Darsteller und ihre Rollen
Patrick Kalupa - Dr. Moritz Neiss
Josefine Preuss - Charlie Winkler
Maximilian Grill - Dr. Florian Schmidtke
Brigitte Zeh - Janne Andersen
Maj Borchard - Lea Koch
An 4 Sonntagen ab 20.15 Uhr im ZDF
alle Folgen
sind bereits in
der Mediathek
Dr. Nice
heißt eigentlich "Neiss", wird aber im Titel Nice genannt, denn das klingt original gleich, obwohl er nicht wirklich nett ist. Sehr "nice" ist jedoch diese TV-Reihe um einen ehemaligen
Star-Wiederherstellungs-Chirurgen, der nach einem Unfall sein wichtigstes Arbeitsmittel - seine Hand - nicht mehr beruflich nutzen kann. In Australien könnte er sie operieren lassen - aber ständig kommt ihm etwas dazwischen, dieses Angebot eines Kollegen im fernen Land anzunehmen.
Unter anderem ist es ein Notartermin, den er wahrnehmen muss, damit seine bislang nicht nur ihm unbekannte, sondern auch unterschlagene Tochter Lea von Charlie Winkler adoptiert werden kann - denn Leas Mutter, die Partnerin von Charlie, ist verstorben.
Es bietet sich an, die verwaiste Praxis zu übernehmen, in der Charlie als Arzthelferin das Regiment führt: aber um als Allgemeinmediziner die Zulassung zu erlangen,
trifft er auch auf seinen alten Studienkollegen Dr. Florian Schmidtke, dem er vor langer Zeit die Freundin ausgespannt hat. Der Stachel sitzt immer noch tief -
und ist ein hervorragender Anlass für diverse stetige Schlagabtausche der beiden. Auf nichts ist eben so viel Verlass wie auf eine
alte Feindfreundschaft.
Dr. Neiss als Hausarzt
Keine einfache Kiste: wenn es Moritz nicht gefällt, dürfen seine Patienten schon mal wieder nach Hause gehen und müssen sich in Geduld üben. Er ist eben kein Arzt
für die einfachen Fälle, die täglich seine Praxis belagern. Da fehlen ihm offenbar die Herausforderungen seiner Vergangenheit als Star Chirurg. Darum kann man als Zuschauerin auch nicht sagen, dass man
ihn gern zu seinem Hausarzt machen würde (wenn er denn nicht nur eine Fiktion wäre). Und ob man seinetwegen gern an einer geheimnisvollen Krankheit leiden würde, die sowohl
viel medizinisches Wissen als auch eine detektivische Ader benötigt, ist fraglich. Aber
genau die Krankheitsfälle, die aus dem Rahmen fallen, bringen Dr. Neiss/Nice auf Trab: Schnupfen und "Rücken" und noch so einiges ... interessieren ihn überhaupt nicht.
Rein menschlich gesehen ist Dr. Neiss schon mal eine kleine Katastrophe: schonungslose Offenheit bringen nicht nur seine erwachsenen Patienten an ihre Grenzen, sondern ebenso kleine Kinder ... die von ihm auch nicht mit Samthandschuhen angefasst werden.
Als sich eine Liebe zur Hoteldirektorin Janne anbahnt ... ist das eine holprige Geschichte. Da aber das ganze schöne Theater um Dr. Nice unter dem Label "Herzkino" (eigentlich passt das Label nicht wirklich) läuft, wird er sicherlich auch noch sein Liebesglück finden ... Irgendwann vielleicht mit Verspätung, denn es ist
zu hoffen, dass nach den ersten beiden Staffeln weitere folgen - und die Möglichkeiten zum Liebesglück sich erhöhen.
Fazit
Ein bisschen ist Dr. Nice autistisch angepinselt, was es ihm erleichtert, sich über andere Meinungen oder die Befindlichkeiten anderer Menschen hinwegzusetzen. Auf jeden Fall ist er noch auf der Suche nach mehr psychischer Gesundheit ... oder: vielleicht sucht er sie auch nicht, sondern fühlt sich wohl in seiner Haut, die an manchen Stellen sehr dick - und an anderen geradezu durchschimmert und verletzlich ist.
Insgesamt ist das eine erfrischende recht neue Reihe mit einem sympathischen Hauptdarsteller, der den arroganten Besserwisser mit sprödem ureigenen Charme gibt, so dass man ihm auch seinen unverkennbaren Egoismus gern verzeiht (manch einer hat davon vielleicht zu wenig und nimmt ihn sich gern als Vorbild)
- und einem ebenso sympathischen Gegenpart (Maximilian Grill), die gemeinsam locker jede aufkeimende Sentimentalität wegstreiten können.
Eine Reihe für eine entspannte Zeit vor dem Bildschirm, obwohl die 2. Staffel mit einem dramatischen Cliffhanger endet:
Erkenntnis
Von Dr. Nice können sich die ewigen Ja-Sager abgucken, wie es sich anfühlen könnte, wenn sie öfter einmal mit "Nein" antworten - und der eigenen Ehrlichkeit mehr Raum geben.
Natürlich sollte man es - mit diesem "Vorbild" - nicht übertreiben - Dr. Nice leidet immerhin seit frühester Jugend unter Stimmungsschwankungen und nimmt diverse Medikamente (auch kontraproduktive), die ihn nicht selten auf eine Seite der Gefühlswelt bringen, in der sich niemand mehr wohlfühlen würde ...
Guten Tag, Gruß Silvia
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