Samstag, 27. Juni 2020
27. Juni 2020 - Bienchens Geschichte - 21. Teil
Bienchens Lehrzeit
Ich musste mich zu Hause wieder um Bienchen kümmern, die sich mächtig freute, als sie mich mit meinem Mann und Robin vom Zug abholte. Das hatte ich überhaupt nicht erwartet, aber es blies endlich meine Kopfschmerzen fort, die mich stundenlang gequält hatten.
Ich sah das Bienchen an ... und ich musste lachen: Sie sollte mir nicht gehören! Dieser Paul, der Friseur, hatte vermutlich heimlich Jura studiert und sich seine eigene Rechtslage zusammengeschustert ... im Grunde wollte er nicht, dass ich das Erbe ausschlug, weil ihm sonst mehr Arbeit ins Haus gestanden hätte.
Er hatte ohnehin die Meinung, dass jemand zu Lebzeiten und mit warmen Händen geben sollte ... so wie meine Mutter es bei ihm getan hatte. Für jede Kleinigkeit hatte sie ihm ein paar Scheinchen zugesteckt. Im Laufe der Jahre hatte sich das summiert.
Fuhr er sie zum Beispiel nach Luxemburg, weil sie dort die preiswerteren Zigaretten kaufen konnte - hat sie vermutlich nicht mehr nachgerechnet, dass sie die Entlohnung für seine Dienste am Ende teurer kam als hätte sie vor Ort Zigaretten eingekauft. Und so setzte es sich fort ... Er hat ihr den Flur gestrichen, was noch nicht allzu lange her war ... ein professioneller Maler wäre sie nur halb so teuer gekommen.
Natürlich hat sie ihm alles freiwillig gegeben. Für seine fadenscheinige Freundlichkeit. Sie mochte ihn schließlich und sah so etwas wie den verlorenen Sohn in ihm ... möglicherweise mochte er sie auch und hat nur das Nebenprodukt geldwerter Vorteile mitgenommen.
Ich schob die Gedanken an Paul erst einmal beiseite.
Bienchen war jetzt wichtig. Sie musste lernen, wie ein Hund zu leben ... und dabei half Robin mir enorm.
Das ängstliche Wesens Bienchens verschwand nach und nach, und zu anderen aufdringlichen Hunden war sie bald auch nicht mehr unterwürfig, sondern recht ruppig.
Sie liebte Robins besten Freund Joschi. Robins anderer Freund Max bekam manchmal einen ordentlichen Rüffel von ihr -
zwei- oder dreimal warf sie ihn sogar zu Boden, so dass er auf seinem Rücken lag - und traktierte ihn. Sein Vergehen?
Er hatte zu lange an ihrem Hintern geschnuppert.
Helmut rechnet aus ...
Ich kannte ihn bereits eine Weile, als Bienchen zu uns kam. Eines Tages war er Robin und mir während eines Waldspazierganges begegnet - und bei der nächsten Begegnung schloss er sich uns (ungefragt) an. Helmut war Frührentner. Er hatte zuvor in einer großen Ruhrgebiets-Firma
als Prokurist gearbeitet, war wegen dieser Position sogar bis in den Iran gereist.
Helmut war eine Nervensäge! Das muss ich leider schreiben, obwohl ich ihn trotzdem mochte, aber eben nicht täglich sehen wollte. Ohne Verabredung
war er meistens zum Zeitpunkt meiner Ankunft am Wald schon dort und wartete auf mich. Wurde es mir zu bunt, nahm ich einen anderen Waldeingang - und das machte ich oft.
Trotzdem war er ein lieber Mensch, obwohl das Wort "lieb" nicht wirklich passt. Von seinen vielen privaten und geschäftlichen Reisen hatte er jede Menge Fotos - und hielt in Altenheimen Reise-Vorträge ab. Dies völlig uneigennützig, d. h. ohne geldwerte Vorteile - aber nicht ganz so uneigennützig, weil er gerne anderen etwas erklärte und dadurch im Mittelpunkt stand. Insgesamt war er schon sehr speziell.
Und natürlich hatte er eine Affinität zu Zahlen. Nebenher auch ein unschlagbar gutes Erinnerungsvermögen und ein breites nicht nur Allgemein- sondern auch Speziell-Wissen. Tiere mochte er sehr, obwohl er noch nie ein eigenes gehabt hatte.
Anfangs fand ich es befremdlich, dass ein Mann so ganz alleine durch den Wald ging: Ohne zu joggen, zu radeln oder sonst einen ersichtigen Plan. Aber schnell verstand ich, dass dieser tägliche Spaziergang zu der Struktur gehörte, die er seinen Tagen gab.
Bienchen gefiel ihm ausgesprochen gut, und hin und wieder versuchte er, sich mit Leckerchen bei ihr einzuschmeicheln.
Im übrigen nahm und nimmt mein recht verfressenes Bienchen Leckerchen nur von Menschen, die sie gut kennt - niemals von Fremden. Aber nach einigen Spaziergängen kannte sie Helmut schließlich gut genug, dass er sie
mit Leckerchen füttern durfte. Da war sie sehr gnädig, denn ansonsten beachtete sie ihn kaum.
Natürlich bekam Helmut auch den Tod meiner Mutter hautnah mit. Auch über Paul erzählte ich ihm die jeweiligen Neuigkeiten ...
und wir waren uns einig über Paul.
Da Zahlen schließlich zu Helmuts Passion gehörten, bat er mich, ihm alle monatlichen Einnahmen und Ausgaben meiner Mutter zu nennen (die mir nicht bekannten wie Lebensmitteleinkäufe etc. überschlug er, und zwar in einem großzügigen Rahmen).
Ich fand das Spielchen interessant, denn er wollte mir ausrechnen, wie hoch meine zu erwartende Erbschaft sein könnte ... er war eben praktisch und nicht sentimental veranlagt, und mich lenkte es von meiner Trauer ab.
Was bei seiner End-Rechnung herauskam, war erst einmal erstaunlich, aber auf den 2. Blick durchaus nachvollziehbar und nachrechenbar. Die mir völlig unbekannte Gleichung, wie es vor dem Tod meines Vaters mit einem eventuellen Vermögen ausgesehen hatte, ließ er außen vor. Spekulationen waren nicht sein Ding. Er hielt sich strikt an Zahlen.
Und er kam auf eine gute sechsstellige Zahl.
Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann
Freitag, 26. Juni 2020
26. Juni 2020 - Telefon- Interview mit Michael Trischan
Das Foto wurde mir von
Michael Trischan zur Verfügung gestellt
Telefon-Interview vom 24. Juni 2020
In ehrlicher Freundschaft
nimmt Michael Trischen alias Hans-Peter Brenner - erst Pfleger, dann Arzt - bald Abschied von der Serie "In aller Freundschaft". Der Abschied ist nicht ganz freiwillig, aber unterliegt den üblichen Regeln des TV-Betriebes und heißt im Klartext, dass sein Vertrag nicht verlängert wurde.
Allein vom Zeitraum her (über 13 Jahre) war das für Michael Trischan eine Rolle, die man nur einmal im Leben angeboten bekommt.
Doch "über mein Ausscheiden sind alle Messen gelesen", sagt Michael.
Aber diese langjährige Mitwirkung in einer durchgehenden Serien-Rolle lässt Michael Trischan dankbar zurückblicken - ein wenig, auch geäußerte, Enttäuschung darf jedoch auch im fast schon gepackten Koffer stecken.
Seinen Vorab-Rückblick auf diese Zeit würde ich als einen in ehrlicher Freundschaft bezeichnen:
Noch nie vorher oder auch währenddessen anderswo hat er ein solches positives Miteinander und so große Kollegialität wie während der Arbeit für diese Serie erlebt.
Ein paar Fakten
Eine Folge der Serie wird in 5 Tagen gedreht.
Michaels großes Kompliment geht an Thomas Rühmann (Roland Heilmann), der den "Karren" dieser Serie seit 22 Jahren zieht. Das sei eine schwierige Aufgabe, die sein Kollege mit Bravour meistert.
Seit etwa 5 bis 6 Wochen (Stand: 24. Juni 2020) wird unter erschwerten, nämlich den Corona-Bedingungen, weitergedreht. Zum Beispiel wird vor Arbeitsbeginn bei allen Fieber gemessen, und wer gerade nicht vor den Kameras steht, trägt einen Mund-Nasen-Schutz.
Zu Beginn der Corona-Krise bekam Michael Trischan die Nachricht, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Das eine hat jedoch mit dem anderen nichts zu tun.
Mit 66 Jahren fängt das Leben an?
Nicht so im TV- und Film-Geschäft, wie Michael Trischan mir erzählt: da ist bereits seit der Corona-Pandemie mit 60 Jahren ein Schlusspunkt erreicht - im Hinblick auf die Risiko-Gruppe.
Michael Trischan wird bald 59 Jahre alt, und die Schauspielerei interessiert ihn bereits seit seiner Schulzeit. Er hatte eine Lehrerin, die ihn diesbezüglich gefördert hat. Aber da ihn auch die Medizin (bis heute) fasziniert hat, wurde er zunächst Krankenpfleger, bevor er sich völlig auf seinen Beruf als Schauspieler vorbereitete und dann konzentrierte.
Michael Trischan ist bei der Produktion von "In aller Freundschaft" angestellt.
Seit den Corona-Zeiten werden über 60jährige Schauspieler jedoch kaum noch von den erforderlichen Film-Ausfall-Versicherungen aufgenommen.
Michael Trischans Zukunft
Seine Film- und TV-Karriere sieht er als beendet an, falls diese versicherungstechnische Seite der Zukunfts-Trend ist.
Vermutlich wird er ans Theater zurückkehren, aber nicht mehr in ein festes Engagement. Wie bisher wird er weiterhin seine Vortragsreisen machen und zudem sogenannte Wohnzimmer-Vorstellungen geben. Nachzulesen ist das auf seiner Homepage
https://www.trischan.de/
Fazit
Michael Trischan ist klar, dass das Publikum keine schlechten Nachrichten über seine Stars hören oder lesen möchte. Allerdings verwechseln viele die deutsche Schauspiel-Szene mit der aus Hollywood.
Doch nicht jeder, der im Fernsehen öfter zu sehen ist, hat für alle Zeiten ausgesorgt. Viele seiner Kollegen müssen sich beim Arbeitsamt melden - nicht, weil sie Ansprüche auf Unterstützung haben, sondern, damit die Kranken- und Rentenversicherung weiterhin gezahlt wird.
