Der letzte Keks ist trocken heruntergewürgt, die Gans gab es bei uns nicht. Aber hin und wieder eine Folge der Schwarzwaldklinik konnte ich mir nicht verkneifen. Die muss man nicht aufmerksam verfolgen oder gar um Leib und Leben der dortigen Patienten fürchten. Denn am Ende ging es immer gut aus, denke ich.
Gestorben wurde höchstens in Ausnahmefällen in Minimaldosierung und nur dann, wenn den Machern das schlechte Gewissen schlug, dass im wirklichen Leben schließlich auch nicht immer alles glatt läuft.
Alle Jahre wieder gefällt es ZDFneo, Folge für Folge in ihrem Programm abzuspulen, als hätten sie hiermit eine Reihe auf der Pfanne, die voller Sehnsucht von ehemaligen Schwarzwaldklinik-Patienten und früheren sowie heutigen Zuschauern erwartet wird.
Ist das so?
Der gute Doktor, dem die Menschen nicht nur ihre physischen Herzprobleme anvertrauten, sondern auch die emotionsgeladenen ausschütteten, denn Dr. Brinkmann zauberte für jeden einen optimalen Rat aus dem Hut. Seine helfende Hand war selbst außerhalb der Krankenzimmer stets im Vollbeschäftigungs-Modus.
Im wahren Leben soll es Klausjürgen Wussows Jugendwunsch gewesen sein, Arzt zu werden. Dann wurde er Schauspieler, der einen Arzt spielte ... und manche Zuschauer begannen ab den 1985er Jahren eine Serie mit der Wirklichkeit zu verwechseln. Doch wenn man es genau nimmt, war diese Serie für Wussow der Anfang vom traurigen Ende.
Man konnte ihn, den Privatmenschen, mit dem Star-Arzt und denen der Schwarzwaldklinik folgenden Schlagzeilen nicht überein bringen,
was die Glaubwürdigkeit eines Schauspielers schwer trüben kann.
Scheidung von Ehefrau Nummer 2, Heirat mit der Nummer 3 und die Liebe, die im Anschluss daran unter einer Schlammschlacht begraben wurde. Nachdem zunächst jedes Detail von den Boulevard-Medien genüsslich ausgegraben wurde.
Schließlich Ehe Nummer 4 mit der Witwe von Bubi Scholz.
Dann wurde der sicher beliebteste "Arzt" der 1980er/90er Jahre selber zum Patienten.
All das war begraben unter dem Siegel der Vergesslichkeit der Leser, die damals keine Chance hatten, den bösen und traurigen Nachrichten zu entkommen. Ob man es wissen wollte oder nicht, man bekam es serviert, zum Teil
von Klausjürgen Wussow höchst persönlich.
Zum Glück war das Internet noch in den Kinderschuhen, was einiges an traurigen Nachrichten abfederte.
Sein letzter Auftritt in der Schwarzwaldklinik in 2005: er spielte eine Randfigur, der die hinterhältige Krankheit Demenz anzusehen war.
Man könnte den Mantel des Vergessens drüber legen, und das wäre auch besser. Aber so lange es noch ein preiswertes Vergnügen ist, die Klinik-Serie, die zudem ziemlich altbacken wirkt, jedes Jahr wieder aus dem Archiv in die
Wohnzimmer zu bringen, wird das nix mit dem Vergessen.
Aus einem guten Theaterschauspieler Wussow wurde ein beliebiger TV-Darsteller. Der Weg führte ihn allerdings dorthin, wo es viele Schauspieler hinführt, die nicht auf den stabileren Theaterbrettern verweilen, weil es zu wenig Ruhm und zu wenig Geld verspricht,
nämlich in die X-Beliebigkeit.
Ein paar Arztrollen hat er noch abgeliefert, an den Erfolg der Schwarzwaldklinik jedoch nicht anknüpfen können.
Und wenn wir ehrlich sind, ist die Klinik-Reihe nun auch an Demenz erkrankt. Wenn man sie sich ansieht, wirkt sie schon ziemlich aus der Zeit gefallen ... da hilft auch kein Erfrischungsgetränk vor dem Bildschirm oder Popcorn. Allenfalls kann man sich über so viel Schmarrn amüsieren. Muss man aber nicht.
Lasst Dr. Brinkmann in Frieden ruhen, ZDFneo.
Es ist mehr als an der Zeit.
Es wäre sogar eine Gnade.
Nicht nur mit dem Wissen von heute über den Hauptdarsteller verliert die Serie an Glaubwürdigkeit in die gütige Person des Klinik-Chefs, sondern auch die Inhalte sind schwer angestaubt. Die bekommt man nicht mehr blankgeputzt.
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