Dienstag, 1. März 2022

28. Februar 2022 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Stuttgart bei Geraldine


„Eine kleine,
französische Reise“
Vorspeise: Trilogie der Sinne: Artischocke und Kürbis umarmen Orange
Hauptgang: Kalb und Karotte treffen Kartoffeln
Nachtisch: Der König wird prickelnd gekürt


Französisch, die Sprache mit dem Schlafzimmerblick.
© Elmar Schenkel (*1953)

Schade, dass ich keine Französin bin ... ich nähme jede Hürde mit mehr Leichtigkeit und mein Schreibstil wäre humorvoller, während ein bisschen mehr Gleichgültigkeit mir auch gut zu Gesicht stehen würde. Stattdessen bin ich zielorientiert und passe auf den ersten Blick ganz sicher in Geraldines Klischee über Deutsche. Wer ist wie und warum ist er so, nur weil er in einer bestimmten Gegend geboren ist? Geraldine erklärt es. Sie erklärt gern und ausführlich, und ganz vorne weg, wie toll alles in Frankreich ist.

Geboren ist sie in Nizza (oder Umgebung), verheiratet ist sie mit einem deutschen Soßenliebhaber, denn alle Schwaben mögen Soßen, Soßen, Soßen. Meint Geraldine. Kann stimmen. - Oder - Trifft trotzdem nicht auf alle zu.


Das Menü

Die Fähigkeit des Kochen hat sie nicht erlernt, sondern ererbt: von der Großmutter und vom Onkel ... Neben den Huldigungen alles Französischen, verehrt sie vor allem diese beiden kochbegabten Personen. Sie konnten oder können sich noch ins Essen "hineinriechen".

Vorspeisenmäßig dürfen sich die vier männlichen Gäste auf eine Kürbis- und eine Artischockensuppe freuen. Geraldine will wissen, warum man in Deutschland keine oder kaum Artischocken zubereitet. Ich gebe die Frage weiter ... Doch synthetisches Trüffelöl zur "Verfeinerung" scheint hier und dort üblich?

Zum Hauptgang serviert sie ein Kalbsgulasch mit Rosmarinkartoffeln. Suggestiv fragt sie "Wie schmeckt es euch?" und fügt hinzu: "Habt ihr sowas gekannt?"

Als Französin würde ich sicher lachend über die letzte Frage hinweg gehen, als Deutsche sage ich dazu: nein, solch ein blasses Gulasch kenne ich nicht. Solche dummen Fragen allerdings auch nicht.

Der Nachtisch besteht neben Zabaione aus einem französischen Dreikönigskuchen. In ihm versteckt ist eine kleine Porzellanfigur, die einen König darstellt. Derjenige, der dieses Männlein in seinem Kuchen findet, wird zum König "gekrönt".

Nein, ich möchte beim Essen nicht aufpassen, ob ich auf etwas Hartes, nicht Genießbares beißen könnte.


Fazit

Die Königskrone erringt Kai-Uwe. Besteht er eigentlich darauf, bei beiden Vornamen genannt zu werden? Nun ja, wenn die Namen einen Bindestrich haben - trotzdem hört sich das seltsam an. Ich heiße Silvia Gabriele - ohne Bindestrich - aber meinen zweiten Vornamen kennt eigentlich kaum jemand, weil ich ihn nur sehr, sehr selten erwähne.

Am Ende des Tages weiß ich, dass ich mich mein künftiges Leben lang nach der französischen Mentalität sehnen werde ... nein, das ist gelogen. Ich fühle mich genau so wohl, wie ich nun mal bin.

Viel mehr als ihre Frankreich-Vernarrtheit weiß ich bislang nicht über Geraldine. Aber ich kenne die sagenhaften Punkte, die sie am Ende des Tages erhält:

Je 8 geben Martin und Michael, 9 gibt Kai-Uwe und 10 zückt Nicolai.

Mit 35 Umdrehungen startet Geraldine in diese Dinner-Woche, obwohl sie sowohl zur Vorspeise als auch zum Hauptgang den Wein viel zu spät serviert hat. Dabei ist der Wein doch sehr wichtig für eine Französin. Dachte ich.

Aber sie liebt die Kameras und die Bewunderung, das passt dann wieder. Einen gewissen Charme, der besonders auf Männer wirkt, kann man ihr ebenfalls nicht absprechen.

Ich bleibe dran.


Guten Morgen, Gruß Silvia

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