Für Robin
Mit Robin bin ich mehr als nur einmal um die ganze Welt gelaufen, natürlich nur kilometermäßig. Ich habe mehr Schuhe verschlissen,
als Robin mir während seiner Welpenzeit zerfetzt hat. Und das waren nicht wenige.
Neben Schuhe müllfein zu machen, war Küssen sein größtes Hobby. Jeder Hund, dem wir begegneten, wurde von ihm ausgiebig abgeschleckt. Die meisten mochten das nicht. Und irgendwann erkannte Robin, dass man mit Küssen allein nicht durch die Welt kommt -
und entwickelte sich zu einem kleinen Rüpel.
Selbstverständlich blieben alle Hunde-Mädchen von seinen Rüpeleien verschont. Im Gegenteil, steckte er von ihnen so manchen unsanften Stupser ein, wenn er sich ihnen küssend nähern wollte. Aber alle Rüden mussten sich in acht nehmen, Robin entschied da sehr spontan zwischen Freund und Feind. Und das klärte er für sich in ein paar Sekunden.
Ich habe ihn bissfrei (und auch beissfrei) durch 15 Jahre und 8 Monate gebracht, und darauf bin ich ein bisschen stolz. Er selber hätte wohl gerne die eine oder andere Wunde mit Freude getragen, wenn der Kontrahent nur stärker verletzt gewesen wäre als er selber.
Oft hatte ich durchaus etwas Angst um seinen Körper, sein Leben und seine Unversehrtheit. Allerdings sind Rüden untereinander nicht mal halb so gefährlich, sich wirklich und ernsthaft zu verletzen
wie es Hündinnen sind, die sich auf einen Zweikampf einlassen. Rüden begnügen sich meist damit, den anderen mal kurz auf den Rücken zu werfen und somit bereits als Sieger aus der ganzen Chose hervorzugehen.
Seinen besten Rüden-Freunden gegenüber war Robin stets loyal, und man könnte beinahe sagen, auch fürsorglich. Gingen wir mit Silke und ihrem Joschi spazieren und fuhren anschließend noch einen Supermarktparkplatz an, damit Silke und ich - getrennt, eine von uns blieb immer im Auto bei den Hunden - einkaufen gehen konnten,
tröstete Robin den weinenden Joschi. Joschi, der Abgeklärte, die coole Socke, konnte so herzerweichend weinen, wenn sein Frauchen nicht in seiner Nähe war.
Diese beiden Steine hat meine Freundin Silke für sich (mit Joschi drauf) und für mich (mit Robins Abbildung) malen lassen. Sie hat mir den Stein mit Robins süßem Antlitz gestern geschenkt, hatte ihn jedoch bereits nach Robins Tod malen lassen. Der beste Joschi aller Zeiten ist bereits im Juni 2018 verstorben.
Allerdings war Joschi größer als Robin. Und diese kleinen Gemälde sind keine Kopien von Fotos, sondern tatsächlich abgemalt. Was auch erklärt, dass beide nicht 100ig getroffen sind. Jedoch sind besonders Robins Augen aufs Beste dargestellt. Genau so hat er uns alle immer angesehen ...
mit seinem stets wachen oder auch prüfenden Blick.
Daher war es für Robin schwer, als er am 2. April 2019 beide Augen herausoperiert bekam. Sein Augenlicht war ihm immer heilig, wie es das für alle Hunde ist ...
es stimmt nicht, dass Blindheit Hunden nichts ausmacht.
Doch Robin lernte, damit . so gut wie eben möglich - umzugehen und die Welt fortan mehr mit der Nase zu erkunden. Er lernte rasch ein paar neue Wörter wie
"Stufe" - für Bordsteine, "Zuhause" - das sagte ich, damit er wusste, wo wir sind, und falls er noch ein kleines Geschäftchen zu erledigen hatte - und einige Wörter mehr.
Zuhause benutzte er seine lange Nase wie einen Blindenstock, um sich zu orientieren. Die Wohnung hatte er auf seinem inneren Auge sowieso für immer abgespeichert.
Trotzdem hat meinen Robin seine Blindheit tief betrübt, denn er war immer der sehr Selbstständige, der Unabhängige, der nun mehr meine Hilfe benötigte als er es je gewollt hätte.
Im Gegenteil: Vermeintlich hat er mir vorher oft durch unwegsames Gelände verholfen - und war auf seine Leistung enorm stolz.
Ich denke jeden Tag an meinen kleinen, großen Helden, der mir die Welt um so viel schöner gemacht hat, als sie eigentlich ist.
Er gehört zu den Unvergesslichen, die man ewig im Herzen behält - doch noch schmerzen die vielen schönen Erinnerungen. Es sind Erinnerungen, die mir zeigen, dass nichts im Leben so bleibt wie es einmal war.
All Kinds of Evrything Reminds me of You!
In Liebe, für Robin. Und Joschi. Im Traum sehe ich beide über den Regenbogen spazieren gehen. Vielleicht sind sie dort auch schon Bürgermeister. Wäre dem Duo zuzutrauen.
Dieses Foto vom Rosenbusch habe ich gestern an genau der gleichen Stelle fotografiert wie das oben gezeigte, nur fehlt Robin. Und er fehlt nicht nur den Rosen ...
Guten Tag, Gruß Silvia
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