Donnerstag, 6. Juli 2017

5. Juli 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi - Mittwoch in Bad Mergentheim bei Jeremia



Vorspeise: Rote Bete und Ziegenfrischkäse
Hauptspeise: Taubertal-Forelle mit grünem Spargel, Sc. Hollandaise-Espuma, Grünkerntalern
Nachspeise: Dinkelcrepes mit Rhabarber und Erdbeerragout


Zuerst kommt die Philosophie, dann das Kochen

und auch mit dem Gastgeben hat Jeremia kein glückliches Händchen. Dafür ist er ein Slow-Food-Anhänger, kauft und kocht regional und saisonal und hinterfragt alle Lebensmittel. Hoffentlich wird ihm nicht hier und da beim Hinterfragen eine Lüge aufgetischt,

oder, obwohl es regionale Haselnüsse gibt - verkauft man ihm von weit her zugereisten.

Alles ist auch Vertrauenssache, und Jeremia, dessen Eltern beide Theologen sind, kommt nicht nur etwas "lehrerhaft" rüber, wie er selber zugibt,

sondern auch ein bisschen übermotiviert, was zum Beispiel seine Abneigung gegen Alkohol angeht:

Heute gibt es einfach keinen Alkohol! Punkt!

Anstatt ausgewählte, vielleicht sogar verführerische Soft-Getränke anzubieten, doch es nebenher jedem selbst zu überlassen, ob er oder sie Alkohol trinken möchte,

macht er sich an dieser Stelle das Leben unnötig schwer:

Möglich, dass das eine Pünktchen zu wenig hier und da auf den fehlenden Sprit zurückzuführen ist.

Da freut man sich auf einen feucht-fröhlichen Abend, und dann wird der nicht einmal fröhlich ...

Jeremia wirkt blass, und er bleibt blass - und ihn gibt es sogar zweimal, denn er hat einen Zwillingsbruder. Ob dieser aus demselben oder einem anderen Ei entstanden ist, wird nicht erzählt, Fotos werden nicht gezeigt,

und ob der Bruder auch solch einen tief-christlichen Namen wie er selber hat, bleibt ebenfalls unerwähnt

wie der Tisch vom Hauptgang unabgeräumt bleibt.

Das Abräumen übernehmen die Gäste, damit es zu keiner Kollision mit dem nächsten Gang kommt. Ich sehe leere Gläser, Gäste, die sich selber Wasser einschenken und wohl froh sind,

als dieser Abend zu Ende geht.

Nur in der Selbst- und Fremdkritik sind sich Gastgeber und Gäste wieder nahe und einig.

Es flattern vierundzwanzig dürftige Zählerchen auf den Tisch des Hauses.

Falls sich jemand jedoch an Vox wenden möchte, um Jeremia kennen zu lernen, dem sei noch schnell erzählt - falls überhört -

dass er kein Single ist.

"Könnte man meinen, dass ich Single bin", fügt er dieser Frage seine Antwort hinzu.

Zumindest ist er eine ehrliche Haut. Aber er sollte mal Lockerungsübungen machen.


Guten Morgen, Gruß Silvia








2 Kommentare:

  1. Jeremia erzählte dass er und sein Zwillingsbruder keine eineiigen Zwillinge und außerdem grundverschieden sind.

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  2. Jeremia - entspannt, sehr entspannt!

    Jeremia lebt und atmet bereits in jungen Jahren Bad Mergentheim. Seine City ist ein Dorfplatz, der Supermarkt ein beschauliches Geschäft und seine Lieferanten nennt man sonst: Kaufleute im Einzelhandel.

    Ein wenig hat man schon das Gefühl, dass der heutige Gastgeber in einer eigenen kulinarischen Welt lebt. Sein Menü nicht wirklich originell, aber durchdacht: Slow-Food, regional und saisonal....da hat sogar eine einzelne Schinkenscheibe mehr Lebensgeschichte wie so manch gestandener Mann. Aber wie gehen rote Bete, Feldsalat und Erdbeeren unter der Betrachtung "saisonal" zusammen? Wie passt die Tulpendeko der Vortage zu den Erdbeeren und warum sind jetzt Haselnüsse im Dessert besser und müssen daher Mandeln ersetzen?

    Ich gebe es gerne zu, für mich sind das zu viele Überlegungen und ich habe ein persönliches Problem mit der "Überhöhung" von Lebensmitteln und der oft damit einhergehenden "Ersatzreligion". Wenn der Skandal daraus besteht, dass die Forelle aus der Zuchtanlage (wie fast alle heimischen Forellen) stammt und nicht vom Koch einzeln aus dem Bach gefischt wurde, dann stimmt da irgendetwas im Weltbild nicht mehr.

    Zurück in die Küche: Jeremia ist sich seiner Sache sicher, sehr sicher und sehr entspannt. Zu entspannt, denn ein wenig entgleitet ihm die Zeit! Das VOX-geschuldete Mittagsschläfchen, hilft dem Dinner leider auch nicht weiter.

    Apero: Apfelsaft auf der Basis von Eichenlaub? Ja, es gibt natürlich das Bestreben Weine alkoholfrei zu kopieren, ob es sein muss? Jeremia sagt ja, die Gäste eher nein!

    VS: rote Beete Carpaccio hat ein Problem, man kann es eigentlich nicht schön anrichten. Die Kombi mit Ziegenkäse traditionell und der Feldsalat ein unbedingt notwendiger Bestandteil. Die Gäste finden es langweilig!
    HG: leckerer Fisch mit Gemüse und trockenem Bratling. Der Espuma war dann doch überflüssig und die Gäste entdeckten Brandstellen an ihren Fischen.
    Dessert: frische Crêpes wären besser gewesen und dann wahrscheinlich auch nicht so fest - die Gäste werden jetzt überkritisch.

    Ich gebe es zu, ich bin überrascht, dass die Gäste Jeremia mit so wenigen Punkten abgestraft haben. Lag es wirklich daran, dass es keine alkoholischen Getränke gab? War der Grund, dass er wirklich zwischendurch vergessen hat, den Tisch abzuräumen? Ober war es doch ein Problem, dass sich Jeremia selbst etwas zu viel zugetraut hat?

    Die restliche Woche wird es zeigen!

    PS. früher nannte man es Sägemehl und der Schreiner putze es weg, heute wird daraus Eichenholzstaub und man kann damit Säfte verfeinern! Die Zeiten ändern sich!

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