Freitag, 21. Juli 2023

21. Juli 2023 - Phrasen und Floskeln beim "perfekten Dinner"




Phrasen und Floskeln beim "perfekten Dinner"

An den Herden liefern die Teilnehmer der Sendung "Das perfekte Dinner"  unterschiedliche Ergebnisse, die mal nach den Sternen greifen und mal im Keller gebunkert werden sollten, weil man nicht wirklich drüber lachen, geschweige denn, froh sein kann. Meistens liegen sie qualitativ in der Mitte angesiedelt, damit die Luft "nach oben" nicht verlorengeht.

Sprachlich gesehen liegen beinahe alle Teilnehmer auf dem gleichen Wortwahl-Niveau, die sich im Laufe der Zeit, seit diese Sendereihe läuft, mehr als etabliert hat: sie gehören zum Standard-Paket jedes Kandidaten, denn wer will schon außer der Reihe tanzen, wenn er

seinen Gästen so Köstliches wie möglich "kredenzt"?

In dem Ablauf der Sendung bedeutet die Küche "Ort des Geschehens", und dort geschieht so manches Unglück, aber zum Erstaunen der Zuschauer ebenfalls einiges an Erfreulichem.

Ob jedes "Ich habe da mal etwas vorbereitet - das musste durchziehen" gleichbedeutend ist mit einer Eigenleistung des jeweiligen Kandidaten - oder ob der eine oder andere sich seine Kochkünste ein wenig zurechtschummelt - wer kann das eine definitiv von dem anderen unterscheiden? Doch nirgendwo müssen so viele Speisen so lange "durchziehen" wie die der Kandidaten dieser Sendung.

Ein herzhaftes Sooo wird gerne in den Mund genommen, wenn eine weitere Komponente (absolutes Top-Lieblingswort) in Angriff genommen wird.

"So, Ihr Lieben" - heißt es schließlich, wenn die Teller auf die Tische transportiert werden. Ob jeder wirklich lieb ist oder nur so tut oder nicht einmal so tut - erkennt man manchmal spät.

Lernen sich an Montagen alle Teilnehmer kennen, wird erst einmal heftig bis überschwänglich und selten abwartend die Gruppenzusammenstellung gelobt. Geschenkt! Man sollte nicht jedes Wort in Gold aufwiegen und für die letzte Instanz halten.

Bei Tisch kommt schnell die Frage auf: "Wie hast du das gemacht?" oder auch "Hast du das Brot selber gebacken?"

Inzwischen lassen viele Kandidaten das Brot lieber weg, weil sie der Frage aus dem Weg gehen möchten - und vor allem der Antwort, dass es vom besten Bäcker der Stadt stammt - und es sich daher gar nicht lohnt, selber Brot zu backen.

Zwischendurch leiden nicht wenige der Hobby-Köche unter dem "Genau"- und "Tatsächlich"-Syndrom, das sie in etwa so häufig benutzen wie sie Salzkörner ihrem Essen hinzufügen. Allerdings sind diese Füllwörter nicht etwa das Salz in der Kommunikations-Suppe, sondern eher der Grund für so manche Aggressionsanfälle vor den Bildschirmen.

"Schön, dass ihr da ward", lautet der Gastgeber-Kommentar nicht selten, während die Gäste sich noch den letzten Bissen eines Schoküchleins mit flüssigem Kern in den Mund schieben. Nicht, dass es nicht manchmal auch andere Desserts geben würde ... aber dieses ist in der Hitliste ganz oben angesiedelt.

 Und solch ein sanfter Rauswurf ist ebenfalls enorm beliebt, wenn er auch hier und da nur unter die Rubrik "Deutsch ist eine schwierige Sprache" fällt und nicht der unangenehmen Wahrheit entspricht, dass ein Gastgeber es kaum abwarten kann, bis die neuen Freunde endlich nach Hause gehen.

Die müssen zuvor noch bewerten: "Er/Sie hat die Latte ganz hochgelegt." - "Es ist noch Luft nach oben", und während der eine sich

abgeholt fühlt, wurde der andere überhaupt  nicht abgeholt.

Immer an Freitagen folgt der Moment der Wahrheit. Dann wird enthüllt, wer diese Woche mitsamt einem Preisgeld von 3.000 Euro gewonnen hat.

Jeder, der diese "Nomenklatur" beherrscht, kann sich getrost für die Sendung "Das perfekte Dinner" bewerben. Weitere Small-Talk-Kenntnisse wären von Vorteil, sind aber keine Bedingung. Eine beliebte Beigabe sind des weiteren Reiseerfahrungen, die sich auf den Versuchstellern wiederfinden. Aber es reicht auch, so zu kochen wie die eigene geliebte Oma es einst getan hat ... oder einfach nur sein Selbstdarsteller zu sein.


Guten Tag, Gruß Silvia

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