Samstag, 29. Oktober 2022

29. Oktober 2022 - Die "adoptierte" Schwiegermutter

 

Meine Schwiegermutter

Meine Schwiegermutter und ich waren wie Feuer und Wasser, wie zwei Wesen von verschiedenen Sternen, die sich zufällig begegnet sind und in keiner gemeinsamen Sprache miteinander kommunizieren konnten, nicht einmal mit Händen und Füßen.

Die meiste unserer gemeinsam verbrachten Zeit verharrten wir in waffenstillstands-friedlichem small, smaller ging es nicht, Small-Talk aus. Aber manchmal flogen auch die Fetzen, mal offenkundig feindselig, mal hinterhältig.

Ich war nicht die Gute in diesem Zusammenspiel. Sie war nicht die Gute in diesem Zusammenspiel.

Trotzdem schenkte sie mir stets etwas zu meinen Geburtstagen. Das jedoch war besonders böse, denn sie schenkte mir immer genau das, was ich

überhaupt nicht haben wollte.

Zu ihrem Geburtstag war ich ein bisschen nachsichtiger und ehrlicher: ich schenkte ihr nichts, aber dafür beschenkte natürlich ihr Sohn sie, der überflüssiger- und gelogenerweise dazu vermerkte, dass die Geschenke von uns beiden seien.


Die "adoptierte" Schwiegermutter

Wirklich ungewöhnlich ist es nicht, dass sich Schwiegermutter und Schwiegertochter nicht gut verstehen. Einerseits ist es keine Freundschaft, die man aus gegenseitiger Zuneigung eingeht - und andererseits handelt es sich auch nicht um eine richtige Verwandtschaft, die man sich nicht aussuchen kann.

Mir bot sich jedoch schnell und aus unerwarteter Ecke ein absolut schöner Ersatz an: Ich lernte Lissy kennen, und sie war auch eine Schwiegermutter,

nämlich die 1. meines Mannes, der zuvor schon einmal verheiratet war. Wir besuchten sie und ihren Mann sehr häufig, und es war genau das Verhältnis, das ich niemals im Leben mit meiner eigenen Schwiegermutter hätte aufbauen können. Es war geprägt von einer selbstverständlichen Freundlichkeit.

Kamen wir zu ihnen zu Besuch, hatte Lissy stets eine Flasche meines Lieblingsweins bereitstehen - und ich überwand mich, indem ich mit ihr und ihrem Mann Gesellschaftsspiele spielte. Ich hasse eigentlich Spiele jeder Art, aber in der passenden Gesellschaft ... Manchmal gab es auch Partys, manchmal, aber selten auch eine kleine Auseinandersetzung.

Später nahm sie jahrelang meinen Beo "Hitchcock" unter ihre Fittiche, wenn mein Mann und ich verreist waren. Sie hatte ihre Freude an dem gesprächigen und lustigen Vogel. Und ich hatte eine Sorge weniger, denn in ihren Händen war er stets gut aufgehoben.


Heute

Meine "richtige" Schwiegermutter ist schon vor langer Zeit, nach Lebensjahren ziemlich früh verstorben. Meine "adoptierte" Schwiegermutter Lissy lebt noch, und sie hat in 2018 innerhalb von zwei September-Tagen zwei der härtesten Schicksalsschläge hinnehmen müssen, die man sich denken kann.

Lissy ist stark. Sie behält ihren Kopf immer oben, und ihr hilft eine Prise Humor. Und ganz viel Zuversicht.


Guten Tag, Gruß Silvia 

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