Ein paar Gedanken zum perfekten Dinner
Gemeint ist natürlich die Fernseh-Sendung und nicht etwa das in der Regel perfekte Dinner. Die sind nämlich auch in dieser TV-Reihe so selten wie andernorts. Vielleicht spiegelt genau das Unperfekte auch die Wirklichkeit, denn in der gibt es ebenfalls wenig Perfektes, aber Vieles, das viele Leute dafür halten.
Was im Kreise der Familie oder von Freunden als gut bis sogar perfekt bewertet wird, ist dann oft genug das gleiche, das fremde Personen - Mitstreiter genannt - aus einer völlig anderen Perspektive sehen:
Entweder aus einer ehrlichen, die dies auch nicht als perfekt ansieht. Oder auch aus einer dem eigenen Ich zugewandten Ansicht, die dann auf ein Taktieren hinaus laufen kann.
Das Ganze ist ein Wettstreit, und der muss nicht immer gerecht enden und den richtigen Wochensieger küren - es kann auch am Ende der total verkehrte Gewinner triumphieren. Denn wir
sind hier nicht beim Hochsprung, wo allein die Weite der Sprünge über den Sieg am Ende entscheidet -
sondern bei einem subjektiv zu beurteilenden Koch-Wettbewerb.
Manchmal spielen auch völlig artfremde Faktoren hinein, zum Beispiel das jeweilige Umfeld des Hobby-Kochs:
Ist es zu nobel kann es dem Gewinn-Willigen ebenso zum Nachteil gereichen, als wenn es zu einfach und kleinbürgerlich ist.
Man steckt eben nicht in anderen Köpfen - und bewertet es als Zuschauer vom gemütlichen Couch-Platz, auf dem man auch nicht vergisst,
die
Nase der Kandidaten mit in die eigene Bewertung einzubeziehen..
Denn so einfach ist es nicht, selbst als unmaßgebliche Stimme vor dem Schirm, neutral zu bleiben.
Obwohl natürlich viele unmaßgebliche Zuschauer-Stimmen im Endeffekt über das Weiterbestehen der Sendung entscheidend sind.
Ich bemühe mich in meinen täglichen Beiträgen übers Dinner um Fairness - und kann sagen:
Nicht nur einmal ist mir das enorm schwer gefallen.
Meine Sympathien oder auch Anti-Pathien, die hier und da vorkommen und vorkamen, verteile ich nie nach den Kochkünsten, sondern frei Schnauze - und meist nur für mich allein, ohne dies öffentlich bemerkbar werden zu lassen.
Es gab ein paar Kandidaten, die ich ausgesprochen sympathisch fand - und ein paar, die mir den Reiz an dieser Sendung fast verdorben haben.
Mein schlechtes Gedächtnis in Bezug auf TV-Sendungen hilft dabei jedoch enorm: Falls ich im Anschluss an die Dinner-Abende keinen irgendwie gearteten persönlichen Kontakt zu den Teilnehmern bekam oder bereits vorher hatte - habe ich sie total vergessen. Und zwar die guten genau so wie die mir nicht so angenehmen.
Es ist nur eine Sendung
Nicht mehr und nicht weniger. Die meisten, die sich hier öffentlich ins Spiel bringen, möchten gern etwas vermarkten. Am häufigsten vermarkten sie sich selber, denn wer will nicht
einmal ins Fernsehen?
Ich zum Beispiel will das nicht. Vor vielen Jahren hatte ich über einen jahrelangen Zeitraum mit dem Medium TV zu tun, und gefallen hat mir das in der Regel beinahe nie. Noch nie habe ich derart viele (wirklich prominente) Selbstdarsteller erlebt, obwohl natürlich nicht
alle selbstbezogen unterwegs waren -
wen wundert es da, dass es solche auch in den Reihen von Nicht-Prominenten gibt. Nur können die meisten von ihnen weder
singen noch schauspielern.
Nun könnte man denken: Wenn sie doch wenigstens kochen könnten, da sie sich doch für eine Koch-Sendung beworben haben - aber das ist zu kurz gedacht:
Als Top-Model vielleicht zu alt und nicht groß oder dünn genug, als Frauentauscherin nicht dumm genug oder nicht bereit, gleich auszuwandern, um ins Fernsehen zu kommen,
bleibt ja nur noch, einen Kochakt hinzulegen. Und das oft auf Biegen oder Brechen.
Ich gönne es den Leuten von Herzen, schon, weil sie es im Anschluss an die Sendungen nicht einfach haben.
In der Luft zerreissen
ist auch wesentlich leichter als Fünfe gerade sein zu lassen. Natürlich kann man wie ich als Schreiberin nicht immer nur Fünfe gerade sein lassen - denn es gilt, die willig kochenden Protagonisten auf die Schippe zu nehmen.
Mal mehr, mal weniger. Mal etwas sanfter, mal etwas deutlicher. Das muss nicht alles gerecht sein, darf aber auch nicht als einzige Ungerechtigkeit ausarten.
Am Ende ist es eine Doku-Show
in der
auch gekocht wird. Vorrangig geht es aber sicher nicht ums Kochen, sondern auch ums Vorführen - das dem Sender nicht fremd ist. Es ist schwer vorstellbar, dass die Kandidaten nach ihren Kochkünsten ausgesucht werden. Eher werden sie nach ihren Persönlichkeiten gecastet - und die sollen in jeder und jeder Woche ruhig aufeinanderprallen.
Solch ein Sender ist schließlich keinem Wohltätigkeitsverein beigetreten - es geht einzig und allein um Einschaltquoten. Und die werden von Leuten erbracht, die polarisieren ...
wer gutes Kochen sehen möchte, muss sich andere Sendungen aussuchen. Da geht es dann aber wirklich nur ums Kochen,
falls nicht solch ein Clown (Clown ist mein freundliches Wort für eine Witzfigur) wie zum Beispiel
Steffen Henssler in diesen den Hampelmann macht - und vom Sender aufgrund dessen gefördert wird - weil man ihn entweder liebt (warum auch immer, vielleicht weil man ähnlich tickt?) - oder hasst.
Das perfekte Dinner ... unterscheidet sich von anderen "Koch"-Sendungen. Es zeigt Menschen. Und die am liebsten mit all ihren Fehlern oder Vorzügen.
Ich sehe die Sendungen gerne. Mal mehr, mal weniger. Und ich gebe zu: Manchmal sehe ich wohlwollend dem einen oder anderen beim völligen Scheitern zu. Oft genug jedoch sehe ich lieber das genaue Gegenteil.
Guten Tag, Gruß Silvia