Montag, 7. November 2022

6. November 2022 - ARD - Tatort Schwarzwald: "Die Blicke der Anderen"



Hauptkommissar Friedemann „Frieda“ Berg – Hans-Jochen Wagner

Hauptkommissarin Franziska Tobler – Eva Löbau
Kriminalassistent Andi Beuter – Daniel Friedl
Sandra Vogt – Lisa Hagmeister
Gerd Vogt, Sandras Mann – Daniel Lommatzsch
Lukas Vogt, Sandras ältester Sohn – Sean Douglas
Edeltraut Vogt, Sandras Schwiegermutter – Ruth Wohlschlegel
Anna Gentner, Nachbarin der Vogts – Margot Gödrös
Sebastian Kirchner, Bürgermeister und Sandras Vorgesetzter – Ulrich Blöcher
Julia Kirchner, seine Frau – Nikola Kastner

Stefan Kämmerer, Gerds ehemaliger Geschäftspartner – Niels Bruno Schmidt


Tatort Schwarzwald
Die Blicke der Anderen

"Sandra ist halt Sandra" - diesem in vier Worten vernichtendem Urteil der Schwiegermutter und der gutbürgerlichen Nachbarschaft kann ich mich nur anschließen. Emotional befindet Sandra sich auf dem Level eines Gefrierschrankes. Allerdings sind auch die meisten anderen Leute in Sandras Umfeld ebenso unsympathisch wie sie selber. Eine der beiden Ausnahmen ist ihr Sohn Lukas Vogt, der aber für die Trauer um Vater und Bruder nicht den richtigen Film-Rahmen bekommt.

Edeltraud Vogt, die Schwiegermutter Sandras, findet am frühen Samstagmorgen niemanden im Haus ihres Sohnes vor, dafür aber jede Menge Blut. Nicht lange bleibt unklar, dass ihr Sohn und ihr Enkel Noah gewaltsam ums Leben gekommen sind - sie werden unweit des Hauses tot aufgefunden.

Schnell ist allen klar, die Täterin kann nur diese Sandra gewesen sein, denn "Sandra ist halt Sandra": aber ist Sandra auch eine Mörderin? Ist jemand das, was man ihm zutraut?

Auch für die Kommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg ist Sandra höchst verdächtig, denn hartnäckig verschweigt sie, was ihr zum Alibi reichen könnte - und wer ihr Liebhaber ist, will sie ebenfalls nicht preisgeben.

Haben Sandra und ihr lange den Zuschauern unbekannter Liebhaber die Tat gemeinsam begangen? Aber kann eine Mutter wie sie ihren kleinen Sohn töten - oder vom Liebhaber töten lassen, weil er gesehen hat, wer seinen Vater ermordet hat?

Der in Eiseskälte erstarrten Frau kann man das durchaus zutrauen.



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Unter diesem Label läuft auch der Tatort. Sandra gehört nicht zum familiären "Wir" und zum nachbarschaftlichen schon gar nicht. Seit 18 Jahren verheiratet, ist sie immer die Fremde in der Familie geblieben.

Selbst Lukas hält seine Mutter für schuldig. Die zeigt ihrerseits nicht einmal den Anflug einer Trauer: nicht um ihren Mann (was vielleicht noch verständlich wäre), aber auch nicht um ihren Sohn Noah.

Drehbuchgemäß muss sie sogar am Wochenende nach der Tat wieder in ihr Büro im Bürgermeisteramt zur Arbeit gehen, denn

dort muss endlich einer der beiden wahren Täter ins Spiel gebracht werden. Der Bürgermeister Sebastian Kirchner ist der von ihr stoisch geheim gehaltene Liebhaber - und er hat Noah erwürgt, als dieser schrie und tobte und ihn und seine Frau Julia als Mörderin und dessen Helfer hätte identifizieren können. Dabei handelte es sich bei der Tötung Gerds eher um Totschlag als um Mord -

zumindest hält Sebastian Kirchner zu seiner von ihm betrogenen Frau, findet dieses "Wir" jedoch in einer eskalierenden Aktion, indem er das Kind tötet. Und das ist Mord.


Fazit

Bei alledem ist Julia neben Lukas eine sympathische Person, und sympathische Leute sind in diesem Film wirklich Mangelerscheinungen. Nachdem sie dem Seitensprung ihres Mannes auf die Schliche gekommen ist, wollte sie Sandras Ehemann Gerd davon unterrichten und ihn bitten, auf seine Frau einzuwirken  ... Gerd jedoch flippt völlig aus, dass man beinahe denken könnte, Julia hätte ihn betrogen. Julia greift zum Küchenmesser - und das Drama zwischenmenschlicher Abgründe beginnt. Julia ruft ihren Mann zur Hilfe ...

Da Sandra schließlich wusste, dass sie nicht schuldig am Tod von Ehemann und Kind ist, bleibt die Frage: hat sie niemals ihren Liebhaber als Täter in Betracht gezogen - und seine Identität schon aus diesem Grund und für die innere Seelenruhe bekanntgeben müssen?

Aber: "Sandra ist halt Sandra". Ehe und Schwiegereltern und nicht zuletzt die Nachbarschaft haben ihre Gefühle noch unter ein Mindestmaß abstumpfen lassen.

Trotzdem: wenn mein Kind ermordet wird, gebe ich alles, um seinen Mörder zu finden.

Ich gebe 3,5 von 5 möglichen Sternen. Insgesamt gefällt mir dieser konventionelle Tatort besser als jene letzten mit Gruseleffekten. Eine Sandra ist bereits gruselig genug ... da braucht man keinen Hokuspokus mit Mumpitz.


Guten Morgen, Gruß Silvia 



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