Mittwoch, 13. November 2024

12. November 2024 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in München bei Carolin


"Sommer in der Stadt"
Vorspeise: Feels Like Summer - Gurkensuppe
Hauptspeise: Lemon Tree - Zitronenpasta mit Hähnchen
Nachspeise: Schüttel' deinen Speck - Pfirsichtörtchen


Zettelwirtschaft

... und zunächst meine ich meine eigene Zettelwirtschaft: zum "Dinner" liegt vor mir ein Blatt Papier, auf dem ich stichpunktartig Notizen über die laufende Sendung mache. Mal sind es mehr, mal weniger. Für die heutige Sendung habe ich sehr, sehr wenige notiert,

denn durch einen kleinen privaten Zwischenfall habe ich nur die Hälfte der Sendung mitbekommen, obwohl ich auf alles ein Auge hatte, aber manchmal die gesprochenen Wörter nicht mitbekommen habe.

Die 36jährige Carolin ist zu ihrem Dinner also eindeutig besser und umfangreicher mit Zetteln ausgestattet als ich, wobei ich ohnehin selten mehr als ein halbes Blatt beschreibe - der Rest kommt aus meinem Gedächtnis. Aber:

sie muss schließlich kochen, ich nicht.

Im Vorfeld freut sich Florian wie ein staunendes Kleinkind vor dem Weihnachtsbaum auf die Nudeln. Er versteht gar nicht, dass es "Menschen gibt, die keine Pasta mögen."

Woher er diese Lebens-Weisheit wohl nimmt?

Unterdessen wird Carolin von ihrer Freundin Chrissy unterstützt, die sie seit ihrem ersten Tag in München kennt. Denn die heutige Köchin ist eine "Zugereiste" - aber eine voll integrierte: selbst genähte Dirndl sollen das beweisen. Überdies wohnt sie im

Westend, was nah an der jährlichen "Wiesn" liegt.


Das Menü

beginnt mit kalter Gurkensuppe, denn es ist Sommer zur Drehzeit und alles soll leicht und frisch sein und vermutlich fröhlich machen - schwer im Magen liegen darf es also nicht, nur die Punkte dürfen am Ende schwerwiegend sein.

Für die Nudelzubereitung nutzt Carolin eine Maschine: Zutaten rein, raus kommen die fertigen Nudeln. Das hat mit wirklicher Handarbeit nichts zu tun. Für den

nudelaffinen Florian sind sie zu zitronenlastig.

Das Hähnchen erntet hier und da den Kommentar "trocken".

Der Nachtisch ist ein Küchlein, sieht nett aus, ist aber keine große Kunst.

Am Ende stellt sich die Frage, warum sie so viele Zettel gebraucht hat.


Fazit

Der kleine Zwischenfall hat mich vorm frühzeitigen Einschlafen gerettet, wenn ich auch gern darauf verzichtet hätte. Er betraf auch nicht mich selber, sondern meine beste Freundin. Abhilfe ist bereits auf dem Weg. Also keine Sorge.

Was uns beide betrifft, ist Roswithas verächtliche Aussage: "Es gibt Leute, die sagen Frikadellen zu den Fleischpflanzern."

Ja, so ist das leider, Rosi, wenn man dazu verdammt ist, hochdeutsch sprechen zu müssen ...

Die Punkte für Carolin sind welchen Umständen geschuldet? Warum greifen alle Gäste nach der 9er-Tafel, obwohl es doch so

viele andere schöne verfügbare Ziffern gibt?

Carolin bekommt also für etwa 36 Zettel 36 satte Punkte. So viel habe ich durchaus mitbekommen, um erstaunt zu sein.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Dienstag, 12. November 2024

11. November 2024 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in München bei Roswitha


Vorspeise: Bayerische Gartenzauberei - Tomate / Basilikum / Burrata
Hauptgang: Kalb zwischen Wald und Wiese - Kalb / Pilz / Semmelknödel / Sauce
Nachtisch: Kaiser mit Gefolge - Kaiserschmarrn /Apfel / Vanille / Pflaume


Schmeichelei ist ein Strick aus Honig.
- Diogenes von Sinope (um 400 - 323 v. Chr.), altgriechischer Philosoph

Jede Menge an Schmeicheleien darf Roswitha heute einstecken, und die beginnen gleich und direkt nach der Begrüßung an der Tür und setzen sich dann konsequent fort. Selbst ihre Aufregung wird als "Gott, ist die süß" interpretiert. Gott

hat dann auch einen mindestens kleinen Platz in Rosis Erinnerung: während ihre Mutter Köchin war, war ihre Großmutter Köchin bei einem Pfarrer. Oder doch eher seine Haushälterin, die auch das Kochen übernommen hat? Während meiner Erstkommunion habe ich eine resolute Pfarrershaushälterin kennengelernt ... und sofort gehasst (als Kind ist man eben schneller mit Bewertungen).

Die 59jährige Rosi arbeitet als Versicherungs-Sachbearbeiterin, und rein privat ist sie in einem Schützenverein. Zumindest

was ihr Wesen angeht, trifft sie bei ihren Mitstreitern voll ins Schwarze. Vorschusslorbeeren sind in diesem Format ohnehin ziemlich verbreitet. Ich selber bin lieber abwartend vorsichtig.


Das Menü

Roswitha mag die bodenständige Küche und greift auch gern mal auf ein uraltes Kochbuch zurück. Generell kocht sie ohne Anleitungen frei nach Schnauze.

Sie startet mit Basilikum-Panna cotta samt Tomaten, Burrata und Basilikum. Treffer versenkt! Die Gäste sind glücklich.

Für den Hauptgang füllt sie einen Kalbsbraten mit Kalbsbrät und Pilzen und vielleicht noch diesem und jenem.

