Samstag, 20. Mai 2017

20. Mai 2017 - Erst kommt das Fressen, dann die Moral (Bertolt Brecht)



Erst kommt das Fressen, dann die Moral - Bertolt Brecht


Natürlich ist das ganz allgemein gemeint und nicht auf das Essen allein oder eher sogar im Unwesentlichen reduziert,

doch hier möchte ich das Essen einmal in den Mittelpunkt stellen:

Vorneweg - so richtig unlecker finde ich nur Graupen, in welcher Form auch immer. Diese aufgeblähten Körner törnen mich dermaßen ab, dass ich in ihnen keinerlei genüssliche Befriedigung finden kann: Sie machen satt, pappsatt, und jeder, der mag, soll sie gern auf seinem Speiseplan haben, ich mag sie nicht.

Dann kommen die Tiere, die wir Menschen als einen Hauptnahrungsbestandteil ansehen, und natürlich sind die meisten von uns an den Verzehr von Lebewesen

seit Kindheit an gewöhnt.

Es gibt inzwischen viele, die sich davon gelöst haben und als Vegetarierer oder Veganer glücklich wurden.


Das Alles-oder-Nichts-Prinzip

kennt jeder von uns, wenn es um den Verzehr von Tieren geht.

Warum also machen einige von uns Unterschiede zwischen Schweinen und Ferkeln, zwischen Rindern und Kälbern

oder mögen vielleicht keine Kaninchen essen und passen auch beim Lämmchen?

Vor einiger Zeit hatte ich eine Diskussion, die eigentlich keine werden sollte, aber wurde, mit einem guten Bekannten:

Er liebt Wild auf seinen Tellern. Ich esse kein Wild.

Dabei würde ich nur an meine "Freunde" im Wald denken, und die kann ich mir nur unter erschwerten Bedingungen und Folter meinerseits auf den Tisch holen

beziehungsweise überhaupt nicht.

Auf meine Aussage, dass ich kein Wild esse - meinte dieser Bekannte, dass ich dann entweder überhaupt kein Fleisch essen dürfe oder eben jedes. Sogar laut ausgelacht hat er mich.

Ja, Dummheit lebt und begegnet einem täglich. Man kann es auch Arroganz nennen, denn warum sollte dieser Mann

entscheiden dürfen, was ich darf oder nicht, was ich esse oder nicht?

Nebenbei streichelte er zärtlich seinen Hund ...


Andere Kulturen

sind mir rein essenstechnisch manchmal ferner als der Mond. Gut, der ist nicht so weit weg, aber weit genug.

In einer lange vergangenen Zeit war ich einmal zu Gast in einer afrikanischen Botschaft in Bonn-Bad Godesberg.

Selbstverständlich gab es dort ein üppiges Buffet. Ich habe mir einen kleinen Teller geladen und als ich in das, was nach Fleisch aussah und es auch war,

hineingebissen hatte,

hätte ich es am liebsten sogleich wieder ausgespuckt. Ich wusste nicht, welches Fleisch das war - aber es war keines, das ich kannte.

Ich riss mich zusammen und schluckte den ersten und einzigen Bissen hinunter.

Ich war jung, dumm und unbedarft, aber ich fragte, welches Fleisch das war.

Die Antwort brachte mich an den Rand der Verzweiflung, denn ich kam mir danach wie eine Kannibalin vor:

Es war Affenfleisch.

Heute käme niemand bei mir mehr unbeschadet durch die Zeit, der Affenfleisch serviert. Damals war ich - wie gesagt - dumm ...

und eine Botschaft liegt sowieso generell nicht auf dem Hoheitsgebiet der Bundesregierung.

Ich wollte nie wissen, wie und unter welchen Umständen die Köche der Botschaft an dieses Fleisch gekommen waren.


Weitere Vergehen

Vor vielen Jahren habe ich mein Lieblings-Fleisch entdeckt, und das waren Froschschenkel. Halleluja, wie lecker war das ...

Wieder ziehe ich nun den Joker, mich einerseits zu meinen Dummheiten zu bekennen

und andererseits konsequent verblödet gewesen zu sein.

Selbstverständlich esse ich heute keine Froschschenkel mehr - da können die noch so köstlich sein. Zum Glück sind sie in Deutschland verboten. Aber vor einigen Jahren habe ich sie auf einer Speisekarte im Ausland entdeckt

und konnte ohne Mühe widerstehen.

Nein, so etwas esse ich nicht mehr.

Ich esse kein Wild, kein Pferdefleisch, keine Tierkinder und auch keine Wachteln,

und sicherlich habe ich jetzt viele Dinge vergessen wie z. B. Kaninchen (das bei den meisten Köchen sowieso nur als dröge Angelegenheit auf Tellern endet).


Ich esse

Schwein und Rind und ein paar andere arme Viecherlies. Natürlich - wie oben erwähnt - niemals Kälbchen,

die gleich nach der Geburt von der Mutter getrennt werden, die armen Kinder.

Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass mir das andere nicht schmecken würde. Es ist meine Art, die Dinge zu sehen,

und die Arroganz anderer, die mir mit

Entweder Oder

kommen, haue ich in die Tonne.

Bei all dem vergesse ich nicht das Leid, dass auch Rinder und Schweine erdulden müssen - und selbstverständlich wäre es mir anders lieber,

aber ich kann es leider nur durch mein Kaufverhalten - ganz vielleicht - ändern.

Doch ich verstehe jeden, der so manches Tier nicht auf dem Teller haben möchte

in vollem Umfang.

Denn das ist ein Statement, dass nicht jeder abgeben kann - der alles in sich hineinstopft,

was Platz im Mund findet.

Trotzdem gilt dies alles nur für mich - und ich toleriere die Alles-Esser,

während ich deren Toleranz Personen gegenüber, die anders essen,

vermisse.


Guten Tag, Gruß Silvia

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