Im Tower-Gelände
Eine
unwürdige
Schlammschlacht
Es war einmal wie in einem Märchen: eine ziemlich unbekannte Schauspielerin lernte einen Prinzen kennen ... aber anstatt mit ihm gemeinsam in der 1. Reihe zu stehen, wies man ihr einen in der hinteren Reihe zu. Dann sollte sie auch noch Regeln befolgen, die seit Urzeiten im Königshaus gelten (und die inzwischen sicher modernisiert wurden) ... und über die man sie bestimmt vor ihrer Heirat in Kenntnis gesetzt hat.
Das alles war zuviel für die nicht weltbekannte Nicht-Mehr-Schauspielerin, aber endlich als weltbrühmte Herzogin Meghan bekannt, seit 2018.
Während Harrys 99jähriger Großvater Prinz Philip nach einer Herzoperation noch in einem Krankenhaus liegt, während die fast 95jährige Queen keinen weiteren Schicksalsschlag braucht, unter dem sie ihre starre Fassade aufrechterhalten muss,
geben Meghan und Harry Oprah Winfrey ein ausführliches Interview, und zwar keines, dass die zuschauenden Zuhörer einen Blick aus der Schlüssellochperspektive in den Palast freigibt, sondern eines, in dem ganze Mauern von diesem Pärchen eingeschlagen werden -
Feuer frei auf den Palast, die "Firma", die Familie ...
In jeder Familie gibt es Unstimmigkeiten, einer mag vielleicht einen anderen nicht, einer schert gerne aus, eine will alles zusammenhalten ... eine ist das schwarze Schaf ...
aber braucht man solche Familien-Outings wirklich?
Definitiv: Nein!
In normalen Familien geschieht dies nach einem inneren Prinzip, das nicht nach außen dringt: "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich"
Nun kann man die Queen und Prinz Philip und auch Prinz Charles und Prinz William eigentlich nicht einem "Pack" zuordnen,
aber intime Bekenntnisse,
( diese Nonsens-Details lassen ahnen, dass Meghan zu einem Pack gehört ... und natürlich als ihr größter Fan Prinz Harry leider auch)
nach außen zu tragen, einem weltweiten Publikum vorzutragen, und obendrein auch noch auf mitleiderhaschend Verständnis hoffen, ist ziemlich peinlich und zeugt einerseits von einem großen Geltungsbedürfnis, aber andererseits auch von dem Unvermögen, die Dinge auf den Tisch des Buckingham-Palastes zu bringen,
anstatt in alle Welt.
Meghan präsentiert ihre Tierliebe
öffentlichkeitswirksam und abseits der Interview-Situation mittels zwei Hunden und geretteten Hühnern. Das ist dazu angetan, das ohnehin lädierte Bild von Meghan als Goldgräberin, die in höchste Kreise aufsteigen wollte, aufzupolieren ...
leider weiß ich aus eigener Erfahrung, dass nicht alle Tierfreunde oder auch Tierschützer zwangsläufig gute Menschen sind.
Beef mit Kate
Meghan unterstellt (der Firma?) Lügen, denn angeblich nicht sie hatte Kate zum Weinen gebracht - sondern umgekehrt soll es gewesen sein.
Ansonsten bescheinigt sie Kate, dass sie eine ganz "Nette" sei.
Der normale Wahnsinn einer Familie, in eine Weltöffentlichkeit transportiert: kann eine Frau noch geiler auf Weltbekanntheit sein?
Rassismus
Familienmitglieder sollen Sorge gehabt haben, dass Baby Archie zu dunkelhäutig sein könnte. Wer genau diese Sorge gehabt haben soll, sagt Meghan nicht - weil es "den Personen zu sehr schaden wird." Es ist auch nicht klar, ob es eine "Sorge" war, denn auch hier kommt in Betracht: der Ton macht die Musik (und es war keine Sorge) -
und sie hat dies ohnehin lediglich über Harry als dritte Person erfahren, und Harrys Herz sitzt vermutlich derzeit tief und fest in seiner Hose - und darum versteht sein Kopf nicht unbedingt etwas, das abseits von dem liegt, was seine Herzensliebste erfahren möchte.
Übersetzung: ich denke, er traut sich nicht, ihr zu widersprechen, wenn sie sich an etwas festgebissen hat.
Eigentlich ist dieser Vorwurf unlogisch, denn Meghan erzählt auch, dass sie herzlich in die Familie aufgenommen wurde. Und mit Sicherheit hat man damals schon daran gedacht, dass sie und Harry einmal Kinder bekommen würden.
Meghans Suizid-Gedanken
Hochschwanger, erzählt Meghan, hatte sie Selbstmord-Gedanken. Psychologische Hilfe sei ihr von der "Firma" versagt worden.
