Vorspeise: Zupa ziemniaczana w chlebie (Kartoffelsuppe in Brot)
Hauptgang: Trzy gatunki pierogów (Dreierlei Pierogie)
Nachtisch: Kluski na parze w sosie jagodowym (Polnische Dampfklöße mit Heidelbeersoße)
Man kann auch der Lächerlichkeit einen Preis geben
- Gerd W. Heyse (1930 bis 2020)
Alle alltäglichen Wichtigkeiten werden hier komplett auf den Kopf gestellt, einmal kräftig geschüttelt und regnen als geschreddertes Konfetti über den Zuschauerköpfen. Ein Übungskochen weit unter Anfänger-Niveau vor laufenden Kameras nicht nur aufzuzeichnen, sondern auch noch zu senden, hat schon etwas von dem Mut der Verzweiflung. Vielleicht möchte man insgesamt mehr jüngere und blutjunge Zuschauer gewinnen ... vielleicht hat man auch einfach gedacht: Wir hauen jetzt mal einen raus! Wir können das!
Carmen ... sie gibt an, Germanistik studiert zu haben. Sie gibt an, ein Modeunternehmen mit 20 Mitarbeitern zu führen. Vor allem aber gibt die Influencerin heute den Ton an.
Ich kannte Carmen zuvor nicht, und ich werde ihren weiteren Weg vor den Spiegeln (Otufit of the day) und Fotokameras sicher nicht verfolgen. Und das, obwohl diese Influencerin sagt: "Ich mache nicht nur Werbung für meine Follower, sondern vermittel ihnen auch andere Werte."
Ohne überheblich klingen zu wollen, kann ich mir nicht vorstellen, dass ihre und meine Werte sich in irgendeiner Form ähnlich sind.
Aber die hübsche junge Frau gibt ein Bild der Eintracht mit ihrem Ehemann Niclas ab, der dann freundlicherweise auch die meiste Küchenarbeit leistet ... kochen möchte ich das nicht wirklich nennen.
Das Menü
Die Blumen für die Tischdeko werden ihr in die Wohnung geliefert ... aber da es nicht ihr Ding ist, bittet sie die Überbringerinnen, gleich den gesamten Tisch zu schmücken und zu decken.
Es geht weiter mit dem Dingens, das man Kochen nennt, und das Carmen auch nicht liegt.
Die bereits ausgehöhlten Brote für die Vorspeisensuppe werden ebenfalls geliefert. Gefüllt werden sie mit einem Kartoffelbrei, der hier als Kartoffelsuppe deklariert ist.
Das einzige, was sie vielleicht selber zubereitet, ist der Piroggen-Teig. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es nicht auch für den ein paar helfende Hände gibt, die von den Kameras nicht erfasst werden. Zunächst sieht der Teig nämlich ziemlich misslungen aus, um dann - ein paar Kamera-Schnitte weiter - wie von Zauberhand als gelungene Masse weiterverarbeitet werden soll.
Insgesamt sieht der Hauptgang fad und trist und, für eine Influencerin eigentlich ein No-Go, nicht fotografierwürdig aus.
Der Nachtisch besteht aus lauter Fertigzeug: Heidelbeermarmelade, Dampfnudeln aus dem Supermarkt ... und schreit: Dein Outfit of the day würdest du bestimmt nicht so lieblos zusammenstellen!
Fazit
Das heutige Dinner zeigt einen gewaltigen Unterschied zu dem gestrigen. Nicolette hat sich wirklich bemüht, sie hatte einen Plan, verkauft sich professionell ... und besitzt auch Persönlichkeit. Carmen ist planlos, ahnungslos und gefährlich: ihren 1 Millionen Followern könnte sie vermitteln, wie unwichtig Kochen ist, weil die Hauptsache des Lebens schließlich völlig woanders liegt. Ich möchte nicht wissen, wie vielen Menschen mit Anorexia nervosa sie damit (leider) aus der Seele spricht.
Angeblich hat Carmens Mann die Bewerbung bei Vox abgegeben. War das so? Oder hat Vox die 5 Influencer rekrutiert? Niclas brüstet sich noch mit den geringen Kochkünsten seiner Frau
(auch, wenn er angeblich hofft, sie würde sich durch die Sendung endlich einmal mehr fürs Kochen interessieren)
die gerade mal 5 Gerichte zubereiten könnte ... aber wozu sollte sie kochen lernen, solange es Lieferdienste und jetzt auch wieder Restaurant-Öffnungen gibt?
Dass die Gäste begeistert sind, hat hier überhaupt keine Bedeutung. So suggeriert es auch meine Überschrift, die deutlich verspricht, dass man auch der Lächerlichkeit einen Preis geben kann.
Die Punkte fallen mir heute wie eine zu hohe Inzidenz aus der Tastatur: Je 10 geben Michaela und Justine, je 9 Nicolette und Louis. Das sind in etwa die wertlosesten 38 Zähler, an die ich mich erinnere.
Insgesamt hat Vox sich mit Carmens Beteiligung einen Bärendienst erwiesen. Carmen und ihrem Manager-Mann kann ich nur sagen:
Niemand ist so wichtig, wie er denkt.
Aber was soll es? Das Leben geht weiter. Meine Erinnerung an Carmen ist spätestens nach meinem Freitag-Beitrag vollkommen verblasst.
Guten Morgen, Gruß Silvia 
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