Montag, 5. Oktober 2015
5. Oktober 2015 - Vox/Aus dem Bienenkästchen - Nicht mieten, nicht kaufen, nicht wohnen
Nicht
mieten
Nicht
kaufen
Nicht
wohnen
Fünf Minuten, drei Minuten oder manchmal auch nur zwei Minuten, bevor es Dinner schlägt, werfe ich den Fernseher an - und werde schon mal so richtig in Stimmung für die Dinner-Parade gebracht, in eine recht missliche Stimmung.
Denn diese Sendung "mieten - kaufen - wohnen" schlägt wohl alles, was sonst noch im TV läuft und ich mir auch nicht ansehe: Quasi zwangs-weise werde ich hier vermakelt bis verschaukelt, und ich versuche in den Nebenraum zu flüchten - da verfolgt mich diese Stimme einer gewissen Hanka Sowieso.
Spielt die eigentlich an jedem Tag dort mit? Oder spielt die nur dort, um den Zuschauern auf den Geist zu gehen. Und was nimmt sie eigentlich in der Regel zu sich, um so über den Schirm zu kommen?
Auch herrlich ist die Hamburgerin, deren Zähne man noch im Dunkeln erkennen könnte. Auch im dichtesten Neben würde man ihr Gebiss noch sehen können.
Makler gehören ja ohnehin nicht zu den beliebtesten Leuten - aber hier trifft sich in meinen wenigen Minuten vor dem Dinner eine Bande, die sich irgendwie durch Hintertüren einen Eintritt ins Fernsehen verschafft hat. Oder wie sonst sind die tele-fähig geworden?
Dann sind die Wohnungs- und Haus-Besichtigungen auch noch gestellt, was man ganz klein und kurz im Abspann erfährt. Offenbar sind nur die Werbe-Absichten einzelner Klein-Darsteller ernst gemeint.
Und wenn ich am Ende noch den Satz höre "Der Makler, die Maklerin ... Frau Sowieso ... hat einen guten Job gemacht", bin ich eigentlich schon so bedient, dass ich umschalten möchte.
Worin besteht denn der "gute Job", den die darstellenden Makler hier abliefern? Ich habe keinen Plan und keine Idee - außer der, die ganze Sendung einzustampfen.
Keinen der makelnden Neben-Darsteller der Fernsehlandschaft würde ich als irgendwie sympathisch bezeichnen.
Kann man nicht kurz vor dem Dinner eine Art Sandmännchen laufen lassen? Oder die letzte Neujahrs-Rede von Muddi meinetwegen täglich wiederholen - oder einfach mal den Dinner-Zuschauern gönnen, dass sie ohne sich vorher geärgert zu haben, in die beliebte Sendung rein sehen können?
Doch auf diese Art kann man die Zuschauer schon mit radikalen Gedanken versorgen, wenn wieder so gut in der folgenden Stunde auch nicht gekocht wird. Eine prophylaktische Dosis Unsinn, die sich dann in den Kommentaren zum Dinner mit niederschlägt. Frei nach dem Motto: Nach dieser mieten - kaufen - wohnen-Sendung muss man sich einfach irgendwo abreagieren.
Guten Tag, Gruß Biene
Samstag, 3. Oktober 2015
3. Oktober 2015 - WDR/Geschichten - Ekel Alfred und sein Besuch aus der Ostzone
Alternative Fakten
Ekel Alfred bekommt noch immer
Besuch aus der Ostzone
Seit vielen Jahren schon lebt Ekel Alfred in einem betreuten Wohnen für ehemalige Anti-Sozialisten und wird von seiner Else rundum betüddelt. Sie liefert ihm die Stichworte, aufgrund denen er seine 70er-Jahre-Kontras loslassen kann, und so leben die beiden einigermaßen und konsequent wie immer ihr Spießer-Dasein. Dass Helmut Schmidt noch lebt, bereichert Alfreds Leben ungemein, denn er kann den Kettenraucher und Erben Brandts weiterhin für die eingeschränkte Reisefreiheit mancher Bürger aus der Ostzone verantwortlich machen.