Dann kommt erschwerend die jetzige Zeit hinzu, in der wir alle mit Corona leben müssen. Eine Tatsache, an die niemand vorher denken konnte, um sie in der Vergangenheit für irgendwann für die Zukunft berücksichtigen zu können.
Corona-Hilfen für Freischaffende gibt es nicht.
Michael erzählt mir von einer in Deutschland sehr bekannten und auch beliebten Schauspielerin, der gerade (sie ist in einem fortgeschrittenen Alter) alle Einkünfte wegbrechen. Sie muss sich sogar darum sorgen, weiterhin ihre Miete zahlen zu können.
Danke
Michael Trischan für dieses interessante, schöne und ehrliche Interview. Natürlich fehlt der Platz, um alles Gesprochene wiederzugeben, aber vielleicht ergibt sich in ein paar Jahren mal eine neue Gelegenheit für ein Gespräch.
Für Ihre Zukunft wünsche ich Ihnen viel Glück und Erfolg.
Sie sagen ja selber, dass Glück in ihrem Beruf eine große Rolle spielt.
Guten Tag, Gruß Silvia
Michael Trischan zur Verfügung gestellt
Telefon-Interview vom 24. Juni 2020
In ehrlicher Freundschaft
nimmt Michael Trischen alias Hans-Peter Brenner - erst Pfleger, dann Arzt - bald Abschied von der Serie "In aller Freundschaft". Der Abschied ist nicht ganz freiwillig, aber unterliegt den üblichen Regeln des TV-Betriebes und heißt im Klartext, dass sein Vertrag nicht verlängert wurde.
Allein vom Zeitraum her (über 13 Jahre) war das für Michael Trischan eine Rolle, die man nur einmal im Leben angeboten bekommt.
Doch "über mein Ausscheiden sind alle Messen gelesen", sagt Michael.
Aber diese langjährige Mitwirkung in einer durchgehenden Serien-Rolle lässt Michael Trischan dankbar zurückblicken - ein wenig, auch geäußerte, Enttäuschung darf jedoch auch im fast schon gepackten Koffer stecken.
Seinen Vorab-Rückblick auf diese Zeit würde ich als einen in ehrlicher Freundschaft bezeichnen:
Noch nie vorher oder auch währenddessen anderswo hat er ein solches positives Miteinander und so große Kollegialität wie während der Arbeit für diese Serie erlebt.
Ein paar Fakten
Eine Folge der Serie wird in 5 Tagen gedreht.
Michaels großes Kompliment geht an Thomas Rühmann (Roland Heilmann), der den "Karren" dieser Serie seit 22 Jahren zieht. Das sei eine schwierige Aufgabe, die sein Kollege mit Bravour meistert.
Seit etwa 5 bis 6 Wochen (Stand: 24. Juni 2020) wird unter erschwerten, nämlich den Corona-Bedingungen, weitergedreht. Zum Beispiel wird vor Arbeitsbeginn bei allen Fieber gemessen, und wer gerade nicht vor den Kameras steht, trägt einen Mund-Nasen-Schutz.
Zu Beginn der Corona-Krise bekam Michael Trischan die Nachricht, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Das eine hat jedoch mit dem anderen nichts zu tun.
Mit 66 Jahren fängt das Leben an?
Nicht so im TV- und Film-Geschäft, wie Michael Trischan mir erzählt: da ist bereits seit der Corona-Pandemie mit 60 Jahren ein Schlusspunkt erreicht - im Hinblick auf die Risiko-Gruppe.
Michael Trischan wird bald 59 Jahre alt, und die Schauspielerei interessiert ihn bereits seit seiner Schulzeit. Er hatte eine Lehrerin, die ihn diesbezüglich gefördert hat. Aber da ihn auch die Medizin (bis heute) fasziniert hat, wurde er zunächst Krankenpfleger, bevor er sich völlig auf seinen Beruf als Schauspieler vorbereitete und dann konzentrierte.
Michael Trischan ist bei der Produktion von "In aller Freundschaft" angestellt.
Seit den Corona-Zeiten werden über 60jährige Schauspieler jedoch kaum noch von den erforderlichen Film-Ausfall-Versicherungen aufgenommen.
Michael Trischans Zukunft
Seine Film- und TV-Karriere sieht er als beendet an, falls diese versicherungstechnische Seite der Zukunfts-Trend ist.
Vermutlich wird er ans Theater zurückkehren, aber nicht mehr in ein festes Engagement. Wie bisher wird er weiterhin seine Vortragsreisen machen und zudem sogenannte Wohnzimmer-Vorstellungen geben. Nachzulesen ist das auf seiner Homepage
https://www.trischan.de/
Fazit
Michael Trischan ist klar, dass das Publikum keine schlechten Nachrichten über seine Stars hören oder lesen möchte. Allerdings verwechseln viele die deutsche Schauspiel-Szene mit der aus Hollywood.
Doch nicht jeder, der im Fernsehen öfter zu sehen ist, hat für alle Zeiten ausgesorgt. Viele seiner Kollegen müssen sich beim Arbeitsamt melden - nicht, weil sie Ansprüche auf Unterstützung haben, sondern, damit die Kranken- und Rentenversicherung weiterhin gezahlt wird.
Dann kommt erschwerend die jetzige Zeit hinzu, in der wir alle mit Corona leben müssen. Eine Tatsache, an die niemand vorher denken konnte, um sie in der Vergangenheit für irgendwann für die Zukunft berücksichtigen zu können.
Corona-Hilfen für Freischaffende gibt es nicht.
Michael erzählt mir von einer in Deutschland sehr bekannten und auch beliebten Schauspielerin, der gerade (sie ist in einem fortgeschrittenen Alter) alle Einkünfte wegbrechen. Sie muss sich sogar darum sorgen, weiterhin ihre Miete zahlen zu können.
Danke
Michael Trischan für dieses interessante, schöne und ehrliche Interview. Natürlich fehlt der Platz, um alles Gesprochene wiederzugeben, aber vielleicht ergibt sich in ein paar Jahren mal eine neue Gelegenheit für ein Gespräch.
Für Ihre Zukunft wünsche ich Ihnen viel Glück und Erfolg.
Sie sagen ja selber, dass Glück in ihrem Beruf eine große Rolle spielt.
Guten Tag, Gruß Silvia
Montag, 22. Juni 2020
21. Juni 2020 - Tatort München - "Frauen, die Austern essen"
Tatort München
Erscheinungsjahr 2003
Wenn Frauen Austern essen
Nachdem die Münchner vor zwei Wochen mit "Lass den Mond am Himmel stehen" einen wirklich beeindruckenden Krimi vorweisen konnten, für den sie viel Lob geerntet haben -
dürfte ihnen diese Wiederholung schwer im Magen liegen.
Eine Handvoll Autorinnen,
von denen man keiner einzigen abnimmt, je einen Bestseller verfasst zu haben,
trifft sich in dem Haus einer Mäzenin. Eine Autorin fällt nach dem Genuss jener Austern auch sogleich tot um.
Mehr muss man über den belanglosen Inhalt, der gespickt ist mit sexuellen Andeutungen und einem öden Handlungsstrang folgt, nicht wissen.
Jetzt ist klar, wie ein männlicher Autor in 2003 sich eine Horde von Bestseller-Autorinnen vorgestellt hat - allesamt haben einen oder gleich mehrere an der Klatsche.
Vor allem aber gilt dies für den Autor. Ist das eine Art Abrechnung mit weiblichen Drehbuch-Autorinnen? Ist das seine Rache an der Frauenwelt im allgemeinen?
Eigentlich lohnt es der vielen weiteren Worte nicht, außer diesem:
ARD, gebt doch wenigstens in den Wiederholungs-Sendungen während der Tatort-Sommerpause solch einem Quatsch keinen Platz für eine Wiederverwertung!
Aber offenbar ist die ARD geil auf böse Kommentare.
Der Film dümpelt vor sich hin und macht kein Fass auf, sonder ersäuft gnadenlos darin.
Sterne? Weit und breit finde ich nicht einen einzigen von fünf möglichen Sternen für diesen Film, nicht einmal für die Mühe,
die sich die Macher gemacht haben, diesen runterzukurbeln.
Manchmal ist ein Schleier des Vergessens das einzige, was solch ein Krimi braucht. Der wurde leider gestern gelüftet ...
Guten Morgen, Gruß Silvia
Erscheinungsjahr 2003
Wenn Frauen Austern essen
Nachdem die Münchner vor zwei Wochen mit "Lass den Mond am Himmel stehen" einen wirklich beeindruckenden Krimi vorweisen konnten, für den sie viel Lob geerntet haben -
dürfte ihnen diese Wiederholung schwer im Magen liegen.
Eine Handvoll Autorinnen,
von denen man keiner einzigen abnimmt, je einen Bestseller verfasst zu haben,
trifft sich in dem Haus einer Mäzenin. Eine Autorin fällt nach dem Genuss jener Austern auch sogleich tot um.
Mehr muss man über den belanglosen Inhalt, der gespickt ist mit sexuellen Andeutungen und einem öden Handlungsstrang folgt, nicht wissen.
Jetzt ist klar, wie ein männlicher Autor in 2003 sich eine Horde von Bestseller-Autorinnen vorgestellt hat - allesamt haben einen oder gleich mehrere an der Klatsche.
Vor allem aber gilt dies für den Autor. Ist das eine Art Abrechnung mit weiblichen Drehbuch-Autorinnen? Ist das seine Rache an der Frauenwelt im allgemeinen?
Eigentlich lohnt es der vielen weiteren Worte nicht, außer diesem:
ARD, gebt doch wenigstens in den Wiederholungs-Sendungen während der Tatort-Sommerpause solch einem Quatsch keinen Platz für eine Wiederverwertung!
Aber offenbar ist die ARD geil auf böse Kommentare.
Der Film dümpelt vor sich hin und macht kein Fass auf, sonder ersäuft gnadenlos darin.
Sterne? Weit und breit finde ich nicht einen einzigen von fünf möglichen Sternen für diesen Film, nicht einmal für die Mühe,
die sich die Macher gemacht haben, diesen runterzukurbeln.
Manchmal ist ein Schleier des Vergessens das einzige, was solch ein Krimi braucht. Der wurde leider gestern gelüftet ...
Guten Morgen, Gruß Silvia
Samstag, 20. Juni 2020
20. Juni 2020 - Bienchens Geschichte - 20. Teil
Kaffeetrinken bei Paul
Nach ein paar weiteren Stunden der Sichtung von Unterlagen und anderen Dingen luden Paul und seine Lebensgefährtin mich nach oben in ihre Wohnung zum Kaffeetrinken ein. Kaffee war jetzt genau das, was ich gut gebrauchen konnte, denn ich hatte nicht die Zeit gefunden, mir selber welchen zu kochen,
zu tief war ich in die Erinnerungen meiner Mutter eingedrungen. Obendrein hatte dieses Eintauchen mir Kopfschmerzen bereitet. Es hämmerte gegen meine Stirn als wollte mich jemand von innen erschlagen.
