Freitag, 26. Februar 2021

26. Februar 2021 - Zwei Gastbeiträge zum Thema "Trauer um ein Tier"


Ich freue mich über zwei Gastbeiträge zum Thema "Trauer um ein Tier".

"Dass mir der Hund das Liebste sei,
sagst du, o Mensch, sei Sünde?
Der Hund blieb mir im Sturme treu,
der Mensch nicht mal im Winde."
- Franz von Assisi


"Die Katze ist ein leises Tier, doch welch Getöse in der Liebe!"
-  Manfred Hinrich (1926 - 2015)


Vielen Dank an Manuela Neuhäuser und Susanne Splitt für die schönen Worte. Worte, wie sie nur die Liebe finden kann.




Gastbeitrag von
Manuela Neuhäuser

Zum Thema Trauer um ein Haustier  will ich folgendes beitragen:

Alleine das Wort Haustier finde ich eigentlich nicht passend. Sobald ich ein Tier aufnehme, ist es ein Familienmitglied. Da ich für gewöhnlich Familienmitglieder gut behandele, ist es auch selbstverständlich, dass meine Tiere die bestmögliche Behandlung und Liebe von mir erhalten. Auch beim Tod mache ich keinen Unterschied, wobei leider auch bei all meinen Tieren eine Erlösung nötig war und ich damit weiterleben muss, diese Entscheidung getroffen zu haben.  Allerdings ist es wohl eher eine Gnade, dass es möglich ist, Tiere von Qualen erlösen lassen zu können. Bei mir ist eher im Nachhinein die Frage, ob ich es früher hätte bemerken müssen, um diese Entscheidung zu treffen.

Meine Lieblinge sind immer in der selben Woche verschiedener Jahres gestorben. Und diese Woche ist für mich verflucht, und jedes Jahr habe ich Angst, dass es wieder jemanden treffen könnte. Und ja Jemanden und nicht Etwas. Auch Tiere sind fühlende und denkende Wesen und somit keine Sachen.

Meine Lieben, die nicht mehr bei mir sein können, bekommen jeden Abend eine Kerze. Beim Anzünden denke ich intensiv an sie und sie sind mir nah. Daran werde ich niemals etwas ändern. Ich bin mir sicher, wäre ich vor ihnen gestorben, hätten sie mich auch nie vergessen (bei Menschen bin ich mir da nicht so sicher).

Viele liebe Grüße
Manuela




Gastbeitrag von
Susanne Splitt

Tarzan war ein Spastrami ( spanischer Straßenhund). Seinen Namen hat er in der Tierklinik bekommen wegen seiner schlanken Taille -  und mein Sohn, der ihn ausgesucht hatte - nur dieser Hund und kein anderer sollte es sein - fand den Namen lustig.

Rambo wäre passender gewesen, wie wir sehr schnell feststellen sollten.
Er war nur kniehoch, hatte ein niedliches Gesicht und konnte - wenn er wollte - sehr charmant sein.
Aber in dem kleinen Kerl steckte ein großer Teufel.

Die ersten Monate erforderten viel Geduld und tatsächlich eine Menge Geld.

Zerrissene Leinen, durchgekaute Schuhe und Taschen, ein Besuch von Frau Holle im Hochsommer - er hat sich mal die Daunenkissen vorgenommen - und ausgeleerte Mülleimer.
Zwei Fahrradreifen und zwei Hosen vom Postboten zuzüglich der Arztrechnungen für die Bisswunden.
Wir bekamen ein Schreiben der Post und wurden
gebeten, uns ein Postfach zu nehmen, es würde uns keine Post mehr zugestellt.

Zuhause ging es über Tische und Bänke, er klaute gerne alles vom Tisch .
Völlig befremdlich für uns: Bier und kalter Kaffee gehörten tatsächlich zu seinen bevorzugten Getränken.

Angst kannte er nicht, vor nichts und niemanden.
Ruckzuck waren wir im ganzen Viertel gefürchtet.

Viele rieten mir, dieses Monster zurück zu geben. Ich wäre nicht ganz dicht im Kopf und sollte mal an mein Kind denken.

Aber genau dieses Kind war glücklich mit genau diesem Hund .

Und ich mochte diesen verrückten Hund und wusste, aus ihm wird mal was.

Mir gefiel sein starker und eigenwilliger Charakter.

Ja-Sager mochte ich schon als junges Mädchen nicht, weder so noch so.

Wir haben trainiert, geübt und an uns und mit ihm gearbeitet.
Es war nicht immer leicht, aber immer schön.

Am Ende hatten wir einen Hund, auf den wir uns 99%ig verlassen könnten. Gewisse Macken konnten wir ihm nicht abgewöhnen, und wir wollten es auch nicht.
Er wurde ein "Mama"-Hund und mein Schatten.

Tarzan und ich brauchten keine Worte. Oder nur sehr wenige.
Ich konnte mich in allen Situationen auf ihn verlassen und ihm vertrauen.

Tarzan hatte mir sein Vertrauen geschenkt.

Wer um das Verhalten eines nicht sozialisierten Hundes weiß, der weiß, dass es kein größeres Geschenk geben kann.

Als er mit 18 Jahren im Februar 2008 starb, habe ich einen Freund verloren. Und auch ein kleines Stück von mir selbst.

Ich weiß nicht mehr, wie viele Tage und Nächte ich mich in den Schlaf geweint habe.

Wir hatten noch Lotti, unsere Hündin.
Aber Lotti war eben Lotti. Und nicht Tarzan.

Irgendwann in all der Trauer und dem Schmerz kam dann aber diese Dankbarkeit.
Ich war (und bin es noch heute) dankbar, dass ich Tarzan sein Leben lang begleiten durfte.

Aber dieser Satz einer Tierschützerin blieb haften: "Es ist traurig und so schmerzlich. Aber sein Gang über die Regenbogenbrücke ist die Chance für einen anderen Hund.
Die Chance auf ein Leben voller Liebe und Vertrauen und Freundschaft."

Und so kam dann Elvis.

Ich denke heute noch sehr sehr oft an meinen Tarzan und wir sprechen viel über ihn. Solange ich lebe, bleibt er in meinem Herzen.
So vieles habe ich von ihm gelernt und mit ihm erleben dürfen.
Und ich glaube, ihm würde es gefallen, dass ich Elvis ein Zuhause gegeben habe. Und das Gelernte an Elvis weitergeben darf.

Ich habe beim Schreiben gelacht und geweint und so viele Erinnerungen gehabt.

Ich winke dir zu mein kleiner Rambo. Danke für die tolle Zeit mit dir.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen