Freitag, 7. November 2025

6. November 2025 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Ostwestfalen bei Betty



"Königliches aus dem Wasser und der Erde"
Vorspeise: Kaiserliches Dreierlei - Spargelsalat / Jakobsmuschel / Spargelcremesuppe
Hauptgang: Königliche Köstlichkeiten - Kalbssteak / Trüffel / Spargel / Kartoffelschnee
Nachtisch: Himmlisch-süße Versuchung - Erdbeer-Rhabarber-Törtchen / Vanilleschaum / Erdbeersorbet / Zitronen-Minz-Sorbet


Ein perfektes Leben - und ein anderes ...

Zwar besagt ein Sprichwort, dass unter jedem Dach ein "Ach" wohnt, aber ich wünsche Betty von Herzen, dass ihr Leben so perfekt ist wie sie es darstellt - und ihre lächelnde gute Laune von tief innen kommt. Doch

es gibt ein anderes Lebewesen, das unter ihrem Dach lebt, dessen Leben vollkommen unperfekt ist: das ist der

Kakadu.

Kakadu sind soziale Vögel, die in Gruppen leben sollten, aber dieser ist allein unter Menschen und drei kleinen Hunden. Auch, wenn er nicht - wie am heutigen Tag - sein Leben in einer Abstellkammer verbringen muss, sondern Frei"gang" hat

(es wurde gezeigt, dass er im Garten auf der Terrasse herumwuselt - dass die Flügel gestutzt sind, ist aber nur eine Vermutung von mir),

ist die

Prägung auf Menschen eine böse Fehlprägung.

Betty sollte sich vielleicht einmal vorstellen, dass sie und ihr Kakadu gemeinsam auf einer einsamen Insel leben. Ohne Fernseher, Internet oder Telefon zu ihrer Zerstreuung. Nach einer Weile könnte sie eventuell nachempfinden, wie sich ihr Vogel fühlt, der schon 23 Jahre bei ihr lebt.

Die 60jährige Betty ist in Leipzig geboren und gibt als Beruf "Beraterin" an - wenn ich mich nicht völlig irre, wurde sie am vergangenen Montag "Arbeits-Beraterin" genannt - vielleicht ist sie in einer privaten Arbeits-Vermittlung tätig oder sogar die Inhaberin einer solchen.

Heute könnte sie selbst auf eine "Ausleih"-Küchenkraft zurückgreifen, die sie mit mentaler Peitsche durch den Abend leitet, denn es wird

sehr spät. Erst gegen Mitternacht gibt es den letzten Gang.


Das Menü

weist mehr Schwächen als Stärken auf.

Da legt der als Aperitif servierte Champagner eine falsche Fährte ...

Bereits als Kind soll sie Kaviar und Ähnliches gegessen haben - und darum gibt es heute nur besondere Zutaten. Doch der Umstand als solches irritiert mich, denn sie ist in Leipzig geboren, und in der damaligen DDR soll es oft nicht einmal Bananen gegeben haben. Doch auch im Sozialismus gibt es Eliten ...

Leider bemüht sie sich nicht einmal, die Vorspeise warm auf den Tisch zu bringen, denn sie richtet jeden Teller einzeln an, bringt ihn zum Gast - um sich dann dem nächsten zu widmen. Dass am Ende alles kalt ist, ist der logische Schluss.

Stefanie schmeckt die kalte Spargelsuppe trotzdem besser als die Jakobsmuscheln und der Spargelsalat. Selbst von István gibt es negative Kommentare,

aber: ist die Vorspeise vermutlich trotzdem noch in Ordnung, bleibt mir zum

Zwischengang die Frage: Was soll das? Wem hilft es? Und vor allem: wem schmeckt es?

Von den Gästen mag niemand die Granita aus Spargelsud, aufgefüllt mit Cremant. "Schuss in den Ofen", sagt ein Gast. Andere Kommentare ähneln diesem.

Still wie in dem Beichtstuhl einer Kathedrale

(der Wille zur Beichte ist vorhanden, Sünden gibt es genug - aber irgendwie möchte man dann doch nicht davon erzählen)

geht der Hauptgang vonstatten: mit betretenen Gesichtern stochern die Gäste in den fast rohen Kalbsteaks herum, und niemand möchte am Tisch wirklich etwas dazu sagen.

Gibt es nicht nur Trüffel über den Hauptgang, sondern auch im Nachtisch? Ich bekomme das nur mit halber Aufmerksamkeit mit. Es ist, als wäre ich ebenso müde, wie es die Gäste sein müssen an diesem langen, langen Abend.


Fazit

Neid auf Bettys schickes Leben sehe und höre ich bei den Gästen überhaupt nicht. Neid, der so vielen gern unterstellt wird.

Zu diesem Menü gibt es allerdings nur eine, und zwar eine neutrale Meinung: so wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, machen teure Zutaten nicht zwangsläufig ein gutes Menü.

Dennoch bleiben die Gäste gebefreudig: 8 Punkte gibt Marc, je 7 Stefanie, Morris und István.

Mit 29 Zählern wird sie trotzdem auf den bisher letzten Platz geschickt.

Kaiserlich? Königlich? - (wie in obiger Speisekarte beschrieben). Oder doch einfach nur bürgerlich unperfekt?


Guten Morgen, Gruß Silvia


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