Freitag, 22. Januar 2021

22. Januar 2021 - Peggy geht online ... Corona und Home-Office und Home-Schooling und Home-Koller





Peggy geht online - Corona und Home-Office und Home-Schooling und Home-Koller

Peggy hatte bereits damit geliebäugelt, während dieser Corona-Zeit alle Spiegel zu verhängen, sich dann aber dazu entschieden, dem täglich größer werdenden Grauen ins Gesicht zu sehen. Haare, die sie umnebelten wie Sauerkraut, erinnerte sie sich daran, wie sie einst ihrem Freund Pit den Laufpass gegeben hatte - welch ein Fehler, denn der Gute war Friseur. Wie gut würde er jetzt in ihr Leben passen! Sie verwarf diesen Gedanken schnell wieder, denn schöne Haare inklusive Small-Talk sind noch lange kein Grund für eine Beziehung.

Allerdings sahen sich alle Leute, die sie überhaupt noch zu Gesicht bekam, verdammt ähnlich in ihrer Verlottertheit. Auch, wenn sich manche draußen und in den Supermärkten

ab Augenaufschlag und direkt über den Masken noch ein wenig Mühe gaben, die Müdigkeit und Lustlosigkeit zu verbergen.

Auch Peggy war müde: sie war jetzt nicht mehr nur eine berufstätige Mutter, sondern auch die Kita-Erzieherin ihres 4jährigen Sohnes Benny und die Home-School-Leiterin ihrer 9jährigen Tochter Penelope. Am Ende der Pandemie könnte sie sich sowohl als Erzieherin als auch als Lehrerin bewerben und eventuelle Engpässe auffangen. Trotzdem befand Peggy sich in keiner Sonderposition: allen Eltern erging es ähnlich, vor allem den Müttern, wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte. Väter? - Ein anderes Lockdown-Problem und Thema!

Und dann gab es auch noch ihren Job, den sie nun per Home-Office ausführte: die Nase ihres Chefs ging ihr bereits gehörig auf die Nerven, denn alle naselang telefonierte er mit ihr über Skype ...

und man konnte ahnen, was passiert, wenn einem von jemand anderem die Nase nicht gefällt.

Dass er seine nicht nur in alles reinsteckte, sondern sie auch noch dominant Tag für Tag in die Kamera hielt, war ihr früher (wann war das? Sie erinnerte sich kaum. Obwohl er früher seine Nase natürlich völlig ohne Kamera in alles reingesteckt hatte) gar nicht aufgefallen.

Seinetwegen musste sie sich - zumindest wie früher die Fernsehansagerinnen - bis zur Hüfte korrekt anziehen, denn sie wollte nicht als völlige Corona-Schlampe über den Bildschirm flimmern. Außerhalb seiner Sichtweite schlabberte stets eine Jogginghose an ihr herab, denn im Gegensatz zu vielen anderen hatte sie in dieser

Corona-Krise nicht etwa zu-, sondern abgenommen: ihr Leben war noch nie stressiger gewesen als gerade in dieser Zeit.

Die Kinder wollten beschäftigt werden. Also Kita rund um die Uhr! Wo ist Ritalin, wenn man es mal braucht? - schrie ihre innere Rabenmutter ...

Sie könnte im Internet einen Club der Rabenmütter gründen, aber natürlich fehlte ihr dazu die Kraft. Außerdem wollte Peggy nicht dabei erwischt werden, wie sie ihre Kinder öffentlich (das Internet vergisst schließlich nie) auf den Mond wünscht ...

Einer fehlt noch in Peggys illustrer Corona-Mini-Runde, die sich aber zu einer Riesenkrake aufblasen kann, sie umkrallt und ihr täglich zu verstehen gibt:

So leicht kommst du da nicht wieder raus!

Dieser eine ist Holger, ihr Ehemann, Vater von zwei unerzogenen Gören und ein liebender Sohn von Peggys Schwiegermutter:

Er ist für mindestens zwei Wochen aus dem Zuhause-Zirkus ausquartiert und bei seiner Mutter zwangsweise wieder eingezogen, denn er hatte sie gerade an dem Tag besucht,

als man ihrer Schwiegermutter mitteilte, sie müsse in Quarantäne gehen. Mitgehangen ... mitgefangen ...

Wenn nachts einmal wirklich beide Kinder schlafen, ihr Chef vor Kontroll-Erschöpfung dem nächsten Tag und der nächsten Attacke entgegenschlummert,

meldet Holger sich über Skype und hat eine Menge Klagen im Gepäck:

Er sieht schlecht aus, die Haare sind ihm über die Ohren gewachsen und er bedauert seinen jetzigen Zustand zutiefst, denn er haust nun wieder in seinem Kinderzimmer.

Wenigstens einmal am Tag hat Peggy einen Grund, zu lachen.


Guten Tag, Gruß Silvia 


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