Ausgedient!
An jeder Ecke liegt einer von den ausgedienten Weihnachtsbäumen, bereit zur Entsorgung durch die Wirtschaftsbetriebe der Stadt. Große, sehr große und kleine Weihnachtsbäume, krumme und gerade, schöne und nicht so herrliche Exemplare könnten Geschichten aus der Nachbarschaft erzählen. Manche standen sicherlich wochenlang in den Wohnzimmern und nadelten sich langsam bis Weihnachten vor.
Wie haben die Leute ihr 2020er Weihnachtsfest verbracht? Bei all den wechselnden und in Bundesländern auch unterschiedlichen Corona-Einschränkungen weiß ich überhaupt nicht mehr genau, welche denn nun wo für Weihnachten galt. Dass es einen immensen Autobahntourismus zu Verwandten gab, und somit auch an Heiligabend und Weihnachten diverse Staus entstanden sind, denke ich eher nicht. Haben die
Tannenbäume in 2020 also weniger Menschen zu Gesicht bekommen als üblicherweise? Und haben sie mitbekommen, wie froh manche Leute ihr Fest verbringen konnten, weil Tante Claudia eben nicht samt ihrem Anhang allen wieder einmal die Feierlichkeiten verdorben hat? Möglich!
Was die Nadelbäume ansonsten gesehen und gehört haben, möchte man nicht unbedingt wissen, aber vorstellbar sind
durch das Jahr 2020 schwer gebeutelte Eltern, die ihren Kindern dennoch ein friedliches und mit Geschenken angereichertes Weihnachtsfest bereitet haben. Am Ende läuft es ja trotzdem nie wie geplant. Familien schaffen es sicher auch, sich autonom und ohne weitere Beteiligung von unbeliebten Verwandten an die Köpfe und in die Haare zu kriegen.
Einem ohnehin schwierigen 2020, in dem viele Familien einander mehr auf der Pelle hingen als üblich, folgte ein Weihnachtsfest, das auch noch an einem Donnerstag begann - damit es gleich noch das Wochenende mit einsacken konnte. Das war sicher hart
oder auch ein Fest für Hartgesottene.
Aber ganz sicher gab es auch in Gemeinschaft mit allen Nadeln auf der Tanne liebevolle Weihnachten mit dem einen oder anderen Versprechen für eine glückliche Zukunft - neben den üblichen Geschenken.
Die wurden für Weihnachten 2020 wohl öfter im Internet bestellt, als dass sie das Ergebnis eines ausführlichen und gemütlichen Stadtbummels waren. Zum Teil waren die Geschäfte geschlossen, zum anderen Teil war und ist es nicht verführerisch, sich durch eine rappelvolle Stadt zu bewegen. Man könnte am Ende etwas
erwerben, das auf keinem Wunschzettel steht.
So haben die Tannenbäume, die nun auf den Straßen liegen, auch von vielen Hoffnungen für 2021 gehört, von den Klagen und Sorgen der Menschen ohnehin. So manch eine Träne wird an den Nadeln abgerutscht oder hängengeblieben sein.
Wie prächtig oder einfach, wie phantasievoll oder einfallslos eine jede Tanne geschmückt war, ist nicht mehr zu erkennen,
denn erstmals sehe ich keine nur lässig abgeschmückten Bäume auf ihre Abholung warten.
Alle Hoffnung liegt nun auf das Weihnachtsfest 2021. Die Bäume dafür sind jetzt noch klein, aber sie wachsen dem Fest der Liebe entgegen ... oder auch einem Stress-Fest. Je nachdem, in welcher Familie sie ihre letzten Tage verbringen.
Ich hoffe, alle meine Leser hatten ein gutes Weihnachtsfest, allen Widrigkeiten zum Trotz.
Die Bäume auf diesem Foto werden extra für Weihnachten herangezogen, rein biologisch, und einmal im Jahr an einem Advents-Samstag vom Förster und seinem Team geschlagen und verkauft.
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