So ähnlich war es auch. Diese Räumerei war nicht körperlich anstrengend, aber seelisch. Ich fand Unterlagen, Fotos und anderes - und legte beiseite, was mein Mann später mit zu uns nach Hause bringen sollte. Vieles andere packte ich in Säcke, um die Inhalte zu verschenken - oder wahlweise dem Sperrmüll zu übergeben.
Was sollte ich schon anfangen mit weiterem Geschirr, mit all ihrer Garderobe, die zwar nicht wirklich zu einer 80jährigen Frau passte, aber auch nicht unbedingt meinem eigenen Geschmack entsprach? Was sollte ich mit etwa 10 Flexi-Leinen für Bienchen machen? Ich halte diese Leinen für viel zu gefährlich, als dass ich sie je benutzen würde? Obendrein war da jede Menge Spielzeug für Bienchen - aber das kleine Bienchen,
so viel wusste ich inzwischen,
konnte mit Spielen gar nichts anfangen. Wenn ich mit ihr spielen wollte, stand sie vor mir und sah mich an, als wüsste sie gar nicht, was ich von ihr wollte?
Kurz gesagt: Es gab viel Kram. Guten Kram. Aber auch völlig überflüssigen Kram.
Ich saß mit Paul und seiner Lebensgefährtin also in ihrem großen Wohnzimmer und trank den Kaffee. Natürlich musste ich ansprechen, dass einige Dinge fehlten, die ich damals in der Wohnung meiner Mutter gesehen und gescannt hatte ...
Es erfolgte keinerlei Erklärung. Außer der, dass ich mich geirrt haben musste. Natürlich hatte ich mich nicht geirrt, aber
ich fühlte diese unendliche Ruhe in mir, die mir verbat, mich mit ihnen darüber auseinander zu setzen. Es war als hielte jemand die Hand über mich, damit ich mich nicht aufregte.
Auch nach dem fehlenden Geld fragte ich.
Aber erst nach einer langen Zeit, weil ich ihnen die Möglichkeit geben wollte, selber davon zu erzählen. Das geschah nicht.
Wenigstens antworteten sie mir auf diese Frage, und erklärten, dass sie das Geld "vorsorglich beiseite" genommen hätten - es sollte
fehlende Nebenkosten-Nachzahlungen decken. Ein bisschen viel für eine Nebenkosten-Nachzahlung, in der nicht viel enthalten sein konnte -
aber wie ich einige Wochen später erfahren konnte, kann man sich Rechnungen passend machen. Meine Mutter konnte ich schließlich nicht mehr fragen, ob das tatsächlich stimmen konnte. Bis heute bezweifle ich die Höhe der A b r e c h n u n g,
aber immerhin war ihnen einen Nebeneinkunfts-Quelle weggebrochen. Jetzt wollten sie wenigstens das behalten, das ihnen noch zugänglich war.
Natürlich hätten sie das Geld trotzdem nicht aus dem Schrank meiner Mutter nehmen dürfen. So wie sie alles andere auch nicht hätten weg nehmen dürfen, ohne mich zu fragen.
Es war für mich damals wie eine Art Schauspiel, gar nicht wirklich real. Da saß ich mit zwei Leuten an einem Tisch und trank Kaffee,
und ich wusste genau, wie die tickten. Ich wusste auch genau, wie das zwischen ihnen und meiner Mutter sehr wahrscheinlich abgelaufen war ...
aber ich machte keinen Aufstand.
Irgendwie wollte ich alles nur schnell über die Bühne bringen - und dann nie wieder etwas mit ihnen zu tun haben. Bis dahin würde jedoch noch einige Zeit vergehen,
denn auch die Wohnung meiner Mutter musste noch ausgeräumt werden.
Die ich, wie Paul meinte, ohne Erbschein eigentlich gar nicht betreten dürfte.
Er erdreistete sich sogar zu sagen, dass auch Bienchen mir nicht gehöre ... erst, wenn ich die Erbschaft angenommen hätte. Ja, sowas tischte der mir auf. Einer, der eine Verstorbene beklaut hatte ...
Daraufhin musste ich kurz mal sehr, sehr streng mit den beiden werden.
Ich war froh, als ich wieder im Zug saß und nach Hause fahren konnte.
Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann
Freitag, 19. Juni 2020
19. Juni 2020 - Rassismus
Mombasa
Rassismus
Die Debatte darüber, ob das Wort "Rassismus" aus dem BGB gestrichen gehört, ist eine leidliche, weil sich zwar Wörter ersetzen lassen, aber keine Gesinnungen.
Zumindest sind rassistische Gesinnungen nicht durch Ermahnungen, Demonstrationen und viele gute Worte oder gar Strafen zu tilgen. Ein aktiver Rassist nimmt vermutlich an keiner Demo gegen den Rassismus teil, weil sie eben nicht in sein Weltbild passt. Ein passiver Rassist macht das vielleicht eher.
Irgendwann sind viele Menschen
leider in die rassistische Schiene abgedriftet, andere sind bereits in diese Richtung erzogen worden und haben es einfach nicht anders gelernt.
Der erworbene Rassismus kann auf vielen negativen Erfahrungen beruhen. Doch ein vernünftiger Mensch wird sich niemals dazu hinreißen lassen,
seinen Hass auf Menschen z. B. anderer Hautfarbe körperlich oder auch nur verbal auszuleben. Vielleicht sind einige von ihnen sogar von sich selber
enttäuscht, dass sie denken wie sie denken.
Helfen würden positive Besetzungen durch Menschen, die eine andere Kultur oder Hautfarbe haben als sie selber.
Dann könnte vielleicht auch folgender Gedanke verschwinden:
Läuft ein weißer Mensch schnell durch die Straßen, denken die Leute, er will noch seinen Bus, seinen Zug erreichen.
Läuft ein dunkelhäutiger Mensch schnell durch die Straßen, denken Leute, er ist auf der Flucht vor der Polizei.
Das stammt nicht von mir, ist also kein eigener Einfall, sondern ein Erfahrungswert mir Unbekannter, in eine Metapher umgesetzt.
Rassismus ist allerdings keine Einbahnstraße, und die Täter und Opfer sind niemals nur jeweils auf der einen oder anderen Seite.
Auch,
uns
Andersgläubige
zu nennen, ist Rassismus.
Wer etwas mehr über die Herkunft von Menschen erfahren möchte, kann u. a. das Buch
"Die 7 Töchter Evas"
lesen. - Interessierte müssen sich schon die Mühe machen und es googlen.
Also ist der Begriff Menschenrasse falsch. Mensch ist Mensch.
Trotzdem sind wir nicht alle gleich, sondern geprägt von Mentalitäten, Erziehungsweisen, Religionen und vielem mehr.
Doch in der Zeit, in der sich Politiker damit beschäftigen, im BGB das Worte "Rasse" zu ersetzen, könnten sie
Sinnvolles eben gegen diesen Hass aufeinander bewirken. Sie sind Politiker, sie müssen wissen, wie sie das handhaben - Strafen allein für geäußerte Gedanken ist der falsche Weg.
Rassismus - ich nenne es jetzt mal weiter so, zumindest bis dieses Wort verboten oder ersetzt oder in der Tat ausradiert wird,
ist nur dann schädlich in den Köpfen vorhanden,
wenn es eine niederträchtige Absicht verfolgt.
Alles andere oder zumindest Vieles ist lediglich die Angst vor dem Anderssein, dem Andersdenken, manchmal auch dem hinreichend fehlendem Hinterfragen.
Und der wahre Rassismus wird nicht getilgt, wenn man zum Beispiel
den Film
"Vom Winde verweht"
streicht.
Ich war noch nie eine Rassistin, bin aber manchmal zutiefst enttäuscht (und habe sogar einen Brass auf sie) von Menschen aller Kulturen.
Guten Tag, Gruß Silvia
Rassismus
Die Debatte darüber, ob das Wort "Rassismus" aus dem BGB gestrichen gehört, ist eine leidliche, weil sich zwar Wörter ersetzen lassen, aber keine Gesinnungen.
Zumindest sind rassistische Gesinnungen nicht durch Ermahnungen, Demonstrationen und viele gute Worte oder gar Strafen zu tilgen. Ein aktiver Rassist nimmt vermutlich an keiner Demo gegen den Rassismus teil, weil sie eben nicht in sein Weltbild passt. Ein passiver Rassist macht das vielleicht eher.
Irgendwann sind viele Menschen
leider in die rassistische Schiene abgedriftet, andere sind bereits in diese Richtung erzogen worden und haben es einfach nicht anders gelernt.
Der erworbene Rassismus kann auf vielen negativen Erfahrungen beruhen. Doch ein vernünftiger Mensch wird sich niemals dazu hinreißen lassen,
seinen Hass auf Menschen z. B. anderer Hautfarbe körperlich oder auch nur verbal auszuleben. Vielleicht sind einige von ihnen sogar von sich selber
enttäuscht, dass sie denken wie sie denken.
Helfen würden positive Besetzungen durch Menschen, die eine andere Kultur oder Hautfarbe haben als sie selber.
Dann könnte vielleicht auch folgender Gedanke verschwinden:
Läuft ein weißer Mensch schnell durch die Straßen, denken die Leute, er will noch seinen Bus, seinen Zug erreichen.
Läuft ein dunkelhäutiger Mensch schnell durch die Straßen, denken Leute, er ist auf der Flucht vor der Polizei.
Das stammt nicht von mir, ist also kein eigener Einfall, sondern ein Erfahrungswert mir Unbekannter, in eine Metapher umgesetzt.
Rassismus ist allerdings keine Einbahnstraße, und die Täter und Opfer sind niemals nur jeweils auf der einen oder anderen Seite.
Auch,
uns
Andersgläubige
zu nennen, ist Rassismus.
Wer etwas mehr über die Herkunft von Menschen erfahren möchte, kann u. a. das Buch
"Die 7 Töchter Evas"
lesen. - Interessierte müssen sich schon die Mühe machen und es googlen.
Also ist der Begriff Menschenrasse falsch. Mensch ist Mensch.
Trotzdem sind wir nicht alle gleich, sondern geprägt von Mentalitäten, Erziehungsweisen, Religionen und vielem mehr.