Und Jahr für Jahr wieder trifft Otto Graf in Alfreds Ruhrpott-Heimat ein und will mit dem Ekel ein Bierchen trinken und sich von ihm beleidigen lassen. Otto Graf ist noch voll auf Toto und genießt den Status als Witwer. Leider haben ihn Sohn und Schwiegertochter nie zu einem Großvater gemacht, und so teilt er dieses Schicksal mit Alfred.
Alfred seinerseits ist vom gemeinen Schweinebraten zum Wildschweinbraten übergegangen, beim Rotkohl ist er geblieben - und als Koch hat er auch nichts dazu gelernt. Aber es bereitet ihm die größte Freude, dem ungebetenen Gast aus der Ostzone jedes Jahr wieder zu zeigen, was Essens-Kultur hier im Westen heißt.
Nachdem die beiden im Lokal um die Ecke auf ihre Brüderschaft getrunken haben, holt Else die süßen Alten mit dem Geliebten ihrer sehr späten Tage, dem intelligenten Briefträger Schäfer, ab. Schäfer kennt alle Postleitzahlen auswendig, und nach der Wende musste er seinen Kopf immens strapazieren, um sich zu wenden.
Dann zeigt Alfred Otto, was Eigentum bedeutet und deutet dabei nicht nur auf Else, sondern auch auf den neuen Flat-Screen - in dem wieder irgendein Fußball-Spiel läuft, an dem die beiden sich reiben können.
Alfred meint, Else habe den hinteren Teil von seinem Fernseher - bösartig wie sie sei - auf den Müll geworfen, und er wundert sich, dass der trotzdem unverdrossen gute Bilder liefert. Schwarz-Weiß kann der Böse nicht mehr von Farbe unterscheiden, denn seine Augen sind trübe geworden.
Aber nicht so trübe, dass er nicht noch bemerkt, dass Helmut Schmidt nicht mehr der Super-Schönling in der falschen Partei ist, sondern Federn gelassen hat. "Die Sozis altern eben vorschnell", meint Alfred und prostet Otto jovial zu.
Und so wird der "kommunistische Roboter" Otto auch im nächsten Jahr wieder anreisen, um seinen besten Kumpel Alfred zu besuchen und sich von ihm gehörig runterputzen zu lassen.
3. Oktober 2015 - Interview - Anja: Wie es damals war vor 25 Jahren
Berlin/Foto: I. N. |
über die Ereignisse rund um den Mauerfall
Heimat ist ein wichtiger Begriff
Im Jahr 1989 ist Anja achtzehn Jahre alt und besucht mit ihrer damals besten Freundin Barbara, die Babsi genannt wird, ein Gymnasium in Zwickau. Die beiden Mädchen haben sich 1987 kennen gelernt.
Barbara wollte Lehrerin in der DDR werden, als ihre Eltern 1987 endlich Erfolg mit ihrem Ausreiseantrag hatten: Sie durften 1988 das Land mit ihrer Tochter verlassen.
Doch Babsi wollte ihre Heimat nicht verlassen. Sie war hier aufgewachsen und politisch System treu. Aus meinem anderen Blickwinkel ist diese Systemtreue unvorstellbar, da es diese hier in diesem Maße nicht gibt, weil wir nicht generell einem System treu sind, sondern viele Parteien zur Wahl haben und die nach Lust und Laune und besserem Wissen letztendlich untereinander wechseln können.
Barbara durfte schließlich nach einem Beschluss in der DDR bleiben: Diese Heimattreue musste sie teuer bezahlen, denn fortan musste sie auf jeglichen Kontakt zu ihren Eltern verzichten - und sei es nur brieflich oder telefonisch. Eine harte Entscheidung eines gnadenlosen Regimes. Und es ist davon auszugehen, dass überprüft wurde, ob Babsi das Kontaktverbot einhielt.
Fortan kümmerte sich Anjas Familie um Barbara, die zwar in einer eigenen Wohnung lebte, aber auch noch ein junges Mädchen war.
Wie sich Barbara so völlig elternlos fühlte, habe ich Anja nicht gefragt: Ich war zu geschockt von dieser Anordnung des Kontaktverbotes. Ein Traum, den viele träumten, hätte für sie in Erfüllung gehen können, und sie hätte in den Westen gehen dürfen. Aber sie träumte diesen Traum nicht, sie träumte in eine andere Richtung. Man muss nicht alles verstehen, manchmal muss man es nur annehmen wie es ist.
