Die Bude . Der Kiosk . Die Trinkhalle
Die kleinen begehbaren Läden, die sich heute Büdchen, Kiosk oder Trinkhalle nennen, sind nicht dieselben wie die, die wir aus den früheren Jahren kennen. Eher sind es Buden, die mit der Eröffnung einer solchen der allgemeinen Öffnungszeiten-Regelung entgehen wollen. Sie verkaufen manchmal alles, was sich eben noch verhökern lässt, bis hin zu einer Anlaufstelle für gerade klamme Zeitgenossen kaufen sie sogar deren Schmuck oder Zahngold auf. Solche Läden sind mir ein Graus, und ich betrete sie nicht - aber gleich hier um die Ecke gibt es leider ein paar davon.
Während die altbekannten Buden rarer geworden sind. Ich habe keines in der Nähe gefunden, das mir mal eben ein Foto wert war. Daher ein maues Ersatz-Bild für die urigen Büdchen, die es vor geraumer Zeit noch überall hier im Ruhrgebiet gab. Es gibt sie natürlich noch, keine Sorge. Nur eben nicht in meiner Nachbarschaft.
Die Trinkhalle betreten durfte niemand. Da würde über die Mini-Theke herausgereicht, was das Herz gerade eben begehrte. Als Kind habe ich oft genug eine Tüte gemischter Bonbons für 1 DM gekauft, Bauchschmerzen inklusive.
Bis zu den gnadenlos verlängerten Öffnungszeiten aller Geschäfte war das Büdchen oft die letzte Rettung für vergessliche Hausfrauen oder -männer, die ohne Brot oder Butter oder sonstwas dastanden. Schlimm auch, wenn Besuch kam - und der Weinkellerschlüssel war nicht aufzufinden. Nein, wenn kein Wein im Hause und erst recht kein Weinkeller im Untergeschoss vorhanden war und man schnell für eine Unterstützung der Geselligkeit sorgen musste. So wird eher ein Schuh draus.
Mich würde es nicht wundern, wenn man dort auch ein Skatspiel hätte kaufen können - falls die eigenen Karten gerade unauffindbar waren und man unbedingt noch einen Skat dreschen wollte.
Zigaretten waren ohnehin der Renner an jedem Büdchen, und nicht wenige hatten an solch einer Trinkhalle ihr erstes Rendezvous mit der Bildzeitung.
Auch die Süchtigen wurden bereits um 6.00 Uhr am frühen Morgen mit Jägermeister und mehr betreut, was die anwesenden Kaffeetrinker zugleich zum Schaudern brachte.
Ebenfalls zum beschwingten Lästern über die gesamte Nachbarschaft konnte ein Büdchenbesitzer einladen, wenn er nur originell und kumpelhaft genug war und den Vorsitz in der Gerüchte-Gemeinde übernahm. Da kam niemand ungeschoren davon, der nicht gerade anwesend war.
Hier in der Nähe gibt es dann doch noch ein Büdchen. Aber da ist leider nichts von einer Zuverlässigkeit vergangener Zeiten zu spüren - mal hat der Kiosk geöffnet, meistens ist er geschlossen, denn die Öffnungen erfolgen nach Gutdünken.
Bitte noch einmal gemischte Bonbons für 1 DM! Obwohl ich noch nie gerne Bonbons gegessen habe - von einem Büdchen haben sie mir immer einen Ticken besser geschmeckt als von anderswo.
Guten Tag, Gruß Silvia
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