Das Fleisch zerfällt nach der langen Garung. Und

Rosi braucht dringend einen Anwalt, der ihr rät, über ein Missgeschick einfach mal den Mund zu halten - und die Aussage zu verweigern.

Aber sie steigert sich auch noch in die Füllung hinein: "Kalbsbrät ist für viele ja Bääähhh ..." (Originalzitat).

Florian steigt sogleich in den Zug ein und bekommt Kopfkino: dabei ist Kalbsbrät nichts anderes als kleingehacktes Kalbfleisch. Denkt er an Thymus? Und: hat Rosi nicht doch Kalbsbries verwendet? Wenn die

Gastgeberin auch ohne Nachdenken plappert ... und sich hier und da auch noch verspricht. - Rosi ist

wie eine junge Frau, die sich zur Miss-Wahl stellt, aber auf jede kleine Falte in ihrer Haut ausdrücklich hinweist ...

Wie der Kaiserschmarrn schmeckt? Keine Ahnung! Er könnte mehr karamellisiert sein, meint eine Teilnehmerin. Und Rosi selber: sie schweigt! Also empfindet sie den Nachtisch als gelungen.


Fazit

So manch einer, der am Montag allzu viel schmeichelt, hängt am Freitag klebend am Honigseil.

Dass man allerdings hier und da in dieser Sendung Neues erfahren kann, beweist Nina Carissima, die ihr sehr seltsames Hobby preisgibt: Ohne eine Wohnung zu suchen, geht sie zu Wohnungsbesichtigungen. Sachen gibt es! Beinahe könnte man das in Zeiten von

Wohnungsmangel als zynisch bezeichnen.

Nach vielen Schmeicheleien über Rosis Charakter erfährt ihr Essen eine durchaus faire Bewertung, wie ich meine:

je 7 Punkte geben Carolin, Florian und Adel, 8 gibt Nina Carissima.

Das ergibt die Summe von 29 Zählern.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Samstag, 9. November 2024

9. November 2024 - Lebenslügen ...


Lebenslügen

Welch einen Spaß hatte ich vor vielen, vielen Jahren: Party an fast jedem Samstag.  Und: es kam schon damals nicht darauf an, wer oder was jemand war oder welcher sexuellen Orientierung er oder sie gefolgt sind.

Abends oder vielmehr nachts in den Discos wurde es mir allerdings irgendwann zu bunt, zu aufdringlich und zu unübersichtlich, wer hier Freund, Anmacher oder sogar frauenfeindlich war.  Doch direkt und nur zwei Häuser weiter neben meiner Lieblings-Disco gab es dieses eine Lokal, in dem eine junge Frau - wie ich es damals war - mit einer Selbstverständlichkeit feiern konnte,

die in anderen Lokalitäten fehlte.

In vielen Discos galten Frauen als eine Art Freiwild, denen man einen Drink spendieren konnte, um sie im Anschluss daran und als Bezahlung dafür

abzuschleppen - oder das zumindest zu versuchen.

Das Schlimmste oder auch Blödeste, was mir dort je passiert ist, war ein Männlein, das seine Hose heruntergezogen hatte und als Spitze

und sozusagen Verlängerung

mir eine Zigarette in seinem Penis präsentiert hat. Neben seinem "besten Stück" war vor allen Dingen sein Kopf das "allerbeste Stück".

Nach "Metoo" schreien konnte ich damals nicht, denn diese Bewegung sollte noch viele Jahre auf sich warten lassen. Aber: mal ehrlich - 

eine diesbezügliche Anzeige hätte damals auch nichts gebracht.

Dem länger aussetzen wollte ich mich allerdings auch nicht. Also ...

habe ich meinen augenscheinlich hübschen Hintern ein paar Meter weiter in eine für mich völlig ungefährliche Location geschoben,

in der ich nicht unbemerkt geblieben bin, aber

respektiert wurde:

in ein Schwulen-Lokal.

Den Namen des Ladens habe ich vergessen, aber nie vergessen habe ich die vielen tollen Begegnungen dort:

aus einigen sind damals Freundschaften entstanden. 

Wenn man bedenkt, dass die Zeiten andere als heutige waren, so habe ich von so manchem Schicksal gehört,

die es heute in dieser Form - zum Glück - gar nicht mehr gibt. Wenn es auch noch immer Schwulenfeindlichkeit gibt.

Viele dieser Schicksale lassen sich unter einem einzigen Begriff zusammenfügen:


Lebenslügen

Da gab es u. a. den jungen Mann, der es weit von sich gewiesen hat, seinen Eltern zu beichten, dass er schwul ist.

Da gab es den Mann, der einen völlig gewöhnlichen Liebeskummer hatte, aber es gab ebenfalls die anderen, die sich einerseits bereits in ihrem persönlichen Umfeld geoutet hatten - und damit nur halb/halb angeeckt waren, aber sich in Kerle verknallt hatten, die es strikt abgelehnt haben, sich zu offenbaren.

Am schlimmsten traf es die Männer, die geradezu ein Lügengebäude um sich herum aufgebaut hatten:

einerseits wollten es einige von ihnen selber lange nicht wahr haben, dass sie mit Frauen "nichts anfangen" konnten, andererseits wussten sie nur zu deutlich von ihren Veranlagungen,

ohne sich deren Konsequenzen zu stellen.

Ein paar der Männer waren verlobt mit Frauen - und

tranken sich in vielen Nächten in der Schwulen-Bar ihr Leben schön.

Einige Männer waren bereits verheiratet, hatten sogar Kinder.

Sie haben die totale Lebenslüge gelebt. Aber alle von ihnen

liebten ihre Kinder und mochten ihre Ehefrauen.

Doch: sie waren sich einig darin, dass ihre Ehefrauen diese

Lebenslügen

nie verstehen und verzeihen würden.