Doch in der Zeit, in der sich Politiker damit beschäftigen, im BGB das Worte "Rasse" zu ersetzen, könnten sie
Sinnvolles eben gegen diesen Hass aufeinander bewirken. Sie sind Politiker, sie müssen wissen, wie sie das handhaben - Strafen allein für geäußerte Gedanken ist der falsche Weg.
Rassismus - ich nenne es jetzt mal weiter so, zumindest bis dieses Wort verboten oder ersetzt oder in der Tat ausradiert wird,
ist nur dann schädlich in den Köpfen vorhanden,
wenn es eine niederträchtige Absicht verfolgt.
Alles andere oder zumindest Vieles ist lediglich die Angst vor dem Anderssein, dem Andersdenken, manchmal auch dem hinreichend fehlendem Hinterfragen.
Und der wahre Rassismus wird nicht getilgt, wenn man zum Beispiel
den Film
"Vom Winde verweht"
streicht.
Ich war noch nie eine Rassistin, bin aber manchmal zutiefst enttäuscht (und habe sogar einen Brass auf sie) von Menschen aller Kulturen.
Guten Tag, Gruß Silvia
19. Juni 2020 - Für Robin
Für Robin
Mit Robin bin ich mehr als nur einmal um die ganze Welt gelaufen, natürlich nur kilometermäßig. Ich habe mehr Schuhe verschlissen,
als Robin mir während seiner Welpenzeit zerfetzt hat. Und das waren nicht wenige.
Neben Schuhe müllfein zu machen, war Küssen sein größtes Hobby. Jeder Hund, dem wir begegneten, wurde von ihm ausgiebig abgeschleckt. Die meisten mochten das nicht. Und irgendwann erkannte Robin, dass man mit Küssen allein nicht durch die Welt kommt -
und entwickelte sich zu einem kleinen Rüpel.
Selbstverständlich blieben alle Hunde-Mädchen von seinen Rüpeleien verschont. Im Gegenteil, steckte er von ihnen so manchen unsanften Stupser ein, wenn er sich ihnen küssend nähern wollte. Aber alle Rüden mussten sich in acht nehmen, Robin entschied da sehr spontan zwischen Freund und Feind. Und das klärte er für sich in ein paar Sekunden.
Ich habe ihn bissfrei (und auch beissfrei) durch 15 Jahre und 8 Monate gebracht, und darauf bin ich ein bisschen stolz. Er selber hätte wohl gerne die eine oder andere Wunde mit Freude getragen, wenn der Kontrahent nur stärker verletzt gewesen wäre als er selber.
Oft hatte ich durchaus etwas Angst um seinen Körper, sein Leben und seine Unversehrtheit. Allerdings sind Rüden untereinander nicht mal halb so gefährlich, sich wirklich und ernsthaft zu verletzen
wie es Hündinnen sind, die sich auf einen Zweikampf einlassen. Rüden begnügen sich meist damit, den anderen mal kurz auf den Rücken zu werfen und somit bereits als Sieger aus der ganzen Chose hervorzugehen.
Seinen besten Rüden-Freunden gegenüber war Robin stets loyal, und man könnte beinahe sagen, auch fürsorglich. Gingen wir mit Silke und ihrem Joschi spazieren und fuhren anschließend noch einen Supermarktparkplatz an, damit Silke und ich - getrennt, eine von uns blieb immer im Auto bei den Hunden - einkaufen gehen konnten,
tröstete Robin den weinenden Joschi. Joschi, der Abgeklärte, die coole Socke, konnte so herzerweichend weinen, wenn sein Frauchen nicht in seiner Nähe war.
Diese beiden Steine hat meine Freundin Silke für sich (mit Joschi drauf) und für mich (mit Robins Abbildung) malen lassen. Sie hat mir den Stein mit Robins süßem Antlitz gestern geschenkt, hatte ihn jedoch bereits nach Robins Tod malen lassen. Der beste Joschi aller Zeiten ist bereits im Juni 2018 verstorben.
Allerdings war Joschi größer als Robin. Und diese kleinen Gemälde sind keine Kopien von Fotos, sondern tatsächlich abgemalt. Was auch erklärt, dass beide nicht 100ig getroffen sind. Jedoch sind besonders Robins Augen aufs Beste dargestellt. Genau so hat er uns alle immer angesehen ...
mit seinem stets wachen oder auch prüfenden Blick.
Daher war es für Robin schwer, als er am 2. April 2019 beide Augen herausoperiert bekam. Sein Augenlicht war ihm immer heilig, wie es das für alle Hunde ist ...
es stimmt nicht, dass Blindheit Hunden nichts ausmacht.
Doch Robin lernte, damit . so gut wie eben möglich - umzugehen und die Welt fortan mehr mit der Nase zu erkunden. Er lernte rasch ein paar neue Wörter wie
"Stufe" - für Bordsteine, "Zuhause" - das sagte ich, damit er wusste, wo wir sind, und falls er noch ein kleines Geschäftchen zu erledigen hatte - und einige Wörter mehr.
Zuhause benutzte er seine lange Nase wie einen Blindenstock, um sich zu orientieren. Die Wohnung hatte er auf seinem inneren Auge sowieso für immer abgespeichert.
Trotzdem hat meinen Robin seine Blindheit tief betrübt, denn er war immer der sehr Selbstständige, der Unabhängige, der nun mehr meine Hilfe benötigte als er es je gewollt hätte.
Im Gegenteil: Vermeintlich hat er mir vorher oft durch unwegsames Gelände verholfen - und war auf seine Leistung enorm stolz.
Ich denke jeden Tag an meinen kleinen, großen Helden, der mir die Welt um so viel schöner gemacht hat, als sie eigentlich ist.
Er gehört zu den Unvergesslichen, die man ewig im Herzen behält - doch noch schmerzen die vielen schönen Erinnerungen. Es sind Erinnerungen, die mir zeigen, dass nichts im Leben so bleibt wie es einmal war.
All Kinds of Evrything Reminds me of You!
In Liebe, für Robin. Und Joschi. Im Traum sehe ich beide über den Regenbogen spazieren gehen. Vielleicht sind sie dort auch schon Bürgermeister. Wäre dem Duo zuzutrauen.
Dieses Foto vom Rosenbusch habe ich gestern an genau der gleichen Stelle fotografiert wie das oben gezeigte, nur fehlt Robin. Und er fehlt nicht nur den Rosen ...
Guten Tag, Gruß Silvia
Mit Robin bin ich mehr als nur einmal um die ganze Welt gelaufen, natürlich nur kilometermäßig. Ich habe mehr Schuhe verschlissen,
als Robin mir während seiner Welpenzeit zerfetzt hat. Und das waren nicht wenige.
Neben Schuhe müllfein zu machen, war Küssen sein größtes Hobby. Jeder Hund, dem wir begegneten, wurde von ihm ausgiebig abgeschleckt. Die meisten mochten das nicht. Und irgendwann erkannte Robin, dass man mit Küssen allein nicht durch die Welt kommt -
und entwickelte sich zu einem kleinen Rüpel.
Selbstverständlich blieben alle Hunde-Mädchen von seinen Rüpeleien verschont. Im Gegenteil, steckte er von ihnen so manchen unsanften Stupser ein, wenn er sich ihnen küssend nähern wollte. Aber alle Rüden mussten sich in acht nehmen, Robin entschied da sehr spontan zwischen Freund und Feind. Und das klärte er für sich in ein paar Sekunden.
Ich habe ihn bissfrei (und auch beissfrei) durch 15 Jahre und 8 Monate gebracht, und darauf bin ich ein bisschen stolz. Er selber hätte wohl gerne die eine oder andere Wunde mit Freude getragen, wenn der Kontrahent nur stärker verletzt gewesen wäre als er selber.
Oft hatte ich durchaus etwas Angst um seinen Körper, sein Leben und seine Unversehrtheit. Allerdings sind Rüden untereinander nicht mal halb so gefährlich, sich wirklich und ernsthaft zu verletzen
wie es Hündinnen sind, die sich auf einen Zweikampf einlassen. Rüden begnügen sich meist damit, den anderen mal kurz auf den Rücken zu werfen und somit bereits als Sieger aus der ganzen Chose hervorzugehen.
Seinen besten Rüden-Freunden gegenüber war Robin stets loyal, und man könnte beinahe sagen, auch fürsorglich. Gingen wir mit Silke und ihrem Joschi spazieren und fuhren anschließend noch einen Supermarktparkplatz an, damit Silke und ich - getrennt, eine von uns blieb immer im Auto bei den Hunden - einkaufen gehen konnten,
tröstete Robin den weinenden Joschi. Joschi, der Abgeklärte, die coole Socke, konnte so herzerweichend weinen, wenn sein Frauchen nicht in seiner Nähe war.
Diese beiden Steine hat meine Freundin Silke für sich (mit Joschi drauf) und für mich (mit Robins Abbildung) malen lassen. Sie hat mir den Stein mit Robins süßem Antlitz gestern geschenkt, hatte ihn jedoch bereits nach Robins Tod malen lassen. Der beste Joschi aller Zeiten ist bereits im Juni 2018 verstorben.
Allerdings war Joschi größer als Robin. Und diese kleinen Gemälde sind keine Kopien von Fotos, sondern tatsächlich abgemalt. Was auch erklärt, dass beide nicht 100ig getroffen sind. Jedoch sind besonders Robins Augen aufs Beste dargestellt. Genau so hat er uns alle immer angesehen ...
mit seinem stets wachen oder auch prüfenden Blick.
Daher war es für Robin schwer, als er am 2. April 2019 beide Augen herausoperiert bekam. Sein Augenlicht war ihm immer heilig, wie es das für alle Hunde ist ...
es stimmt nicht, dass Blindheit Hunden nichts ausmacht.
Doch Robin lernte, damit . so gut wie eben möglich - umzugehen und die Welt fortan mehr mit der Nase zu erkunden. Er lernte rasch ein paar neue Wörter wie
"Stufe" - für Bordsteine, "Zuhause" - das sagte ich, damit er wusste, wo wir sind, und falls er noch ein kleines Geschäftchen zu erledigen hatte - und einige Wörter mehr.
Zuhause benutzte er seine lange Nase wie einen Blindenstock, um sich zu orientieren. Die Wohnung hatte er auf seinem inneren Auge sowieso für immer abgespeichert.
Trotzdem hat meinen Robin seine Blindheit tief betrübt, denn er war immer der sehr Selbstständige, der Unabhängige, der nun mehr meine Hilfe benötigte als er es je gewollt hätte.
Im Gegenteil: Vermeintlich hat er mir vorher oft durch unwegsames Gelände verholfen - und war auf seine Leistung enorm stolz.
