Samstag, 28. Mai 2022

28. Mai 2022 - ZDF (jetzt Mediathek): Dr. Ballouz



ZDF - Mediathek
Dr.  Ballouz

Es ist der Traum eines jeden Kassenpatienten, von Dr. Ballouz behandelt zu werden, und wenn es gut läuft, wieder zu gesunden. Er ist ein Chefarzt der leisen Töne mit dem lauten Wiederhall von Empathie und Mitmenschlichkeit. Beinahe ist es, als durchleide er mit jedem Patienten dessen Krankengeschichte, schiebt seine heilenden Hände sanftmütig unter die ihren und mit einem seiner tiefen Blicke, die bis auf den Seelengrund zu gehen scheinen, leite er die Genesungen ein.

Und falls einzelne Patienten sich ihrer möglichen Genesung aus diversen Gründen widersetzen, kann der mitfühlende Arzt auch schon mal zum

Patienten-Stalker

werden. Er sucht die Kranken zum Beispiel nicht selten in ihren häuslichen Bereichen auf oder sitzt stundenlang gut sichtbar in seinem Trabi vor einer Tankstelle, in der eine ihm gut bekannte, schwer erkrankte Freundin arbeitet. Sie soll sich operieren und behandeln lassen ... diese stumme Hartnäckigkeit zahlt sich aus.

Allerdings gibt es auch Kranke, deren Krankheiten er trotz seinem scheinbaren Pakt mit dem Lieben Gott nicht heilen kann. An dieser Stelle

setzt die Realität ein.

Die wird leider von sehr viel Herz-Schmerz durchbrochen. - Auch Dr. Ballouz hat einen eigenen Schmerz: er leidet unter dem Verlust seiner Ehefrau,

und da trifft es sich gut, wenn er sie posthum hin und wieder zu einem Meinungsaustausch irgendwo zwischen Krankenhaus und Jenseits in der ruhigen Natur trifft. Man möchte den menschenfreundlichen Arzt in die Arme nehmen - und ihn von seinem Schmerz erlösen, und vor allem von den Begegnungen mit dem Jenseits. Er hat schließlich im Diesseits alle Hände voll zu tun,

um die TV-Welt von einer besseren Ärzte-Welt zu überzeugen. Niemals juckt den sanften Dr. Ballouz die Zeit, die schnell zur Not werden kann, wenn man in einer Klinik das Augenmerk nicht nur auf einen einzigen Patienten legen muss - sondern auf sehr viele gleichzeitig.

Von ihm behandelte Patienten würden sich kaum trauen, nicht wieder gesund zu werden, schon ihm zuliebe, und sei das Leid auch noch so groß und verlange nach einem friedlichen Ende. Einigen gelingt es dennoch, ihm zu entfliehen.



Fazit

Eine liebevoll gestaltete Kurz-Serie mit einem glaubwürdigen Hauptdarsteller (Merab Ninidze) macht jedoch aus einem Märchen keine reale Vorstellung. Die Realität sieht völlig anders aus. Vielleicht braucht man gerade deshalb in irrwitzigen Zeiten eine Ablenkung dieser Art? Mir selber quillt zu viel süßliche Medizin aus diesem (bislang) 12-Teiler in zwei Staffeln. Es gibt eine reale Vorlage für den gleichnamigen TV-Arzt Dr. Ballouz, der jedoch in einer Hausarztpraxis arbeitet. Über diesen gibt es ein Sachbuch:

"Deutschland draußen: Das Leben des Dr. Amin Ballouz, Landarzt."

Einen Arzt wie Dr. Ballouz werden die meisten Patienten vergeblich suchen, doch wenn sie ein wenig Glück haben, finden sie einen Arzt, der sie zu ihrer vollsten Zufriedenheit behandelt, ohne sich selber in ihr Leid hineinzuknien.

Dr. Ballouz ist eine Ausnahme von fast jeder Regel, die im realen medizinischen Alltag anwendbar sein dürfte.

Er ist ein Traum, aber eben nur ein Fernseh-Traum. Oder eben dieser eine Arzt unter Hunderttausend ...


Guten Tag, Gruß Silvia 


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