Fazit

Die meisten Männer mit den krassen Lebenslügen habe ich aus den Augen verloren, weil sie halt nur Bekanntschaften aus einem gemeinsamen Barbesuch waren ... einige andere habe ich noch viele weitere Jahre gekannt (und nur das Übliche, was immer Menschen trennt, hat uns voneinander entfernt - heute in Social-Media-Zeiten geschieht das seltener)

aber niemanden, der in seiner Ehe mit einer Frau hängengeblieben ist.

Dass solch eine Ehe den schwulen Mann betroffen gemacht hat, ist traurig ... obwohl es noch viel

trauriger ist für eine Frau, die geglaubt hat, sie würde geliebt.

Somit gab es durch jede derart entstandene Ehe gleich zwei Verlierer: den schwulen Mann und seine Frau.

Der eine, der Mann, hat gelogen, weil die Gesellschaft - und auch die Gesetze, die den Paragraphen 175 StGB damals bis beinahe in unsere Zeit deutlich interpretiert haben  - es nicht zugelassen hat oder zulassen wollte, dass jeder nach seiner

Fasson glücklich wird -

und die Frau nicht glücklich werden  k o n n t e  , weil alles, alles

nur auf einer Lüge basiert hat.

Zum Glück ist diese Zeit vorbei.

Aber wann ist die Zeit gekommen, in der wir akzeptieren, dass es auch andere Formen der Liebe und Zusammengehörigkeit gibt als nur unsere?

Am Ende waren und sind  es nur die Lebenslügen einer weltweiten schwulenfeindlichen Gesellschaft. Manch eine Gesellschaft hat dazugelernt, andere hinken gnadenlos hinter der Neuzeit her.

Toleranz! So heißt das Zauberwort, das sogleich viele von ihren Vorurteilen befreien würde. Doch offenbar ist Toleranz nicht erlernbar ...


Guten Tag, Gruß Silvia


8. November 2024 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Erfurt bei Resi

 

"Wilde Kirsche
Vorspeise: Trompeten-Risotto auf einem Rote-Bete-Walnuss-Bett
Hauptgang: Süßes Reh mit Knollengemüse
Nachtisch: Windsack an Zitronensorbet mit befeuerter Kirsche


Miteinander gut Kirschenessen?

Ob die dieswöchigen Teilnehmer das können, weiß ich natürlich nicht. Aber schon heute bedauert Benjamin, dass Maximilian demnächst nach Düsseldorf ziehen wird - weil "ich habe ihn ins Herz geschlossen." Endet diese Zuneigung, wenn jemand nach Düsseldorf zieht?

Die letzte Gastgeberin der Erfurt-Runde ist die 34jährige Resi, die als Krankenschwester in der Intensivpflege arbeitet. Sie hilft gerne Menschen und Tieren und lobt die "Omis" von der IT, die sie anlächeln und sich bedanken.

Zwar sind die von ihr so sehr gemochten "Omis" nicht ihre eigenen (und wollen daher auch gewiss nicht so genannt werden), dafür hat sie jedoch von ihrer Oma jede Menge Küchenzubehör nicht nur herumstehen, sondern benutzt es auch.

Soweit ich Resi in dieser Woche kennengelernt habe, ist sie mir sympathisch. Sie lebt auf einem ehemaligen Bauernhof recht großzügig, und die Gäste staunen. Daniel würde sicher gern das eine oder andere Möbelstück

abstauben, um daraus etwas völlig Neues zu kreieren. Ansonsten

plappert er heute wieder viel daher - und täuscht große Koch-Ahnung vor.


Das Menü

Ist das Risotto der Vorspeise schlotzig, obwohl es so standhaft ist, dass es den Servierring nicht sprengt? Besonders das Rote-Bete-Carpaccio hat es Benjamin angetan: "Träumchen" nennt er es.

Die Marinade besteht aus Kirsch-Marmelade.

Mit den manchmal süßen oder auch sauren, aber prallroten Kirschen hat Resi nach eigenem Bekunden Gemeinsamkeiten.

Das Reh für den Hauptgang hat ihr Freund Marco geschossen, und sie nennt es - lt. Jägersprache - "entnommen". Das mach den Schießvorfall etwas weniger brutal.

Auch Resi hat einen Jagdschein - Benjamin wundert sich, denn er hat gehört, dass man für diesen sehr, sehr viel lernen muss. Ja, stimmt, man

erlernt sogar, wie die "Losungen" der einzelnen Tiere aussehen.

Und nein, ich habe keinen Jagdschein.

Kurz zurück zum UnWesentlichen, dem Kochen: der Hauptgang sieht so hervorragend aus

wie der Nachtisch.


Fazit

Resi hat das Dinner in einer interessanten Atmosphäre auf schöne Art durchgezogen.

Die Entscheidung naht und Daniel sieht sich ganz weit vorn.

Resi sieht Maximilian auf dem 1. Platz,

während ihr dieser mit

seinen 9 Punkten zu dem kleinen Vorsprung vor Daniel und vor allem Denise verhilft.

Benjamin, Denise und Daniel geben Resi je 8 Punkte.

Ich bin mit dem Sieg von Resi und ihren 34 Zählern zufrieden und denke, dass es andere Zuschauer ebenfalls sind.

Mir bleibt, allen Lesern ein schönes Wochenende zu wünschen. Wir erwarten hier heute einen regenfreien Tag bei maximal 11 Grad.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Freitag, 8. November 2024

8. November 2024 - Eine Ehe - und am Ende geht einer zuerst - Neuveröffentlichung.



Eine Ehe - und am Ende geht einer zuerst

Der Einfachheit halber nenne ich es Ehe, es kann auch eine langjährige Partnerschaft sein, denn das ändert nichts an der Trauer oder auch der Tatsache,

dass einer zuerst gehen muss.