Ich denke jeden Tag an meinen kleinen, großen Helden, der mir die Welt um so viel schöner gemacht hat, als sie eigentlich ist.
Er gehört zu den Unvergesslichen, die man ewig im Herzen behält - doch noch schmerzen die vielen schönen Erinnerungen. Es sind Erinnerungen, die mir zeigen, dass nichts im Leben so bleibt wie es einmal war.
All Kinds of Evrything Reminds me of You!
In Liebe, für Robin. Und Joschi. Im Traum sehe ich beide über den Regenbogen spazieren gehen. Vielleicht sind sie dort auch schon Bürgermeister. Wäre dem Duo zuzutrauen.
Dieses Foto vom Rosenbusch habe ich gestern an genau der gleichen Stelle fotografiert wie das oben gezeigte, nur fehlt Robin. Und er fehlt nicht nur den Rosen ...
Guten Tag, Gruß Silvia
Samstag, 13. Juni 2020
13. Juni 2020 - Bienchens Geschichte - 19. Teil
Die vielen Unterlagen
mussten gesichtet werden, das war erst einmal vorrangig. Paul war in seine Wohnung gegangen, ich war ganz allein in der meiner verstorbenen Mutter.
Fast als erstes fand ich Bienchens Impfausweis. Jetzt hatte ich endlich ein genaues Geburtsdatum:
13. Oktober 2003.
Zu meiner Freude sah ich in dem Ausweis, dass Bienchen all die Jahre regelmäßig geimpft worden war. Ihre nächste Impfung fiel sogar mit der von Robin zusammen, was ja ganz praktisch war.
Aber ich fand auch Unterlagen, auf die ich nicht gefasst war:
Kopien von Briefen meines Vaters, die sich um den Tod meines Bruders drehten. Er hatte Himmel und Hölle (sämtliche Institutionen also) in Bewegung gesetzt, damit das wirklich aufgeklärt wurde ... was in seinen Augen nie geschah. In meinen übrigens auch nicht, aber das ist eine völlig andere Geschichte.
Dann fand ich etwas sehr Lustiges: Den Bienchen-Hundesteuer-Bescheid von Zell an der Mosel.
Dort kostete diese Steuer in 2010 pro Jahr 30 Euro.
Wie niedlich!
Wir hier zahlen mehr als fünfmal so viel. Warum ist das so? Warum gibt es überhaupt eine Hundesteuer?
Vermutlich nur deshalb, weil man einen Besitzstand nie ändert, wenn er einmal eingeführt wurde und den Kommunen gut tut. Unsere Stadt zum Beispiel wäre
schließlich ohne die Hundesteuer aufgeschmissen. Und das ist kein Scherz.
Obendrein kassieren sie heftige Beträge, wenn man seinen Hund zum Beispiel in einem Park frei laufen lässt (mein letzter Stand war, weil ich auch schon mal zur Kasse gebeten wurde: 45 Euro). Da hatten die Raubritter des Ordnungsamtes sogar zunächst gedacht, sie können von mir
90 Euro kassieren, weil ich gleich 2 Hunde frei laufen gelassen habe. Allerdings musste ich deren Freude dämpfen, denn nicht meine Hunde,
sondern ich habe diese "Ordnungswidrigkeit" begangen.
Verständlich ist dieses Muss, Hunde an der Leine zu führen, wenn diese bissig sind oder im Park Blumenbeete verwüsten. Das jedoch trifft auf die meisten Hunde gar nicht zu.
Aber vor den sogenannten Verordnungen sind alle Hunde gleich. Alle Eintreiber dieser Ordnungswidrigkeits-Gelder sind aber irgendwie auch alle wie geklont ... man hat das Gefühl, denen "geht einer ab", wenn sie mal wieder einen erwischen. Von so etwas habe ich mich jedoch noch nie abschrecken lassen.
Es gibt Verordnungen, die sinnvoll sind - und es gibt welche, die einfach nur lächerlich sind. Ich bin in der Lage, als halbwegs klar denkender Mensch beides voneinander unterscheiden zu können.
Doch ich schweife ab, und das nicht einmal ungern. Es war schwierig für mich, die Unterlagen durchzusehen, Schränke zu öffnen und Dinge zu finden ... Und so schwierig ist für mich auch diese Niederschrift.
Ich habe mich entschieden, über etwas Bestimmtes hier nicht zu schreiben. Obwohl genau das mir zeigte, dass meine Mutter sich nicht völlig freiwillig von mir (und von allen anderen Verwandten) ab irgendeinem Zeitpunkt mehr oder weniger abgewandt hatte ... und es zeigte mir, dass all die vergeudeten Jahre nicht meine Schuld waren.
Verziehen hatte ich ihr ohnehin bereits, dass sie beinahe ganz (wenn ich sie nicht ab und an angerufen hätte) und für 15 Jahre aus meinem Leben verschwunden war.
Andererseits mache ich mir keine Vorwürfe, wie es andere damals taten. Diese meinten, ich hätte einfach mal zu ihr hin fahren sollen ... Das habe ich nicht getan. Es lässt sich im Nachhinein nicht mehr ändern. Und es wäre am Ende wohl auch nicht wirklich richtig gewesen. Vielmehr: Es hätte nicht geholfen.
Ich fand Bankunterlagen. Die machten einen "guten Eindruck", aber natürlich wusste ich nicht, ob sie vollständig waren. Überraschungen der negativen Art brauchte ich nicht. Folglich machte ich mich auf den Weg zu ihrer Bank.
Die frische Luft war gut. Die Wohnung war lange nicht gelüftet worden. Zwar hatte ich die Fenster aufgerissen, aber es war trotzdem noch sehr bedrückend, in ihrem Umfeld zu sein, jetzt, wo sie nicht mehr lebte.
Natürlich durfte man mir in der Bank keine näheren Auskünfte geben.
Also beschränkte ich mich auf eine einzige Frage: "Kann ich das Erbe annehmen oder soll ich es ausschlagen?"
Diese Frage wurde mir positiv beantwortet und beruhigte mich in diesem Punkt.
Denn ohne Erbschein hatte ich keine Möglichkeit der Einsichtnahme in wichtige Dokumente. Und der Erbschein ließ ja leider noch eine Weile auf sich warten ... ich wollte jedoch vorher wissen, ob ich überhaupt einen brauchte.
Paul war da natürlich anderer Ansicht: Er hatte Sorge, dass er bei einer Ablehnung des Erbes, auch die Wohnung meiner Mutter selber ausräumen müsse ...
Ja, ja, der Paul ... Ich schreibe im nächsten Teil Weiteres über ihn.
Hätte ich das Erbe abgelehnt, ich hätte ihn liebend gern voll auflaufen lassen ...
Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann
Freitag, 12. Juni 2020
12. Juni 2020 - Bienchens Geschichte - 18. Teil
Das Leben geht weiter ...
So, wie es immer weiter geht. Nicht mehr wie vorher, aber anders. Eine ganze Stadt trauerte tief um alle Opfer der Love-Parade-Katastrophe,
ich trauerte zusätzlich um meine Mutter.
Und ich musste wieder an die Mosel fahren. Ich musste ihre Papiere sichten, zu ihrer Bank und was eben so nötig ist, wenn jemand stirbt.
Außerdem sah ich Paul wieder. Leider.
Bienchen nicht mitzunehmen, war ein guter Entschluss, denn sie sollte ihre alte Heimat, ihr altes Zuhause nie wiedersehen. Es hätte sie nur zurückgeworfen in ihrer Entwicklung hier bei uns in ihrem neuen Für-Immer-Zuhause. Damit sie nicht allein blieb, musste auch Robin zu Hause bleiben. Mein Mann hatte sich einen Tag Urlaub genommen und lief mit den beiden ihre üblichen täglichen Runden, inklusive der Lieblings-Runde durch den Wald.
Heute würde das bei Bienchen nicht mehr funktionieren, denn leider geht sie einzig und allein mit mir spazieren. Sobald sie mich nicht mehr sieht, bockt sie wie eine Ziege und geht keinen Schritt weiter.
Damals hatte sie sich vielleicht noch nicht entschieden, an wen sie ihr Herz am Ende am meisten und, ohne Widerspruch zu dulden, hängt.
Die drei brachten mich frühmorgens gegen 6.00 Uhr zum Zug - und ich fuhr wieder Richtung Bullay, wieder am Kölner Dom vorbei. Ein Stadtbummel durch Köln wäre mir in der Tat viel lieber gewesen ...
Ich fuhr ohne großartige Motivation, weil ich nicht wusste, was mich erwartete. Würde ich am Ende auf Überraschungen stoßen? Würde ich vielleicht endlich Bienchens genaues Geburtsdatum erfahren - bislang wusste ich nur, dass sie bald 7 Jahre alt war, aber das genaue Datum war mir noch nicht bekannt. Meine Mutter hatte mir ihr definitives Geburts-Datum nicht mitteilen können, sie wusste es einfach nur noch ungefähr - im Gegensatz zu ihr kann ich mir Daten und Zahlen hervorragend merken. Ich habe eher Schwierigkeiten bei den Gesichtserkennungen.
Paul erkannte ich allerdings sofort wieder. Ihn hätte ich auch in einer völlig anderen Umgebung erkannt, denn seine Frisur war schon
einzigartig (seltsam).
Der gelernte Friseur trug die Haare schulterlang in Dauerwellen gelegt. Es sah eigentlich sehr gepflegt aus, war in meinen Augen jedoch total altmodisch.
Etwas anderes erkannte ich allerdings in der Wohnung meiner Mutter problemlos und sofort:
Nach meinem letzten Besuch hier, während meine Mutter im Krankenhaus lag und aus der 2. Klinik auch nicht mehr entlassen werden konnte,
hatte ich die Wohnung gescannt. Das war keine Absicht, das passiert mir einfach.
Es fehlten einige Dinge. Neu gekaufte, ungetragene Kleidung zum Beispiel - und mehr, zum Beispiel auch 600 Euro an Bargeld.
Warum fehlten diese Dinge? Wohin waren sie gelaufen?
Natürlich konnte ich es mir denken.
Ich atmete tief durch und nahm mir vor, sehr, sehr friedlich zu bleiben ...
Überhaupt bemerkte ich in dieser Zeit, dass ich überaus und entgegen meine Natur wie sediert war, viel ruhiger als sonst. Als würde jemand seine Hand über mich halten
und mich vor übereilten Handlungen und Aussagen bewahren wollen, die ohnehin zu nichts führen könnten.
