Eine Mutter, fünf Väter, fünf Kinder
Nachdem man mir die Geschichte mit den Bienchen und Blümchen bildhaft ins kindliche Gemüt gesetzt hatte, konnte ich nicht mehr erwarten, wie diese Story wohl weiterging. Denn schon als Kind wusste ich, dass es schließlich mehr Lebewesen als nur Bienchen und Blümchen gibt ... zum Beispiel meine Wellensittiche Kookie und Julie.
Dass sich das bis auf die Menschen auswirkt, erfuhr ich irgendwann - an mein genaues Alter erinnere ich mich nicht mehr - aber ich war noch ziemlich unreif hinter und auch zwischen den Ohren. Eine phantastische Welt eröffnete sich mir, in der ich mich ein paar Jahre lang eindringlich mit Plänen für später beschäftigte.
Es war die Zeit, als ich mir darüber klar wurde, dass ich fünf Kinder haben wollte. Aber nicht auf die Art wie sie jene Familie in der Nachbarschaft hatte. Die Kinder wurden ständig mit Kleider- und Spielzeugspenden von anderen Familien und uns bedacht. Das hinderte das älteste der Abkömmlinge nicht daran, auch noch bei Nachbarn einzubrechen, um sich ohne viel Arbeit zu bereichern. Sie hatten es nicht leicht mit diesem Jungen ... denn seine "Karriere" begann er schon mit unter 15 Jahren.
Meine fünf Kinder sollten es einmal besser haben, und daher beschloss ich erstens, eine reiche, eine sehr reiche Bestseller-Autorin zu werden - und zweitens, dass meine fünf Kinder auch
fünf Väter haben sollten.
Ich setzte mich vor meiner Laufbahn als Liebhaberin zunächst an meine Schreibmaschine und schlug leidenschaftlich in die Tasten. Mein erster Roman hieß "Das Mädchen mit dem Eine-Million-Dollar-Gesicht" -
kann man heute drüber lachen, denn was ist heute schon eine Million - aber noch mehr lachen hätte ich später gekonnt, wenn ich diese Geschichte nochmals gelesen hätte. Allerdings "verschwand" sie auf wundersame Weise, und ich kenne auch diejenige, die sie verschwinden ließ. Folglich - und als Detektivin geoutet - lagen mir Kriminal-Stories mehr als solche halbseidenen Model-Stories, womöglich noch mit Happy-End.
Dann kam die Zeit, in der ich mir die Jungs genauer ansah im Hinblick auf meinen Wunsch nach fünf Kindern. Wann fängt man an, diese Planung in die Tat umzusetzen? Und wie schafft man den Übergang von einem Mann zum nächsten? Gibt es angemessene Zwischenräume? Andererseits wollte ich nicht, dass es zwischen meinen fünf Kindern zu große Altersunterschiede gab.
Was würden meine Eltern zu meiner ersten Schwangerschaft sagen - dazu noch als unverheiratetes Mädchen? Denn eine Heirat wollte ich definitiv und für alle Zukunft ausschließen.
Es war klar, sie würden sich mit einem ersten Enkelkind abfinden und mir sogar helfen. Aber dann? Beim zweiten Mal, beim dritten bis fünften Mal?
Würde meine Mutter jeden neuen Enkel auf ihren Knien schaukeln? Oder mir bereits nach dem ersten, das sie zur Oma gemacht hat, heimlich die Pille in den Kaffee plumpsen lassen?
Es waren viele Fragen, die mich in dieser Zeit umtrieben - und ich wusste einfach keine vernünftigen Antworten, noch konnte ich meinen Wunsch logisch erklären ...
denn es war nur ein unreifer Gedanke, der ein bisschen Prägung im Protest gegen meine eigene Mutter hatte. Zu dieser Erkenntnis musste ich jedoch erst einmal gelangen.
Ein paar Jahre später wurde ich ein klein wenig erwachsen. Und ab diesem Zeitpunkt stand für mich fest:
Ich wollte überhaupt keine Kinder!
Aber heiraten wollte ich immer noch nicht. Ich stellte mir das nicht wirklich prickelnd vor.
Meistens kommt eben doch alles anders als man es sich vorgenommen hat. Trotzdem kann es sein, dass ich schon morgen bereue,
keine fünf Kinder von fünf Männern bekommen zu haben - oder zumindest: Keine unverheiratete Bestseller-Autorin geworden zu sein.
Guten Tag, Gruß Silvia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen