Welch einen Spaß hatte ich vor vielen, vielen Jahren: Party an fast jedem Samstag. Und: es kam schon damals nicht darauf an, wer oder was jemand war oder welcher sexuellen Orientierung er oder sie gefolgt sind.
Abends oder vielmehr nachts in den Discos wurde es mir allerdings irgendwann zu bunt, zu aufdringlich und zu unübersichtlich, wer hier Freund, Anmacher oder sogar frauenfeindlich war. Doch direkt und nur zwei Häuser weiter neben meiner Lieblings-Disco gab es dieses eine Lokal, in dem eine junge Frau - wie ich es damals war - mit einer Selbstverständlichkeit feiern konnte,
die in anderen Lokalitäten fehlte.
In vielen Discos galten Frauen als eine Art Freiwild, denen man einen Drink spendieren konnte, um sie im Anschluss daran und als Bezahlung dafür
abzuschleppen - oder das zumindest zu versuchen.
Das Schlimmste oder auch Blödeste, was mir dort je passiert ist, war ein Männlein, das seine Hose heruntergezogen hatte und als Spitze
und sozusagen Verlängerung
mir eine Zigarette in seinem Penis präsentiert hat. Neben seinem "besten Stück" war vor allen Dingen sein Kopf das "allerbeste Stück".
Nach "Metoo" schreien konnte ich damals nicht, denn diese Bewegung sollte noch viele Jahre auf sich warten lassen. Aber: mal ehrlich -
eine diesbezügliche Anzeige hätte damals auch nichts gebracht.
Dem länger aussetzen wollte ich mich allerdings auch nicht. Also ...
habe ich meinen augenscheinlich hübschen Hintern ein paar Meter weiter in eine für mich völlig ungefährliche Location geschoben,
in der ich nicht unbemerkt geblieben bin, aber
respektiert wurde:
in ein Schwulen-Lokal.
Den Namen des Ladens habe ich vergessen, aber nie vergessen habe ich die vielen tollen Begegnungen dort:
aus einigen sind damals Freundschaften entstanden.
Wenn man bedenkt, dass die Zeiten andere als heutige waren, so habe ich von so manchem Schicksal gehört,
die es heute in dieser Form - zum Glück - gar nicht mehr gibt. Wenn es auch noch immer Schwulenfeindlichkeit gibt.
Viele dieser Schicksale lassen sich unter einem einzigen Begriff zusammenfügen:
Lebenslügen
Da gab es u. a. den jungen Mann, der es weit von sich gewiesen hat, seinen Eltern zu beichten, dass er schwul ist.
Da gab es den Mann, der einen völlig gewöhnlichen Liebeskummer hatte, aber es gab ebenfalls die anderen, die sich einerseits bereits in ihrem persönlichen Umfeld geoutet hatten - und damit nur halb/halb angeeckt waren, aber sich in Kerle verknallt hatten, die es strikt abgelehnt haben, sich zu offenbaren.
Am schlimmsten traf es die Männer, die geradezu ein Lügengebäude um sich herum aufgebaut hatten:
einerseits wollten es einige von ihnen selber lange nicht wahr haben, dass sie mit Frauen "nichts anfangen" konnten, andererseits wussten sie nur zu deutlich von ihren Veranlagungen,
ohne sich deren Konsequenzen zu stellen.
Ein paar der Männer waren verlobt mit Frauen - und
tranken sich in vielen Nächten in der Schwulen-Bar ihr Leben schön.
Einige Männer waren bereits verheiratet, hatten sogar Kinder.
Sie haben die totale Lebenslüge gelebt. Aber alle von ihnen
liebten ihre Kinder und mochten ihre Ehefrauen.
Doch: sie waren sich einig darin, dass ihre Ehefrauen diese
Lebenslügen
nie verstehen und verzeihen würden.
