Mittwoch, 28. Juni 2017

27. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in München bei Andre

Vorspeise: Carpaccio mit Prärieaustern
Hauptspeise: Ochsenbackerl mit saisonalem Gemüse
Nachspeise: Drei verschiedene Palatschinke-Arten  mit geistigem Beistand


Typisch Familie

Zum Glück ist diese Münchner Dinner-Familie nicht gewachsen, sondern hat sich nur im Überschwang der ersten Begegnung einen engen familiären Rahmen gegeben,

in dem Andre, der 85jährige ehemalige Schneidermeister mit Herren-Moden-Geschäft in Schwabing, den "Opa" gibt.

Vor erst fünf Jahren hat er seinen Laden geschlossen und nun hat er Zeit, sich um dieses und jenes fernab von Mode zu kümmern

und lädt sich Gäste ein, die er am Ende viel besser einschätzt als das den meisten gelingen würde:

Beinahe exakt auf den Punkt ahnt er die Bewertungen seiner Mitstreiter voraus,

die ihm am Ende insgesamt neunundzwanzig Zähler ins Haus bringen.

Ladda zieht bereits beim Aperitif "Prärieauster" eine Flunsch, denn sie kennt aus ihrer Heimat Thailand zwar vieles, vieles -

aber ein rohes Eigelb in einem Getränk - nein, das kennt sie nicht, das will sie nicht, und zum Glück ist man in Thailand sowieso so etepetete,

dass man sich generell nur vorsichtig über dieses und jenes hermacht, sprich: eigentlich alles isst, was kreucht und fleucht.

Ein paar Flunschen weiter, um ihren Unmut in die Kamera zu halten

gönnt sie ihm sechs einsame Pünktchen.

Sie will gewinnen, meint Andre.

Wenn er es sagt, glaube ich ihm - denn im Gegensatz zu mir erlebt er sie einen langen, aber doch zügig durchgezogenen Abend - und nicht nur ein knappes Stündchen.

Barbara vergleicht das Essen mit dem des "Tantris" - und ist außerdem noch besonders angetan von der blau-weißen Tischdecke,

die Andre für ein zweites Eindecken an diesem Abend benutzt.

Selber würde sich Andre eine acht geben, und dem folgen Barbara und Lars.

Ein 85jähriger Mann mit allen Sinnen in den richtigen Bahnen gibt ein gutes Dinner, ist ein aufmerksamer Gastgeber und blickt auf ein langes Leben voller Erfahrungen zurück, und ein paar seiner Geschichten hätte ich gerne gehört ...

Stattdessen höre ich vor allem Laddas Meckern. Für ihr geplantes Thai-Restaurant kann sie sicher jeden Euro brauchen,

und ich hoffe, dass dort niemand irgendwann "Prärieauster" bestellt.

Empfehle ich aber ihren künftigen Gästen, dies zu tun - und außerdem mal so richtig vom Leder zu reißen, falls irgendwas nicht so ganz dem eigenen Geschmack entspricht ...

Der nächste Dinner-Tag findet bei Daniel statt - und ich sehe eine arme Katze, die vor lauter Schreck und Panik vor so vielen Leuten

über Tische und Bänke und dem einen oder anderen beinahe ins Gesicht springt.

Und ich sehe böse Gesichter ...

Typisch Familie: Gib ihnen nur Gelegenheiten, und sie machen sich gegenseitig  rund!


Guten Morgen, Gruß Silvia


1 Kommentar:

  1. Andre - Lebemann, Schlitzohr und Grand Seigneur der Dinnerrunde lädt ein nach Schwabing!

    Und irgendwie hat man von Anfang an das Gefühl, Andre hat sie alle gekannt, die Schönen und Reichen, Verrufenen und Hippen die dereinst durch diesen Stadtteil gezogen sind!

    Das Schlitzohr kann der heutige Gastgeber auch nicht leugnen, clever alle Gäste mit in die Arbeit am Tisch einzubinden, raffiniert auf Schmorgericht und vorgefertigte Produkte zu setzen und ein Dessert zu servieren das sehr gut vorzubereiten ist. Da muss also erst ein 85jähriger Teilnehmer zum Dinner stoßen, damit man sich wieder auf diese Tugenden zurückbesinnt. Übrigens, die Gäste mit reichlich Alkohol zu befüllen kann ja auch niemals schaden!

    Bei seiner Arbeit in der Küche kann er nicht immer ganz die kleinen Eigenheiten verstecken, die sich halt in einem langen Kochleben so einschleichen, aber seine Lockerheit und die entspannte Art ist absolut inspirierend!

    Dem Gastgeber zu Ehren rückt heute die gesamte Mannschaft im Trachtenlook an und sieht dabei noch nicht einmal komplett verkleidet aus! Kompliment!

    Apero: war dann wohl die "Prärie-Auster" - und ich muss zugeben, ich hätte dieses Gebräu auch nicht haben müssen. Lieber schnell ein paar Scheibchen Rindercarpaccio nachschieben.

    VS: traditionelles Brauhausgericht, einfach und lecker. Die Gäste futtern sich zügig durch die Portion.
    HG: die Bäckchen anscheinen butterzart und schmackhaft, der Knödel etwas wässrig und das Rotkraut sehr traditionell. Die Teller voll und die Gäste begeistert. Was der Traubensalat sollte, für mich ein kleines Rätsel?!
    Dessert: ein wirklich mächtiger Abschluss des Dinners. Waren die Pfannkuchen noch etwas warm?

    Jede Wette, nach diesem Abend sind alle Gäste rund, satt und reichlich mit Alkohol befüllt, nach Hause gerollt!

    Ein Blick und Andre ist bereits jetzt klar, es könnte sein, dass nicht alle Gästinnen die Punkte gerecht verteilen!

    Das Dinner handfest und bodenständig, der Gastgeber eine Überraschung und eine, eigentlich doch ganz harmonische Gästerunde - passt!!

    (dieses seltsame Familienspiel: Tante, Opa, Enkel.......könnte allerdings gerne auch wieder aufgegeben werden!)

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