Auch Anjas Mutter G. kümmerte sich sehr um Barbara, gemeinsam mit ihren Eltern. Während G. eine der ersten war, die zu den Montags-Demonstrationen ging, waren ihre Eltern Regime treu. Deswegen gab es nicht selten Krach in der Familie - und Anja stand zwischen ihrer Mutter und ihren Großeltern. Diese leben inzwischen nicht mehr.
Auf eine sehr subtile Art und Weise, aber nicht unbemerkt, wurde auch Anjas Familie von der Stasi beschattet, denn sie waren durch Barbara natürlich in den Ausreise-Strudel um Barbaras Eltern involviert.
Barbara und Anja studierten inzwischen an der Pädagogischen Hochschule Zwickau, an der Staatsbürgerkunde, Musik und Sport unterrichtet wurden. Sie waren gerade einmal ein paar Wochen an der Uni eingeschrieben, als die Mauer unter dem Druck der vielen Montags-Demonstrationen und vielleicht auch ein bisschen unter dem der Vernunft fiel.
So hatten Barbara und ihre Eltern diesem unmoralische Ansinnen der DDR-Behörden beinahe völlig umsonst Platz in ihrem Leben gegeben: Sie hätten nur noch ein wenig warten müssen ...
Aber das konnte natürlich niemand ahnen. Hatten die Professoren noch kurz zuvor lauthals gedroht, wer zu den Montags-Demos gehe, fliege von der Uni -
war genau diese nach dem 9. November 1989 plötzlich Professoren-verwaist: Die waren alle im Westen. Krankenhäuser waren von Krankenschwestern und Ärzten verlassen worden - ein absoluter und einmaliger Ausnahmezustand.
Überhaupt war die ganze DDR wie leer gefegt: Alle wollten sehen, wie es im Westen war.
Anja und Barbara haben sich inzwischen aus den Augen verloren. Nicht aus den Augen verlieren wollen wir die weiteren Bemühungen zu einer endgültigen inneren Einheit, die wir nach 25 Jahren noch nicht so ganz gepackt haben.
Vielen Dank für das Interview, Anja.
Guten Tag, Gruß Biene
Freitag, 2. Oktober 2015
2. Oktober 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - "Wer ist der Profi" - Freitag in Düsseldorf bei Hassan/Ibo
Aperitif: Rosenwasser-Gimlet
Vorspeise: Hummer-Cocktail mit Honigmelone, Salatherz und Cognac
Hauptspeise: Irisches Ochsenfilet mit Wurzelgemüse, Erdapfel und Rotwein
Nachspeise: Black Forrest Gateau: Kirsche, dunkle Schokolade und Fleur de Sel
Lie to me
Diese Serie hätte Vox nicht ins Programm aufnehmen sollen, wenn sie (ist Vox weiblich?) an der Tatsache Interesse hätte, dass niemand erfährt, wie man Lügner erkennt, wenn es um das sogenannte perfekte Dinner geht. Nicht, dass ich erst, seitdem ich Vox kenne, Lügner erkenne - aber ich erkenne sie. Wenn auch nicht immer auf Anhieb.
Hassan, der ja schon immer Ibo heißt, ist undenkbar mit dreckigen Händen als untalentierter Helfer für einen gelernten Kfz-Mechaniker, denn einer wie er zieht sein eigenes Ding durch. Und das hat mit Schmutz nichts gemein.
Schon sein Vater, der mit der mit ihm schwangeren Mama aus dem Libanon kam, war Patissier. Und hat ihn vermutlich so sehr infiziert, dass ihm keine andere Wahl blieb, als dem Papa zu folgen. Schwerer wäre es für Ibo gewesen, wenn der Papa Chirurg wäre. Aber als eine Art Schönheits-Chirurg ist er hier durchaus am Werke, wenn es sich um seinen Nachtisch handelt.