Die Zeit nach dem Tod meiner Mutter war insgesamt eine für mich unwirkliche Zeit. Erstmals dachte ich an so etwas wie Karma, an das ich nicht glaube,
aber das im besten Falle für mich handeln sollte. Und da ging es nicht nur um ein paar verschwundene Dinge und etwas Geld, wofür solch ein Karma zuständig sein könnte ... es ging um viel mehr.
Irgendwie handelte das Karma auch einige Zeit später.
Aber so hatte ich das wirklich nicht gewollt.
Ich glaube trotzdem nicht an Karma.
Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann
Donnerstag, 11. Juni 2020
11. Juni 2020 - Das Dilemma der Mafia
Foto: S. B.
Das Dilemma der Mafia
Am heutigen Fronleichnam stößt es Carlo Mario C. besonders bitter auf, dass das Corona-Virus in sein Leben und das seiner vielen Brüdern und Schwestern weltweit eine mächtige Kerbe geschlagen hat:
Eigentlich sollte es seiner Institution so ergehen wie es einst dem Herrn erging, dem in der ewig bleibenden Gegenwart Jesu Christi in der heutigen Eucharistie-Feier gehuldigt wird:
Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi. Während der Herr sich verdienterweise feiern lässt,
ist Carlo Marios Organisation nun ganz arm dran.
Beinahe weltweit haben er und seine Brüder und Schwestern bereits Corona-Soforthilfe beantragt, aber die Anträge liegen bleiern in den Regalen der Behörden oder finden erst gar nicht den Weg in die entsprechenden Home-Offices.
Niemand denkt an die arme Mafia, wenn er die Auswirkungen von Corona beleuchtet. Carlo Mario ist bitter enttäuscht,
und er sucht dringend nach einer blühenden Idee,
jetzt, wo sein Schutzgelder-Geschäft derart dramatisch eingebrochen ist.
Außerdem bittet er alle Mafia-Mitglieder um Mithilfe bei Überlegungen über die jetzige Verfahrensweise:
Kann man von den Inhabern der Restaurants und Gaststätten und Eisdielen und anderen Geschäften jetzt den vollen Schutzpreis verlangen,
da sie nicht einmal mehr die Hälfte an Umsatz verzeichnen?
Carlo Mario kennt eigentlich kein Mitleid, aber allen Ernstes muss er darüber grübeln, ob es ihm sehr hilft,
wenn er nun neben Corona zusätzlich viele Wirte in den Ruin treibt.
Rechnet sich das am Ende für ihn? Rechnet es sich nicht?
Händeringend sucht die Mafia nach Wirtschafts- und Restaurant-Experten mit neuen innovativen Ideen.
Carlo Mario zückt seinen Rosenkranz und betet um eine gute Idee oder um die Bewilligung von Corona-Soforthilfen.
Auch freiwillige Spenden an seinen Verein sind willkommen, erzählt er in einem Interview.
Guten Tag, Gruß Silvia
Das Dilemma der Mafia
Am heutigen Fronleichnam stößt es Carlo Mario C. besonders bitter auf, dass das Corona-Virus in sein Leben und das seiner vielen Brüdern und Schwestern weltweit eine mächtige Kerbe geschlagen hat:
Eigentlich sollte es seiner Institution so ergehen wie es einst dem Herrn erging, dem in der ewig bleibenden Gegenwart Jesu Christi in der heutigen Eucharistie-Feier gehuldigt wird:
Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi. Während der Herr sich verdienterweise feiern lässt,
ist Carlo Marios Organisation nun ganz arm dran.
Beinahe weltweit haben er und seine Brüder und Schwestern bereits Corona-Soforthilfe beantragt, aber die Anträge liegen bleiern in den Regalen der Behörden oder finden erst gar nicht den Weg in die entsprechenden Home-Offices.
Niemand denkt an die arme Mafia, wenn er die Auswirkungen von Corona beleuchtet. Carlo Mario ist bitter enttäuscht,
und er sucht dringend nach einer blühenden Idee,
jetzt, wo sein Schutzgelder-Geschäft derart dramatisch eingebrochen ist.
Außerdem bittet er alle Mafia-Mitglieder um Mithilfe bei Überlegungen über die jetzige Verfahrensweise:
Kann man von den Inhabern der Restaurants und Gaststätten und Eisdielen und anderen Geschäften jetzt den vollen Schutzpreis verlangen,
da sie nicht einmal mehr die Hälfte an Umsatz verzeichnen?
Carlo Mario kennt eigentlich kein Mitleid, aber allen Ernstes muss er darüber grübeln, ob es ihm sehr hilft,
wenn er nun neben Corona zusätzlich viele Wirte in den Ruin treibt.
Rechnet sich das am Ende für ihn? Rechnet es sich nicht?
Händeringend sucht die Mafia nach Wirtschafts- und Restaurant-Experten mit neuen innovativen Ideen.
Carlo Mario zückt seinen Rosenkranz und betet um eine gute Idee oder um die Bewilligung von Corona-Soforthilfen.
Auch freiwillige Spenden an seinen Verein sind willkommen, erzählt er in einem Interview.
Guten Tag, Gruß Silvia
Mittwoch, 10. Juni 2020
10. Juni 2020 - Prinz Philip wird 99 Jahre alt
Prinz Philip wird 99 Jahre alt
Zum Glück ist nicht zu erwarten, dass die Queen hemmungslos 99 Luftballons in die Luft jagt, um ihrem nicht immer königlich auftretendem Lebensgefährten
zu huldigen.
Vermutlich kennt sie weder das Lied noch die dazugehörige Interpreterin, und das ist auch mehr als gut so.
Prinz Philip soll ja nie ein Kostverächter gewesen sein, aber wenn es so ist, dann war er immer diskret und seiner Lilibeth stets der treueste Untertan.
Immerhin konnte er sich mit seiner Rolle in der 2. Reihe arrangieren, weil er privat in der ersten steht. Er ist das Oberhaupt einer Familie,
in der es nur manchmal problemlos zur Sache geht.
Drei seiner Kinder sind geschieden, und besonders der Abgang in Form einer Scheidung und einem zuvor öffentlich ausgetragenem Krieg zwischen Diana und seinem Sohn Charles hatten kaum Zeit, Spuren zu hinterlassen,
als durch Dianas frühen Unfalltod die Monarchie sogar ins Wanken geriet.
Wie sehr ihn neue Eskapaden seiner Familienmitglieder belasten, kann man nur ahnen - denn die Trennung Meghans und Harrys vom Königshaus muss er in seiner Position,
in der er nie eine Alternative gesehen hat,
nicht begreifen.
Was seinen Sohn Andrew betrifft ... eine harte Sache.
Zu alledem leben wir in Zeiten von Corona.
Aber ich bin sicher, auch hierin kann Prinz Philip etwas Positives sehen, zumindest für sich selbst:
Er muss nun zu seinem 99. keine große Feier veranstalten, sondern kann all seine "Lieben" per Video-Konferenz zuschalten - und ihnen nach Belieben
den Saft abdrehen.
Ein bisschen ist er mein Lieblings-Royal, wenn überhaupt jemand diese Position bei mir einnehmen kann. Gleich danach aber kommt schon
seine Queen.
Gut vorstellen kann ich mir auch, dass er mit Camilla hier und da Witze reißt, sich beide auf die Schenkel klopfen, ein paar Gin kippen
und sich über so Manches die Mäuler zerreißen,
was für uns immer ein Geheimnis bleiben wird. Schade eigentlich!
Alles Gute zum 99. - der 100. lugt bereits um die Ecke.
Er ist und bleibt für die Queen "das beste Pferd im Stall".
Guten Morgen, Gruß Silvia
Montag, 8. Juni 2020
7. Juni 2020 - Tatort München: "Lass den Mond am Himmel stehn"
Tatort München
Lass den Mond am Himmel stehn
Als dieser eindringlich stille Tatort zu Ende ist und die Abspann-Melodie wie ein Donnerhall greift, bin ich kurz erschrocken. Aber manchmal geht es nur so:
Mit der Rückkehr zum Normalen unsanft aus einem Albtraum wecken!
Dieser Mord lässt auch die Ermittler Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmeyr (Udo Wachtveitl) sprachlos zurück. Am Ende sitzen sie gemeinsam mit ihrem Assistenten auf einer Bank im Präsidium und müssen hilflos den Täter und seine Helfer ziehen lassen.
Der 13jährige Emil wird ermordet aufgefunden. Eine der ersten Ermittlungen führt die Kommissare zu seinem Freund Basti Schellenberg (Tim Offerhaus) und dessen Eltern. Eine Eidechse läuft über den sterilen Boden des klinisch reinen Hauses - und Antonia Schellenberg (Victoria Mayer) meint auf Nachfrage, sie hätten ein Echsen-Problem, das vom Dach her rührt ...
In Thailand sagt man: Wer einen Gekko im Haus hat, ist ein glücklicher Mensch!
In dieser Familie, in diesem Haus, gibt es kein Glück. Hier kommt das Unglück vom Dach her, man könnte auch vermuten: Von der ausgesprochen kalten Mutter-Figur.
Der Vater hat sich längst in seine eigene Welt zurückgezogen.
Es gibt ein paar Spuren, die in völlig andere Richtungen führen: Da ist der Parkplatz für anonymen Sex. Dort haben sich auch
Emils Stiefvater und Bastis Schwester Hannah zum Sex getroffen. Hannah war zu diesem Zeitpunkt noch 17 Jahre alt, feiert kurz darauf ihren 18. Geburtstag.
Sie ist der Augenstern für ihren Vater. Und als er scherzhaft meint, sie sei von seinen Töchtern die, die er am liebsten hat - obwohl Hannah die einzige Tochter ist,
meint er vermutlich, dass er sie von seinen zwei Kindern am liebsten hat.
Denn Basti ist so kaltherzig wie seine Mutter. Als Emils Mutter ihm anbietet, sich in Emils Zimmer ein Andenken auszusuchen,
nimmt er dreist das große TV-Gerät. Auf die Idee, dass ein Fernseher als Andenken durchgehen kann, kommt auch nicht jeder.
In die Irre führt ein wenig die Erkenntnis der Ermittler, dass Basti bei seinen Mitschülern sehr beliebt ist, während Emil ein Aussenseiter war.
Kaum zu glauben, dass die Kinder Bastis wahres Wesen nicht erkennen.
Und meiner langen Rede kurzer Sinn ist, dass Basti seinen Freund erschlagen hat. Und das aus absolut niedrigen, nichtssagenden und belanglosen Gründen heraus ...
seine Eltern lassen die Leiche verschwinden.
