Freitag, 29. Juli 2022

29. Juli 2022 - ZDF-Mediathek - Retro-Serie: "Die Wicherts von nebenan"



ZDF-Mediathek, Rubrik "Retro"
Retro-Serie: "Die Wicherts von nebenan"

Familienserie 1986 bis 1991

Schauspieler/Rollen

Stephan Orlac: Eberhard Wichert
Maria Sebaldt: Hannelore Wichert
Jochen Schroeder: Rüdiger Wichert
Hendrik Martz: Andreas Wichert
Edith Schollwer: Käthe Wichert
Ekkehard Fritsch: Walter Pinnow
Anja Schüte: Uschi (Ulrike) von Strelenau
Roswitha Schreiner: Gaby Wegener
Juliane Rautenberg: Elke Wichert
Siegfried Grönig: Nachbar Georg Meisel (Vorname nur im Buch zu lesen)
Gerhard Friedrich: Bernhard Tenstaag
Mady Rahl: Sophie Tenstaag
Gudrun Genest: Frl. Ilse Glaubrecht
Brigitte Mira: Conny Hartleb
Andreas Mannkopff: Heinz Heinz
Andreas Fröhlich: Martin
Manfred Lehmann: Kuttlick
Christel Harthaus: Helga Kuttlick
Inge Wolffberg: Gerda Kusnewski
Karl Schönböck: Dr. Dr. Gürtler
Horst Pinnow: Alwin Barthold
Peter Matić: Monsieur Pierre


Die Wicherts von nebenan

Wer ein wenig in der Vergangenheit stöbern möchte, wird in der ZDF-Mediathek fündig. Alte TV-Serien geben immer einen Blick auf damalige soziale Umstände, Probleme und Befindlichkeiten frei. Als Bonbon obendrauf sieht man die jeweiligen Mode-Highlights ... und kann entscheiden, ob das heute noch tragbar wäre oder alles in irgendeiner Altkleidersammlung schon vor langer Zeit gnadenlos verrottet sein dürfte. Die Wicherts spiegeln ein Bild ihrer Zeit wider - die noch nicht ewig, aber schon sehr lange anderen Zeiten gewichen ist.

Die Familie setzt sich aus Hannelore, dem "Herzstück", ihrem Mann Eberhard, dem taffen Schreinermeister, und den Söhnen Andreas und Rüdiger zusammen. Damit sie sich allein und die Zuschauer nicht langweilen, spielt Eberhards Mutter eine kräftige Rolle und macht die Serie zu einem fünfblättrigen Glück-Kleeblatt  ... sie ist die "feine Dame", immer wie aus dem "Ei gepellt", immer auf ihre Wortwahl bedacht ... und ihr ist es ausgesprochen entgegenkommend, dass ihr Enkel Rüdiger eine Adelige heiratet - und ihr Enkel Andi Medizin studiert. Erfolgreich dreht sie mit daran, dass er seinen ursprünglichen Traumberuf - Koch - nicht ergreift.


30 Jahre später in der Jetzt-Zeit:

Viele der Schauspieler leben nicht mehr. Das ist natürlich bei dem damaligen Altersdurchschnitt der Mitwirkenden nicht erstaunlich. Manchmal drängt sich die Frage auf, wie ihre Familien- und Verwandten- und Freundesgeschichten weitergegangen wären:

Hannelore und Eberhard hätten sicher noch ihren 60. Hochzeitstag gefeiert, und sie wären glücklich Liebende und auch verliebt geblieben. Anders ist es schier undenkbar.

Andi wäre ein erfolgreicher Arzt geworden und nebenher ein exzellenter Hobby-Koch geblieben, der so manchen Profi das Fürchten gelehrt hätte.