Alles andere - außer dem super Fleisch - findet vor den innovativen Kritikpunkten der Gegner wenig Anklang. Der von mir ernannte Rumpelstilz (Stefan) ist in seiner Kritik zwar sachlich korrekt beheimatet, aber gnadenlos, wenn man an seine eigenen Kochkünste denkt. Frau Heidi, ohne Foto in dieser Woche nach Hause geschickt, dürfte mal gar nichts sagen.
Matthias will gewinnen - warum auch immer. Stille Wasser greifen in der Tiefe nach dem schnöden Mammon und sehen nicht
dass hier ein Nachtisch die anderen kleinen oder nicht vorhandenen Fehler absolut heraus reißt.
Dass Ibo am Ende nervös ist, macht ihn sympathisch. Als noch junger Hüpfer will er wesentlich mehr erreichen, als einen Sieg beim perfekten Dinner. Und vielleicht revolutioniert er mal sein deutsches Lieblingsgericht Sauerbraten, Rotkohl und Knödel?
So wie der Youngster am Anfang meinte, er koche nun gegen "alte Leute", genau so wollten diese "alten Leute" dem Jüngsten nicht wirklich und unbedingt den Sieg gönnen.
Wie gesagt: Lie to Me! Seit der Sendung bin ich schlauer! Irgendwas muss mich ja schlau machen.
Ibo bekommt sechsundzwanzig Pünktchen, die er von mir allein schon fürs Dessert bekommen hätte. Aber es gewinnt Matthias, der coole Typ, der dem Zuschauer außer seiner Kritikfreude an den letzten beiden (ja, nicht an den Tagen, bevor er gekocht hat) Tagen nichts gegönnt hat, was ihn als Typen irgendwie ausmacht. Das Kochen kann es nicht sein - trotz Gewinn. Es ist seine kleinliche Kritikfähigkeit. Punkt.
Am Ende frage ich mich nur, ob ein Patissier eigentlich ein Koch ist - oder ob Vox mal wieder so rum spinnt wie ich das jeden Tag versuche.
Guten Abend, Gruß Biene
1. Oktober 2015 - ARD - Letzter Teil der Serie "Weissensee"
Kaltes Herz am Abgrund
Pünktlich zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung werden am Beispiel der Familien Kupfer und Hausmann noch einmal die Ereignisse rund um den Mauerfall aufbereitet: Leute wie der fiktive Falk sieht solche Nachlesen auf unrühmliche Taten, die er bis in die Zeit nach der Wende retten wollte, sicher nicht gern.
Und wenn er Glück hatte, hat die Sängerin Dunja Hausmann ihn am Ende erschossen - obwohl man ihm unbedingt gönnen würde, all die Konsequenzen aus seinem Handeln tragen zu müssen. Denn der Tod ist vielleicht überhaupt keine Strafe und eine zu milde Lösung für jemanden, der buchstäblich über Leichen geht und schon gar nicht die eigene Verwandtschaft verschont.
Aber wie es so oft im Leben läuft: Es gibt Menschen, die sich immer und überall durchwurschteln und von neuem Unheil nicht nur träumen, sondern es auch anrichten.
Ohne Schuld in dieser Familie ist eigentlich nur Martin Kupfer, aber er ist auch immer mit anderen Dingen befasst als mit Politik. Obwohl gerade an seinem gehäuften Unglück die Politik die Schuld trägt.
Seine geliebte Julia Hausmann starb in der panischen Flucht vor seinem Bruder, ihr gemeinsames Kind wurde zuvor gnadenlos auf Geheiß des Bruders gegen ein tot geborenes Baby ausgetauscht.
Eine bessere Besetzung als Jörg Hartmann hätte es für den skrupellosen Falk Kupfer nicht geben können - schon von Natur aus ist er nicht gerade der Sympathie-Träger und ihm stehen die finsteren Machenschaften gut zu Gesicht.
Andere gehen eher geläutert aus der Geschichte hervor, was durchaus für viele Leute passend ist. Und am Ende stehen sie im irgendwie im Regen und gehen einer ungewissen Zukunft entgegen, die im Vorfeld nicht alle gleichermaßen erfreut - und im Nachhinein manche auch nicht.
