Montag, 22. März 2021

21. März 2021 - Tatort Köln - "Wie alle anderen auch"

 
Tatort Köln
Wie alle anderen auch

Für diesen Krimi hätte es vorab (nach dem Vorbild der Hinweise auf Zigarettenschachteln) einen Warnhinweis geben müssen:

"Wer zu depressiven Verstimmungen neigt oder gar an Depressionen erkrankt ist, sollte den Film meiden."

In diesem Krimi gibt es nur und ausschließlich Verlierer: die Hauptakteure, obdachlose Frauen, fristen ihre düster-traurigen Tage rund um die Domplatte. Aggressionen gehören ebenso zum täglichen Ritual wie Alkohol, und die völlige Verwahrlosung geht an jedem einzelnen Tag ihrer Vollendung entgegen.

Monika lebt seit Jahren auf der Straße. Perspektive? Nur der Tod kann das Elend beenden.

Liebevoll kümmert Monika sich um die erst seit kurzem obdachlose Ella Jung. Nach jahrelangem Ehe-Martyrium hat Ella ihren Ehemann so schwer verletzt, dass sie denkt, er sei an den Folgen verstorben - und ist in die Wohnungslosigkeit geflüchtet. Damit der Krimi

nicht völlig hoffnungslos endet, erfährt Ella schließlich, dass ihr Mann lebt und es für sie keine Anklage geben wird, weil ihr Mann wohl kaum Anzeige gegen sie erstattet. Gut so! Aber: gibt es nicht

Offizialdelikte?

Zuvor jedoch taucht Ella bei Axel, einem Teller-Schwenker in einem Lokal, unter. In seiner Wohnung jedoch gibt es ebenfalls nur Tristesse. Diese Wohnung ist nichts weiter als eine verlängerte Obdachlosigkeit. Man möchte heulen.

Dann ist die wohnungslose, aber berufstätige Altenpflegerin Katja Fischer zu erwähnen, die in ihrem Auto übernachtet.

Ich stelle noch kurz den miesen Typen vor, der Monika und die Altenpflegerin vergewaltigt hat, aber weil eine glaubwürdige Anzeige fehlt, ungeschoren davon kommen kann.

Monika wird eines Nachts angezündet. Sie war - Drehbuchschreiber sei Dank - zum Glück schon tot, als sie angezündet wird. Gestorben ist sie an der Überdosierung eines starken Medikaments, Fentanyl, das ihrem Tee beigemischt war.

Sehr hilfreich Auskunft geben kann die freundliche Mitarbeiterin einer "Suppenküche", denn sie kennt viele Geschichten vieler Obdachloser.

Weil die Altenpflegerin mit Monika Streit hatte und auch Zugang zu dem Medikament, gerät sie in Verdacht, die Mörderin zu sein.

Auch der Vergewaltiger kommt in den Ermittlungs-Fokus. Allerdings ist der Kerl viel zu dumm für einen "Giftmord" und nur schnapsselig und schwanzgesteuert unterwegs. Am Ende wird er zum Glück wegen der Vergewaltigung verhaftet.

Man ahnt es bald, dass die liebe Mitarbeiterin der Obdachlosen-Anlaufstelle, Regine Weigand, ein Geheimnis hat, dem Monika auf die Spur gekommen war ... und Regine damit erpresst hat:

Regine hatte eine Miet- und Stromkostenerhöhung von monatlich 180 Euro bekommen - Geld, dass sie als Halbtagsangestellte nicht besitzt. So hat sie sich aus Spendengeldern bedient.


Fazit

Die Mörderin hat sich nur in der Höhe ihrer Not am Topf der Obdachlosenhilfe bedient, was sie in ein besseres (Fernseh-)Licht rücken soll. Aber Mörderin bleibt Mörderin, und hier war das Motiv nicht weniger grausam als es bei jedem anderen Mord der Fall ist. Für Mord gibt es keine Entschuldigung oder Rechtfertigung.

Für diesen Krimi, ausgestrahlt in Pandemie-Zeiten, gibt es eigentlich auch keine Entschuldigung. Gerade in dieser Zeit könnten noch viel mehr Menschen auf den Straßen ihrer Städte landen als je zuvor,

und gerade jetzt zeigt die ARD einen zutiefst verstörenden Krimi aus dem Obdachlosen-Milieu.

Zu meinem Glück leide ich weder an depressiven Verstimmungen noch bin ich sonst von Traurigkeit geprägt,

aber ich musste mir nach Ansicht dieser Schauergeschichte noch etwas Heiteres zu Gemüte führen.

Sterne kann ich nicht vergeben, weil ich nicht weiß, in welcher Höhe ich die ansiedeln soll.

Vielleicht haben sie mit diesem Tatort-Film alles richtig gemacht, aber mir persönlich "schmeckt" der so überhaupt nicht.

Am Ende sitzt Ella in einem Zug und fährt somit symbolisch in ein Leben "wie alle anderen auch" - aber jeder Ort, an den sie fährt, hat ebenfalls eine

Obdachlosenkultur.


Guten Morgen, Gruß Silvia 


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