Samstag, 3. Mai 2025

3. Mai 2025 - Henry forever


Lebenslänglich

Trauern ist wie ein großer Felsbrocken.
Wegrollen kann man ihn nicht.
Zuerst versucht man,
nicht darunter zu ersticken.
Dann hackt man ihn Stück für Stück kleiner.
Und den letzten Brocken,
steckt man in die Hosentasche
und trägt ihn ein Leben lang mit sich herum.

Der Text stammt aus dem Buch „Und das Leben bekommt mich zurück“ von Gerd Laudert-Ruhm und Susanne Oberndörfer.


Henry forever

Sein liebevolles, allen Menschen und Hunden stets in Freundlichkeit zugewandtes Wesen wird uns so lange in Erinnerung bleiben wie wir selber leben.

Am 25. April 2025, einem Freitag, ist Henry schwerkrank von seiner ihm vertrauten und sehr gemochten Tierärztin angstfrei in einen humanen Tod begleitet worden. Während er den Venenzugang gelegt bekam, schleckte er genüsslich an Leberwurst, als sei es eine Konsultation wie viele andere, die er im Laufe der Jahre bei ihr gehabt hatte. Es war ein

sehr friedlicher Abschied - ohne jeden Stress für Henry.

An seiner Seite waren natürlich seine "Mama" Silke und seine "Schwester" Iris. Alles war wie so oft, nur das Ende dieser Konsultation nicht.

Die Entscheidung für den sanften Tod wurde voller Traurigkeit allein im Sinne Henrys getroffen, aber ohne Egoismus, der uns Menschen oft genug dazu verleitet, abzuwarten ... und nochmals abzuwarten ...


Bel Ami

Irgendwann landete der Straßenhund mit der großen Begabung, sich von den Hinterlassenschaften der Straße zu ernähren - die er (leider) niemals verloren hat,

in einem rumänischen Shelter. Dort gab man ihm den Namen Bel Ami, der sicher zufällig gewählt wurde, aber zu Henry gepasst hat,

denn er liebte alle Menschen mit seinem ganzen Cocker-Herzen.

Henry in Rumänien

Und später kam er zu Silke und ihrer Tochter, die er dann besonders zu lieben lernte.

Am 16. Januar 2021 kam Bel Ami, der künftig Henry hieß, nach einer langen, beschwerlichen Reise in Köln an und wurde von seinen künftigen Frauchen abgeholt. Dass Henry

beeinträchtigt war, war ihnen zuvor natürlich bekannt: sein linkes Hinterbeinchen war auf die Hälfte verkürzt. Seine

spätere Tierärztin, spezialisiert auch auf Hunde aus dem Auslandstierschutz, meinte, dass es ein Unfall gewesen, aber ebenso gut auch angeboren sein könnte.

Laufen konnte er damit sehr gut, denn er kannte es schließlich nicht anders. Aber schnell ließ Silke eine Prothese fürs linke Hinterbeinchen anfertigen, die seine Gelenke und den Rücken schützen sollte.


Henrys Alter

war nur sehr schwer bis gar nicht annähernd genau zu schätzen, denn im Shelter hatte er sich das beste Merkmal für die Altersbestimmung, die Zähne,

an den Gitterstäben völlig abgewetzt, weil er aus Frust, Langeweile und vielleicht auch Hoffnungslosigkeit daran geknabbert hat.


Henrys neues Leben

wurde durch Silke und ihre Tochter ein völlig anderes, eines, das jeder Hund verdient hat: endlich war er ein vollwertiges Mitglied einer kleinen Familie und wurde regelmäßig medizinisch versorgt.

Zwischen mehreren Bettchen konnte er wählen, und selbstverständlich standen auch Couch und (Menschen)-Bett zur Verfügung. Der

Futternapf war stets gut gefüllt - obwohl man bei einem Cocker aufpassen muss, dass er in Maßen und nicht übermäßig frisst.

Wer je Henry und Silke und Iris miteinander gesehen hat, der wusste: der kleine rumänische Kerl war angekommen.



Er liebte das Buddeln von tiefen Löchern im Wald, um darin Abkühlung zu finden,  und das Wälzen im Schmutz - und er liebte es, mit anderen Hunden wild herumzutollen.

Mit jedem anderen Hund war er verträglich.

Seine Zeit war rundum ausgefüllt mit Spaziergängen, aber auch mit vielen Ruhephasen.


Henry, Charlie und Momo


Henry mit Charlie


Henry mit Momo


Das letzte Mal

habe ich Henry ein paar Stunden vor seinem Tod gesehen. Mit den von ihm so sehr geliebten Leckerchen haben Momo und ich

diesen wunderbaren schwarzen Hund mit der leuchtend hellen Seele

besucht, um Abschied zu nehmen.

Gerne hätte ich ihn noch einmal ganz fest in den Arm genommen, aber ich hatte große Sorge, dass er dann noch schlechter Luft bekommen würde als ohnehin schon.


Silke und Iris, ich trauere mit euch.

Aber ich bin sicher, Henry hat sich dort überm Regenbogen schon einige gute Leckerchen-Quellen gesichert - und ganz viele streichelnde Hände gefunden. Und überdies den besten

Hundekumpel Charlie wiedergetroffen, an dessen Seite noch Platz auf der schönsten aller Wolken ist.


"Ach nun hab ich überwunden
manche schweren, harten Stunden,
manchen Tag und manche Nacht
hab ich in Schmerzen zugebracht.

Ach, schrittest du durch den Garten
noch einmal im raschen Gang.
Wie gerne würde ich warten,
warten stundenlang."
- Theodor Fontane (1819 - 1898)


Kurze Verkleidung für ein Foto - auch ohne diese war Henry stets ein pfiffiger, lustiger Kerl



Guten Tag, Gruß Silvia


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen