Freitag, 23. Februar 2024

23. Februar 2024 - Beichtgeheimnisse/Beicht-Geheimnis

Foto: Marianne Mossel



Beichtgeheimnisse/Beicht-Geheimnis

Mit der Beichte und dem darauf folgenden Sündenablass ist alle Schuld getilgt - zumindest in der katholischen Kirche. Diese hat schließlich jede Moralvorstellung für sich reklamiert,

obwohl sie in den eigenen Reihen ziemlich liederlich mit der menschlichen Moral-Kompetenz umgeht. 

Als ehemalige Internats-Schülerin in einem Nonnen-Kloster in Brilon Stadt hatte ich vermutlich mehr Glück als meine Eltern und ich viel später ahnen konnten, denn mir ist nichts weiter passiert

als hier und da die übliche Ungerechtigkeit, die jedem Kind geschieht.

Als ich ins Internat kam - übrigens auf meinen eigenen Wunsch (und das war damals schwer finanzierbar für meine Eltern - was ich erst viele Jahre später verstanden habe) - fing ein neues, auch spannendes Leben an, in dem es einerseits um eine wirklich gute Gemeinschaft ging und

andererseits lernte ich gerade an diesem Ort, wie man andere zu seinem eigenen Vorteil täuschen konnte. Es war in etwa die völlig

harmlose Version von einem Gefängnisinsassen, der mehr und mehr verbrecherische Fähigkeiten im Knast erlernt, als er sie je von sich aus beherrscht hätte.

Auch wir unschuldigen Mädchen konnten nicht ein- und ausgehen wie es uns beliebte: es gab dafür wöchentlich feste Zeiten, und die waren wirklich

straff getaktet. Sehr straff!

Manchmal kam im Sommer hinzu, dass wir das Waldfreibad in Brilon Wald besuchen durften - eine schöne Abwechslung. Oder in den schneereichen Wintermonaten durften wir auf die Piste gehen und uns dort austoben.

Mir fiel dann noch eine andere "Freizeitaktivität" ein, die mir einen zusätzlichen Ausgang aus dem Internats-Bereich bescherte:

ich gewöhnte mir an, beinahe an jedem Samstag zur Beichte zu gehen. Das hört sich schon sehr

katholisch an, ich weiß. Aber es war das genaue Gegenteil davon,

denn ich gab nur vor, beichten zu gehen, während ich mich im Ort so treiben ließ wie es mir gefiel und dorthin ging, wo es mir gefiel.

Mein Beicht-Geheimnis habe ich damals lange für mich behalten, denn irgendwie war mir klar, dass meine Lüge eben auch eine

Sünde war. Klitzeklein, unauffällig, verzeihlich.

In Wirklichkeit habe ich also nie gebeichtet (mit Ausnahme des Pflicht-Beichtens vor der Erst-Kommunion). Der Beichtstuhl ist nichts für mich.

Und weder sind die großen Sünden wirklich durch Geständnisse getilgt ... noch macht es Sinn, die kleinen Sünden zu beichten, weil sie ohnehin nicht schwerwiegen.

Allenfalls ist die Beichte eine Seelen-Erleichterung für Menschen, die wirklich gläubig sind und  ein Ventil für ihre bereuten Sünden suchen.

Aber: jeder katholische Geistliche ist auch heute noch - selbst gegenüber Ermittlungsbehörden wie der Polizei - an sein Beichtgeheimnis gebunden.


Guten Tag, Gruß Silvia


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