Donnerstag, 24. Juni 2021

23. Juni 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Lübeck bei Frederic


Vorspeise:
Tartare de saumon et thon aux herbes
Hauptgang: Coeur de filet de boeuf, sauce à l’estragon, légumes et tagliatelles maison
Nachtisch: Iles flottantes


Bescheidenheit, bewährte Widerspruchsbeschwörung!
- Manfred Hinrich (1926 - 2015)

Aufgrund einer Bescheidenheit gibt es hier keine Widerspruchsbeschwörung, denn Frederic ist vielleicht Vieles, aber bescheiden ist er ganz sicher nicht:

"Ich will Fernsehgeschichte schreiben" oder "Ich bin der sympathische Franzose" stehen prominent über diesem Dinner-Abend bei Frederic.

Soviel vorab: Frederic schreibt ganz sicher keine Fernsehgeschichte, nicht einmal im negativen Sinn.

Selbst seine stundenlange Gelassenheit während der Vorbereitungszeit schwindet kläglich beim Hauptgang. Kurz denke ich: gleich fängt er an, zu weinen.

Frederic, der Franzose aus Dijon, kam 1985 mit dem französischen Militär nach Deutschland. Ob er seit dieser Zeit hier lebt, weiß ich nicht ... aber manchmal hat er kaum einen Akzent ... bis es zum Hauptgang-Desaster kommt: da verstehe ich ihn nur noch bruchstückhaft.


Das Menü

Die Vorspeise ist ein Lachs- und Thunfisch-Tatar, und beides wird von einem selbstgebackenen Baguette begleitet.

Der Nachtisch ist ein typisch französischer: Schnee-Eier mit einer Crème Anglaise.

Im Hauptgang spielt ein Rinderfilet die Hauptrolle; selbstgemachte Nudeln und eine Estragon-Soße sind die Begleiter

des (auch) Frederics Meinung nach verunglückten Hauptganges.

Hat er zuvor noch getönt: "Unter 7 Punkte - ich würde es persönlich nehmen. Bei 5 Punkten wäre ich knatschig" -

so wirkt er schon bei der Zubereitung wie ein desperate Franzose, der vor lauter Hektik zwischen Rettungsaktion und Durchdrehen schwankt.

Den kleinen "Monk" in mir stört eher das schief auf dem Tisch stehende Blumengesteck. Das lenkt mich ab. Ich möchte es geraderücken. Schief macht hier überhaupt keinen Sinn.


Fazit

Während Christian im Hauptgang herumspachtelt, als wollte er einen Garten umgraben ... aber dennoch wohl mit Appetit isst ... lässt er im Anschluss keinen Zweifel daran, wie sehr ihm der Hauptgang missfallen hat. Zusätzlich hätte er eine Gargrad-Abfrage gewünscht ... allerdings ist das Rinderfilet an einem Stück, was diese Abfrage etwas problematisch gemacht hätte.

Corinna zeigt, wie man insgesamt freundlich kritisieren kann. Der Nachtisch gefällt ihr nicht. Als sie jedoch Fleisch und Soße lobt, erntet sie von dem neben ihr sitzenden Christian Blicke des Unverständnisses. Zum Glück lässt sie sich nicht beirren und schon gar nicht beeinflussen.

Dennoch zerstört Frederic mit der - für mich unerwarteten Eigenkritik, hinter der vielleicht das steckt, was ich im Eingangszitat erwähne - die Stimmung des Abends. Ob man sie in den nächsten zwei Tagen wiederfinden kann ... weiß ich nicht.

Dann erklingt "Ballade pour Adeline" (denn etwas Gelungenes aus französischer Quelle muss herhalten) und sie schreiten zur Punktevergabe:

Je 8 geben Anke und Carsten, 7 gibt Carsten und 6 Punkte leiert der satte Christian sich aus dem Ärmel.

Mit 29 Zählern ist Frederics vielleicht angedachter Gewinn futsch.

Ich zähle auf Corinna - aber Hoffnung habe ich so gut wie keine. - Die Punkte beim perfekten Dinner werden manchmal völlig beliebig verteilt, fast wie in einem Los-Verfahren.


Guten Morgen, Gruß Silvia

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