Harry sagt widersprüchlich später dazu (er ist nicht von Anfang an bei dem Gespräch anwesend), dass er sich aus Scham über die psychischen Probleme seiner Frau nicht an die "Firma" gewandt habe.
Manchmal weiß man nicht, von wem die beiden gerade reden: von der Familie, von der "Firma" (die nicht nur Familienmitglieder beinhaltet) oder von der Presse.
Manchmal weiß man auch nicht, ob sie nicht gerade von eingebildeten Dingen sprechen. Bekanntlich hat jeder seine eigene Wahrheit.
Fazit
An eigenen möglichen Fehlern wird nicht gekratzt.
Ich sehe eine sehr gefasste, in ihre Rolle der Interviewten und tief verletzt vertieften Meghan, die keinen Zweifel an der eigenen Integrität aufkommen lässt, aber sehr wohl an der von allen anderen - oft nicht einmal genannten Personen.
Insgesamt handelt es sich nach meinem Dafürhalten um kein Skandal-Interview, denn diese Probleme könnten auch aus jeder anderen Familie stammen. Trotzdem ist das lange Gespräch nicht geeignet, ein
angekratztes Verhältnis Harrys (der dies erwähnt) sowohl zu Prinz Charles als auch zu Prinz William zu entspannen.
Harry und Meghan (eigentlich müsste es Meghan und Harry lauten) sind schon ein seltsames Pärchen, und Harry will ihr überdies verdanken,
dass er überhaupt erkannt hat, in einem "Gefängnis" gelebt zu haben, weil Meghan in sein Leben trat
(eine Frau, die zu nur noch einer einzigen Person ihrer Herkunftsfamilie Kontakt hat - zu ihrer Mutter. Mütter sind schließlich diejenigen, die grundsätzlich auf Verzeihen gepolt sind.)
Wie schlimm ist etwas, das man gar nicht als schlimm wahrnimmt?
Seit ihrer Auswanderung über Kanada in die USA fühlt Harry sich von Meghan gerettet - mit Hilfe einer höheren Macht (ich denke, er spielt auf seine eigene, verstorbene Mutter an).
Es bleibt die Frage, wie oft Meghan vor einem Spiegel gestanden hat, um für dieses Interview den geeigneten Drama-Gesichtsausdruck zu üben. Hier und da fließen unvollkommene Tränen, die jede wirklich gute Schauspielerin besser hinbekommt.
Und es bleibt die Frage, wie selten sie vor einem Spiegel gestanden hat, um sich selbst einmal zu hinterfragen. Denn Zweifel an ihrer eigenen Wahrnehmung scheinen sie nicht zu tangieren.
Vor allem ist es natürlich eine einseitige Sicht diverser Vorkommnisse, und es ist nicht zu erwarten, dass es darauf schlüssige Antworten aus dem Palast gibt, die die andere Seite näher beleuchten würden.
Man kann den beiden Glücksrittern nur alles Gute wünschen, und dass es ihnen nach diesen teilweise schwammigen Erklärungen, aber bösartigen Andeutungen, Erlösung bringt.
Nach wie vor sind sie nicht frei, sondern nur in einer anderen Art von Gefängnis, denn höchstens in ihren eigenen Kreisen, einer kleinen Hollywood-Blase, können sie sich eventuell ungezwungen bewegen - ansonsten sind ihre Gesichter so bekannt, dass überall ein Paket an Schwierigkeiten lauert, um ihre (angeblich) so sehr ersehnte Ruhe zu stören. Eine Ruhe, die sie schließlich wohl auch gar nicht wollen ...
Bemerkenswert
Harry klagt, dass man ihm den Geldhahn abgedreht hat. Er bekommt also keine Zuschüsse mehr zu einem untätigen Luxusleben von seinem Vater. Ein 36jähriger Mann, der im Selbstmitleid versinkt.
Zu Meghan gibt es noch etwas zu erwähnen, dass man nur aus der Zwangs-Prostitution kennt:
Man hätte ihr sowohl ihren Pass als auch ihren Schlüssel abgenommen ... nachdem sie Mitglied der Königlichen Familie geworden ist.
Ich stehe hier klar auf der Seite der uralten Queen und ihres noch älteren Ehemannes, die davon mehr als betroffen sein dürften und zu Recht mit einem mittlerweile erfolgten "Friedensangebotes" die Abtrünnigen zum Schweigen bringen wollen.
Am Ende bewegt mich die Frage, wie Meghan nach einer eventuellen Scheidung von Harry reagieren wird:
Gibt es dann auch ein Interview, und wir erfahren alle, welch ein Monster Prinz Harry ist?
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