Donnerstag, 25. Mai 2017

25. Mai 2017 - Zum Vatertag für meinen Vater



Für meinen Vater

Es heißt Muttersprache und Vaterland - und genau in dieser Reihenfolge verdanke ich meiner Mutter

die Liebe zur Sprache

und meinem Vater die Liebe zu einem bodenständigen Leben,

denn wäre ich auch hier meiner Mutter gefolgt, wäre ich vermutlich ein klein wenig abgehoben.

Warum die deutsche Sprache jedoch eher die Mutterliebe

und eigentlich nicht das Wort Vaterliebe

kennt, bleibt verborgen und ist so tief mit den Begriffen verwurzelt,

dass man die Vaterliebe

offiziell auch nur nebenbei zelebriert:

An Christi Himmelfahrt dürfen wir auch unsere Väter feiern

oder sie sich selber feiern lassen, je nachdem.


Meiner hat mir Vieles ermöglicht, manchmal Steine aus dem Weg geräumt - oft hat er mich auch einfach wieder auf den Boden der Tatsachen gesetzt. Er hat mit mir gebangt und gehofft, mitgefiebert und sich mit mir gefreut.

Hätten meine Eltern sich je scheiden lassen (nein, haben sie nicht),

ich hätte mich als Kind ohne Frage dafür entschieden, bei ihm zu bleiben.

Immer stand er mir einen Ticken näher als meine Mutter - es war das tief

Väterliche

in ihm, das ich noch heute vermisse - und seine klugen Ratschläge in Zeiten der dringenden Fragen.

Er lebt nicht mehr, und ist relativ jung gestorben, weil er viele, viele Jahre zuvor schon sehr krank war.

Doch diese Krankheiten thematisierte er überhaupt nicht, denn am allerwenigsten wollte er auch nur einen Hauch von Mitleid von anderen. Auch nicht von uns, die ihm am nächsten standen.

Hätte man ihn eine Stunde vor seinem Tod gefragt, wie es ihm geht -

er hätte locker geantwortet: Gut.

Was ich bin, habe ich zum größten Teil ihm zu verdanken -

inklusive ein paar Fehlern, die anderen schon mal sauer aufstoßen -

denn diese Fehler sind sowohl Last als auch Lust, je nach Perspektive.

Und wenn es hinter unserem Horizont etwas gibt, wartet er geduldig auf mich. Alle anderen sind bereits bei ihm.

Guten Tag, Gruß Silvia

                                

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