Es liegt sicher nicht an diesen Leuten, dass ich sie allesamt nicht kenne, sondern an meiner Uninteressiertheit. Vielleicht liegt es ein wenig auch an meinem Alter, durch das ich nicht mehr die simplen ("Berufs")-Wege akzeptieren kann. Natürlich unterschätze ich keineswegs die "Arbeit", die sogenannte Influencer mit sich, ihrer Bekanntheit und der allgegenwärtigen Furcht, permanent genug Neues in die Gemeinde zu bringen, haben. Das kann schon stressig sein, Millionen von "Fans" bei der Stange zu halten, um weiterhin dem süßen eigenen Lebensstil frönen zu können.
Manchmal berichten Online-Zeitschriften über die Leute, die ich nicht kenne und auch nicht gewillt bin, kennenzulernen. Die dazugehörigen Überschriften reichen mir als Grund stets aus, weiterzuscrollen (denn ich bin ja nun über die einzelnen Wichtigkeiten mehr informiert als sie mich interessieren) und sie sofort wieder zu vergessen. Die weitgehend ähnlichen Gesichter und Figuren
kann ich mir ohnehin nicht merken. Es ist gut möglich, dass sie sich in Wirklichkeit überhaupt nicht so ähnlich sehen ... aber die top-bearbeiteten Fotos scheinen alle aus einer gemeinsamen Schmiede zu sein: lustig wird es, wenn unter solch einem Foto von XYZundausdemAlphabetherausfallenden "völlig ungeschminkt" steht.
Und weiterhin muss ich diese Leute bewundern: ich selber bin gar nicht in der Lage, mich genussvoll in die Bildbearbeitung hineinzuarbeiten ... das ist mir alles zu langweilig. Aber diese Influencer tun eben auch etwas für ihr Geld,
das größtenteils aus Werbeeinnahmen besteht, und für das sie bis an zum Beispiel Klippen gehen ... dass die gefährlich sind, wird dabei ignoriert. Die Helden der Jetzt-Zeit also!
Ich glaube nicht, dass ich irgendwem zum Beispiel die Wirksamkeit der beworbenen Gesichtscreme abnehme, wenn die wirkliche Wirksamkeit nur aus dem verwendeten Fotoprogramm besteht. Aber ... wie geschrieben ... ich kenne diese Leute überhaupt nicht.
Wo sind all die Studenten, die im Anschluss an den Besuch einer Hochschule gewillt sind, in ihren Fachbereichen Erfolge anzustreben? Wo sind die jungen Leute, die Dachdecker werden möchten, denn ich sehe schon eine Handwerker-Knappheit auf uns zukommen. Wer repariert morgen noch meinen verstopften Abfluss? Manch ein Influencer hätte durchaus das Talent dazu, will aber nicht in Kloschüsseln und Abflussrohren herumwühlen. Das ist nämlich ziemlich unsexy.
Und immer weiter fließt der Fluss der Influencer ... ein wahrhaft hartes Leben mit der wohl höchsten Zuwachsrate unserer Zeit. Wohin soll das noch führen?
Irgendwann gibt es mehr Influencer als Leute, die zu ihren Fans werden können ... irgendwann nimmt die Überschwemmung überhand.
Ab Montag, dem 7. Juni 2021, gelangen sogenannte Internet-Bekanntheiten, Influencer also, in den Fokus von TV-Kameras, um sich in ihren Küchen und an Herden abzuarbeiten.
Da ich diese Sendung täglich in meinem Blog kommentiere, sortiere ich vorsorglich meinen Wortschatz. Dass ich mich fürchte, steht wohl fest. Das perfekte Dinner - und die Influencer. Lt. den bislang gesehenen Fotos ist mir schon klar, dass ich meine Frage
wer sind all diese Leute
nur wiederholen kann.
Aber mutig und dreist zugleich sind diese Influencer durchaus: besonders auf dem Rückweg vom Ruhm kann das Publikum nämlich ziemlich grausam werden.
Von mir sind diese Grausamkeiten, bezogen auf einzelne Personen, natürlich nicht zu erwarten: Ich kenne die Leute schließlich nicht.
Und wenn ich ab Montag bei Vox und ihrem perfekten Dinner ein paar von ihnen kennen lerne, ist das für diese auch kein Problem ...
ich vergesse sie sofort wieder. Wie auch 98 Prozent aller anderen Teilnehmer der Sendung "Das perfekte Dinner".
Auch meine Zeit ist schnelllebig ... an jedem Sonntag weiß ich bereits nicht mehr, wessen Show-Auftritt am vorhergehenden Freitag stattgefunden hat.
Den Witz mit der Influenza erspare ich euch - ich muss mir jetzt kurz die Nase putzen, weil ich geniest habe.
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