Foto: H. P.
Der lange Abschied von der Lindenstraße
Generell war ich einmal eine Freundin der Lindenstraße, kein Fan, denn das wäre zu hoch gegriffen. Aber diese halbe Stunde an Sonntagabenden, ich mochte sie ganz gern. Ich habe Dr. Dresslers Weg vom
trinkenden Fremdgänger bis zum seltsamen Testaments-Hinterlasser verfolgt. Vielmehr bin ich nach längerer Pause pünktlich zu seinem Tod wieder eingestiegen, denn die letzten Folgen über diese Straße möchte ich mir dann doch ansehen.
Zwar befürchte ich, dass in den noch kommenden Folgen die Logik noch wesentlich mehr auf der Strecke bleiben wird, als bislang sowieso schon,
denn jetzt können die Drehbuch-Autoren so richtig vom Leder ziehen und Spannung aufbauen - für den Abbau und die Auflösung jeder Spannung reicht die Zeit bis Ende März 2020 ohnehin nicht (ich weiß natürlich, dass alles längst im Kasten ist).
Gestern kam nun Momo in die Straße zurück, und will sogleich Konstantin ordentlich einen auf die Mütze geben.
Sollte Momo nicht eigentlich längst in einem Gefängnis den nächsten Mahlzeiten und Hofgängen entgegen schmoren? Immerhin hat er jemanden über eine Balkonbrüstung gestürzt ...
Eine Weile später besinnt man sich als Drehbuch-Autor, dass Momo von Haus aus nicht nur der Mörder seines Vaters und auch sonst nicht gerade unbescholtene Bürger ist, sondern auch Psychologe:
Er redet seiner Tochter ordentlich ins Gewissen, die Wahrheit über Konstantins angebliche Belästigung zu sagen ...
Dass die Kleine lügt, hätte jeder Polizeibeamte im 1. Berufsjahr und im nächsten Dorf-Revier in fünf Minuten herausgefunden, ... ganz ohne Psychologiestudium.
Aber in der Lindenstraßen-Welt wurde nur der angebliche Täter verhört.
Dabei hatten die Macher der "Straße" sich doch einmal der Realität verschrieben.
Die geht nun - und das bereits seit vielen Jahren - in einen Realitätsverlust über.
Noch immer ist Klaus Beimer mit einer verheirateten Frau verheiratet:
Ja, das nennt man Bigamie. Als Totengräber eines Hundes haben sie sich auch schon mal ausprobiert - ohne Folgen für diese Tat.
Der bipolare Ben hat den Weg zurück in die Straße gefunden, ist nun handzahm, aber gar nicht mehr müde von seinen Therapie-Pillen, sondern beglückt die immer noch in ihrem Gedächtnisverlust verhaftete Jack.
Insgesamt gucke ich diesen Folgen nur noch aus einem Grund mäßig interessiert zu:
Wenn ein Unfall auf der Gegen-Fahrbahn passiert, gaffe ich nicht, bleibe ich nicht stehen und behindere keinesfalls den folgenden Verkehr,
aber es gibt Unfälle, denen man gern zusieht:
Hier Lindenstraße.
Die läuft überhaupt nicht rund. Verkrampft dümpelt sie ihrem Ende entgegen.
Vielleicht wird die auch überhaupt nur deshalb abgesetzt,
damit so einige aus der Straße endlich ihren gerechten Strafen entgegensehen können. Denn in den Folgen blieben selbst größere Straftaten ungesühnt.
Aber was wird aus den Drehbuch-Schreibern?
Hoffentlich lernen die endlich einmal einen vernünftigen Beruf. Diesen Wunsch haben ihre Eltern ihnen doch
sicherlich mit auf den Weg gegeben.
Guten Morgen, Gruß Silvia
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