Freitag, 12. April 2019

12. April 2019 Leaving Neverland - Michael Jackson und die Kinder ...

Madame Tussauds, London

Anhand der Pro 7-Sendung vom 6. April 2019


Leaving Neverland - Michael Jackson und die Kinder 

Großes Genie schützt nicht vor tiefen Abgründen. Eigene schlimme Kindheitserfahrungen schützen nicht davor, im Erwachsenenalter Kindern Ähnliches anzutun ...

Dass Jackson brutale Erinnerungen an seine Kindheit und seinen Vater hat, kennt man nur aus Michaels Erzählungen. Da besteht für mich kein Zweifel, und ich habe ihm das immer geglaubt.

Dann war er der Star, der, um den alle buhlten, und den zu treffen als etwas Außergewöhnliches galt.

Darf man Denkmäler abtragen, sie Stein für Stein, Moment für Moment, demontieren? Man darf nicht nur, sondern man muss,

wenn es der Wahrheitsfindung dient.

Dennoch: Michael Jackson ist tot. Er kann niemanden mehr in sein Neverland einladen, und auf das reduziert werden, was die Protagonisten dieser Sendung

ziemlich glaubhaft versichern: Auf den Pädophilen.

Vor ein ordentliches Gericht kann er auch nicht mehr gestellt werden.

Dass Safechuck und Robson (für mich) glaubhaft klingen, heißt natürlich nicht zwangsläufig, dass sie auch glaubwürdig sind. Aber Widersprüche in ihren Aussagen bestätigen noch lange nicht, dass sie die Unwahrheit sagen. Frühe Kindheits-Erinnerungen bergen immer Fehler, auch, wenn diese Erinnerungen gute sind.

Es scheint jedoch beinahe, dass ein Missbrauch oder der dringende Verdacht darauf durch einen Mega-Star weniger schlimm wirkt als durch den unsympathischen Kerl von nebenan.

Safechuck und Robson sind in meinem Augen trotzdem keine überschwänglichen Protagonisten, die nur vor die Kameras treten, um einem Idol im

Nachhinein in den Arsch zu treten. Diese Wirkung hinterlassen sie einfach nicht auf die Zuschauer.


Fakten

Michael Jackson hat sich gern und oft mit kleinen Jungen umgeben und sie nicht nur auf seine Neverland-Farm mitgenommen, sondern der Weltöffentlichkeit präsentiert. Wenn ich einmal etwas über ihn gesehen oder gelesen habe, hat es mich schon sehr verwundert,

warum ein erwachsener Mann sich (wobei das erwachsen wohl eine Frage für sich ist)  ausgerechnet in der Gesellschaft von kleinen Jungen wohl fühlte. Eigentlich sucht jeder Mensch Ansprache bei seinesgleichen und auf Augenhöhe. Selbst wenn Michael J. niemals wirklich erwachsen geworden ist,

so waren ihm dennoch siebenjährige Jungen intellektuell überhaupt nicht gewachsen.

Es musste also etwas anderes dahinter stecken - und das lief vor aller Augen ab. Doch diese Augen werden nun nach dem TV-Beitrag von Don Reed verschlossen -

denn was nicht sein darf, kann auch nicht sein.

Michael Jackson fühlte sich wie Peter Pan. Insgesamt war er wohl der von dieser Welt am meisten abgehobene Mensch, von dem ich je gehört habe.

Später ließ er sich Nacht für Nacht mit Propofol vollstopfen, einem Narkosemittel. Auf solch eine Idee kommt nicht mal jeder Polytoxikomane. Er hat ganz neue Facetten der Sucht in die Welt gebracht.

Übrigens soll man nach einer Narkose mit Propofol unangenehme Dinge vergessen ... dann hat Jackson ziemlich viel vergessen. Vielleicht wollte er auch vergessen?


Fazit

Ich war nie ein Michael Jackson-Fan und werde es auch nie sein - und bei den geschilderten Erlebnissen von Wade Robson (36) und James Safechuck (41) waren weder ich noch sonstige Menschen Zeuge. Im günstigsten Fall könnte man annehmen, dass Jackson a-sexuell war. Aber er hatte den Körper eines Mannes, und Körper melden sich in der Regel völlig automatisch. Und die Psyche kennt eben Bedürfnisse, die unstillbar sein können, aber nicht gesund.

Sein ursprünglicher Körper hat sich nebenbei auch gemeldet,

und so hat er sich im Laufe der Zeit von einem hübschen jungen Mann zu einer unglaublichen Karikatur operieren lassen. Selbst die Hautfarbe  ließ er seinen Wünschen anpassen. Hätte ich ihn nicht hin und wieder im Fernsehen oder in Zeitungen gesehen,

sondern eines Tages plötzlich und unvermittelt auf der Straße getroffen, ich hätte wirklich Angst gehabt, einem Lebewesen von einem anderen Stern zu begegnen. Oder einem Bild von einem lebendigen Toten, wenn nicht sogar dem Tod persönlich.

Wer nun meint, dass diese TV-Sendung besonders aus dem Grund ein Denkmal zerstört, weil es sich selber nicht mehr wehren kann,

sollte sich vielleicht darüber bewusst werden, dass man ebenfalls an dieser Statue kratzen würde, wenn sie noch leben würde. Und dann hätte Jackson -

nicht zum ersten Mal - ein großes Problem.

Im Fall des Jordan Chandler kaufte Jackson sich mit 23 Millionen Dollar zivilrechtlich frei. Im Fall des Gavin Arvizo wurde er freigesprochen.

Wo Rauch ist, ist auch Feuer? In der Regel sicherlich! Der Rest ist eine Glaubensfrage.

Und dass die beiden Betroffenen erst in 2019 in einer Dokumentation so offen über den angeblich passierten Missbrauch sprechen - ist sicherlich nicht ungewöhnlich für Missbrauchsopfer. Man wende sich diesbezüglich mal an Menschen, die dies als Kinder erleiden mussten ... zum Glück kenne ich keine persönlich, hoffe ich zumindest. Denn viele sprechen ihr Leben lang nicht darüber ...

Missbrauchsopfer sind m. E. nach nicht mit den Maßstäben zu messen, die man an andere anlegen kann: Im Film spricht Safechuck sogar noch heute davon, dass er Liebe für den King of Pop empfindet. Ein trauriges Ergebnis einer Gehirnwäsche, falls die Missbrauchsvorwürfe stimmen ...

Hier und da hört man von den durchtriebenen Bosheiten, mit denen Opfer mundtot gemacht werden.

Was die Eltern der beiden Protagonisten angeht:

Es war eine andere Zeit. Die Verehrung des gewaltigen Superstars machte sie blind und gehörlos gegenüber den Stimmen der Vernunft und dem, was sie vor Augen hatten. Natürlich zählt diese Entschuldigung nicht wirklich.

Man liest, wohin ich tendiere ... allerdings wird sich der Fall Jackson nie mehr wirklich aufklären lassen. Ein Cold Case - aufgrund seines Todes.

Und nicht immer muss es heißen: Im Zweifel für den Angeklagten. Es darf auch ruhig mal umgekehrt sein,

wenn man ein dumpfes Gefühl dabei hat, als Zeuge dem Vorspiel zum Missbrauch und als Zuschauer vermutlich beigewohnt zu haben.

Falls es auf Facebook zu einer Diskussion über diese Sendung kommen sollte, so bitte ich um Sachlichkeit. Ich habe mich hier ebenfalls sachlich ausgedrückt. Und dulde gerne auch völlig andere Meinungen.


Guten Tag, Gruß Silvia

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