt, bevor es auf den Tisch kommt - so what? Spätestens am Tisch wäre es ohnehin in die Tiefe gestürzt, allein schon von den vielen Worten, die Leonie ihm um das Förmchen gehauen hätte.

Ganz schlau erkennt Joel, dass das Wort "Dutch" im Nachtisch-Kuchen bedeuten muss, dass dort holländische Äpfel verarbeitet werden. Ich hoffe, er hat einen Witz machen wollen ... konnte das aber nicht einwandfrei erkennen oder erhören.

Am Ende bekommt der Koch des ersten Wunsch-Menüs der Woche zweiunddreißig Punkte und auch Leonie gibt ihm acht Zähler (wie jeder andere), obwohl

der Kuchen nicht wie gewünscht war undsoweiter undsoweiter.

I say Goodbye bis heute Evening und mache bis dahin Holidays von Leonie, die mich tonight das Fürchten teacht.

Wenn nicht, wäre ich sehr überrascht.

Guten Morgen, Gruß Biene

Montag, 14. März 2016

14. März 2016 - Der Bienen-Stich - Dumm gelaufen



Dumm gelaufen

... ist noch niedlich ausgedrückt und entspricht nicht dem, was gestern in drei Bundesländern nach der Schließung der Wahllokale zum Vorschein gekommen ist:

Die AfD, eine recht neue Partei nach uralten Mustern, hat einen sagenhaften Satz in jedes der Länder-Parlamente hingelegt. In Sachsen-Anhalt ziehen sie sogar mit über 24 Prozent der Stimmen in den Landtag ein und

dürfen nun durch vieler Wähler Gunst so richtig loslegen.

Das Ganze ist hoffentlich eine vorüber gehende Erscheinung, denn die Hoffnung, dass auch der letzte Wähler irgendwann merkt, wem er mit seiner Stimme zu einem Höhenflug verholfen hat, stirbt bekanntlich zuletzt.

Ansonsten: Gute Nacht, Freunde.

Die etablierten Parteien müssen jetzt zusammen halten und zusammen arbeiten, um Zustände zu verhindern, die man nicht noch einmal haben möchte.

Aber wenn dies sich mal ändern sollte, so kämen eben diese Zustände zurück, die man sich in der Gesamtheit nicht leisten könnte:

Man ahnt es schon, dass die Familie hoch gehalten werden würde - und zwar die deutsche. Eine Ehe ohne Kinder wäre mit der AfD nicht machbar. Scheidungen würden erschwert, Armut erlangen jedoch erleichtert.

Womöglich stünde auch der Deutsche Schäferhund wieder ganz hoch im Kurs.

Die Luft, die wir atmen, dürfte ruhig verpestet sein - Hauptsache, das Gedankengut wäre rein rechts angesiedelt.

Mindestlöhne würden abgeschafft.

Und den großen Rest dieser neuen deutschen Verunsicherung muss man zwischen den Zeilen im Partei-Programm nachlesen.

Demokratie ist tief und fest in vielen Menschen verankert, aber sie umzusetzten erfordert einen Lern-Prozess. Denn Demokratie verlangt eben auch Entscheidungen, die dem einzelnen nicht immer recht sein mögen.

Jetzt bemühe ich mal ein geflügeltes Wort einer anderen Frau:

Wir schaffen das!

Wir schaffen die AfD auch wieder ab!

Wir werden zusehen, wie sie von ihrem Höhenflug aus bald schon ins Straucheln geraten

und ganz tief fallen werden.

Davon bin ich fest überzeugt. Denn am Ende hofft man immer, dass die Vernunft siegt. Weil sie eben vernünftig ist.

Guten Tag, Gruß Biene






Samstag, 12. März 2016

13. März 2016 - Aus dem Bienenkästchen - Frühlingsgefühle





Frühlings-Gefühle

Wenn es draußen anfängt, zu Grünen - ganz zaghaft noch und unentschlossen - und es am Abend länger hell ist, die Menschen sich von der Winterkleidung befreien, langsam und auch nicht so ganz konsequent,

denn es ist an manchen Tagen noch kalt.

Dann beginnt draußen und drinnen und in den Gefühlen der Frühling.

Ob er die schönste Jahreszeit ist, ist die Frage. Die Antwort darauf ist so unterschiedlich wie die Menschen sind.

Doch es gibt sie, diese Frühlings-Gefühle, die einen mitreißen. Das Lächeln eines Fremden auf der Strasse - unbezahlbar. Wer erlebt so etwas an einem windigen, regnerischen Herbst-Tag?

