Hauptgang: Keule vom Lübecker Waldbewohner mit wildem ’’Gelleriewe’’ an Erdapfelgedöns
Nachtisch: ’’Missisippi Mud Pie’’ und karibische Kokoskugel verschmelzen mit andalusischer Orange
Der echte Schauspieler ist überall Schauspieler, sogar auf der Bühne
- Michail Genin (1927 - 2003)
Seit 15 Jahren ist die ehemalige Kauffrau Anke als freiberufliche Schauspielerin tätig. In diesen Corona-Zeiten gehört ihr Beruf wohl zu den am meisten benachteiligten. Inzwischen läuft die Show allerdings langsam wieder an ...
Anke bevorzugt als Darstellerin alte Agatha Christie-Stücke, und ich kann sie mir gut als eine moderne Miss Marple vorstellen, die - wie die altmodische auch - keinen Mörder ungeschoren davonkommen lässt. Natürlich verdingen sich zum angedachten perfekten Dinner keine Mörder, aber hier und da sind die Zuschauer als eine Gesamt-Miss Marple Ungerechtigkeiten auf der Spur ... denn bis zur Ausstrahlung sind diese eindeutig im Vorteil gegenüber den Kandidaten. Sie sehen und hören mehr kritische Aussagen, als dies den einzelnen Mitwirkenden vergönnt ist.
Die vielleicht geäußerten, aber nicht gesendeten positiven Kritiken ... können die Zuschauer am Ende mit der Summe der Bewertungen addieren, und schon weiß man, was ehrlicher ist: gute oder nicht so gute Kritiken.
Kritisch jedoch sollen die Teilnehmer durchaus sein; ist schließlich der Sinn der Sendung. Da macht allerdings der Ton die Musik und ähnelt einem Theaterstück, in dem falsche Töne ebenfalls unangenehm auffallen können.
Das Menü
Anke geht mit Freude an die Vorbereitungen zu ihrem Dinner. Sie schnibbelt und sie erklärt - zu meiner Freude ohne Füllwörter und künstliche Ähs oder sonstige Satz-Aufblähungen: ich vermute, dass sie Sprechunterricht gehabt hat. Ein Ohrenglück für die Zuschauer.
Es ist auch zu spüren, dass sie gerne kocht.
Das größte Lob erfährt der Nachtisch. - Von hier aus kann und möchte ich weder diesen noch die anderen Menü-Bestandteile beurteilen oder gar bewerten.
Mit Wildschweinfleisch habe ich meine eigenen, aber völlig persönlichen Probleme ... ich betrachte Wildschweine als meine "Freunde", die hier bei uns im Wald in einem Gehege leben, nachdem ihre zwei Vorfahren vor vielen Jahren dort von Menschen schnöde ausgesetzt wurden. Als niedliche Schweinchen wurden sie angeschafft, als pubertierende im Wald ausgesetzt
(und haben Robin, Bienchen und mich damals mitten im Wald aufgegriffen, um uns zu begleiten, als gehörten sie uns - die ganze Geschichte dazu gibt es auf diesem Blog)...
Wildschweine sind ausgesprochen intelligente Tiere. Der Mensch denkt insgesamt weniger nach, wenn er sich für etwas begeistert ... merkt aber am Ende (oft leidvoll), wenn er sich damit überfordert.
Fazit
Anke sei zu wenig bei ihren Gästen ... ist einer der Kritikpunkte. Der Hauptgang sei nicht warm genug. Das Kokos-Eis schmeckt zu sehr nach Kokos (sagt die stets gutgelaunte Corinna, die dies offensichtlich nicht in ihre Bewertung einfließen lässt) und insgesamt erntet Anke weniger Punkte als Christian:
Je 7 geben Christian, Frederic und Carsten, 8 gibt Corinna.
Das ergibt die Summe von 29 Umdrehungen. Der Applaus hält sich folglich in Grenzen.
Falls Anke am finalen Freitag über ihre Punkte enttäuscht sein sollte, so kann sie zeigen, dass eine gute Schauspielerin in ihr steckt ... und diese Enttäuschung glänzend überspielen.
Jetzt müssen nur noch Frederic und Carsten (natürlich auch Corinna) besonders ihre Hauptgänge heiß auf die Teller bringen ... und das scheint überhaupt nicht einfach zu sein in einer Sendung wie dieser.
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