Einen Fall kenne ich, und in diesem kamen beide gleichzeitig ums Leben. Es war ein Autounfall. Und wenn ich daran zurück denke, kommt mir das Wörtchen

"Wenn"

deutlich in den Sinn. Hier wäre das Wenn um ein Haar zum Tragen gekommen. Er hatte seine Frau verlassen, weil er eine andere liebte, vielleicht war diese jünger, ich weiß das nicht mehr.

Doch dann merkte er, dass ihm seine Frau fehlte. Und es begann mit Anrufen, die immer häufiger wurden - am Ende kamen beide wieder zusammen.

Wenn sie nicht zusammen gekommen wären, könnten sie beide noch leben. Sie starben bei einem Autounfall.

Ein paar völlig andere Beispiele kenne ich aus dem Leben überhaupt:

Ein paar Frauen, die gar nicht mal glücklich verheiratet waren,

erlagen nach dem Tod ihrer Männer jeweils dem, was ich ganz persönlich das posthume Heiligenschein-Syndrom nenne. Da kann man manchmal gar nicht glauben, wie grundlegend sich die Wörter zu Zeiten, als der Ehemann noch lebte, von denen unterscheiden, die nach seinem Tod geäußert werden. Man steht daneben, hört die Wörter und versucht, die Gefühle der jeweils Betroffenen zu ordnen.

Sie haben sich noch alle irgendwie und irgendwann getröstet oder abgefunden.

Abfinden muss man sich mit dem Tod schließlich sowieso.

Das müssen auch die Menschen, die ihren wirklich über alles geliebten Ehepartner verlieren. Meist sterben die Männer vor ihren Frauen,

1. weil ohnehin viele Männer älter sind als ihre Frauen und 2. weil Männer eine geringere Lebenserwartung haben.

Ich habe schon einige Frauen und auch einen Mann als untröstlich erlebt, die dieses durchmachen mussten. Im übrigen war der Mann der Weinerlichste, und ich bin mir nicht sicher, ob er anstatt Zuspruch oder Trost nicht nur grenzenloses Mitleid einforderte, weil er glaubte, sein Schicksal sei einzigartig.

In ihrer Trauer sind die Menschen jedoch sehr unterschiedlich. Der eine verkriecht sich, der andere stürzt sich mehr als kopfüber ins Leben. Die andere möchte über den Verstorbenen reden, reden, reden ... während eine weitere sich lieber ins Schneckenhaus zurück zieht und schweigt.

Dennoch ist niemand, der eine Partnerschaft führt, davor gefeit:

Irgendwann geht einer von beiden zuerst. Das ist das Gesetz des Lebens,

das wird immer so sein.

Manch ein Tod kündigt sich lange vorher an, ein anderer kommt plötzlich und unerwartet. Beim letzteren fehlt dann die Möglichkeit des Abschiednehmens. Beim ersteren setzt die Trauer oft schon lange vor dem Tod ein.


Memento

Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang
Und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr;
– Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,

Doch mit dem Tod der andern muss man leben. - Mascha Kaléko


Ich weiß nicht, ob das "Gehen" nicht doch schmerzt und ob es einem vor dem eigenen Tod nicht doch bang werden kann.

Ein Herbst-Beitrag, wie es die Jahreszeit geradezu verlangt.


Guten Tag, Gruß Silvia 



7. November 2024 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Erfurt bei Daniel


"Sommerliche Grüße aus dem Süden Europas - 3 Länder, 3 Gerichte"
Vorspeise: Kalt, lauwarm, heiß - Soffritto mit Burrata, Garnelenspieß und Basilikum-Öl
Hauptgang: Meer trifft Land - Thunfischsteak, Mangold-Kartoffeln, gegrillte Wassermelone, Salat
Nachtisch: Süß-salzige Überraschung - Vanilleeis mit Kürbiskern-Öl und Meersalz, dazu Krämerbrückentrüffel und Waffel


Fauler Zauber

Vermutlich hat Daniel gedacht, dass er allein als Person eine gute "Zutat" für diese Sendung sei, und feiert nun seinen absolut gechillten Ausflug in die Fernseh-Welt, als hätten die Zuschauer auf einen wie ihn geradezu gewartet. Oder er denkt, Beliebtheit reicht, vielleicht sogar für den Jackpot von 3.000 Euro - und wirft sich gewollt lässig ins Geschehen - und was geschieht?

Nicht viel! Zumindest nicht im Koch-Bereich. Wenn ich drüber nachdenke, passiert ebenso wenig im Unterhaltungsteil des Formats.

Der 34jährige Daniel ist Teamleiter in einer Jugend-Psychiatrie-Gruppe und Hobbywerker, was man seiner Wohnung ansieht. Meine Augen erleben keinen Wow-Effekt, aber schließlich sind die Geschmäcker unterschiedlich, was absolut in Ordnung ist.

Der gesamte Auftritt von Daniel dreht sich ausschließlich um seine Lässigkeit, die er von Anfang bis Ende zur Schau stellt. Er hängt in der Hängematte durch und schlürft Wein, geht zum Eisessen in die Stadt undsoweiter.

Wie lässig muss es gewesen sein, als er bereits mit 16 Jahren aus seinem Elternhaus ausgezogen ist? Über die Gründe schweigt er - allerdings gibt er an, das Kochen bei seinen Besuchen zu Hause von seiner Mutter erlernt zu haben ...

Armer Daniel! Konnte seine Mutter etwa auch nicht kochen?