Die eingeimpften Ideale des Sozialismus sehen sich einer Demokratie gegenüber, mit der die Menschen zunächst nicht viel anfangen können - oder auch anfangen wollen. Der ersten Euphorie auf beiden Seiten folgen "Ossi" als Schimpfwort und das Pendant "Besser-Wessi", was genau so unpräzise böse gemeint ist.
Doch der Film endet vor der endgültigen Wiedervereinigung, und einige versuchen noch, ihre Machenschaften zu vertuschen und sich an die neuen Verhältnisse anzupassen.
Martin findet sein Kind wieder. Er findet eine neue Liebe und wird vermutlich nie der große Macher, aber auch niemals der große Schuldige werden - wie sein Bruder.
Tiefe Einblicke in den Alltag der gewaltsam von uns getrennten Mit-Bürger für einen ewig langen Zeitraum von über 40 Jahren - und die Tatsache, dass es nichts gibt, zu dem Menschen nicht fähig wären. Und zwar im Bösen wie auch im Guten. Es muss nur der Nährboden für beides vorhanden sein.
Guten Tag, Gruß Biene
1. Oktober 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - "Wer ist der Profi" - Donnerstag in Wiesbaden bei Heidi
Aperitif: Rosé-Champagner
Vorspeise: Seeteufel-Carpaccio mit Hanfsamen-Rucola-Pesto und Limettenschaum
Hauptspeise: Lachs-Mascarpone-Nocken an Zitronen-Fenchel-Risotto
Nachspeise: Mango-Ragout an Limetten-Chili-Eis und Schoko-Brownie
Ooomm in die Hose
Nach dem Jan-von-ihren-Kochkünsten-Überzeugungsfoto an der Wand, auf dem ein Haufen Pasta zu sehen ist, wird kein Vox-Foto ihrer Koch-Ergebnisse den Weg an die nägel-abweisende alte Wand finden, denn das heutige Menü hat weder überzeugt noch gemundet, denn nicht immer macht sauer lustig und selbst ein Carpaccio kann man zu dünn schneiden.
Das sehe ich auch so, denn an diesem Hauch von einem Carpaccio auf einer Schiefertafel war allein das Kunstwerk, es derart filigran und dünner als Papier zu schneiden, dass man ohne Menü-Karte nur schwerlich erraten hätte, um was es sich eigentlich handelt.
Zu spät kommt Heidis innige Meditation, um ihre innere Mitte zu finden: Es gibt Dinge, die kann man sich nicht schön-meditieren - und dazu gehören auch Kochkünste.
Auch die Hilfe eines "alten Hasen" genannten Dinner-Teilnehmers, der seinerzeit den dritten Platz belegte, und nun schnibbelt, solange die Champagnerflasche noch nicht leer ist, nützt rein gar nichts.
Kein einziger Gang erreicht die Gunst der Gäste, nicht einmal der Champagner oder der Alternativ-Drink für Hassan wird gelobt. Und nicht die Amuse Gueules. Ein Hauch von Nichts in ihrer Vorspeise wird am Ende mit einem Hauch von Nichts an Punkten gekontert.
Insgesamt sind es zweiundzwanzig allein gelassene Punkte auf völlig verlorenem Posten.
Ein Dankeschön von hier aus dafür, dass sie in den letzten Tagen wenig geredet hat (bzw. wenig davon gesendet wurde): Heute ist klar, dass der Zuschauer manchmal, ohne es auch nur im geringsten zu ahnen, geschont wird. Denn ihre Stimme ist aufdringlich und schmerzt in den Ohren, aber zum Glück bleibt der Zuschauer von dem Geschmack der aufgetischten Gänge verschont. So hält sich wenigstens hier das Dilemma in Grenzen - und darf mal so richtig durch gekaut werden, ohne reinbeißen zu müssen.
Stefan bringt es bei Tisch ehrlich auf den Punkt. Frei von mir übersetzt sagt er: Heidi, ich habe heute kein Foto für dich ...
Auch ich habe kein Foto für Heidi, auch bei mir kommt sie keine Runde weiter und nicht in den Recall mit den Besten der Besten.
