Samstag, 1. November 2025

1. November 2025 - Allerheiligen in unserer Familie - Yesterday ... Neuveröffentlichung aus 2015



Allerheiligen in unserer Familie - Yesterday

war die Welt um mich herum aus kindlicher Sicht in wunderbarer Ordnung. Und an Allerheiligen denke ich immer gerne zurück, besonders an das in meiner frühen Kindheit.

Heute hat es für mich an Bedeutung verloren, denn ich besuche kaum einmal ein Grab, weil es mir nichts gibt, an Gräbern zu stehen. An die lieben Verstorbenen kann man überall denken, und gerade an Gräbern habe ich am wenigsten das Gefühl, einem meiner Verstorbenen nahe zu sein.

Das unterscheidet sich im übrigen nicht viel von den Gefühlen aus meiner Kindheit. Gräber waren nie ein wichtiger Ort.

Doch damals wurde Allerheiligen zelebriert und zu einem Event hochgearbeitet. Meine Oma Josefine, ihre Schwestern und Schwägerinnen agierten hier als Event-Managerinnen, lange bevor man überhaupt eine Frau als Managerin bezeichnet hätte.

Und so hatten besonders meine Oma und ihre Schwägerin Jo (sie hieß ebenfalls Josefine) alle Familienangehörigen - eine Größenordnung in der Form kam überhaupt nur an Allerheiligen zusammen - an einen Ort beordert, von dem aus die Sache angegangen wurde. Es war die Schüruferstraße in Dortmund-Schüren.

Wirklich viele Kinder gehörten nicht zu unserer Familie, so dass ich das Gefühl behielt, hier ordentlich im Mittelpunkt zu stehen. Wenn ich heute daran zurück denke, stelle ich mir immer eine Horde von miteinander verwandten Menschen vor, die einem Marschbefehl folgte.

Los ging es zum örtlichen Friedhof, und zwar erst in der Dunkelheit. Bewaffnet mit Grabgestecken und diesen roten Langzeit-Kerzen, die es immer noch gibt. Oma wusste ganz genau, wo welcher Verstorbene zu finden war.

So gingen wir unter anderem zu dem Grab ihres Mannes Silverius, den ich leider nie kennen lernen durfte. Bereits im Alter von siebenundvierzig Jahren war er an einer Staublunge verstorben, denn er war Bergmann von Beruf. Eine kleine Nebengeschichte dazu zeigt die Gläubigkeit meiner Oma: Um diese Todesursache amtlich zu machen, hätte sie ihn obduzieren lassen müssen. Das hätte auch ihre Rente erhöht. Aber um nichts in der Welt wollte sie seine Totenruhe stören lassen ...

Lange nach seinem Tod setzte meine Oma es durch, dass ich nach ihm Silvia benannt wurde - obwohl meine Mutter mich Monika nennen wollte. Danke, Oma, ich heiße viel lieber Silvia als Monika.

Ein ganz trauriger Gang führte zu Johannes Grab. Meine Oma hatte drei Söhne gehabt: Meinen Vater, Franz und Johannes, den ältesten. Johannes, Hans genannt, war mit 21 Jahren von den Nazis ermordet worden. Das habe ich aber erst vor etwa zehn Jahren von meiner Mutter erfahren, Oma hat nie darüber gesprochen. Und ich mache das jetzt auch nicht.

Natürlich besuchten wir stets so einige Gräber, so genau erinnere ich die anderen leider nicht.

Denn erst nach dem Friedhofs-Gang wurde es spannend für mich. Die ganze Familie fand sich in Möllmanns Wirtschaft (sagte man damals zu manchen Lokalen) ein. Die Möllmanns waren ein Geschwister-Paar, das ihr ganzes Leben miteinander verbrachte und dieses Lokal führte.

Hier gab es dann das, was man heute neudeutsch Dinner nennt, Getränke nach Wahl und jede Menge Fröhlichkeit. Es wurde viel getrunken und gelacht - und wir Kinder waren mittendrin in einem lustigen Haufen von Verwandten, und wir wurden verwöhnt bis der Bauch sich vor Lachen wölbte oder auch die Schokolade einfach nicht mehr hinein passen wollte.

Das ist lange her, aber ich denke sehr oft an diese Zeit zurück. Mit der Reise meiner Oma ins Vergessen - nein, es war nicht Alzheimer, sondern eine andere Form der Demenz  - endeten diese Zusammenkünfte. Tante Jo starb viele Jahre vor meiner Oma.

Der ehemalige Zusammenhalt unserer Familie endete auch durch den Tod so einiger anderer Verwandter. Aber die Erinnerungen daran nimmt mir keiner, auch wenn heute alles anders geworden ist - und ich es auch nicht mehr so haben möchte, wie meine Oma es sich vielleicht für mich gewünscht hätte.