Das Menü

Die Küchenmaschine schnibbelt das Gemüse fürs Sofritto kurz und klein, während Daniel redet und redet und dann die Garnelenspieße in die Pfanne haut. Auf den Tellern sehen die etwas gummiartig aus. Aber ich kann mich natürlich täuschen und sollte mal die Leute fragen, die heute alles für gut befinden, weil er in ihren Augen ein cooler Typ ist, dem man einiges nachsehen darf/soll/muss.

Aber: dies ist ein öffentlich ausgetragener Wettbewerb und kein Essen unter Freunden.

Die Kartoffeln für den Hauptgang schält er auf dem Balkonboden - das stellt eine Respektlosigkeit gegenüber seinen Gästen dar - und Gleichgültigkeit gegenüber dem Publikum. Aber was soll es, denn der faule Zauber geht weiter:

der edle und bedrohte Thunfisch (Nachhaltigkeit ist für Daniel wohl alten Möbeln vorbehalten) liegt viel zu lange auf dem Grill und ist sträflich übergart. Die

Kartoffeln mit etwas Mangold sehen aus, als wollten sie das Gesamtbild eindrucksvoll, resolut und endgültig zerstören. Auch die gegrillten Melonenscheiben fördern keinen positiven Eindruck.

Er sei ein "Koch" und kein "Nachtisch-Zubereiter" erklärt Daniel den letzten Gang: so kauft er Pralinen in einem offensichtlich in Erfurt angesagten Laden und Eiswaffeln in einem anderen.

Die Eiswaffeln zertrümmert er in diverse Stücke und ...

eigentlich Hurra ... das Eis stellt er selber her.

Etwas salzig soll das Eis sein - übereinstimmend sagen die beiden Frauen, dass sie auf dicke Salzkristalle gebissen hätten.


Fazit

Der Schwierigkeitsgrad des Essens: gering!
Schnibbelhilfe: ein Thermomix!
Insgesamt: Fauler Zauber!

Allenfalls stünde Daniel ein Trostpreis mit geringem Wert zu, doch hier die

(irrelevanten) Punkte: je 8 geben Denise, Maximilian und Resi, 7 gibt Benjamin.

Diese 31 Zähler soll mir mal jemand erklären.

Am 4. Tag liegt noch immer Benjamin auf dem bislang letzten Platz, obwohl Daniel ihm die größte Konkurrenz für die Laterne gemacht hat - und

Benjamin sehr viel Mühe und Ernsthaftigkeit in sein Dinner gesteckt hat.

Das perfekte Dinner: ein Glücksspiel, bei dem das Kochen als vorrangiges Kriterium fürs Gewinnen oft unberücksichtigt bleibt!


Guten Morgen, Gruß Silvia



Donnerstag, 7. November 2024

6. November 2024 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Erfurt bei Benjamin


"Eat and Travel"

Vorspeise: Thailändischer Papaya-Salat trifft frittiertes Huhn
Hauptgang: Zander, zweierlei vom Püree, sautierte Pfifferlinge und Soße
Nachtisch: Leche frita und fruchtiges Pflaumenkompott


Der Klugscheißer

Und nein, nicht ich nenne Benjamin so, sondern er sich selber, und er fügt noch die Attribute charmant und klein hinzu. Wie selbstverständlich und selbstbewusst dieser Begriff aus seinem Mund purzelt, könnte man beinahe denken, dass es eine positive Eigenschaft ist.

Besserwisserei ist jedoch nichts Positives: "Zwar bezeichnet Besserwisserei die Handlung, bezieht sich allerdings auf den Charakter des derart Bezeichneten, und das in negativer Art und Weise.- Wikipedia"

Niemand mag gern Klugscheißer, vermutlich selbst dann nicht, wenn er selber dazu neigt.

Viel Klugscheißerei wird den Zuschauern heute nicht von Benjamin um die Ohren gehauen, denn der

33jährige Krankenpfleger ist mehr mit tausend Handgriffen beschäftigt, um sein Menü vom Stapel zu lassen - und seine Gäste, die auch Konkurrenten sind, davon zu überzeugen, dass er nicht nur reden, sondern auch handeln kann.


Das Menü

Die Vorspeise sieht aus, wie man sie vom "Chinesen um die Ecke" kennt. Resi ist hin und weg von dem frittierten Hähnchen.

In die Bredouille bringt ihn der Hauptgang, denn nicht nur "viele Köche verderben den Brei", sondern der Brei wird auch verdorben, wenn ein Koch zu viele Töpfe gleichzeitig beaufsichtigen muss. Es wird

unübersichtlich. Hinzu kommt die Blumenkohl-Alternative für Denise, die keine Pilze mag. Dabei sind Pilze recht unterschiedlich im Geschmack. Und auch Trüffel - die sie serviert hat - sind Pilze.

Zweierlei Püree und meine Frage, warum ein Stampf nicht reicht? Schnell noch die Pfifferlinge waschen. Ja, er legt sie in Wasser, schüttet kurz darauf das Wasser durch ein Sieb ab ... Und die sollen nun sauber sein?

"Selbst Köche säubern Pilze im Wasser", tritt jetzt doch noch ein Schimmer von Klugscheißerei zutage, dem keinerlei Beweis zugrunde liegt.

Er hätte dringend eine Schnibbelhilfe gebraucht, die ihm zumindest die Pfifferlinge trocken sauberbürstet.

Auf den lieblos angerichteten Tellern, hinter denen man derart viel Küchenarbeit gar nicht vermutet, thront der

angebrannte Zander in der Mitte. Den einen oder die andere wird es freuen, denn die Möglichkeit zum Runterpunkten wird mit dem Hauptgang gleich mitgeliefert.

Der Nachtisch ist zum Glück kein Kuchen, sondern ein frittierter Pudding. Das sieht ziemlich schmackhaft aus,

wenn auch die Frage bleibt, ob der Pudding im selben Öl wie das Hähnchen frittiert worden ist.