Fazit
Die meisten Männer mit den krassen Lebenslügen habe ich aus den Augen verloren, weil sie halt nur Bekanntschaften aus einem gemeinsamen Barbesuch waren ... einige andere habe ich noch viele weitere Jahre gekannt (und nur das Übliche, was immer Menschen trennt, hat uns voneinander entfernt - heute in Social-Media-Zeiten geschieht das seltener)
aber niemanden, der in seiner Ehe mit einer Frau hängengeblieben ist.
Dass solch eine Ehe den schwulen Mann betroffen gemacht hat, ist traurig ... obwohl es noch viel
trauriger ist für eine Frau, die geglaubt hat, sie würde geliebt.
Somit gab es durch jede derart entstandene Ehe gleich zwei Verlierer: den schwulen Mann und seine Frau.
Der eine, der Mann, hat gelogen, weil die Gesellschaft - und auch die Gesetze, die den Paragraphen 175 StGB damals bis beinahe in unsere Zeit deutlich interpretiert haben - es nicht zugelassen hat oder zulassen wollte, dass jeder nach seiner
Fasson glücklich wird -
und die Frau nicht glücklich werden k o n n t e , weil alles, alles
nur auf einer Lüge basiert hat.
Zum Glück ist diese Zeit vorbei.
Aber wann ist die Zeit gekommen, in der wir akzeptieren, dass es auch andere Formen der Liebe und Zusammengehörigkeit gibt als nur unsere?
Am Ende waren und sind es nur die Lebenslügen einer weltweiten schwulenfeindlichen Gesellschaft. Manch eine Gesellschaft hat dazugelernt, andere hinken gnadenlos hinter der Neuzeit her.
Toleranz! So heißt das Zauberwort, das sogleich viele von ihren Vorurteilen befreien würde. Doch offenbar ist Toleranz nicht erlernbar ...
Guten Tag, Gruß Silvia
Schönen guten Morgen, vielen Dank für diesen Beitrag. Wie immer treffend geschrieben. Ich kann mich noch erinnern, früher durfte man ja als Mann nicht einmal sagen, dass ein anderer Mann attraktiv ist, da wurde sofort geschrien "mah der ist schwul, der hat gesagt dass der und der fesch ist". Mein Freund zum Beispiel wuchs in einem toleranten Elternhaus auf in dem er lernte, dass alle Menschen gleich sind und es kein Problem ist wenn jemand homosexuell ist. Gar kein Problem. Bis sich er, der eigene Sohn, geoutet hat. Seitdem ist der Kontakt mit den toleranten Eltern sehr kühl bis gar nicht mehr vorhanden. Ein Umstand der ihn bis heute, über zwanzig Jahre, in die Depression getrieben hat.
AntwortenLöschenDie Zeiten haben sich dann aber wirklich geändert und man konnte als homosexueller Mensch ein großteils normales Leben führen. Freilich intolerante Deppen gab es immer, aber im großen und ganzen war es möglich ein normales Leben zu führen. Mir fällt nur auf, dass sich die Zeiten aber wieder ändern. Je mehr dieses woke und queere so sehr in den Vordergrund gedrängt wird. Leider wird durch diese Strömung alles, oder zumindest vieles, zunichte gemacht was vorher mittlerweile ganz normal war. Weil es sind ja jetzt die Schwulen und Lesben die die Normalen bedrängen mit ihrem Lebensstil. Dass das nur eine kleine Minderheit ist, das ist egal. Den die schweigende Mehrheit, die nur ein normales Leben führen will und den ganzen schrillen Quatsch genauso empfindet wie die meisten Heteros, die gehen unter. Leider.
Nochmals danke für ihren Beitrag und einen schönen Tag.
Liebe Grüße Rocho
PS: Die Geschichte mit der Zigarette war echt schräg :-D Da ich ein Mensch mit enorm viel Phantasie bin der beim Lesen immer Kopfkino hat und das gelesene immer sofort in Bilder umsetzt.......ich glaub das Bild erscheint mir heute im Traum :-O)
Danke Rocho für deinen treffenden Kommentar. - Ich habe mich gefreut, mal wieder etwas von dir zu hören. Ich wünsche dir eine schöne Woche ohne schräge Träume. Gruß Silvia
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