Natürlich kann auch der Frühling verregnet daher kommen und Stürme mit sich bringen, die man lieber nicht erleben möchte.

Aber die Hoffnung auf einen Neuanfang bleibt.

Cut:

So sentimental soll es nicht werden, denn das ist nicht mein Ding. Ich gehe hinaus in einen Frühlings-Tag und sehe mich um:

Die alte Frau trägt Mantel und Schal und Mütze inklusive Handschuhen und friert bei 12 Grad plus, und ferner meint sie, es wäre immerhin noch kein Sommer. Ich ersticke beinahe vor Hitze, allein bei diesem Anblick und denke an

Ostern. Zum Glück ist das Osterfest noch nicht zu einem wahren Geschenke-Marathon-Kaufrausch verkommen, sondern gibt sich gemäßigt.

Da steht an der Ecke ein rauchender Mensch und genießt die Sonnenstrahlen, während eine wütende Frau sich ihren Weg durch die Stadt bahnt und nichts von der Sonne sieht, die auch sie milde stimmen möchte.

Manch ein Mensch nimmt eben vieles überhaupt nicht wahr.

In einem Cafe sind zwei verliebte Leute, die sich zärtlich an den Händen halten - während am Nebentisch ein Pärchen mit Problemen sitzt, denen der Frühling nicht so recht auf die Sprünge helfen kann.

Hunde springen über eine große Wiese und haben keine Gedanken an den Frühling, sondern empfinden nur ein Glücksgefühl, das man ihnen anmerkt.

Als erwachsener Mensch möchte man es ihnen gleichtun, traut sich aber nicht. Schade, wenn man nicht mehr durch Pfützen springen möchte ...

Der alte Mann genießt seinen vermutlich letzten Frühling im Park. Die Ärzte haben ihm gesagt, dass er todkrank sei. Und wenn er den kleinen Kindern, die im Frühling lustiger sind als sonst, zusieht, weiß er, dass er nie einen anderen als diesen Frühling besessen hatte:

Die Karriere stand in seinem Leben derart im Vordergrund, dass er vergessen hatte, das Leben und den Frühling zu genießen. Und als er endlich in Rente ging, war der Verlust größer als seine Freude an den wechselnden Jahreszeiten und dem Frühling im ganz Besonderen.

Die junge Mutter läuft gestresst hinter ihrem Nachwuchs her, der ihr im Bezug auf die Größe desselben, völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Sie kann nichts genießen, sie ist nur noch fertig mit den Nerven.

Eine kunterbunt gekleidete Frau betritt den Stadtpark und lächelt ohne Unterlass, denn für sie ist so lange Frühling wie sie nichts umhauen kann. Und das geschieht selten. Sie wirft Blicke auf die Leute, die miesepetrisch in die Gegend starren und nur einen vor den anderen Fuß setzen - mit dem einzigen Sinn, den Frühling nicht zu beachten.

Sie sollten alle ein bisschen Pippi Langstrumpf sein, denkt die bunt-gekleidete Frau. Aber sie weiß, dass die wenigsten eine Pippi in sich und mit sich selber vereinen können.

Der gerade nach zehn Ehejahren gewordene Witwer, den die Trauer beinahe umgehauen hat, schnuppert die Luft, die unvergleichliche des Frühlings - und empfindet zum ersten Mal seit dem Tod der Liebsten so etwas wie Morgenduft. Hoffnung. Er lächelt

die Frau an, die sich in dieser Stadt nicht auskennt und ihr Smart-Phone auspackt. Er springt ihr zur Seite und sie lächelt ihn an, unerwartet, aber sie lächelt ihn an.

Gemeinsam gehen sie weiter.

Ich komme an einem Blumenladen vorbei und will ein paar Tulpen kaufen. Die Verkäuferin ist geschwätzig und klagt über dieses und jenes und überhaupt sei die Welt ein Jammertal. Sie hat vergessen, in welch einem Geschäft sie als Verkäuferin steht. Sie nimmt all die Blumenpracht als selbstverständlich hin.

So wie ich auch den Frühling als selbstverständlich und immer wieder kehrend ansehe. Doch was ist, wenn er nie wieder kehrt für mich? Was ist, wenn ich zu jung sterbe?

Ich nehme mir vor, den Frühling besser kennen zu lernen. Die letzten Tage waren ein Anfang. Und schon lächelt mich ein Fremder an ... Jetzt ist alles doch zu sentimental.

Guten Morgen, Gruß Biene