Sein Anliegen lautete anfangs: Ich will in der Küche zaubern. Die Zauberei ist ihm nicht gelungen, noch hat er seine Gäste verzaubert.


Fazit

Schon gar nicht verzaubert er Denise, der er den Kommentar hinwirft: "Du bekommst den schönsten Teller, denn du bist die Kritischste."

Ich sehe ihre Schnappatmung. Ich sehe beinahe auch das Vox-Team, das sofort Ausschau nach dem Kollegen hält, der über die besten psychologischen Kenntnisse verfügt - um Denise zu beruhigen.

Außer Maximilian sind allerdings alle anderen - inklusive Benjamin - kritisch. Vielleicht möchte Max als Vegetarier, dem jeweils ein Extra zubereitet werden muss, einfach nicht anecken?

Die Punkte: 9 gibt Maximilian, je 7 Denise und Resi, 6 gibt Daniel.

Mit 29 Zählern liegt die Laterne bislang in seinen Händen.


Guten Morgen, Gruß Silvia



Mittwoch, 6. November 2024

5. November 2024 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Erfurt bei Denise


"Essen geht heute aufs Haus!"

Vorspeise: Lust auf Meer - Sommersalat mit Lachsforellentatar und Avocado-Duett
Hauptgang: Was wäre die Welt ohne Pasta? - Tagliatelle tartufo / Garnelen / Parmigiano Reggiano / Rucola
Nachtisch: „Jetzt ist die schönste Zeit!“ - Oma - Limoncello-Mousse auf Applecrumble mit Himbeersorbet


Auf jeden Fall

... ist die 30jährige Beamtin Denise so offenherzig, die Eigenschaften ihres Charakters - wie ihre Freunde diese sehen - kundzutun:

"Ich bin ehrlich, herzlich, zuverlässig, lustig ... und süß."

Zudem ist sie die größte Liebhaberin des Begriffs "auf jeden Fall". So ist es möglich, in dieser Sendung Neues kennenzulernen,

ohne dass sich das Neue auf ein Menü auswirkt.

Resi vermutet im Vorabgespräch, dass es Fisch gibt. "Sie sieht so nach Fisch aus", sagt die Frau mit Durchblick. Wie um Himmels willen sieht jemand aus, der nach Fisch aussieht?


Das Menü

Unterstützt wird Denise von ihrer Cousine Charly, die jedoch meist tätigkeitslos in der kleinen Küche herumsteht und der Gastgeberin eigentlich den Platz raubt, den sie so dringend benötigt hätte, um ihr Dinner perfekt zu machen.

Nun weiß ich, warum ihre Freunde sie als süß bezeichnen: ihrer niedlichen Ausreden wegen.

Die Vorspeise ist bei vielen Kandidaten dieser Sendung ausgesprochen beliebt, und vermutlich werden die "Rezepte" dafür an die nachfolgenden Mitwirkenden gern weitergegeben.

Das Lachsforellen-Tatar bekommt ein Topping aus gefrorenem Avocado-Taler: den hat Denise zu den Standardrezepten hinzuerfunden oder vielmehr im Netz gefunden. Was bewirkt solch ein eiskaltes Dingelchen auf einem Tatar? Krach beim Durchstechen?

Brot gibt es ebenfalls - aus einer Fertigmischung gebackenes.

Ich möchte hier nur festhalten, warum sie sich am Ende der Veranstaltung selber so viele Punkte geben würde.

Den Hauptgang nenne ich mal Wood & Turf: Den immerhin selbstgemachten Nudeln fügt sie eine helle Soße samt Trüffel-Öl hinzu, während sich auf den Nudeln Trüffeln aus einem Glas den Ruhm abholen sollen.

Weder das Öl noch die Trüffeln aus Gläsern sind köstlich zu nennen.

Und irgendwie passt das auch nicht zu den Garnelen.

Ein einfaches Himbeer-Eis plus dem beliebten Apple-Crumble - halt Streusel mit Äpfeln - und einer Limoncello-Mousse bilden den Abschluss dieser

doch sehr eintönigen Veranstaltung bei Denise.


Fazit

Resi bringt diesen Abend so sehr auf den Punkt wie sie den Tag am Morgen begonnen hat: "Denise ist authentisch. Hätte sie Rindfleisch serviert, hätte ich ihr das nicht abgenommen."

Hier tun sich völlig neue philosophische Ansätze auf. Immerhin ist es schlüssig, denn, wer nach Fisch aussieht, darf selbstverständlich kein Rindfleisch servieren ...

Da es Denise u. a. an Platz in ihrer kleinen Küche gemangelt hat, gibt sie sich selber für diesen Abend nur 8 bis 9 Punkte.

So hoch würde ich nicht gehen.

Die Punkte der Gäste: Daniel gibt 9, je 8 geben Maximilian und Resi, 7 gibt Benjamin.

Mit 32 Zählern liegt sie am 2. Tag auf dem bislang 1. Platz,

obwohl man zugeben muss, dass Maximilian, der das 1. Dinner bestritten hat, innovativer gekocht hat. Viel innovativer!


Guten Morgen, Gruß Silvia


Dienstag, 5. November 2024

4. November 2024 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Erfurt bei Maximilian


Vorspeise: Kohlrabi gestapelt - Linsen, Kefir, Basilikum
Hauptgang: Kohlrabi gefüllt - Pilz, Kartoffel, Miso
Nachtisch: Kohlrabi fermentiert - Apfel, Müsli, Joghurt


Das Kohlrabi-Festspiel

Ich kann nur erahnen, wie viele Zuschauer, denen es hauptsächlich ums Kochen geht, bei der Ansicht dieser Menü-Beschreibung ... eine "Dinner"-Pause für sinnvoll gehalten und auf das Kohlrabi-Konzert verzichtet haben. Es gibt schließlich weitaus

schmackhaftere Gemüse. Allerdings hat der Kohlrabi den Vorteil, dass er groß genug ist, um ihn auch in Scheiben schneiden zu können, die man dann noch zwecks Größengleichheit rund ausstechen kann.