Motor der Vertuschung ist wohl eher die Mutter. Hat sie keine Angst, das nächste Opfer ihres Sohnes zu werden? Hat sie keine Sorge um ihn, wie sein weiteres Leben verlaufen wird?
Die Mutter, die auch Juristin ist, stellt bei ihrer Vernehmung klar, dass Basti nicht strafmündig ist - und sie als Eltern nicht für die Beihilfe nach dem Töten von Emil belangt werden können.
Sie nimmt ihr Früchtchen wieder mit nach Hause, und es gibt erst einmal etwas zu essen.
Nur Hannah bringt sich selber in Sicherheit und verlässt ihr Elternhaus.
Doch so einfach ist das für den minderjährigen Mörder nicht: Basti wird sich in eine psychiatrische Untersuchung fügen müssen. Am Ende entscheidet der Kinder- und Jugend-Psychologe über seine Zukunft.
Ein Krimi, der nicht wenig an den Nerven zerrt. Der Film kann aber auch die Diskussion darüber anregen, wie sinnvoll oder sinnlos Strafunmündigkeit gewisser Altersgruppen ist. Immerhin hat der Junge nicht nur ein paar Scheiben eingeschlagen ...
Erst ein paar Tage zuvor habe ich einen ähnlich guten Tatort München in einer Wiederholung gesehen: "Gestern war kein Tag" aus 2011.
5 von 5 möglichen Sternen für Lass den Mond am Himmel stehn. Ein Spielraum nach unten für den Abzug eines Sternes bleibt mir nicht.
Ein besonderes Lob an den Darsteller des Basti. Sicher wurde er während der Dreharbeiten psychologisch begleitet.
Guten Morgen, Gruß Silvia
Freitag, 5. Juni 2020
5. Juni 2020 - Bienchens Geschichte - 17. Teil
Der Tag der Love-Parade und jener danach ...
Besser als auf dem Schild kann man es nicht kurz und knapp und so ehrlich beschreiben, wie es von uns empfunden wurde. Adolf Sauerland war der damalige Oberbürgermeister der Stadt Duisburg.
Er wurde später von uns Bürgern in einem aufwendigen Verfahren abgewählt, da er nicht bereit war, zurückzutreten ... aus Sorge um den Verlust seiner Pensions-Bezüge. Diese Abwahl hatte später die höchste Wahlbeteiligung aller Zeiten - zum Nachteil von Sauerland. - Es blieb der einzige Triumpf.
An jenem 24. Juli 2010 hatte ich kurzzeitig WDR-Fernsehen geguckt, aber der Original-Ton, der von draußen schallte, war wesentlich lauter als der, der aus dem TV kam.
Durch ein Spruchband, das in einem anderen Programm lief, erfuhr ich von den ersten Toten der Love-Parade.
Die Veranstaltung wurde jedoch auch nach vielen weiteren Toten nicht abgebrochen. Das sollte Unruhe und Panik vermeiden.
Ich kann das sehr gut nachvollziehen -
denn wie verhalten sich Menschen in großen Massen, wenn sie erfahren, dass es unter ihnen und wegen dieser Massen und desaströser Organisation bereits Opfer, sogar Todesopfer, gegeben hatte?
Als ich am Abend meine letzte Runde mit Robin und Bienchen drehte, war die Musik draußen noch immer auf voller Lautstärke. Unterwegs traf ich eine Vierer-Gruppe,
die mich schon etwas angeschickert, aber voller Vorfreude und fröhlich fragte, wie sie zur Love-Parade kämen. Offenbar war damals noch nicht jeder und vor allem unterwegs permanent mit sozialen Medien in Kontakt, denn die Frage war durchaus ernst gemeint und sollte mich nicht verhöhnen.
Ich sagte ihnen: "Gehen Sie nach Hause, es gab Tote."
Sie reagierten, wie auch die erste Reaktion des Oberbürgermeisters Adolf Sauerland gewesen sein soll:
"Klar. Drogen."
"Nein, keine Drogen. Es ist alles sehr schlimm", damit ging ich weiter, "gehen Sie wirklich besser nach Hause."
Ich hoffe, sie haben meinen ernst und gut gemeinten Rat befolgt.
Beinahe jeder Mensch in Deutschland und viele weltweit wissen, wie es damals ausgegangen ist:
21 tote und 541 verletzte Menschen.
Am nächsten oder übernächsten Tag machte ich mich mit Robin und Bienchen auf den Weg zum Unglücksort. Nicht, weil ich neugierig war, denn ich bin viel weniger neugierig als die meisten Leute - sondern weil es mir ein Bedürfnis war, ein paar Blumen und eine Kerze dort abzulegen.
Ich ging genau den Weg, den zuvor alle Besucher der Love-Parade gehen mussten. Ein ziemlich langer Weg, obwohl die Luftlinie dorthin ein Klacks ist.
Dieser Klacks über die A 59 und ohne durch den Tunnel zu müssen - hätte vielleicht alles verhindert.
Viele Menschen standen ebenso betroffen am Unglücksort wie ich. Ein Meer von Blumen, Bildern, Plakaten beherrschte die gesamte Umgebung dieses traurigen Ortes.
Es war ein leises Trauern. Es war ein Bild, das einem nie mehr aus dem Kopf geht. So still und so friedlich war es nach all dem, was dort passiert war ... und am Ende
nach vielen Jahren, in 2020, wurde der Prozess gegen einige der mutmaßlich Verantwortlichen wegen Corona und Verjährung eingestellt.
Stoppt ein laufender Prozess eigentlich nicht die Verjährungs-Frist?
Ich bin keine Juristin, würde es aber so sehen. Im Sinne "Wiedereinsetzung in den vorherigen Stand"?
Am Tag nach der Love-Parade gaben verantwortlich Beteiligte der Love-Parade eine Presse-Konferenz, die im TV übertragen wurde.
Was gesagt wurde?
Eigentlich gar nichts!
Von ehrlicher Empathie nicht mal den Hauch einer Spur.
Ein jeder Beteiligte versuchte, mit Wörtern seine Haut zu retten.
Es gab mehr Ehrlichkeit in jedem kitschigen Symbol einer unsagbaren Trauer über das, was passiert war, als in jedem Wort dieser Verantwortlichen,
denen nichts heilig ist, und deren Wörter allesamt überflüssig waren.
Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann
5. Juni 2020 - Kurzgeschichte "Louises Geheimnis" - 3. Teil
Kurzgeschichte in 3 Teilen
3. Teil
Louises Geheimnis
Eigentlich wollte Celia über Silvester und Neujahr nach Italien reisen, aber im Hotel wurde ihre Hilfe so dringend benötigt, dass sie schweren Herzens auf eine Heimreise verzichtete.
Das veranlasste Louise zu einer Silvester-Einladung in ihre kleine Wohnung, obwohl sie nicht wusste, ob Celia alternativ nicht Besseres vorhatte. Zu ihrer Freude, aber auch einem wenig Erstaunen, sagte Celia gerne zu. Zwar verstand Louise nicht wirklich, warum eine so junge Frau ausgerechnet mit ihr diesen Tag verbringen wollte -
aber andererseits nahm sie es dankbar an.
Celia ihrerseits war begeistert von dieser alten Frau, die so viel Lebenserfahrung hatte, von der sie ihr einen Teil vermitteln konnte, ohne dass sie selber auf eigene Erfahrungen warten musste. Vielleicht würde sie einige dieser Erfahrungen später selber machen - und dann vermutlich an Louisa zurück denken, um ihr vielleicht Recht oder auch Unrecht zu geben. Sie lauschte gern Louisas Erzählungen, die vom Leben sprachen, ohne dass sie sich selber in den Mittelpunkt stellte.
Mit 2 Flaschen Champagner bewaffnet kam Celia gegen 17.00 Uhr des Silvestertages bei Louise an. Es war ihr erster Besuch in deren Wohnung, und ein bisschen alkoholische Munition konnte den Abend und die Nacht nur bunter machen.
Aber auch Louisa hatte vorgesorgt: Es gab genügend Sekt-Vorräte, und zum Eintritt in den Abend hatte sie ein Fondue vorgesehen.
Um die letzten Vorbereitungen fürs Fondue abzuarbeiten, ging sie in ihre Küche und ließ Celia allein im Wohnzimmer bei Radioklängen zurück.
Sie hörte in der Küche die alten Klassiker, die der Sender spielte - und freute sich auf diesen Abend. Es fühlte sich für sie an, als hätte sie eine neue beste Freundin gefunden - auf die sie so lange Zeit gehofft hatte. Kurze Zeit dachte sie nicht an ihr ganz persönliches Schicksal - oder auch ihr Geheimnis - und ging summend ins Wohnzimmer zurück, bewaffnet mit einigen der Zutaten fürs Fondue.
Celia blätterte in einem Fotoalbum, das sie aus dem Regal gefischt hatte ... einem, dessen Einband beinahe schon in Fetzen herunter hing ... und die junge Frau sah die
alte Frau fragend an.
Louise setzte sich neben Celia.
War nun der Tag doch noch gekommen, an dem jemand, der ihr nahe stand, ihr Geheimnis aufdeckte? Der Tag, den sie seit 50 Jahren herbei sehnte?
Sie musste Celia die Rückschlüsse überlassen und blieb daher ganz still neben ihr sitzen.
"Das ist ein Foto von dir", meinte Celia, "ich erkenne dich in dem Mädchen wieder. Aber das ist doch eigentlich unmöglich ... unter dem Foto steht
Louise, 1914, mit 13 Jahren."
Louise stand auf und schenkte ihnen je ein Glas Champagner ein. Dann setzte sie sich mit gemischten Gefühlen wieder neben ihre neue Freundin, und sie prosteten sich zu. Wie gewonnen, so zerronnen, dachte Louise,
denn sie war traurig, dass ihre Freundschaft von nun an nicht mehr lange dauern würde. Aber es war gut, es war mehr als an der Zeit,
dass jemand ihr Geheimnis lüftete.
"Ja, das bin ich, Celia. Ich bin nun 119 Jahre alt."
Celia sah sie nur an, und sie legte ihren Arm um die nun bekennend uralte Frau, die höchstens wie 70 Jahre alt aussah. Sie wollte nichts sagen, noch nicht, denn sie spürte, dass Louise nun sprechen würde:
"Ich hatte mit 70 Jahren, vor beinahe 50 Jahren, einen Autounfall. Ich saß am Steuer, mein Mann neben mir. Er starb ...
ich lag eine Woche lang im Koma."
