1. Mai 2022 - ARD: Tatort Nürnberg: "Warum?"

Paula Ringelhahn - Dagmar Manzel

Felix Voss - Fabian Hinrichs

Marie Keller - Valentina Sauca

Fritz Keller - Karl Markovics

Wanda Goldwasser - Eli Wasserscheid

Sebastian Fleischer - Andreas Leopold Schadt

Michael Schatz - Matthias Egersdöfer

Lukas Keller - Caspar Schuchmann

Mia Bannert - Julie Engelbrecht

Anja - Maja Beckmann

Karl-Heinz Weinhardt - Götz Otto

Tatort Nürnberg

Warum?

Bewaffnet mit einem Blumenstrauß suchen die geschiedenen Eheleute Marie und Fritz Keller den Mörder ihres Sohnes auf. Karl-Heinz Weinhardt feiert gerade mit seiner Familie den Geburtstag eines seiner drei Kinder. Der Unterschied von den tieftraurigen Hinterbliebenen der Familie Keller zu den fröhlich feiernden Weinhardts könnte nicht dramatischer sein. Ein bisschen dick ist es schon aufgetragen, dass die einen Geburtstag feiern, während die anderen auf die Beerdigung ihres Sohnes warten. In Nullkommanix wird auch diese heile (heile eher im Sinne von vollständig) Familie zerstört.

Zuvor war Lukas Keller brutal ermordet worden. Als IT-ler seiner Firma war auf den Handel mit gefälschten Medikamenten gestoßen. Natürlich ist es ungeschickt, diese Erkenntnisse mit dem Chef zu teilen ... für Lukas war es tödlich.

Trauer

spielt in diesem Tatort jedoch eine wesentlich größere Rolle als der Fall selber: die Eltern, längst getrennt, raufen sich beinahe wortlos zusammen, um den Mord an ihrem über alles geliebten Sohn im Alleingang aufzuklären.

Marie und Fritz Keller zeigen eindrucksvoll, was der größte aller möglichen Verluste mit Menschen, die ein völlig normales Leben geführt haben, anrichten kann. Anstatt sich auf die Polizei zu verlassen, gehen sie stringent den Weg, den ihnen die Trauer vorgibt. Am Ende sind sie selber gewaltbereit, denn sie sind nicht nur mit einem Blumenstrauß, sondern auch mit einem Gewehr bewaffnet.

Allerdings soll Fritz Keller den einzigen enthaltenen Schuss der Waffe in die Decke abgefeuert haben. Ist er am Ende noch zu einem Lichtblick der Vernunft gekommen oder war mehr als den Mörder selber um sein Leben fürchten zu lassen - überhaupt nicht sein Plan?

Lukas Eltern sprechen (aus Zuschauer-Sicht) zu wenig miteinander. Sie kommunizieren beinahe wortlos untereinander, und finden dennoch zu einer tiefen Einigkeit.

Fazit

Dieser leise Krimi hat nur ein Manko: die Tonqualität ist eine Katastrophe. In anderen Sendungen oder Filmen ist sie stets einwandfrei - woran liegt es dann, dass sie ausgerechnet in "Tatorten" absolut und oft zu wünschen übrig lässt?

Die beiden Hauptermittler sehe ich sehr gerne. Sie ergänzen sich, sind menschlich unterwegs, lassen sich jedoch von ihrem jeweiligen Ziel, den Mörder zur Strecke zu bringen, nicht ablenken. Leider gibt es pro Jahr nur einen einzigen Nürnberg-Tatort.

Wie ergeht es tieftrauernden Menschen, wenn am Ende der Mörder dingfest gemacht ist: schmälert das ein wenig den riesigen Schmerz - oder fallen sie danach erst recht in ein tiefes Loch?

Die beiden Hauptdarsteller neben den Kommissaren machen den Eindruck, dass es selbst in Zukunft nichts auf der Welt geben wird, das sie von ihrer Trauer auch nur ein wenig erlösen wird.

Ein Mörder macht sich somit nicht nur schuldig am eigentlichen Opfer, sondern ebenso an allen Menschen, die es lieben.

Von hier gebe ich 4 von 5 möglichen Sternen, besonders weil die schauspielerischen Leistungen herausragend sind.

Guten Morgen, Gruß Silvia