Guten Tag, Gruß Silvia



31. Oktober 2025 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag am Chiemsee bei Doris



"Heimat trifft Fernweh"
Vorspeise: Bayrische Tapas - Knödel / Renke / Summer Roll
Hauptgang: Kalb küsst Kräuter - Saltimbocca auf Spargel
Nachtisch: Krokantje tanzt auf Erdbeere und Vanille - Bayrisch Creme / Erdbeeren / NL-Crunch


Schlusswort: Unterhaltsam war es!

Mit dieser Dinner-Ausgabe aus dem Chiemgau hat Vox seinen Sendeauftrag erfüllt - gut, Vox ist nicht öffentlich-rechtlich und eher der Werbeindustrie verschrieben, die aber nur zufriedengestellt werden kann, wenn die Zuschauer nicht fernbleiben: es ist bis zum letzten Abend unterhaltsam und kochtechnisch gesehen auch in Ordnung.

Mit Franz zum Beispiel wurde ein Kandidat in die Show geholt, der den Typus des klischeebehafteten Bayers verkörpert, und ich erkenne natürlich das Klischee, aber bin gleichzeitig froh, dass es solche Menschen noch gibt. Obwohl Franz gerne reist, würde ich ihn wohl kaum in

meiner Großstadt antreffen. Und wann ich mal wieder nach Bayern komme, weiß ich nicht - und dann treffe ich womöglich eher und vielleicht auf die Schicki-Micki-Bayern in München

(natürlich sind nicht alle Münchner dieser Spezies angehörig, aber wenn, ist es auch egal. Ich habe eine gute Bekannte, die aus Schwabing stammt, aber schon lange hier lebt - und wir verstehen uns prächtig.),

aber vor allem denke ich, dass Franz sich in seinem Bayern am wohlsten fühlt. Auch, wenn er gerne viel reist - aber es ist eine spezielle und völlig andere Sache, fremde Länder kennenzulernen,

als das eigene Land zu bereisen.

Den finalen Dinner-Abend (leider final) bestreitet die 42jährige Doris. Sie lebt in "Übersee", und das ist natürlich nicht dort, woran die meisten bei diesem Begriff denken, wenn sie ihren Blick übers Meer schweifen lassen.

Damals hat sie sich in ihrer bayrischen Heimat nicht wohlgefühlt. Sie wollte hinaus in die Welt,

und daher hat sie neben Reisefreuden 10 Jahre in den Niederlanden gelebt.

H e u t e hat sie ihre Heimat schätzen und lieben gelernt.

Aus Holland hat sie ihren Mann Joel "importiert" wie sie sagt. Quasi eine Nachbarschafts-Liebe.


Das Menü

Doris ist als Gastgeberin und Hobby-Köchin absolut tiefenentspannt. Es ist, als stünde sie wöchentlich vor Kameras, und die Kameras mögen sie.

"Bayrische Tapas" in der Vorspeise und bayrische Sojasoße kommen so lala an.

Saltimbocca ist der Haupt-Act des Hauptganges. Raphael kennt Saltimbocca nicht, obwohl er doch nach eigenen Aussagen der totale Überflieger an Herd, Pfannen und Kochergebnissen ist. Aber er kannte schließlich auch keine Frankfurter Soße ...

Die gequetschten Kartoffeln erfreuen Franz, die Beschaffenheit des Fleisches eher nicht. Auch die anderen sind kritisch.


Fazit

Als Gast ist Raphael wesentlich angenehmer, denn als Gastgeber.

Im Zweifel liegt das natürlich am Film-Schnitt. Man kennt das. Und weiß als Zuschauer dennoch nie genau, in wie weit das zutrifft. - Trotzdem bleibt Gesagtes natürlich gesagt und lässt sich nicht wegdiskutieren.

Es bleibt die Frage, ob die Mitarbeiter des Senders vor Ort dem Regisseur Hinweise darauf geben, welchen der Teilnehmer sie mehr und welchen weniger mögen.

Trotzdem: im nächsten Jahr wird dieses Format schon 20 Jahre alt, ist nicht in die sprichwörtlichen Jahre gekommen, weil das Publikum es mag.

Die Punkte für Doris: je 8 geben Raphael, Fabian und Franz, 10 Pia ...

Mit insgesamt 34 Umdrehungen kann sie die Chose nicht gewinnen, da Fabian und Raphael je 37 Zähler ergattert haben

und lautstark ihren geteilten Gewinn feiern.

Mir bleibt, allen Lesern ein schönes Wochenende zu wünschen. Wir erwarten heute leider nicht die vom Wetterdienst angekündigten 17, sondern nur 14 Grad. Aber ich war gerade schon draußen unterwegs, und es fühlt sich frühlingsmild an.


Guten Morgen, Gruß Silvia