Goodbye Deutschland? - Nein!
In dem Dortmund meiner Kinderzeit rauchten noch die Schlote, und sobald der Wind ungünstig stand, wehte uns ein Hauch oder auch mehr Ruß ins Gesicht - das war zwar nicht gesund, aber es sah lustig aus. Nun ja, vielleicht übertreibe ich hier auch ein wenig ...
Doch die Bergmänner waren nicht nur in Ruß getränkt, und man sah ihnen ihren Beruf, von der Schicht nach Hause gehend, an, sondern wie ich hier und da gehört habe, sollen die meisten auch stolz auf ihre Arbeit gewesen sein. Im Bergbau wurde Kameradschaft großgeschrieben -
und auch die Stahlkocherei Hoesch war absolut beliebt bei Arbeitnehmern. Zärtlich und respektvoll nannten sie ihre Firma Frau Hoesch, als wäre sie eine in die Jahre gekommene erfahrene und weise Frau, die für alles eine Lösung parat gehalten hat. Womöglich gab es wirkliche Rechtfertigungen für diese innige Beziehung?!
Auch die meisten anderen Menschen haben eine tiefe Verbundenheit zu dieser Geburtsregion, und wenn der Himmel mal nicht so blau war wie er eigentlich hätte sein können,
dann wurde auch das zu etwas Besonderem, denn Humor erweist sich schließlich erst dann, wenn man auch bei dunklen Wolken noch einen Grund zum Fröhlichsein findet.
Und bis heute leben wir hier im Westen in einer sehr gemäßigten Zone. Gibt es anderswo Schneeverwehungen, geben wir uns mit ein paar Tagen moderatem Flockenfall zufrieden, und zwar gerne. Selten erleben wir Wetter-Extreme, und
trotzdem zieht es natürlich auch aus dem Ruhrgebiet auswanderungswillige Leute ins Ausland.
Wie sieht es in mir mit Wünschen nach Auswanderung aus?
Die Welt ist so groß und unüberschaubar, inhaltlich erhält man ohnehin keinen Einblick - und wo auf der Welt ist es so,
wie ich es gerne hätte?
Manches Mal habe ich mich in einem Taxi sitzend mit einem letzten Blick aufs Meer von einem Land verabschiedet, und ich gebe zu, hier und da sind meine Augen feucht geworden, als wollten sie an etwas festhalten, von dem mir klar war, dass diese Sentimentalität des Augenblicks nicht lange anhalten würde, wenn ich dorthin auswandern würde.
Viele Länder, Orte, Weltmeere habe ich gesehen - und das schönste und tiefste Gefühl kam immer dann, wenn ich zurück nach Hause kam ... vielleicht weil ein jeder Mensch ein Zuhause braucht, das den Namen verdient und genau dieser Ort, diese Region es sich hart erarbeitet hat, vielleicht, weil die Gewohnheit hier das Urteil spricht. Wer weiß?
In manchen Ländern, an manchen Orten hat es mir besser gefallen als in und an anderen - als ich z. B. nach einem langen Urlaub Thailand verlassen habe, war mir klar
Einmal ist genug,
während ich für Kenia eine Wiederholungs-Urlauberin gewesen bin.
Hawaii wäre schön gewesen, wenn es mehr den Hawaiianern zugehörig - und nicht in großen Teilen, abseits von der Natur, so schrecklich amerikanisch daherkäme.
Das ursprünglich Hawaiianische fühlte sich dort eher und leider wie eine ganz
besondere und sehr spezielle Ausgabe von Disney-Land an.
Bali war für mich nur ein One-Hit-Wonder, wenn man dieses Phänomen auf eine Insel übertragen möchte. Nett, aber um Himmels willen nicht noch einmal.
Während ich das schreibe, überlege ich, wo ich überhaupt gern leben würde, wenn ich meine Lieblings-Region nicht bereits gefunden hätte und sie im Ruhrgebiet verorte:
Also, und nur, wenn es unbedingt sein müsste, und ich keine andere Wahl hätte ... dann würde ich England bevorzugen:
St. Ives, Lands End, Cornwall im Ganzen.
Aber auch die Gegend um Inverness in Schottland ist reizvoll und interessant.
Beide Fotos aus St. Ives |
Fazit
Heimat ist die Resonanz
unserer Erinnerungen
© Anke Maggauer-Kirsche (*1948)
unserer Erinnerungen
© Anke Maggauer-Kirsche (*1948)
Und dort, wo die frühesten und meisten Erinnerungen stattgefunden haben, ist man zu Hause. Ein Zuhause, das vom innersten Gefühl her niemals zu leugnen ist.
In vielen Ländern war ich im Nachhinein gesehen sehr gerne, andere Reisen hätte ich mir sparen können, aber auch die waren für eine weltoffene Erfahrung am Ende gut ... und oft überkam mich inmitten eines - auch schönen - Urlaubes ein bekanntes Gefühl:
Heimweh!
Heimweh ist auf jeden Fall schlimmer als Fernweh.
Ich bin hier, ich bleibe hier.
Guten Tag, Gruß Silvia