Montag, 20. Juni 2022

19. Juni 2022 - ARD - Tatort München: "Flash"


Ivo Batic: Miroslav Nemec
Franz Leitmayr: Udo Wachtveitl
Prof. Ralph: Vonderheiden André Jung
Dr. Laura Lechner: Anna Grisebach
Alois Meininger: Martin Leutgeb
Norbert Prinz: Peter Franke
Nele Prinz: Jenny Schily
Polizistin Ines: Eva Klosowski
Ruby: Massiamy Diaby
Hannes Lechner: Kilian Klösters

Buch: Sönke Lars Neuwöhner u. Sven S. Poser
Regie: Dominik Graf


Tatort München
"Flash"

Wer kann einem Mann sein Leben wiedergeben, ohne die fehlenden Jahrzehnte ausgleichen zu können, der nach dem Mord an einer jungen Frau zu lebenslänglich plus Sicherungs-Verwahrung verurteilt wurde? Immer wieder hat Alois Meininger seine Unschuld beteuert - und wurde dennoch weiterhin von der Gesellschaft und nach einem Urteil zugunsten der Schwere der Schuld abgesondert. Leider ist das ziemlich unlogisch. Hat denn in all den Jahrzehnten kein Fachmann erkannt, dass seine Phantasien nur in seinem Kopf stattfinden ...

und sich ein anderer dieser bedient hat.? Ideen-Klau auf dem niedrigsten und miesesten Niveau, auf das ein Mensch, zumal auch einer, der sich beruflich mit der Seele der Menschen befasst, sinken kann.

Um dem wirklichen Täter näher zu kommen, geben die Kommissare Batic und Leitmayr vor, dass Meininger entlassen worden sei - und sofort ein Mord nach seinem Muster passiert ist. Man müsse seinen geheimen Aufenthaltsort in Erfahrung bringen - und den kennt nur der Psychiater Dr. Prinz. Dr. Prinz ist allerdings dement, was eine Befragung ausgesprochen schwierig bis unmöglich macht.

Nun kommt Professor Vonderheiden ins Spiel der Ermittler: er befasst mit der Reminiszenztherapie, und mit Hilfe von dieser soll Dr. Prinz in frühere Zeiten zurückversetzt werden - um sich am Ende an den Rückzugsort Meiningers zu erinnern.

Die Praxis des dementen Psychiaters wird wie zu damaligen Zeiten rekonstruiert, er bekommt einen Kittel, seine roten Äpfel und schon beginnt natürlich

- und die Kommissare erwähnen es auch selber - der Missbrauch eines Demenz-Kranken.


Nichts ist wie es scheint

Zum einen gibt es keinen aktuellen Mord nach dem Muster des Mordes aus 1987. Der ist samt Tatort-Fotos von den Kommissaren erfunden worden. Es handelt sich um einen Cold-Case, den die beiden wegen der Hartnäckigkeit der Mutter des Opfers endlich klären wollen ... offenbar hat die Mutter Meininger nie für den Schuldigen gehalten.

Wer aber hat Meiningers Phantasien gestohlen? Es bleiben nur zwei Personen: Dr. Prinz. Und Professor Vonderheiden, der damals als Meininger Prinz' Patient war, in dieser Praxis ein Praktikum absolviert hat. Somit hatte er Zugang zu den Unterlagen und besonders den Tonband-Aufzeichnungen Dr. Prinz'.

Meininger selber ist über diese Ermittlungen informiert. Seinen Aufenthaltsort kennt man, und diesen zu suchen ist nur ein Vorwand.


Der Mörder

heißt Professor Vonderheiden. Als Student hat er sein späteres Opfer in der Disco "Flash" kennengelernt. Nach einem One-Night-Stand hat er sie ermordet und im Anschluss daran ihre blonden Haare angezündet ...

Der Mord wurde Meininger untergeschoben, weil er genau dessen Phantasien entsprach. Das war Vonderheiden klar, denn er kannte den der Allgemeinheit gegenüber pflichtschuldigen Dr. Prinz, der Meininger polizeibekannt machte.


Fazit

Inhaltlich fehlerfrei lässt sich solch ein Krimi nicht über die Bühne bringen. Zugunsten der insgesamt sehr guten Idee übersehe ich die Logik-Löcher. Dass Vonderheiden an diesem vorgeblichen Experiment, Prinz' Erinnerungen zu aktivieren, maßgeblich teilnimmt - ist eventuell der größte Fehler oder er entspringt einem sehr eigenen und riesengroßem Selbstbewusstsein, dass ihm niemand, absolut niemand in die Karten gucken kann - und er zwei Kommissare locker in die Tasche steckt. Er könnte diese Ermittlungen auch als ein Spiel mit gefährlichem Feuer ansehen.

Batic und Leitmeyr agieren heute ohne Frotzeleien, und auch Altherrenwitze fallen unter den Tisch. Sie ermitteln ernsthaft und in der festen Absicht, Meininger sein Leben zurückzugeben. Eines, in dem er frei von jeder Schuld an dem Tod einer jungen Frau ist.

Und weil die ganze Geschichte auch ein wenig trostlos ist, wird sie durch den kleinen Hund aufgelockert, um den Meininger sich kümmert. Ein Streuner wie er, ein Heimatloser. Einer der im Gefängnis der Straße festsitzt. Zwei, die einander verstehen.

So ziehen Hund und neues Herrchen am Ende auch gemeinsam vondannen. Ihnen sollte ein Leben abseits von diesem Keller-Bunker blühen, denn die

Haftentschädigung dürfte enorm - und mehr als verdient sein.

Für den Mörder gilt: gut, dass Mord nicht verjährt.

4 von 5 möglichen Sternen von meiner Seite.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

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