Die Wicherts als gute Seelen ihrer Blase

Obwohl Hannelore und Eberhard stets ein wenig von oben herab mit ihren Mitmenschen Umgang pflegen, ist es ihnen wichtig, dass auch bei diesen alles in Ordnung ist oder zumindest in Ordnung kommt:

so fällt Hannelore natürlich auf, dass ihr Nachbar und Sangeskollege Alwin jeden Tag etwa 15 Flaschen Bier und eine Flasche Korn kauft und konsumiert. Ihr gehört nämlich der Keller-Getränke-Verkauf. Selbstverständlich hätte ein Alkoholiker im realen Leben nicht ausgerechnet bei der Nachbarin Hannelore seinen Sprit gekauft ... aber andererseits können nur so die Wicherts ihm helfen, wieder auf die Füße zu fallen. In der Folgezeit führt Hannelore eine Kneipe - und später hat sie einen Partyservice "Schneller Teller".

Der Nachbar Meisel (ohne Vorname - wie sich das für ein meist lästiges Anhängsel gehört), der dauernd seinen Kater Tassilo durch die Gegend trägt, ist ein armes Würstchen (vielleicht nur übertrumpft von Tassilo, der das ständige Getragenwerden sicher hasst), das von besonders Hannelore stets verbale Arschtritte einstecken muss - aber treu an ihr festhält und ihr immer zu Diensten sein will und hilft, wo er kann. Der Pensionär in mittleren Jahren ist zwar schnell eingeschnappt - aber einer muss ja deutlicher als alle anderen hervorheben, wie toll die Wicherts sind und an seinem eigenen Beispiel zeigen, dass die anderen nicht ganz so toll sind und ihnen nie das Wasser reichen können.

Was immer die Wicherts vorleben, die anderen müssen es ihnen nachmachen: so konsultieren sie einen uralten Quacksalber und befördern ihn zu ihrem Hausarzt, und dieser verarztet in der kommenden Zeit so manche große und kleine Wunde. Vor allem hat er natürlich Lebenserfahrung, die er in seiner musealen Praxis zum Besten gibt. Ob seine medizinischen Kenntnisse auf dem neuesten Stand von vor 30 Jahren sind ... fraglich?


Möbelunion

In dem Möbelhaus arbeitet Eberhard als Schreinermeister, der später zum Geschäftsführer aufsteigt. Nun steht er mit seinem ehemaligen Vorgesetzten Tenstaag auf einer Stufe, obwohl er diesem natürlich - so sind die Wicherts - auch schon als Schreinermeister immer einen Denk-Schritt voraus war.

In beider Sekretariat arbeitet Fräulein Glaubrecht (ja, gab es den Begriff Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre überhaupt noch?). Sie himmelt Wichert mit stets breitem Lächeln an und lässt sich ebenso wie Tenstaag in seinen Freundeskreis etablieren. Einen weiteren Zulauf in diesen Kreis gibt es durch Tenstaags Mutter. Viele andere schaffen es ebenfalls in die Fan-Riege der Familie.

Nicht vergessen darf man die gräfliche Familie von Strelenau. Die verleiben die Wicherts sich mittels Rüdigers Heirat ein. Man könnte glauben, ohne die Wicherts hätten die so manches Problem nicht lösen können.


Finale

In diesem findet Eberhard zu seinen Wurzeln zurück und kauft eine Schreinerei. Denn es gab nie einen besseren Schreiner als Eberhard ... so viel steht fest, so wird es vermittelt. Zudem verdient er sich dumm und dämlich in seinem Zwei-Mann-Betrieb. Wer schafft das schon?

Jetzt könnte man denken, dass mir diese Retro-Serie nicht gefällt. Aber dem ist ganz und gar nicht so. Zwar nerven die Wichert-Rollen hier und da, aber insgesamt ist die Serie in sich und in ihrer Zeit ebenfalls schlüssig. Alles passt.

Und für Interessierte: es passiert noch viel mehr, als ich hier erzähle. Ich spoilere also nicht wirklich.

Alles taugt als Abwechslung

für die heutige Zeit und einen kräftigen Rückblick auf die Zeit von vor 30 Jahren. Die Rückschau ist allemal schöner als ein Ausblick in die nahe Zukunft ...


Guten Tag, Gruß Silvia 

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