Wenigstens ist sie durch Stefans harte Worte schon einmal vorgewarnt und kann sich per Meditation auf den letzten Abend mental gut vorbereiten, um nicht alle Gesichtszüge entgleisen zu lassen, wenn sie erfährt, dass sie nicht nur Letzte wird, sondern auch mit grandiosem Abstand auf dem letzten Platz landet.
Denn dass Hassan heute weniger an Punkten als Heidi erkocht, ist nicht anzunehmen. Der Junge macht das schon, und ich glaube, er könnte es gut machen.
Guten Morgen, Gruß Biene
Donnerstag, 1. Oktober 2015
30. September 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - "Wer ist der Profi" - Mittwoch in Karlsruhe bei Matthias
Aperitif: Sommernachtstraum mit diversem Fingerfood
Vorspeise: Lachs mit Kaffeeöl, Gurkennest, Meerrettich und Lakritz-Basilikumkaviar im Apfelrauch
Hauptspeise: Ibericorücken mit weißem Quinoa, gefüllten Artischockenböden, mediterranem Gemüse und Safran-Chorizosoße
Nachspeise: Bratapfel im Glas mit Zimteis
Wo viel Rauch ist, lodert vielleicht auch ein Feuer ...
und insgeheim hoffe ich darauf, dass dieses ein kleines bisschen ausbricht. Aber nichts passiert, und Matthias bleibt ein Unbekannter. Ganz konzentriert auf die Chose Kochen, fällt kein Happen Privates wirklich für die Zuschauer ab. Er hat zwei Kinder, seine Ehefrau heißt Marion und kürzlich haben sie einen wunderschönen Urlaub im Indischen Ozean verbracht, mehr Amuse Zuschauer gibt es kaum.
Wenn ich dann sein karges, beinahe lieblos eingerichtetes Wohnzimmer mit der roten Couch und dem Flatscreen (viel mehr steht da nicht drin) allein schon mit dem Amuse Gueule vergleiche, sind die Happen zum Aperitif weitaus attraktiver anzusehen.
Seiner um einige Jahre jüngeren Frau Marion erklärt er erst einmal haarklein den Job einer Schnibbelhilfe, indem er ihr genaueste Anweisungen fürs Schneiden diverser Gemüse erteilt. Entweder traut er ihr nicht viel zu - oder er ist einfach so gestrickt, dass er keinem außer sich selber traut.
Die Gute muckt auch nicht im geringsten auf, sondern arbeitet ihm hilfreich zu, so gut sie kann.
Kennen gelernt haben sie sich im Zahntechnik-Labor, und das klingt ebenso glaubhaft wie kurz und knapp und "mehr wird hier nicht erzählt".
Und während Matthias gekonnt zu Werke geht, fällt mir auf, dass ich in dieser Woche den Namen "Daniel" noch nicht einmal gehört habe. Sind denn um Himmels Willen keine Daniels mehr vor Ort? Oder hat auch Vox endlich genug von dem überstrapazierten Daniel-Quatsch?
Vorgestern neben Hassan der größte Kritiker, gestern beim Kochen abgeschmiert, gibt sich Rumpelstilzchen Stefan heute begeistert in seinen Bewertungen über Matthias' Dinner. Als Belohnung gibt er gar neun Punkte, nur einen Hauch vom perfekt empfundenen Menü entfernt.
Hassan bleibt kritisch - und mit sieben Punkten in der unantastbaren goldenen Mitte der Bewertungen - und vielleicht hat er recht, vielleicht auch nicht. Ich mag das von hier aus nicht wirklich beurteilen.
Schon zur Vorspeise steigt Rauch unter den Glasglocken aus, um dann den ersten Gang freizugeben. Eine schöne Sache, aber so irre abgefahren nun wieder nicht. Und vielleicht auch längst überholt, dieses Kochen mit Show-Effekt.
Ein Gastgeber, der zum Sender (und vielleicht auch sonst) auf Distanz geht, legt insgesamt eine gute Leistung hin - nur von Hassan auseinander klamüsert bis nichts mehr wirklich gut ist - aber ehrlich gesagt, hätte ich bei ihm nicht am Tisch sitzen mögen.
Mir wäre nach zehn Minuten spätestens jeder Gesprächsstoff ausgegangen, und nur vom Essen allein werde ich leider nicht satt und zufrieden.
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