Die neuen vier Kandidaten, die sich heute in Erfurt vorstellen und später Gäste von Maximilian sein werden, loben bereits im Vorfeld

den Kohlrabi, als handele es sich um die Gemüse-Offenbarung schlechthin. Ich vermute, dass am morgigen Tag die Kohlrabi-Umsätze in den Supermärkten enorm steigen werden ... na ja, vielleicht, vermutlich ist das eher nur ein Traum all der K-Kohlköpfe.

Bin ich heute noch achtlos an denen vorbeigegangen, werde ich demnächst etwas verweilen und die Zauberköpfe genauer betrachten.


Das Menü

Der 31jährige Maximilian ist seit 5 Jahren Vegetarier - weil ihm das fleischlose Essen besser bekommt. Ethische Gründe scheinen keinen Aspekt bei der Entscheidung gespielt zu haben.

In der Vorspeise serviert er Kohlrabischeiben. die er zwischen Linsen stapelt. Die Linsen sind gekocht und gesalzen und ergeben sicherlich mit dem Kohl eine perfekte Paarung: es muss ja auch Paare geben, die nicht attraktiv sind.

Dennoch sehen die Teller mit Kefir, Balsamico und einigen Salatblättern hübsch angerichtet aus - wenn auch der Salat schnell in der Kefir-Soße ertrinken könnte ...

Zum Hauptgang gibt es Kohlrabi in Ravioliform - daher meine oben geschriebene Vermutung, dass die Verwendung dieses Gemüses ihren Sinn hat -, die Kohlrabi sind mit Pilzen gefüllt. Nebenher thront ein großer Pilz (Austernpilz?), und vollendet wird der Gang mit Kartoffelpüree.

Mit Apfel-Eis, einem Törtchen mit Müsli-Boden und Joghurt ist das Dinner beinahe zu Ende, gäbe es nicht zusätzlich noch

sehr kleingeschnittenen, fermentierten Kohlrabi nebst Nashi-Birne.

Resi lobt über die grünen Kohlrabiblätter, man darf auch "über den grünen Klee" sagen: "Das war ein Geschmackserlebnis."

Vermutlich hat sie den Kohlrabi überhaupt nicht rausgeschmeckt ...


Fazit

Am Ende ist das Menü vielleicht besser als von mir gedacht. Die Geschmäcker der einzelnen Bestandteile kann ich leider nicht beurteilen.

Beurteilen kann ich nur etwas, das ich sehr, sehr selten erwähne: das grün-gelbe Wallegewand von Denise wirkt deplatziert, sage ich also vorsichtig. Auf jeden Fall ist sie damit der Blickfang des Abends und stiehlt dem

Kohlrabi glatt die Show.

Die Punkte: je 7 geben Denise, Benjamin und Daniel, 9 gibt Resi.

Heftig übertrieben sind sie schon, diese 9 Punkte. Aber mit denen wird die Sache rund und

Maximilian kassiert 30 Punkte.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Samstag, 2. November 2024

2. November 2024 - Allerseelen - Wie wird es sein, zu sterben?



Wie wird es sein, zu sterben?

Es gibt die Menschen, die Angst vorm Sterben - und es gibt die anderen, die Angst vor dem Tod als Endgültigkeit haben.

Wirklich recht kann es einem der Tod nicht machen, denn, wenn er plötzlich, unerwartet und aus heiterem Himmel kommt, schockt er die Angehörigen mehr als wenn er

nach langer Krankheit die Krallen nach dem Menschen ausstreckt. Aber was denkt der so plötzlich sterbende Mensch in diesen letzten finalen Sekunden? Ist er dankbar, dass ihm Leid erspart worden ist? Oder hätte er sich gewünscht, einen anderen Weg in den Tod zu gehen? Einen mit Abschieden vielleicht.

Eben steht man noch mit kurzem Röckchen mitten im Leben, und dann schafft es eine schleichende, immer schwerer werdende Krankheit, alles auf den Kopf zu stellen. Mit allem, was man hat, krallt man sich ans Leben, weil man nicht "gehen" will - aber

das Leben sieht schon durch eine immer kleiner werdende Brennweite das Ende nahen.

Selber habe ich bereits einmal auf der Kippe gestanden, und es war ungewiss, ob mich helfende Ärzte-Hände wieder hochziehen könnten ... oder ob sie mich mangels Kraft und Möglichkeiten hätten fallen lassen müssen.

Ich hatte Malaria. Und habe dem Tod zwar nicht mit einhergehenden Schmerzen, sondern mit einer allumfassenden permanenten Übelkeit ins Auge gesehen.

Damals, ich erinnere mich gut, habe ich mir gewünscht, ich hätte diese furchtbaren Übelkeit gegen

Schmerzen

tauschen können.

Und jetzt, wo ich das schreibe, erinnere ich mich wieder ... niemals hätte ich geglaubt, dass Übelkeit derart entsetzlich sein kann,

dass man sich auch aufgrund dessen wünscht, es wäre bald vorbei ...

Aber ...

vor dem Tod hatte ich immer eine weitaus größere Angst als vorm Sterben. 


In meinem "ersten Leben"

war ich Krankenschwester - und obwohl ich später etwas völlig anderes gemacht habe, habe ich niemals den Bezug zu diesem Beruf verloren, und ich weiß:

es gibt so viele Möglichkeiten, sterbenskrank zu werden, dass für jeden, absolut jeden, etwas dabei ist.