Einen Moment lang schwieg sie, als wolle sie doch noch am Leben festhalten, irgendwie ... aber ihr Geheimnis war entdeckt worden, und ein
derart langes Leben hatte niemand verdient. Es war kein Zusatz-Geschenk, es war eine Qual, so alt zu werden ... alle anderen waren bereits vor langer Zeit gestorben, es gab niemanden mehr für Louise, als diese junge Frau. Und wenn es völlig falsch gelaufen wäre, hätte sie diese auch noch überlebt.
"Im Koma hatte ich einen Traum: Jemand, den ich nicht sehen konnte, sagte mir, dass mein Autounfall kein Unfall, sondern eine Suizid-Absicht gewesen sei ... Ja, ich wollte damals meinen Mann und mich töten, weil seine Demenz unerträglich wurde."
Celia drückte die Hand der alten Frau.
"Es wurde beinahe täglich schwieriger mit ihm. Und ich sah irgendwann nur noch diesen einen Weg. Leider habe ich überlebt ...
aber: Diese Stimme sagte mir damals noch etwas."
Zum ersten Mal überhaupt sprach Louise über den "Unfall". Selbst damals hatte sie nicht darüber sprechen müssen, weil niemand Zweifel an dem Unfallgeschehen gehabt hatte.
Es dauerte ein paar Minuten, bevor Louise weiter sprechen konnte: "Diese unsichtbar bleibende Stimme sagte mir, dass ich nun so lange leben müsse,
bis jemand, der mir nahe steht, durch Zufall hinter mein Geheimnis kommt. Und das könnte sehr, sehr lange dauern, verhieß mir diese Stimme ... Es klang wie eine Strafe. Und ich sage dir: Es ist eine Strafe gewesen.
Zunächst wurde ich wieder gesund, und ich dachte: Das ist ja alles Quatsch! Aber die Jahre gingen ins Land. Ich war nie krank, ich wurde immer älter. Und älter und älter, aber nicht im Spiegel, nicht für die anderen ... dafür ist ein Mensch nicht geboren, derart alt zu werden."
"Und nun?" fragte Celia.
Louise drückte sie an sich: "Nun darf ich endlich bald gehen. In mein Heimweh-Land. Du hast mir das möglich gemacht."
Es wurde eine lange Silvester-Nacht für die beiden Frauen.
Celia nahm aus dieser Nacht einen Erfahrungs-Schatz fürs Leben mit.
Louise starb drei Monate später, sie schlief ganz friedlich ein.
Ende
Copyright Silvia Gehrmann
Donnerstag, 4. Juni 2020
4. Juni 2020 - Kurzgeschichte "Louises Geheimnis" Teil 2
Teil 2 der Kurzgeschichte
Louises Geheimnis
In den nächsten Wochen blühte Louise förmlich auf. Sie fühlte sich tatsächlich noch einmal ziemlich jung. Die Arbeit in der Hotelküche machte ihr Spaß, und die Gäste, mit denen sie Kontakt hatte, waren überwiegend freundlich. Über einige wenige, die ohnehin das Meckern abonniert hatten, konnte sie getrost hinweg sehen. Es gab Schlimmeres.
Und es gab Schöneres:
Nach langen Jahren ihrer doch nicht ganz freiwillig gewählten Einsamkeit, bahnte sich hier in diesem Hotel eine Freundschaft an:
Celia war für den Hotelbetrieb eine Art "Frau für alle Fälle": sie kontaktierte Kunden, bestätigte Buchungen, überwachte den Gesamtbetrieb, und ganz nebenbei war sie auch noch mit der Buchhaltung beschäftigt. Es war eben ein kleiner Laden,
kein riesiges Haus.
Louise begegnete Celia gleich am ersten Tag, und die junge Frau, sie war 37 Jahre alt, nahm ihr die Nervosität vor dem erneuten Arbeitseinsatz nach so vielen Jahren. Denn Louise hatte plötzlich das Gefühl, sie würde vor lauter Aufregung Fehler machen.
Die beiden Frauen verband ebenfalls ein gemeinsames Gefühl:
Heimweh!
Celia hatte Heimweh nach ihrer italienischen Heimat.
Louises Heimweh galt etwas anderem ... sie wollte es sich selber aber niemals und in Worte ausgedrückt eingestehen. Selbst diese Worte zu denken, verbat sie sich. Doch, wenn sie es recht überlegte, galt auch ihre Sehnsucht einem fernen Land ... und war ebenfalls unter dem Begriff "Heimweh" richtig aufgehoben.
Vielleicht einte das die beiden Frauen, ohne dass sie es je zum gemeinsamen Thema machten.
Celia sprach manchmal über ihre Sehnsucht nach Italien, von ihren Eltern, Geschwistern und auch von ihrer Liebe zu Mario, der nun mit einer anderen verheiratet war.
Was die Lebensjahre anging, waren die beiden Frauen zwar weit voneinander entfernt,
aber das beeinträchtigte die aufkeimende Freundschaft in keiner Weise.
Sie trafen sich manchmal nach Celias Dienstschluss auf einen Kaffee in einem Cafe, in der Weihnachtszeit besuchten sie auf ein paar Tassen Glühwein den Markt und tauschten ihre Gedanken aus.
Natürlich musste Louise sich ein wenig zurück halten. Ihr Geheimnis durfte sie leider nicht preisgeben ...
es würde nur helfen, wenn es ein ihr nahe stehender Mensch rein zufällig herausfand.
Das war bisher nie passiert. Louise hatte die Hoffnung darauf bereits aufgegeben, und sie genoss einfach die neue Arbeit und vor allem
die freie Zeit, die sie mit Celia verbringen durfte.
Nur manchmal war Louise sehr müde, fühlte sich ausgelaugt und wollte endlich ankommen ...
Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann
Mittwoch, 3. Juni 2020
3. Juni 2020 - Kurzgeschichte - "Louises Geheimnis" - 1. Teil
Louises Geheimnis
Louise strich durch die Stadt, aber sie machte nicht einfach nur einen Stadtbummel, sie suchte einen Job. Keinen anspruchsvollen, keinen, für den man ihren Ausweis und auch sonstige Papiere verlangen würde.
Sie wollte einfach wieder arbeiten, um ihren Tagen Struktur zu geben und der Langeweile die Nahrung zu nehmen.
Früher war sie Bibliothekarin, aber das war wirklich sehr viel früher. Früher, das war die Zeit, als ihr Mann noch lebte. Manchmal verlor sie sein Bild vor ihren Augen und erinnerte sich nicht an seine Haarfarbe. Dann musste sie eines der vielen Fotoalben aus dem Schrank fischen, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, dass sie so vieles vergessen hatte, auch vieles, was ihn betraf. Er war ein guter Mensch gewesen,
ein Mann, auf den sie sich immer verlassen konnte. Er war der Humorvolle von ihnen beiden gewesen, und er umgab sich oft und gern mit vielen Freunden. Eigene Kinder hatten sie nicht, und somit gab es auch keine Enkelkinder. Die Freunde waren irgendwann auch alle verschwunden.
Louise, nun ziemlich allein zurück geblieben, wusste manchmal nicht, wie sie ihre Zeit totschlagen sollte und mit ihr diese eingekerkerte Ödnis.
Daher kam ihr die Idee, sich einen Job zu suchen. Sie war alt, aber noch fit. Sie konnte sich mühelos mehrere Stunden hintereinander auf den Beinen halten, und einen anspruchslosen Job würde sie bestens erledigen können.
Sie schaute in die Schaufenster von Geschäften und Restaurants und Hotels, ob dort jemand gesucht würde - und ob das Gesuchte ihren Vorstellungen entsprach. Wie gesagt, sie wollte weder ihren Pass noch sonstige Papiere vorzeigen müssen.
Sie war bereits seit zwei Stunden unterwegs, als sie in einem kleinen Hotel in einem der Fenster einen hastig hingeschriebenen Zettel entdeckte, der auch noch recht oberflächlich formuliert war:
"Suchen fürs Frühstückmachen eine Frau."
Na, das ist es doch, dachte Louise. Hier waren keine peniblen Leute am Werk, die zuviel wissen wollten und sie vielleicht sogar beim Finanzamt anmeldeten. Vermutlich wären sie froh, wenn jemand schwarz für sie tätig wurde. Schreibkram schien ihnen ohnehin nicht zu liegen.
Eine halbe Stunde später war Louise in einem Gespräch, das zwischen Küchentür und Theke stattfand. Die Frau, mit der sie sprach, hieß Rosi Schmidt. Und irgendwie sah sie auch wie eine Rosi Schmidt aus. Sie war blond, ein Blond, dass sie sich garantiert alle paar Wochen selber in die Haare massierte, von einer etwas kräftigen Statur, und Rosi sah freundlich aus.
Rosi sah in Louise eine ältere, gepflegte Frau, die auf sie wirkte, als könnte sie die Dinge anpacken, die zu erledigen waren.
"Sie sind doch schon mindestens 70 Jahre alt", meinte Rosi etwas zögerlich zu ihrem Gegenüber.
Louise nickte. Ja, viele hielten sie für 70. Gut so.
"Ich bin aber noch sehr fit und Frühstück zuzubereiten, würde mir sicherlich Spaß machen."
"Ich kann auch ein paar Tage zur Probe morgens arbeiten", bot sie noch schnell an.
Dass sie das mit dem Probearbeiten selber anbot, gefiel Rosi, denn sie hätte diese ältere und auch recht elegante Frau kaum darum bitten mögen. Es wären Hemmungen im Weg gewesen.
Louise ihrerseits hätte auch völlig umsonst gearbeitet, denn ihr ging es nicht ums Geld, wenn das Ersparte auch längst aufgebraucht war und sie allein von ihrer Rente und Witwenrente lebte. Was sie zum Leben hatte, reichte ihr.
Sie hatte zwar bereits vor Jahren überlegt, auf ihre Rente zu verzichten ... allerdings rechnete sich dies leider nicht. Und sie hätte auch nicht gewusst, wie sie diesen Verzicht anstellen sollte. Andererseits war sie dort eine Nummer und bislang noch niemandem, auch keinem Computer-System, aufgefallen.
Ziemlich guter Laune ging Louise zurück zu ihrer Wohnung. Heute war ein guter Tag, dem hoffentlich viele gute folgen würden,
denn sie langweilte sich nicht. Sie sah nicht die endlosen Stunden vor sich, von denen sich bereits die Sekunden wie Ewigkeiten hinzogen. Sie hatte eine Aufgabe, wenn auch nur eine kleine,
sie hatte eine Aufgabe!
Das machte sie so froh, dass sie ein altes Lied summte:
"Bis früh um Fünfe, kleine Maus ..."
Und um fünf Uhr am nächsten Morgen begann sie ihre Arbeit in der Hotel-Küche.
Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann
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