Hauptgang: Dreimal gebraten: Surf & Turf, Kartoffeln, Spargel
Nachtisch: Dreimal Erdbeere
Der Erbsenzähler
Der Montag ist für viele Menschen ein Tag, in den sie nur schwer reinkommen. Dabei befindet sich die Hürde eher am frühen Morgen als am frühen Abend,
aber heute setzt sich dieses mulmige Montags-Gefühl beim Zusehen des ersten Dinners der Woche fort.
Jens ist Buchhalter im Brautladenmoden-Laden seiner Frau, und diese Frau ist offensichtlich etlichen TV-Guckern aus der Sendung "Zwischen Tüll und Tränen" bekannt. Ich habe das Format noch nie gesehen, und so kenne ich weder seine Frau Meike noch ihn. Folglich kann ich unbelastet nur diesen einen Abend kommentieren,
wobei ich mich natürlich noch montagstauglich zurückhalte.
Das Menü
Jens jongliert gerne mit niedrigen Zahlen. 5 x 3 gleich 15, und die Summe stimmt. Was nicht stimmt, ist dieses Erbsenzählen von Jens. Jede seiner Zutat ist abgezählt, ob mengen- oder gramm-mäßig. Er möchte viel Auswahl auftischen und verzettelt sich dabei in geizigen Gefilden.
So bleibt für seine eigene Vorspeise und zum Wohl der Gäste (und ihrer Urteilfähigkeit) nur ein minimales Häufchen an Lachs-Tatar. Das liegt völlig undekoriert auf seinem Teller, als wäre es ein Häufchen Müll. Es schäme sich fremd, wer dazu noch in der Lage ist!
Das vorbereitete Chimichurri leidet ebenfalls an nicht ausreichender Menge. Er pimpt es mit Öl.
Der Käsekuchen ist vorbereitet, weil der lt. Jens "über Nacht durchziehen muss". Er sollte sich ohnehin mal zum eigenen Gemüt führen, was er alles von sich gibt: vor den Bildschirmen sitzen zum Teil wahre Kochkünstler. Ich zähle mich zwar überhaupt nicht dazu, aber dass hier vieles nicht rund läuft, bemerke ich.
Warum er sowohl die Kartoffeln als auch den Spargel sous-vide gart, ist sein Geheimnis. Vielleicht hat er ein gutes Verhältnis zu Plastik und Umständlichkeit. Der Spargel brennt ihm dann auch beim Erhitzen in der Pfanne an ... so dass es nicht mehr heißt: 5 x 3, sondern nur noch 5 x 2 Stangen.
Außerdem habe ich mir erlaubt, seine ursprüngliche Speisenkarte von 3-mal auf dreimal zu korrigieren. Mir ist dieses 3-mal in dieser Schreibweise nämlich überhaupt nicht bekannt.
Fazit
Jens ist unsicher, und er ist völlig uncool oder auch absolut verkrampft. Ich bin froh, wenn er morgen nur noch als Gast unterwegs ist, da wird er nicht so sehr auffallen. Denke ich.
Es ist wenig Tüll zu sehen, aber mehr (sinnbildliche) Tränen.
Wie an beinahe jedem Montag schalte ich am Ende dieser Vorführung zu "Barnaby" um: dessen Frau Joyce ist bekanntermaßen auch keine gute Köchin, aber wenigstens ist sie keine Erbsenzählerin.