Wenn das Leben gut zu Ende geht, dann ohne Schmerzen oder die von mir beschriebene Übelkeit, die ich in Worten gar nicht ausdrücken kann. Jeder wird am

Ende mit seinem eigenen Schmerz sterben - oder, wenn er Glück hat, diesen nicht erleiden müssen: vielen Medikamenten sei dank.


Zwischen 2 und 3 Uhr morgens

- so scheint es mir, tritt oft der Tod ein: der ersehnte, wenn es sehr, sehr kranke Menschen betrifft. Manch ein Mensch krallt sich allerdings ans Leben, aber - so meine Erfahrung - die absolut meisten lassen los, befreien sich und haben keine weiteren Erwartungen an eine irdische Zukunft. Und

vor allem

verabscheuen sie den Tod nicht weiter. Sie haben sich mit ihm arrangiert und fühlen sich ihm näher als dem Leben.

Ein Junge von gerade einmal 15 Jahren lag auf unserer "Kinderstation" - er hatte ein Sarkom, und ein Bein war ihm bereits amputiert worden. In meinem Dienst fragte ich ihn, ob er nicht lieber mit erwachsenen Menschen zusammen in einem Zimmer liegen würde - wenn er gewollt hätte, hätte ich das sofort in die Wege geleitet, denn im Kinderzimmer lagen ansonsten nur einige Babys in Spreizhöschen - aber er wollte nicht,

dieser tapfere junge Mann, den ich nie vergessen werde. Stattdessen gab er mir eine Antwort, die mich tief erschüttert hat:

"Es ist doch egal, wo ich sterbe ..." sagte er völlig unemotional. Ich war einige Jahre älter als er, aber er war so viel klüger als ich. Nicht auszudenken, wie klug er vielleicht geworden wäre, wenn er heute noch leben würde ... oder war er nur so verinnerlicht,  w e i l   er so krank war?

Ältere Menschen starben, weil nach und nach ihre Organe versagt haben - aus verschiedenen Gründen. Sie waren zuvor absolut kraftlos und manche konnten nur noch unter Mühen noch den Mund öffnen.

Im Sterbeprozess geschah manchmal etwas, das ich mir kaum bis gar nicht erklären kann: sie bäumten sich zur halben Größe in ihren Betten auf ... und sanken dann tot in sich zusammen.

Nach ihren Toden erlebte ich selber etwas: waren sie bis vor einem kurzen Augenblick für mich noch lebendige fühlende Menschen, wenn auch schwer beeinträchtigt, so waren sie ab dem

Moment ihres Todes nur noch Hüllen: diesen Hüllen fehlte nicht nur das Leben, sondern auch das, was wir allgemein als Seele betrachten.

Das fühlte sich mystisch an.


Jeder "schafft" den Tod

Selbst dann, wenn er glaubt, er schafft und bewältigt es nicht. Je älter ein Mensch wird, um so wahrscheinlicher tritt der Tod in sein Leben, um es zu beenden.

Mal sanft, mal radikal. Mal menschengerecht, mal völlig ungerecht mit vielen Beschwerden. Der Tod ist wie das Leben: niemals gerecht und selten freundlich.


Religion

Hier komme ich zurück auf meinen Ausgangs-Gedanken: obwohl mir damals, als ich Malaria hatte, niemand und kein Medikament diese

entsetzliche Übelkeit nehmen konnte, hoffe ich, dass es bei der Linderung von Schmerzen besser aussieht. Und das auch mit der

hoffnungsvollen Aussicht, dass ich nicht zweimal im Leben das gleiche erdulden muss. Das Probesterben hat mir absolut gereicht.

Was die Religion betrifft, bin ich katholisch, aber nicht im strengen Sinne so aufgewachsen. Zwar habe ich besonders meiner Oma zum Gefallen mit ihr viel zu viele

Sonntags-Hochämter besucht,

aber mich innerlich davon strikt getrennt gehalten.

So dachte ich zumindest. So war es, als ich jung war und alle tödlich verlaufende Willkür weit entfernt war. Doch

was ist schon weit entfernt in einem Menschenleben? Mein Bruder starb mit 19 Jahren durch einen Hotelbrand, was mich erstmals

w i r k l i c h   mit dem Tod in Kontakt brachte.

Meine Oma meinte damals, dass sie besser gestorben wäre, weil es ihrem Alter entsprach. Meine Mutter hat sich nie erholt davon. Mein Vater musste für uns alle stark sein, obwohl er genau so darunter gelitten hat wie wir alle. Ich bin in flippigen Eskapaden eine Zeitlang eskaliert. Mehr oder weniger

haben wir diesen dramatischen Tod von meinem Bruder Heinz überlebt.

Und: heute denke ich an den Tod an nichts Freundliches - in der Hoffnung, dass ich mich irre.  Wird mein Bruder mich erwarten, meine Oma, meine Eltern? Meine Katzen, meine Hunde? Und die Wellensittiche meiner Kindheit?

Das wäre ein schöner Gedanke, den ich aber nicht habe.

Ich denke eher an ein dunkles Loch mit Albträumen. Ich habe - ehrlich gesagt - Angst vor dem Tod, und dass mich etwas völlig Unerwartetes empfangen könnte.

All das katholische Brimborium kommt mir in den Sinn und nimmt mal mehr, mal weniger Gestalt an.

Es lässt sich auf den Punkt bringen:

ich habe weniger Angst vorm Sterben als vorm Tod-Sein.

Ewig leben möchte ich allerdings auch nicht.

Es ist ein Dilemma.

Als bekennende Optimistin sehe ich allem aber positiv entgegen und weine nicht heute die Tränen von morgen.

Vielleicht sind diese Gedanken dem Allerseelen-Tag geschuldet.


Guten Tag, Gruß Silvia