Samstag, 28. Oktober 2023

28. Oktober 2023 - Inges Eltern ...




Inges Eltern ...

Inge war ein Einzelkind, und nicht nur das: ihre Eltern waren beide schon weit über 40 Jahre alt, als sie auf die Welt kam. Das lang ersehnte Kind? Oder doch nur ein "Unfall" in einem Alter, in dem man nicht mehr ans Kinderkriegen denkt? Ich weiß das nicht genau, aber da ich sowohl Inges Eltern als auch sie kannte,

denke ich, sie war ein absolutes Wunschkind.

Als ich die fast gleichaltrige Inge kennengelernt habe, war sie etwa 20 Jahre alt, ihre Eltern um die 60 Jahre und längst glücklich versklavt von ihrer Tochter. Diese Versklavung hatten sie selber vorangetrieben und forciert, denn sie liebten ihr Wunschkind ohne Ende, ohne jeden Anflug von Kritik, aber auch ohne einen realistischen Blick auf ihr nicht immer - um es vorsichtig zu sagen - einwandfreies Verhalten.

Auch ich habe Inge sehr, sehr gern gehabt - aber ich war zum Glück nicht in der untergeordneten Position ihrer Eltern, die mir jeglichen Widerspruch oder Einspruch verboten hätte.

Inge liebte ihre Eltern - ihren Papa und besonders ihre Mama Stefanie, aber die Gegenliebe nutzte sie ohne jegliches Schamgefühl und permanent aus. Da war es nur eine Kleinigkeit, wenn der Vater

ihr als Chauffeur zur Verfügung stand (obwohl sie selber ein Auto hatte), der nur auf einen Einsatzbefehl seiner Tochter lauerte.

Natürlich möchte ich mich ein wenig bedeckt halten, was tiefergehende Veröffentlichungen über die Sklaventätigkeit ihrer Eltern anbelangt. Man muss nicht alles erzählen ... aber einiges kann ich erzählen.

So z. B. die Geschichte von der übergekochten Milch ... Inge war als Köchin nur insofern von Belang, als sie einen Herd anstellen konnte ... alles andere war für sie Hexenwerk, dem man nicht verfallen musste. Doch einmal hat sie sich daran versucht,

Milch zu erhitzen. Versuch gescheitert, denn die Milch kochte über und ergoss sich über den Herd in die Küche ...

Aber Inge, gar nicht unbeholfen in der Wahl ihrer Mittel, griff zum Telefon, um Stefanie anzurufen und sich somit Hilfe zu holen: und so sprang Stefanie - Inges Vater war bereits verstorben - in ein Taxi, um den Schaden in der Wohnung ihrer Tochter zu beheben. So und ähnlich war es immer ... auch in dramatischeren Situationen.

Inges Eltern waren wohl zufrieden, Inge war zufrieden und gemeinsam wollten sie es genau so haben wie es war: eine völlig verzogene Tochter mit vollkommen vernarrten Eltern.

Nur das Ende hätte Inge ihrer Mutter nicht antun sollen, während ihr Vater es zum Glück nicht mehr erleben musste:

Inge wählte in noch jungen Jahren den Freitod. Warum sie das tat, weiß niemand ... sie hat uns alle fragend zurückgelassen,

und ihre zu dem Zeitpunkt schon sehr betagte Mutter todunglücklich gemacht.

Ihr Freitod war keine Spontan-Aktion, denn sie hatte nachhaltig dafür gesorgt, dass sie nicht und auch nicht durch Zufall noch lebend aufgefunden werden konnte.

Wenn sie wenigstens den Tod ihrer Mutter abgewartet hätte ... es war schon klar, dass Inge das Leben nicht besonders liebte, aber es gab auch keinen Grund, warum sie es ausgerechnet dann beendet hat, als sie damit auch

jegliches Stückchen Rest-Glück ihrer Mutter vernichtet hat.

Eine Egoistin bis zu ihrem Ende. So war Inge. Die sowohl liebevolle als auch anstrengende Freundin.


Guten Tag, Gruß Silvia




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