Samstag, 22. Oktober 2022

22. Oktober 2022 - Das Beste an der Sendung "Das perfekte Dinner"




Das Beste an der Sendung "Das perfekte Dinner"

Seit über 17 Jahren gehen den Machern der Sendung die Kandidaten nicht aus, die sich vorrangig gern einmal selber im TV sehen, ihre Geschäftsideen auf Vordermann bringen möchten, sich freudig in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit stellen und natürlich auch die anderen, die das Hobby Kochen ernsthaft betreiben. Wer diese Sendereihe als Zuschauer verfolgt, weiß genau,

dass Kochenkönnen nicht die wichtigste Kompetenz der in vielerlei Hinsicht sich selbst darstellenden Kandidaten ist. Und wer als Zuschauer glaubt,

hier könne er etwas für den eigenen Küchenbereich lernen, ist fehl am Platz. Hier zählt das Rundumpaket und nicht nur die Küchen-Tätigkeit. Kochen ist eher die notwendige Randerscheinung eines Formats, das unterhaltend, aber manchmal auch sehr langweilig sein kann.

Für jede Woche fügt der Sender fünf Freiwillige zu einem Ensemble zusammen, das, wenn es gut läuft, ein Abbild der Gesellschaft ist. Es treffen Voll-Tätowierte auf Nicht-Tätowierte, junge auf ältere, durchgeknallte auf biedere Leute und verbissene auf gleichgültige. Wer kein Bauer ist und auch keine Frau oder auch als Schwiegermutter keine Schwiegertochter oder einen Schwiegersohn sucht, ist hier bestens aufgehoben. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass ein Nichtsuchender am Ende fündig wird.

Als Kandidat muss man nur ein möglichst dickes Fell mitbringen: das ist eigentlich die wahre Grundvoraussetzung. Man darf nicht zimperlich beim Einstecken so mancher Kommentare sein - und wenn es einmal völlig aus dem Ruder läuft: eine Woche später wird ein anderer in die Mangel genommen.

Aber was ist eigentlich das Beste an dieser Sendung?

Selbst ich bin nicht auf der Suche nach neuen, einzigartigen Rezepten, die sich zudem noch völlig einfach aus dem Ärmel schütteln lassen. Kochen ist nicht mein Hobby,

und auch nicht der Grund, warum ich diese Sendung mag:

Zuerst einmal werden alle Folgen kompetent und zuweilen hoch-ironisch durch Kommentare von Daniel Werner begleitet, die er natürlich nicht selber schreibt, aber als Schauspieler hervorragend interpretiert. Der Zuschauer gelangt via TV in die unterschiedlichsten Lebensumstände - und darf sich sein eigenes Bild vom Schein oder auch wirklichem Sein machen. Er darf am Lack kratzen, aber nicht unbedingt erwarten, dass unter dem Weggekratzten die Wahrheit zutage kommt.

Verhaltensweisen von Kandidaten werden begutachtet, bewertet, eingeordnet und können nur selten auf ihren Wahrheitsgehalt hin abgeklopft werden.

Man entdeckt Taktierer, Manipulierer, Gerechtigkeiten und Ungerechtigkeiten. Es wird geprotzt, geprahlt, gekleckert und bescheiden aufgespielt.

Man erlebt jeden Teilnehmer insgesamt ein paar Stunden lang via TV und darf sich natürlich selber ein Bild von ihm machen - aber es nicht allzu ernstnehmen. Manch ein Kandidat wird eine Rolle spielen, andere lassen sich einfach treiben und sind wie sie immer sind: nur, wer kann den einen vom anderen unterscheiden?


Das Beste an der Sendung ist das spekulierende Publikum

... und das bekundet seine Meinungen nach jedem Dinner in den Kommentarspalten von Vox - oder auch, in wesentlich geringerem Umfang, auf meiner Facebook-Seite.

... und ja, hier und da spekuliere ich auch, aber - hoffentlich - zwischen den Zeilen und nicht prominent darauf herumhackend. Ich male mir Bilder hinter den Fassaden aus, und ob die stimmen, liegt natürlich in den Sternen und nicht darin, wie mein Kopf es entscheidet.

Manchmal reicht es den auf der Vox-Seite kommentierenden Menschen aus, wenn jemand - endlich!!!, denn so oft kommt das gar nicht vor!!! - gut kochen kann, um aus ihm einen sympathischen Menschen zu machen. Kochenkönnen ist allerdings keine Charakter-Eigenschaft - und wer nicht kochen kann, ist nicht zwangsläufig unsympathisch. Es kommt immer auf die Umstände an ... auch auf die Eigenwahrnehmung der Teilnehmer.

Und weil das Beste an der Sendung die Kommentare sind, bleibe ich ihr auch treu: mir kommt es überhaupt und kein Bisschen aufs Kochen an, sondern auf die Gesamtkunstwerke, die Menschen von sich im Fernsehen präsentieren. Die können sowohl niedlich als auch abstoßend sein, langweilig oder kurzweilig ... und vieles mehr.

Wenn ich etwas Besonderes kochen möchte, nehme ich meine Kochbuch-Sammlung zu Hilfe - jetzt ja eigentlich weniger, da ich mit einem einzigen Suchbegriff sofort jede Menge Rezepte ergoogeln kann.

Wer sich diese Sendung nicht mehr antun möchte, sollte es eben sein lassen. Aber er sollte nicht sagen, dass es daran liegt, dass man in ihr zu wenig gute Hobby-Köche sieht ... so war die Sendung schon immer ... es war noch niemals eine wirkliche Koch-Sendung, sondern eine Daily-Reality-Soap, in der so ganz nebenbei auch noch gekocht wird, aber völlig andere Dinge viel wichtiger sind.

Selbst einige Menschen, mit denen ich auf Facebook befreundet bin, liefern bessere und nachkochenswertere Kochergebnisse ab. Aber auch sie sehen dieser Sendung wohl gern zu. Ich hoffe, es bleibt so.


Guten Tag, Gruß Silvia 


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