Vorspeise: Ucha: (Klare russische Fischsuppe)
Hauptspeise: Kwaschenaja Kapusta: (Selbstgemachtes russisches Sauerkraut) mit abgekochtem Schweinefleisch, dazu Kartoffelpüree
Nachspeise: Manniye Kotlettki: (Gebratene Grießklöße mit Schlagsahne und frischen Erdbeeren)
Russische Seele und russische Salate
Der russischen Seele wird ein Hang zu tiefer Melancholie nachgesagt und der Wunsch nach einer starken Führung. Daher das Verlangen des russischen Volkes, immer und überall seine Leidensfähigkeit unter Beweis zu stellen. Es gibt sogar eine Literatur des Leidens. Jede Menge Traurigkeit findet sich auch in der Musik.
Über die russische Küche war bis zum Montag hierzulande nicht so viel bekannt, da sie es nicht in die heiligen Hallen hiesiger Gourmet-Tempel geschafft hat wie etwa die italienische.
Nun ist klar, dass Russland und Salate mit jeder Menge fetter Majonnaise zusammen gehören wie Arsch auf Eimer.
Nimm irgendwelche beliebigen Zutaten, schnibbel die haarklein und kippe die doppelte Menge an Majo ans Geschehen - fertig ist das Heimatgefühl
unserer dieswöchigen russischen Dinner-Teilnehmer.
Auch Ewgenija macht hier keine Ausnahme. Vorsichtshalber bekräftigt sie vorab, dass sie eine sehr gute Köchin ist (falls das am Ende kein Zuschauer bemerken sollte).
Da Essen wollen allein noch lange kein Grund ist, sich an einem Tisch zusammen zu finden, gehört unbedingt ein großer Eimer Wodka ins Geschehen.
Wodka als Ausdruck der Seelen-Tiefe. Erst lacht jeder in sein Wodka-Glas, am Ende weint so manche russische Seele, weil sie im Wodka schier ersoffen ist.
Kein Klischee bleibt unbedient.
Wodka ist für Trallala
... auch an diesem Abend, denn die gastfreundliche Ewgenija tischt das National-Getränk ihren Zufallsbekanntschaften bis zum Abwinken auf.
Trinksprüche gehören dazu. Und Olga hebt ihr Glas und trinkt auf die Freundschaft. Da hält Igor nicht mit, obwohl niemand seinen Wodka-Pokal so oft stemmt wie er.
"Wenn du keine Freunde hast", sagt Olga zu Igor, dem Gefürchteten, "kannst du auf meine trinken."
Eine boshafte Ironie, die doch eigentlich nur den Kommentatoren des "Dinners" zusteht ...
Eines steht fest: Einer von beiden, entweder Olga oder Igor, muss an jedem Abend einen Streit vom Zaun brechen. Wer am Ende besser stänkern kann, wird man am Freitag (vielleicht) endlich wissen.
Ewgenija bekommt sagenhafte 31 Punkte für dieses nicht wirklich gute Menü, das aber ihren Gästen heimatlich mundet, und schließlich ist die neutrale Gastgeberin
nicht in die permanenten Kollisionen involviert.
Ihr hilft vielleicht die deutsche Nüchternheit, die unter der russischen Dramatik verborgen ist.
Fast möchte ich wissen, ob es eine Parallel-Sendung "Das perfekte Dinner" in Russland gibt -
und ob es dort immer so zugeht wie an diesen lauen Tagen im Vorsommer.
Ich bin aber nun entschlossen, auf weitere Skandale zu hoffen, und nach vielleicht einer kleinen Erholung an
Evelyns Dinner-Tag
freue ich mich auf den Final-Abend bei Igor. Das kann heiter und
rachsüchtig
werden.
Guten Morgen, Gruß Silvia
Ewgenija - Ausflug in die Vergangenheit!
AntwortenLöschenEs ist ein schwieriges, soziologisches Experiment das in dieser Woche bei VOX im Rahmen des perfekten Dinners gestartet wurde! Ein Ausflug in ein Land (fast so groß wie ein Kontinent), welches noch den Namen "Sowjetunion" trug, als es von vom einem Teil der Gastgeber verlassen wurde. In dieser Woche dürfen sie nun die "russischen" Wurzeln suchen und ihre Kindheit auf den Tisch bringen.
Dann gibt es da noch die Olga, echte Russin und zu jung für so manches Gericht aus der Zeit der UDSSR und einen Igor, der eventuell gerne nach Art des zaristischen Gutsherrn regieren würde. So kommt etwas Salz in die eventuell zu fade Fischsuppe!
Die heutige Köchin hat nur ein Ziel, sie möchte das Dorf ihrer Jugend aufleben lassen. Die Flüsse voller Fisch, die Gemüsegärten in russischer Art, die Schweine im Stall und die gehaltvollen Getränke auf dem Tisch. Diese Vergangenheit liegt bereits 26 Jahre zurück und dennoch strahlt Ewgenija eine Sehnsucht aus, die auch eine große Dosis Verklärung beinhalten dürfte!
Da VOX beschlossen hat, in dieser Woche keinerlei kritischen Töne zulassen zu wollen, werde ich natürlich nicht damit anfangen die zerfallende Sowjetunion, den Wegzug/Zuzug der "Russlanddeutschen" und das heutige Russland unter Putin zu hinterfragen! Wir wollen ja nur Lecker zum Abend essen!
Der Abend gestaltet sich herzlich, Igor und Olga entwickeln sich zickig und das Essen ist eher sehr, sehr deftig! Ein Glück, der Kartoffelacker muss noch umgegraben werden, gut für den Kalorienverbrauch, die Nerven und die Ausnüchterung!
Apero: trinken wir jetzt den Wodka, den Cognac oder doch die alkoholfreie Mischung aus Apfelstücken und Marmelade! Wir trinken natürlich den Wodka, freuen uns auf den Cognac und trinken derweilen den Wodka!
VS: Fischsuppe mit kräftigen Stücken! War der Lachs wirklich samt Haut in der Suppe! Die Gäste fühlen sich wie Anno 1982 an der Wolga, doch etwas weniger wie 1905 am Zarenhof!
HG: sehr schön, Kraut mit Kartoffelstampf und einer deftigen Portion Schweinefleisch! Zuvor noch ein Salat mit Mayonnaise, Auberginen und Krabben!
Dessert: eine ausgebackene Scheibe Grießbrei mit Obstdeko! Seltsam!
Die Gäste sind begeistert, weniger begeistert, enttäuscht und dennoch, irgendwie, auch in der Seele berührt!
Es gibt die momentane Wochenführung für Ewgenija.....und das Publikum wartet auf den nächsten Schlagabtausch zwischen Olga und Igor!