Zu Risiken, Neben- und Auswirkungen fragen Sie Ihre Hochzeitsrednerin
In diesem Ausnahmefall hat mich eine Dinner-Teilnehmerin (Das perfekte Dinner, Vox) auf die Idee gebracht, eine Hochzeitsrede zu verfassen. Ob ihr die als (sogenannte) Profi-Rednerin aber gefallen würde?
Es würde ihr maximal aus dem Grund gefallen, dass ich (vermutlich) keine Konkurrenz für sie darstelle.
Und dann gab es sogar eine weitere freie Trau-Rednerin, eine Woche später.
Also ran ans Schreibprogramm und eine Rede für mein 1. Hochzeitspaar schreiben. Leider ist es gleichzeitig auch meine letzte, denn so wirklich begeistert ist niemand von folgenden Worten:
"Es hat sich niemand gefunden oder zwangsweise verpflichten lassen, diesem goldigen Paar eine Rede zu halten. Sowohl der Vater der Braut als auch der des Bräutigams haben sich erfolgreich vor den passenden Worten gedrückt. Die Mütter sind vor Tränen der Rührung nicht in der Lage, sich flüssig zu artikulieren. Eine kirchliche Trauung ist nicht vorgesehen, eine standesamtliche könnt ihr natürlich nicht umgehen.
Eure Ehe soll schließlich rechtsgültig sein, damit am Ende auch die Scheidungsanwälte noch ihr Geld verdienen können.
Vor das Jawort hat der Standesbeamte eine Frage gestellt, die man nicht wirklich und zwangsweise mit Ja beantworten muss. Wer ist denn schon gern ein Ja-Sager, eine Ja-Sagerin?
Als einst Jaqueline (noch keine Kennedy war), wollte sie mit ihrer Freundin Puffin Gates einen Kurs an der Sorbonne belegen. Puffy zog ihr Ja-Wort hierzu zurück, denn sie zog es vor, einen Derry D'Oench zu heiraten (und das eine schloss das andere vermutlich aus). Dazu schrieb Jackie ihr die Zeilen:
"Anstatt über die Seine zu gleiten, ach was, ließ sich Puffy in den Abfluss leiten, in Pittsfield Mass."
Ich habe keine Ahnung, wie diese Ehe zu Ende ging, aber Warnungen von guten Freunden ... habt ihr Zwei die etwa nicht bekommen?
Stattdessen sehe ich hier den Bräutigam, der sich bereits bis zum Kragen hat volllaufen lassen. Muss er sich die Hochzeit saufend vernebeln?
Liebe Braut, Sie stützen den Mann, als wäre er ihr letzter Strohhalm. Aber Standfestigkeit sieht anders aus. Trotzdem kann ich euch beide trösten,
denn keine Hochzeitsnacht verlief noch jemals so wie sie geplant war. Eher ist später von Filmrissen die Rede ... als vom vergnüglichen Schaukeln in Kronleuchtern.
Doch nach all diesen Warnungen will ich es nicht vergessen, euch in eine möglichst lange glückliche Ehe mittels ein paar Worten zu begleiten,
aber - auch wenn hier das Läuten aller Alarmglocken fehlt - , es gibt sie - ungeläutet schweben sie über jedem Brautpaar,
denn die Scheidungsrate ist hoch ..."
Nach diesem letzten Halbsatz hat man mich nicht weiterreden lassen und aus dem Tempel der vorübergehenden Glückseligkeit geworfen, begleitet von Schimpf und Schande und mit dem Titel "Lügnerin" versehen.
Dabei wollte ich doch nur eine wortreiche Karriere starten. Waren das etwa die falschen Wörter zum falschen Event? Ich weiß nicht ... warum ich das jetzt in den Sand setzen musste.
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